eines Berichtes des Bürgermeisters und Rates, dass die Handelsleute den armen Handwerksmann über die Massen dadurch drückten, dass sie diesem für die gelieferten Waren, anstatt bares Geld zu geben, allerhand Waren, Tuch, Strümpfe, Flachs, Fleisch, Speck, Reis und dergleichen aufnötigten, wodurch die armen Leute ins Verderben ge- rieten.
Der Harz.
Am Harz blühte bis zum 30jährigen Kriege die Eisenindustrie besonders in den Braunschweig-Lüneburgischen Landen, deren Fürsten, dem Beispiel des Herzogs Julius folgend, derselben ihre besondere Fürsorge zuwendeten. Herzog Heinrich Julius berief nach seinem Regierungsantritt 1589 seinen Stallmeister Georg Engelhard von Löhneiss zum Berghauptmann, in welcher Stellung derselbe segens- reich wirkte. Er erwarb sich grossen Ruhm als Berg- und Hütten- mann und sein "Bericht vom Bergwerk" ist das beste Buch über Berg- und Hüttenwesen, welches im 17. Jahrhundert geschrieben worden ist (s. oben S. 911).
Unter seiner Verwaltung wurden viele neue Eisenwerke angelegt; ebenso fällt die Einführung der Holzblasebälge am Harz, welche als der wichtigste, aber auch als fast der einzige technische Fortschritt der Eisenindustrie im 17. Jahrhundert bezeichnet werden muss, in seine Zeit.
Ausser den Gittelder Faktoreirechnungen befinden sich in dem Archiv des Oberbergamtes zu Clausthal Akten und Rechnungen über folgende Oberharzer Eisenhütten: Die Eisenwerke von Osterode 1605 bis 1669, die Odereisenhütte bei Lauterberg 1609 bis 1616, das Eisen- hüttenwerk bei Riefensbeck, ferner die Eisenhütten bei Burssfelden, Holzminden, Usslar und Harlinghausen am Sollingen.
Calvör1) führt folgende Eisenwerke auf: "In der schwarzen Schluft oder diesseits des daselbst nach dem Herzberge hinfliessen- den Wassers, die Siebe genannt, welches vor dem Rückfall der Graf- schaft Lauterberg an Grubenhagen die hohnsteinische und gruben-
1) Historisch chronologische Beschreibung des Maschinenwesens des Ober- harzes 1763, S. 213.
Beck, Geschichte des Eisens. 70
Der Harz im 17. Jahrhundert.
eines Berichtes des Bürgermeisters und Rates, daſs die Handelsleute den armen Handwerksmann über die Maſsen dadurch drückten, daſs sie diesem für die gelieferten Waren, anstatt bares Geld zu geben, allerhand Waren, Tuch, Strümpfe, Flachs, Fleisch, Speck, Reis und dergleichen aufnötigten, wodurch die armen Leute ins Verderben ge- rieten.
Der Harz.
Am Harz blühte bis zum 30jährigen Kriege die Eisenindustrie besonders in den Braunschweig-Lüneburgischen Landen, deren Fürsten, dem Beispiel des Herzogs Julius folgend, derselben ihre besondere Fürsorge zuwendeten. Herzog Heinrich Julius berief nach seinem Regierungsantritt 1589 seinen Stallmeister Georg Engelhard von Löhneiſs zum Berghauptmann, in welcher Stellung derselbe segens- reich wirkte. Er erwarb sich groſsen Ruhm als Berg- und Hütten- mann und sein „Bericht vom Bergwerk“ ist das beste Buch über Berg- und Hüttenwesen, welches im 17. Jahrhundert geschrieben worden ist (s. oben S. 911).
Unter seiner Verwaltung wurden viele neue Eisenwerke angelegt; ebenso fällt die Einführung der Holzblasebälge am Harz, welche als der wichtigste, aber auch als fast der einzige technische Fortschritt der Eisenindustrie im 17. Jahrhundert bezeichnet werden muſs, in seine Zeit.
Auſser den Gittelder Faktoreirechnungen befinden sich in dem Archiv des Oberbergamtes zu Clausthal Akten und Rechnungen über folgende Oberharzer Eisenhütten: Die Eisenwerke von Osterode 1605 bis 1669, die Odereisenhütte bei Lauterberg 1609 bis 1616, das Eisen- hüttenwerk bei Riefensbeck, ferner die Eisenhütten bei Burſsfelden, Holzminden, Usslar und Harlinghausen am Sollingen.
Calvör1) führt folgende Eisenwerke auf: „In der schwarzen Schluft oder diesseits des daselbst nach dem Herzberge hinflieſsen- den Wassers, die Siebe genannt, welches vor dem Rückfall der Graf- schaft Lauterberg an Grubenhagen die hohnsteinische und gruben-
1) Historisch chronologische Beschreibung des Maschinenwesens des Ober- harzes 1763, S. 213.
Beck, Geschichte des Eisens. 70
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Der Harz im 17. Jahrhundert.
eines Berichtes des Bürgermeisters und Rates, daſs die Handelsleute
den armen Handwerksmann über die Maſsen dadurch drückten, daſs
sie diesem für die gelieferten Waren, anstatt bares Geld zu geben,
allerhand Waren, Tuch, Strümpfe, Flachs, Fleisch, Speck, Reis und
dergleichen aufnötigten, wodurch die armen Leute ins Verderben ge-
rieten.
Der Harz.
Am Harz blühte bis zum 30jährigen Kriege die Eisenindustrie
besonders in den Braunschweig-Lüneburgischen Landen, deren Fürsten,
dem Beispiel des Herzogs Julius folgend, derselben ihre besondere
Fürsorge zuwendeten. Herzog Heinrich Julius berief nach seinem
Regierungsantritt 1589 seinen Stallmeister Georg Engelhard von
Löhneiſs zum Berghauptmann, in welcher Stellung derselbe segens-
reich wirkte. Er erwarb sich groſsen Ruhm als Berg- und Hütten-
mann und sein „Bericht vom Bergwerk“ ist das beste Buch über
Berg- und Hüttenwesen, welches im 17. Jahrhundert geschrieben
worden ist (s. oben S. 911).
Unter seiner Verwaltung wurden viele neue Eisenwerke angelegt;
ebenso fällt die Einführung der Holzblasebälge am Harz, welche als
der wichtigste, aber auch als fast der einzige technische Fortschritt
der Eisenindustrie im 17. Jahrhundert bezeichnet werden muſs, in
seine Zeit.
Auſser den Gittelder Faktoreirechnungen befinden sich in dem
Archiv des Oberbergamtes zu Clausthal Akten und Rechnungen über
folgende Oberharzer Eisenhütten: Die Eisenwerke von Osterode 1605
bis 1669, die Odereisenhütte bei Lauterberg 1609 bis 1616, das Eisen-
hüttenwerk bei Riefensbeck, ferner die Eisenhütten bei Burſsfelden,
Holzminden, Usslar und Harlinghausen am Sollingen.
Calvör 1) führt folgende Eisenwerke auf: „In der schwarzen
Schluft oder diesseits des daselbst nach dem Herzberge hinflieſsen-
den Wassers, die Siebe genannt, welches vor dem Rückfall der Graf-
schaft Lauterberg an Grubenhagen die hohnsteinische und gruben-
1) Historisch chronologische Beschreibung des Maschinenwesens des Ober-
harzes 1763, S. 213.
Beck, Geschichte des Eisens. 70
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1127>, abgerufen am 22.11.2024.
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