Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
oberen Rande dreieckig ausliefen. Dieselben wurden erst mit einem Gemenge von Kohle und Lehm etwa 3 mm dick an den Wänden ausgeschlagen. Die Mischung bestand gewöhnlich aus 2 Tln. Kohlen- pulver und 1 Tl. Lehm. Dann wurde dies kohlenreiche Gemisch, welches die Reduktion bewirkte und aus 3 Tln. Kohlenstaub und 1 Tl. Lehm hergestellt war, eingetragen. Man drückte dieses fest ein, so dass nur eine kleine Öffnung in der Mitte zum Einsetzen der Probe verblieb. Die Probe bestand aus dem Eisensteinpulver und dem Fluss, welche zuvor in einem Mörser gehörig gemischt worden waren. Als Fluss giebt Agricola nur Salpeter an. Jedenfalls wendete man Flussmittel an, welche die beigemengten Silikate leicht verschlackten und ein flüssiges Glas gaben, während man in späterer
[Abbildung]
Fig. 2.
Zeit auch solche Zuschläge als Fluss- mittel gab, welche der Beschickung in Hochöfen entsprachen, also Kalk, Thon und Kieselerde. Es lässt sich vermuten, dass man bei kalkhaltigen Erzen schon damals neben dem Sal- peter auch noch Glas zugab.
Die Schmelzung geschah in der Regel in einer Schmiedeesse vor dem Winde. Die Tiegel wurden mit Lehm befestigt und durch ein Stück Holz- kohle, das zu einem Deckel geformt war, verschlossen. Auf diesen Deckel wurde dann zum weiteren Schutze vor dem Winde noch etwas Kohlen- stübbe aufgedrückt. Man gab anfangs gelindes, dann heftiges Feuer. In etwa einer Stunde war die Probe fertig. Das Gewicht des Eisen- kornes gab das Ausbringen an Roheisen aus dem untersuchten Erze an. Aus dem Aussehen der Schlacke und des Regulus, sowie aus dessen Verhalten konnte man auf die Güte und Beschaffenheit des Eisensteines schliessen.
Eine Eisenprobe auf nassem Wege gab es damals noch nicht. Nur qualitativ liess sich Eisen durch flüssige Reagentien nachweisen. Schon Plinius erwähnt die Galläpfeltinktur als ein Reagens auf Eisen, und Paracelsus wies damit das Eisen in den Mineralwässern nach. -- Interessant ist die Art, wie Biringuccio die Verunreini- gungen der Eisenerze auf nassem Wege nachweist. Er schreibt: Man kann auch die Reinheit der Erze auf die Weise erkennen, dass man die Masse in eine starke Lauge (liscia forte -- jedenfalls Scheide-
Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
oberen Rande dreieckig ausliefen. Dieselben wurden erst mit einem Gemenge von Kohle und Lehm etwa 3 mm dick an den Wänden ausgeschlagen. Die Mischung bestand gewöhnlich aus 2 Tln. Kohlen- pulver und 1 Tl. Lehm. Dann wurde dies kohlenreiche Gemisch, welches die Reduktion bewirkte und aus 3 Tln. Kohlenstaub und 1 Tl. Lehm hergestellt war, eingetragen. Man drückte dieses fest ein, so daſs nur eine kleine Öffnung in der Mitte zum Einsetzen der Probe verblieb. Die Probe bestand aus dem Eisensteinpulver und dem Fluſs, welche zuvor in einem Mörser gehörig gemischt worden waren. Als Fluſs giebt Agricola nur Salpeter an. Jedenfalls wendete man Fluſsmittel an, welche die beigemengten Silikate leicht verschlackten und ein flüssiges Glas gaben, während man in späterer
[Abbildung]
Fig. 2.
Zeit auch solche Zuschläge als Fluſs- mittel gab, welche der Beschickung in Hochöfen entsprachen, also Kalk, Thon und Kieselerde. Es läſst sich vermuten, daſs man bei kalkhaltigen Erzen schon damals neben dem Sal- peter auch noch Glas zugab.
Die Schmelzung geschah in der Regel in einer Schmiedeesse vor dem Winde. Die Tiegel wurden mit Lehm befestigt und durch ein Stück Holz- kohle, das zu einem Deckel geformt war, verschlossen. Auf diesen Deckel wurde dann zum weiteren Schutze vor dem Winde noch etwas Kohlen- stübbe aufgedrückt. Man gab anfangs gelindes, dann heftiges Feuer. In etwa einer Stunde war die Probe fertig. Das Gewicht des Eisen- kornes gab das Ausbringen an Roheisen aus dem untersuchten Erze an. Aus dem Aussehen der Schlacke und des Regulus, sowie aus dessen Verhalten konnte man auf die Güte und Beschaffenheit des Eisensteines schlieſsen.
Eine Eisenprobe auf nassem Wege gab es damals noch nicht. Nur qualitativ lieſs sich Eisen durch flüssige Reagentien nachweisen. Schon Plinius erwähnt die Galläpfeltinktur als ein Reagens auf Eisen, und Paracelsus wies damit das Eisen in den Mineralwässern nach. — Interessant ist die Art, wie Biringuccio die Verunreini- gungen der Eisenerze auf nassem Wege nachweist. Er schreibt: Man kann auch die Reinheit der Erze auf die Weise erkennen, daſs man die Masse in eine starke Lauge (liscia forte — jedenfalls Scheide-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0104"n="84"/><fwplace="top"type="header">Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.</fw><lb/>
oberen Rande dreieckig ausliefen. Dieselben wurden erst mit einem<lb/>
Gemenge von Kohle und Lehm etwa 3 mm dick an den Wänden<lb/>
ausgeschlagen. Die Mischung bestand gewöhnlich aus 2 Tln. Kohlen-<lb/>
pulver und 1 Tl. Lehm. Dann wurde dies kohlenreiche Gemisch,<lb/>
welches die Reduktion bewirkte und aus 3 Tln. Kohlenstaub und<lb/>
1 Tl. Lehm hergestellt war, eingetragen. Man drückte dieses fest<lb/>
ein, so daſs nur eine kleine Öffnung in der Mitte zum Einsetzen<lb/>
der Probe verblieb. Die Probe bestand aus dem Eisensteinpulver und<lb/>
dem Fluſs, welche zuvor in einem Mörser gehörig gemischt worden<lb/>
waren. Als Fluſs giebt <hirendition="#g">Agricola</hi> nur Salpeter an. Jedenfalls<lb/>
wendete man Fluſsmittel an, welche die beigemengten Silikate leicht<lb/>
verschlackten und ein flüssiges Glas gaben, während man in späterer<lb/><figure><head>Fig. 2.</head></figure><lb/>
Zeit auch solche Zuschläge als Fluſs-<lb/>
mittel gab, welche der Beschickung<lb/>
in Hochöfen entsprachen, also Kalk,<lb/>
Thon und Kieselerde. Es läſst sich<lb/>
vermuten, daſs man bei kalkhaltigen<lb/>
Erzen schon damals neben dem Sal-<lb/>
peter auch noch Glas zugab.</p><lb/><p>Die Schmelzung geschah in der<lb/>
Regel in einer Schmiedeesse vor dem<lb/>
Winde. Die Tiegel wurden mit Lehm<lb/>
befestigt und durch ein Stück Holz-<lb/>
kohle, das zu einem Deckel geformt<lb/>
war, verschlossen. Auf diesen Deckel<lb/>
wurde dann zum weiteren Schutze vor dem Winde noch etwas Kohlen-<lb/>
stübbe aufgedrückt. Man gab anfangs gelindes, dann heftiges Feuer.<lb/>
In etwa einer Stunde war die Probe fertig. Das Gewicht des Eisen-<lb/>
kornes gab das Ausbringen an Roheisen aus dem untersuchten Erze<lb/>
an. Aus dem Aussehen der Schlacke und des Regulus, sowie aus<lb/>
dessen Verhalten konnte man auf die Güte und Beschaffenheit des<lb/>
Eisensteines schlieſsen.</p><lb/><p>Eine Eisenprobe auf nassem Wege gab es damals noch nicht.<lb/>
Nur qualitativ lieſs sich Eisen durch flüssige Reagentien nachweisen.<lb/>
Schon <hirendition="#g">Plinius</hi> erwähnt die Galläpfeltinktur als ein Reagens auf<lb/>
Eisen, und <hirendition="#g">Paracelsus</hi> wies damit das Eisen in den Mineralwässern<lb/>
nach. — Interessant ist die Art, wie <hirendition="#g">Biringuccio</hi> die Verunreini-<lb/>
gungen der Eisenerze auf nassem Wege nachweist. Er schreibt: Man<lb/>
kann auch die Reinheit der Erze auf die Weise erkennen, daſs man<lb/>
die Masse in eine starke Lauge (liscia forte — jedenfalls Scheide-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[84/0104]
Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
oberen Rande dreieckig ausliefen. Dieselben wurden erst mit einem
Gemenge von Kohle und Lehm etwa 3 mm dick an den Wänden
ausgeschlagen. Die Mischung bestand gewöhnlich aus 2 Tln. Kohlen-
pulver und 1 Tl. Lehm. Dann wurde dies kohlenreiche Gemisch,
welches die Reduktion bewirkte und aus 3 Tln. Kohlenstaub und
1 Tl. Lehm hergestellt war, eingetragen. Man drückte dieses fest
ein, so daſs nur eine kleine Öffnung in der Mitte zum Einsetzen
der Probe verblieb. Die Probe bestand aus dem Eisensteinpulver und
dem Fluſs, welche zuvor in einem Mörser gehörig gemischt worden
waren. Als Fluſs giebt Agricola nur Salpeter an. Jedenfalls
wendete man Fluſsmittel an, welche die beigemengten Silikate leicht
verschlackten und ein flüssiges Glas gaben, während man in späterer
[Abbildung Fig. 2.]
Zeit auch solche Zuschläge als Fluſs-
mittel gab, welche der Beschickung
in Hochöfen entsprachen, also Kalk,
Thon und Kieselerde. Es läſst sich
vermuten, daſs man bei kalkhaltigen
Erzen schon damals neben dem Sal-
peter auch noch Glas zugab.
Die Schmelzung geschah in der
Regel in einer Schmiedeesse vor dem
Winde. Die Tiegel wurden mit Lehm
befestigt und durch ein Stück Holz-
kohle, das zu einem Deckel geformt
war, verschlossen. Auf diesen Deckel
wurde dann zum weiteren Schutze vor dem Winde noch etwas Kohlen-
stübbe aufgedrückt. Man gab anfangs gelindes, dann heftiges Feuer.
In etwa einer Stunde war die Probe fertig. Das Gewicht des Eisen-
kornes gab das Ausbringen an Roheisen aus dem untersuchten Erze
an. Aus dem Aussehen der Schlacke und des Regulus, sowie aus
dessen Verhalten konnte man auf die Güte und Beschaffenheit des
Eisensteines schlieſsen.
Eine Eisenprobe auf nassem Wege gab es damals noch nicht.
Nur qualitativ lieſs sich Eisen durch flüssige Reagentien nachweisen.
Schon Plinius erwähnt die Galläpfeltinktur als ein Reagens auf
Eisen, und Paracelsus wies damit das Eisen in den Mineralwässern
nach. — Interessant ist die Art, wie Biringuccio die Verunreini-
gungen der Eisenerze auf nassem Wege nachweist. Er schreibt: Man
kann auch die Reinheit der Erze auf die Weise erkennen, daſs man
die Masse in eine starke Lauge (liscia forte — jedenfalls Scheide-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/104>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.