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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Bayern im 17. Jahrhundert.
milian I. im Jahre 1648 sich veranlasst sah, dieselben für die fürstliche
Kammer einzuziehen und von neuem belegen zu lassen.

Weder Maximilian noch seinem Nachfolger Ferdinand Maria ge-
lang es, die Sulzbach-Ambergischen Eisenwerke wieder in Aufnahme
zu bringen. Ein Versuch des letzteren im Jahre 1655, die alte
Hammereinigung wieder aufzurichten, blieb erfolglos.

Die Bergwerke am Fichtelgebirge wurden, nachdem die nachträg-
lich erhobenen anhaltischen Ansprüche durch Kauf beseitigt waren,
von Kurfürst Ferdinand Maria verpachtet, und zwar das Bergwerk
Gottesgab 1658 um 550 Gulden auf acht Jahre und auf Afterbestand
ebenso lange die Hammergüter zu Ober- und Unterlind einem Johann
Ernst von Altmannshausen
, Obrist-Wachtmeister zu Fuss. Dieser
und sein Sohn brachten es unter falschen Angaben, indem sie nämlich
die Werkseinkünfte verhehlten und sogar angaben, mit Schaden zu
arbeiten, während sie durchschnittlich eine jährliche Ausbeute von
12000 Gulden auf den Werken erzielten, dahin, dass ihnen der Pacht
unter sehr günstigen Bedingungen bis zum Jahre 1684 erstreckt wurde.
Derselbe Herr von Altmannshausen kaufte 1670 die eingegangene Eisen-
hütte zu Ebnat und 1674 die zu Unterlind mit der niederen Gerichts-
barkeit auf denselben.

1685 wurde dem Freiherrn von Altmannshausen das Eisenberg-
werk am Fichtelberg von neuem in Pacht gegeben und dieser auf
16 Jahre bis zum Jahre 1700 erstreckt. Im Jahre 1689 kamen aber
die Schwindeleien, welche der Freiherr und sein Sohn zum Nachteil
der fürstlichen Regierung getrieben hatten, an den Tag, es wurde
der Pacht aufgehoben, und die Berg- und Hüttenwerke mit dem
ganzen Inventar eingezogen. Der junge Altmannshausen, der am
meisten bei der Angelegenheit graviert war, wurde überdies "mit
8 tägiger Arrestierung auch geringer Atzung" bestraft.

Von dem Eisenwerk bei Bodenwöhr erfahren wir aus der Zeit
des 30jährigen Krieges nur, dass im Jahre 1630 Wilhelm Selz das
Hammerwerk für 13000 Gulden übernahm, in der Folge aber sehr
schlechte Geschäfte machte. Die Hütten kamen in Verfall. -- Im
Jahre 1678 wurde der Hammermeister Schreyer von dem Land-
gericht Neuenburg und dem Pflegeamt Bruck gemeinschaftlich in den
Besitz des Bodenwöhrer Hammers eingewiesen. Bei den zugehörigen
Grundstücken wird eine "Hammer- oder Zigeunerwiese" und eine
"Zerrennerwiese" aufgeführt. Im Jahre 1693 beschloss die bayrische
Regierung, den Betrieb zu Bodenwöhr selbst in die Hand zu nehmen,
einen Hochofen daselbst zu erbauen und die Schreyers als Hütten-

Bayern im 17. Jahrhundert.
milian I. im Jahre 1648 sich veranlaſst sah, dieselben für die fürstliche
Kammer einzuziehen und von neuem belegen zu lassen.

Weder Maximilian noch seinem Nachfolger Ferdinand Maria ge-
lang es, die Sulzbach-Ambergischen Eisenwerke wieder in Aufnahme
zu bringen. Ein Versuch des letzteren im Jahre 1655, die alte
Hammereinigung wieder aufzurichten, blieb erfolglos.

Die Bergwerke am Fichtelgebirge wurden, nachdem die nachträg-
lich erhobenen anhaltischen Ansprüche durch Kauf beseitigt waren,
von Kurfürst Ferdinand Maria verpachtet, und zwar das Bergwerk
Gottesgab 1658 um 550 Gulden auf acht Jahre und auf Afterbestand
ebenso lange die Hammergüter zu Ober- und Unterlind einem Johann
Ernst von Altmannshausen
, Obrist-Wachtmeister zu Fuſs. Dieser
und sein Sohn brachten es unter falschen Angaben, indem sie nämlich
die Werkseinkünfte verhehlten und sogar angaben, mit Schaden zu
arbeiten, während sie durchschnittlich eine jährliche Ausbeute von
12000 Gulden auf den Werken erzielten, dahin, daſs ihnen der Pacht
unter sehr günstigen Bedingungen bis zum Jahre 1684 erstreckt wurde.
Derselbe Herr von Altmannshausen kaufte 1670 die eingegangene Eisen-
hütte zu Ebnat und 1674 die zu Unterlind mit der niederen Gerichts-
barkeit auf denselben.

1685 wurde dem Freiherrn von Altmannshausen das Eisenberg-
werk am Fichtelberg von neuem in Pacht gegeben und dieser auf
16 Jahre bis zum Jahre 1700 erstreckt. Im Jahre 1689 kamen aber
die Schwindeleien, welche der Freiherr und sein Sohn zum Nachteil
der fürstlichen Regierung getrieben hatten, an den Tag, es wurde
der Pacht aufgehoben, und die Berg- und Hüttenwerke mit dem
ganzen Inventar eingezogen. Der junge Altmannshausen, der am
meisten bei der Angelegenheit graviert war, wurde überdies „mit
8 tägiger Arrestierung auch geringer Atzung“ bestraft.

Von dem Eisenwerk bei Bodenwöhr erfahren wir aus der Zeit
des 30jährigen Krieges nur, daſs im Jahre 1630 Wilhelm Selz das
Hammerwerk für 13000 Gulden übernahm, in der Folge aber sehr
schlechte Geschäfte machte. Die Hütten kamen in Verfall. — Im
Jahre 1678 wurde der Hammermeister Schreyer von dem Land-
gericht Neuenburg und dem Pflegeamt Bruck gemeinschaftlich in den
Besitz des Bodenwöhrer Hammers eingewiesen. Bei den zugehörigen
Grundstücken wird eine „Hammer- oder Zigeunerwiese“ und eine
„Zerrennerwiese“ aufgeführt. Im Jahre 1693 beschloſs die bayrische
Regierung, den Betrieb zu Bodenwöhr selbst in die Hand zu nehmen,
einen Hochofen daselbst zu erbauen und die Schreyers als Hütten-

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[1064/1086] Bayern im 17. Jahrhundert. milian I. im Jahre 1648 sich veranlaſst sah, dieselben für die fürstliche Kammer einzuziehen und von neuem belegen zu lassen. Weder Maximilian noch seinem Nachfolger Ferdinand Maria ge- lang es, die Sulzbach-Ambergischen Eisenwerke wieder in Aufnahme zu bringen. Ein Versuch des letzteren im Jahre 1655, die alte Hammereinigung wieder aufzurichten, blieb erfolglos. Die Bergwerke am Fichtelgebirge wurden, nachdem die nachträg- lich erhobenen anhaltischen Ansprüche durch Kauf beseitigt waren, von Kurfürst Ferdinand Maria verpachtet, und zwar das Bergwerk Gottesgab 1658 um 550 Gulden auf acht Jahre und auf Afterbestand ebenso lange die Hammergüter zu Ober- und Unterlind einem Johann Ernst von Altmannshausen, Obrist-Wachtmeister zu Fuſs. Dieser und sein Sohn brachten es unter falschen Angaben, indem sie nämlich die Werkseinkünfte verhehlten und sogar angaben, mit Schaden zu arbeiten, während sie durchschnittlich eine jährliche Ausbeute von 12000 Gulden auf den Werken erzielten, dahin, daſs ihnen der Pacht unter sehr günstigen Bedingungen bis zum Jahre 1684 erstreckt wurde. Derselbe Herr von Altmannshausen kaufte 1670 die eingegangene Eisen- hütte zu Ebnat und 1674 die zu Unterlind mit der niederen Gerichts- barkeit auf denselben. 1685 wurde dem Freiherrn von Altmannshausen das Eisenberg- werk am Fichtelberg von neuem in Pacht gegeben und dieser auf 16 Jahre bis zum Jahre 1700 erstreckt. Im Jahre 1689 kamen aber die Schwindeleien, welche der Freiherr und sein Sohn zum Nachteil der fürstlichen Regierung getrieben hatten, an den Tag, es wurde der Pacht aufgehoben, und die Berg- und Hüttenwerke mit dem ganzen Inventar eingezogen. Der junge Altmannshausen, der am meisten bei der Angelegenheit graviert war, wurde überdies „mit 8 tägiger Arrestierung auch geringer Atzung“ bestraft. Von dem Eisenwerk bei Bodenwöhr erfahren wir aus der Zeit des 30jährigen Krieges nur, daſs im Jahre 1630 Wilhelm Selz das Hammerwerk für 13000 Gulden übernahm, in der Folge aber sehr schlechte Geschäfte machte. Die Hütten kamen in Verfall. — Im Jahre 1678 wurde der Hammermeister Schreyer von dem Land- gericht Neuenburg und dem Pflegeamt Bruck gemeinschaftlich in den Besitz des Bodenwöhrer Hammers eingewiesen. Bei den zugehörigen Grundstücken wird eine „Hammer- oder Zigeunerwiese“ und eine „Zerrennerwiese“ aufgeführt. Im Jahre 1693 beschloſs die bayrische Regierung, den Betrieb zu Bodenwöhr selbst in die Hand zu nehmen, einen Hochofen daselbst zu erbauen und die Schreyers als Hütten-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1064. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1086>, abgerufen am 22.11.2024.