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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Hessen im 17. Jahrhundert.
und der Graf weiter nichts damit zu thun gehabt, als dass er "die
Klafftern, wie sie gelegt, aufschneiden lassen". Auf diese Art habe
er 2541 Klafter gemacht. 1622 war das Hüttenwerk in Schellnhausen
an den vormaligen Niddaischen Rentmeister Krug und den Zöllner
Otto für jährlich 150 Gulden verpachtet.

Eine weitere Eisenhütte bestand zu Bieber im hessischen Hinter-
land; die Akten darüber wurden nach der Annexion 1866 an Preussen
ausgeliefert. Aus Klipsteins mineralogischen Briefen erfahren wir,
dass daselbst 1660 der Eisenstein von Wommelshausen verschmolzen
wurde.

Auch in der Landgrafschaft Hessen-Kassel vernichtete der
30jährige Krieg die Eisenindustrie nahezu vollständig. Die wichtigsten
Werke waren damals die zum Kloster Haina gehörigen Eisenhütten
Fischbach und Rommershausen. Von diesen sind die Rechnungen
vom Jahre 1606 an im Landeshospital zu Haina fast vollständig
erhalten, und es ist das Verdienst des Konservators L. Bickell in
Marburg, dieselben aufgefunden und das wichtigste daraus mitgeteilt
zu haben1).

Bis zum Jahre 1616 war der Betrieb der Eisenhütte zu Fisch-
bach, auf welcher viele Gusswaren, darunter namentlich auch Ofen-
platten, gegossen wurden, des Hammers daselbst und des Blechhammers
zu Rommershausen ein lebhafter, in Folge dessen hat man im Jahre
1616 auch zu Rommershausen einen Giessofen erbaut, der im folgenden
Jahre auch betrieben wurde. Der Erzbezug gestaltete sich sehr günstig
durch die Eröffnung und Erweiterung der Eisensteingruben am Kalden-
baum, welche ein für Gusswaren so geeignetes Erz lieferten, dass der
Bezug von fremden teuren Eisensteinen unnötig wurde. Mit Ausbruch
des 30jährigen Krieges traten aber grosse Störungen und Unter-
brechungen des Betriebs ein. Von 1616 bis 1624 fehlen die Rech-
nungen gänzlich, im Jahre 1624 wurden zu Fischbach nur 3221/2 Ctr.
Öfen gegossen. 1625 bis 1628 wurde gar nichts gegossen, 1628 bis
1632 fehlen die Rechnungen, 1632/33 wird nur ein Ofen von 3 Ctr.
Gewicht aufgeführt, 1633 mussten die Hüttenbälge im Kloster ver-
steckt werden, 1634 wurden 40 Öfen von 173 Ctr. Gewicht gegossen.
Dagegen lag die Hütte in den Jahren 1635 bis 1638 und 1641 bis
1646 kalt. Dazwischen wurde Munition gegossen. Je länger der
Krieg dauerte, je mehr wurden Eisenkugeln begehrt2). Der Hainaer

1) L. Bickell, die Eisenhütten des Klosters Haina. Marburg 1889.
2) Siehe Bickell, a. a. O., S. 4.
Beck, Geschichte des Eisens. 68

Hessen im 17. Jahrhundert.
und der Graf weiter nichts damit zu thun gehabt, als daſs er „die
Klafftern, wie sie gelegt, aufschneiden lassen“. Auf diese Art habe
er 2541 Klafter gemacht. 1622 war das Hüttenwerk in Schellnhausen
an den vormaligen Niddaischen Rentmeister Krug und den Zöllner
Otto für jährlich 150 Gulden verpachtet.

Eine weitere Eisenhütte bestand zu Bieber im hessischen Hinter-
land; die Akten darüber wurden nach der Annexion 1866 an Preuſsen
ausgeliefert. Aus Klipsteins mineralogischen Briefen erfahren wir,
daſs daselbst 1660 der Eisenstein von Wommelshausen verschmolzen
wurde.

Auch in der Landgrafschaft Hessen-Kassel vernichtete der
30jährige Krieg die Eisenindustrie nahezu vollständig. Die wichtigsten
Werke waren damals die zum Kloster Haina gehörigen Eisenhütten
Fischbach und Rommershausen. Von diesen sind die Rechnungen
vom Jahre 1606 an im Landeshospital zu Haina fast vollständig
erhalten, und es ist das Verdienst des Konservators L. Bickell in
Marburg, dieselben aufgefunden und das wichtigste daraus mitgeteilt
zu haben1).

Bis zum Jahre 1616 war der Betrieb der Eisenhütte zu Fisch-
bach, auf welcher viele Guſswaren, darunter namentlich auch Ofen-
platten, gegossen wurden, des Hammers daselbst und des Blechhammers
zu Rommershausen ein lebhafter, in Folge dessen hat man im Jahre
1616 auch zu Rommershausen einen Gieſsofen erbaut, der im folgenden
Jahre auch betrieben wurde. Der Erzbezug gestaltete sich sehr günstig
durch die Eröffnung und Erweiterung der Eisensteingruben am Kalden-
baum, welche ein für Guſswaren so geeignetes Erz lieferten, daſs der
Bezug von fremden teuren Eisensteinen unnötig wurde. Mit Ausbruch
des 30jährigen Krieges traten aber groſse Störungen und Unter-
brechungen des Betriebs ein. Von 1616 bis 1624 fehlen die Rech-
nungen gänzlich, im Jahre 1624 wurden zu Fischbach nur 322½ Ctr.
Öfen gegossen. 1625 bis 1628 wurde gar nichts gegossen, 1628 bis
1632 fehlen die Rechnungen, 1632/33 wird nur ein Ofen von 3 Ctr.
Gewicht aufgeführt, 1633 muſsten die Hüttenbälge im Kloster ver-
steckt werden, 1634 wurden 40 Öfen von 173 Ctr. Gewicht gegossen.
Dagegen lag die Hütte in den Jahren 1635 bis 1638 und 1641 bis
1646 kalt. Dazwischen wurde Munition gegossen. Je länger der
Krieg dauerte, je mehr wurden Eisenkugeln begehrt2). Der Hainaer

1) L. Bickell, die Eisenhütten des Klosters Haina. Marburg 1889.
2) Siehe Bickell, a. a. O., S. 4.
Beck, Geschichte des Eisens. 68
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[1073/1095] Hessen im 17. Jahrhundert. und der Graf weiter nichts damit zu thun gehabt, als daſs er „die Klafftern, wie sie gelegt, aufschneiden lassen“. Auf diese Art habe er 2541 Klafter gemacht. 1622 war das Hüttenwerk in Schellnhausen an den vormaligen Niddaischen Rentmeister Krug und den Zöllner Otto für jährlich 150 Gulden verpachtet. Eine weitere Eisenhütte bestand zu Bieber im hessischen Hinter- land; die Akten darüber wurden nach der Annexion 1866 an Preuſsen ausgeliefert. Aus Klipsteins mineralogischen Briefen erfahren wir, daſs daselbst 1660 der Eisenstein von Wommelshausen verschmolzen wurde. Auch in der Landgrafschaft Hessen-Kassel vernichtete der 30jährige Krieg die Eisenindustrie nahezu vollständig. Die wichtigsten Werke waren damals die zum Kloster Haina gehörigen Eisenhütten Fischbach und Rommershausen. Von diesen sind die Rechnungen vom Jahre 1606 an im Landeshospital zu Haina fast vollständig erhalten, und es ist das Verdienst des Konservators L. Bickell in Marburg, dieselben aufgefunden und das wichtigste daraus mitgeteilt zu haben 1). Bis zum Jahre 1616 war der Betrieb der Eisenhütte zu Fisch- bach, auf welcher viele Guſswaren, darunter namentlich auch Ofen- platten, gegossen wurden, des Hammers daselbst und des Blechhammers zu Rommershausen ein lebhafter, in Folge dessen hat man im Jahre 1616 auch zu Rommershausen einen Gieſsofen erbaut, der im folgenden Jahre auch betrieben wurde. Der Erzbezug gestaltete sich sehr günstig durch die Eröffnung und Erweiterung der Eisensteingruben am Kalden- baum, welche ein für Guſswaren so geeignetes Erz lieferten, daſs der Bezug von fremden teuren Eisensteinen unnötig wurde. Mit Ausbruch des 30jährigen Krieges traten aber groſse Störungen und Unter- brechungen des Betriebs ein. Von 1616 bis 1624 fehlen die Rech- nungen gänzlich, im Jahre 1624 wurden zu Fischbach nur 322½ Ctr. Öfen gegossen. 1625 bis 1628 wurde gar nichts gegossen, 1628 bis 1632 fehlen die Rechnungen, 1632/33 wird nur ein Ofen von 3 Ctr. Gewicht aufgeführt, 1633 muſsten die Hüttenbälge im Kloster ver- steckt werden, 1634 wurden 40 Öfen von 173 Ctr. Gewicht gegossen. Dagegen lag die Hütte in den Jahren 1635 bis 1638 und 1641 bis 1646 kalt. Dazwischen wurde Munition gegossen. Je länger der Krieg dauerte, je mehr wurden Eisenkugeln begehrt 2). Der Hainaer 1) L. Bickell, die Eisenhütten des Klosters Haina. Marburg 1889. 2) Siehe Bickell, a. a. O., S. 4. Beck, Geschichte des Eisens. 68

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1073. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1095>, abgerufen am 22.11.2024.