standen, nach Inhalt des ersten Stadtbuchs bey anno 1622. Die Schleifmühle aber unter derselben.) Und ferner in eben diesem Jahre der alte Hüttengraben, so vordem zu dem Hohenofen und Hüttenwerk auf der Altenau verbrauchet worden und in welchen Graben (heisst es in der bestätigten Muthung) der Gerlachsbach und der Rotenbach, benebst der Oker fliessen. Anno 1657 ist sie noch laut einer alten Rechnung, im vollen Gange gewesen, nachhin aber abgegangen."
Von den Eisenhütten des Unterharzes liegen die folgenden Nach- richten vor.
Die Neuhütte an der Bode, welche fast seit einem Jahrhundert bestand, ging ebenfalls 1615 ein. Auch Muxholl ging um diese Zeit ein. Auf dem Lüdershof war eine Zerennhütte, welche noch 1616 in lebhaftem Betrieb stand.
Zu Mangelholz (Mandelholz) legte Graf von Münchhausen, der damals das Amt Elbingerode in Pfand hatte, 1612 einen hohen Ofen nach steirischer Art (Stuckofen) an. Bald darauf wurde durch den Eisenfaktor Windheim zu Wernigerode eine Hütte zu Baste gebaut. Die alten Eisenhütten zu Altenbrack, Neumark und Rübeland kamen ebenfalls bei Beginn des 30jährigen Krieges zum Erliegen, Tanne dagegen nicht. Auch die Hütten an der Kuhfurt, die Haselhütte und Gottesgab an der Bode standen bei Beginn des 30jährigen Krieges noch in Betrieb. Sie machten viel Gussware. Dagegen gingen die Eisenhütten in Trautenstein, bei den Kahlenberger Vorwerken und die Gustavshütte damals ein. -- Die Zerennherde in Braunlage und Kaltenesse wurden bei Ausbruch des Krieges noch betrieben.
Im 30 jährigen Kriege hatten die Harzer Eisenhütten schwer zu leiden, doch wurden einige des Kriegsmaterials wegen lebhaft betrieben. Des Bedarfs an solchem wegen erteilte Wallenstein bei seinem An- marsch 1625 den Eisenhütten an der Oker und Söse einen Freibrief. Aber schon im folgenden Jahr zerstörten Kriegsleute des Herzogs Christian, welche unter dem dänischen Major von Mütschethal zu Clausthal lagen, das Werk in der schwarzen Schluft bei Andreasberg und zerschnitten die ledernen Bälge 1). Damals wurden zu Kamm- schlacken von dem Hüttengewerken Hans Bartels eiserne Geschütze gegossen. Dieselben wurden nach Zellerfeld gebracht und 1626 von Tilly an der Windmühle zu Clausthal aufgepflanzt. -- Altenau lieferte Material für die Gewehrfabrikation. Gittelde wurde fortbetrieben.
1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 18.
70*
Der Harz im 17. Jahrhundert.
standen, nach Inhalt des ersten Stadtbuchs bey anno 1622. Die Schleifmühle aber unter derselben.) Und ferner in eben diesem Jahre der alte Hüttengraben, so vordem zu dem Hohenofen und Hüttenwerk auf der Altenau verbrauchet worden und in welchen Graben (heisst es in der bestätigten Muthung) der Gerlachsbach und der Rotenbach, benebst der Oker flieſsen. Anno 1657 ist sie noch laut einer alten Rechnung, im vollen Gange gewesen, nachhin aber abgegangen.“
Von den Eisenhütten des Unterharzes liegen die folgenden Nach- richten vor.
Die Neuhütte an der Bode, welche fast seit einem Jahrhundert bestand, ging ebenfalls 1615 ein. Auch Muxholl ging um diese Zeit ein. Auf dem Lüdershof war eine Zerennhütte, welche noch 1616 in lebhaftem Betrieb stand.
Zu Mangelholz (Mandelholz) legte Graf von Münchhausen, der damals das Amt Elbingerode in Pfand hatte, 1612 einen hohen Ofen nach steirischer Art (Stuckofen) an. Bald darauf wurde durch den Eisenfaktor Windheim zu Wernigerode eine Hütte zu Baste gebaut. Die alten Eisenhütten zu Altenbrack, Neumark und Rübeland kamen ebenfalls bei Beginn des 30jährigen Krieges zum Erliegen, Tanne dagegen nicht. Auch die Hütten an der Kuhfurt, die Haselhütte und Gottesgab an der Bode standen bei Beginn des 30jährigen Krieges noch in Betrieb. Sie machten viel Guſsware. Dagegen gingen die Eisenhütten in Trautenstein, bei den Kahlenberger Vorwerken und die Gustavshütte damals ein. — Die Zerennherde in Braunlage und Kaltenesse wurden bei Ausbruch des Krieges noch betrieben.
Im 30 jährigen Kriege hatten die Harzer Eisenhütten schwer zu leiden, doch wurden einige des Kriegsmaterials wegen lebhaft betrieben. Des Bedarfs an solchem wegen erteilte Wallenstein bei seinem An- marsch 1625 den Eisenhütten an der Oker und Söse einen Freibrief. Aber schon im folgenden Jahr zerstörten Kriegsleute des Herzogs Christian, welche unter dem dänischen Major von Mütschethal zu Clausthal lagen, das Werk in der schwarzen Schluft bei Andreasberg und zerschnitten die ledernen Bälge 1). Damals wurden zu Kamm- schlacken von dem Hüttengewerken Hans Bartels eiserne Geschütze gegossen. Dieselben wurden nach Zellerfeld gebracht und 1626 von Tilly an der Windmühle zu Clausthal aufgepflanzt. — Altenau lieferte Material für die Gewehrfabrikation. Gittelde wurde fortbetrieben.
1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 18.
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Der Harz im 17. Jahrhundert.
standen, nach Inhalt des ersten Stadtbuchs bey anno 1622. Die
Schleifmühle aber unter derselben.) Und ferner in eben diesem
Jahre der alte Hüttengraben, so vordem zu dem Hohenofen und
Hüttenwerk auf der Altenau verbrauchet worden und in welchen
Graben (heisst es in der bestätigten Muthung) der Gerlachsbach und
der Rotenbach, benebst der Oker flieſsen. Anno 1657 ist sie noch
laut einer alten Rechnung, im vollen Gange gewesen, nachhin aber
abgegangen.“
Von den Eisenhütten des Unterharzes liegen die folgenden Nach-
richten vor.
Die Neuhütte an der Bode, welche fast seit einem Jahrhundert
bestand, ging ebenfalls 1615 ein. Auch Muxholl ging um diese Zeit
ein. Auf dem Lüdershof war eine Zerennhütte, welche noch 1616 in
lebhaftem Betrieb stand.
Zu Mangelholz (Mandelholz) legte Graf von Münchhausen, der
damals das Amt Elbingerode in Pfand hatte, 1612 einen hohen Ofen
nach steirischer Art (Stuckofen) an. Bald darauf wurde durch den
Eisenfaktor Windheim zu Wernigerode eine Hütte zu Baste gebaut.
Die alten Eisenhütten zu Altenbrack, Neumark und Rübeland kamen
ebenfalls bei Beginn des 30jährigen Krieges zum Erliegen, Tanne
dagegen nicht. Auch die Hütten an der Kuhfurt, die Haselhütte und
Gottesgab an der Bode standen bei Beginn des 30jährigen Krieges
noch in Betrieb. Sie machten viel Guſsware. Dagegen gingen die
Eisenhütten in Trautenstein, bei den Kahlenberger Vorwerken und
die Gustavshütte damals ein. — Die Zerennherde in Braunlage und
Kaltenesse wurden bei Ausbruch des Krieges noch betrieben.
Im 30 jährigen Kriege hatten die Harzer Eisenhütten schwer zu
leiden, doch wurden einige des Kriegsmaterials wegen lebhaft betrieben.
Des Bedarfs an solchem wegen erteilte Wallenstein bei seinem An-
marsch 1625 den Eisenhütten an der Oker und Söse einen Freibrief.
Aber schon im folgenden Jahr zerstörten Kriegsleute des Herzogs
Christian, welche unter dem dänischen Major von Mütschethal zu
Clausthal lagen, das Werk in der schwarzen Schluft bei Andreasberg
und zerschnitten die ledernen Bälge 1). Damals wurden zu Kamm-
schlacken von dem Hüttengewerken Hans Bartels eiserne Geschütze
gegossen. Dieselben wurden nach Zellerfeld gebracht und 1626 von
Tilly an der Windmühle zu Clausthal aufgepflanzt. — Altenau lieferte
Material für die Gewehrfabrikation. Gittelde wurde fortbetrieben.
1) Siehe Wedding, a. a. O., S. 18.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1129>, abgerufen am 22.11.2024.
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