Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
besonders Georg Agricola und Lazarus Erker. Was ersterer im siebenten Buche De re metallica darüber gesagt hat, haben wir oben (S. 45) bereits angeführt. Er röstet das Erz, zieht die eisenhaltigen Teilchen mit dem Magnet aus, sammelt diese, mischt sie mit einem Fluss und schmelzt sie in einer Tute im Schmiedefeuer. Der Eisen- könig wird gewogen.
Auch Lazarus Erker bedient sich bei der Eisenprobe des Mag- netes und giebt in seinem Probierbuche (p. CXXXI) fast die gleiche Vorschrift, nur etwas weitläufiger, wie Agricola. Unter der Über- schrift "wie man probieren soll, ob ein Eysenstein reich an Eysen sei" schreibt er: "Solche und dergleichen Eysensteine kann man durch kein andere weiss leichtlicher und bass probiren, dann durch den Magneten. Darumb so du denselben versuchen wilt, so röst ihn (wie- wohl ihn etliche ungeröst nehmen), reib ihn klein und nimb einen guten Magneten, welze oder zeuch den darinnen herumb, so hangt sich der gute Eisenstein alle an den Magneten, den streich mit einem Hasenfuss herab und hebe wiederumb mit dem Magneten den Eysen- stein auff, so viel du aufheben kannst und so zuletzt was liegen bleibt, dass sich nit aufheben will lassen, dass ist taub und nicht guter Stein. Hiemit kannstu sehen, ob eine Bergkart Eysen hat, oder ob ein Eysenstein reich oder arm an Eysen sey, dann wie gemelt, so hebt der Magnet kein ander metal auff, dann allein Eysen und Stahel.
Der Stahelstein aber, der ist dem Eysenstein an seiner farb gar vngleich und sihet etlicher gleich wie ein gelblichter spart, den hebt der Magnet roh, wie auch etliche Eysenstein, gar nicht auff, so man aber den Stahelstein röstet, so ferbt er sich, dass er dem reichen Eysenstein an der farb gleich ist, dann hebt der Magnet denselben gar gern und noch ehr und lieber als den Eysenstein . . . . .
So durch solche Prob durch den Magneten befunden wird, dass der Eysenstein gut und reich ist, so können dann die Hammerschmid mit ihren zuschlegen denselben im grossen fewer ferner probiren und versuchen . . . . ."
Charakteristisch für die alte Eisenprobe ist die Vorbereitung der Erze, besonders das Rösten oder Brennen derselben und das Aus- ziehen mit dem Magnet. Aber auch die Schmelzung wich in mancher Beziehung von der jetzt gebräuchlichen ab. Die Tiegel waren zwar, wie die Abbildungen bei Agricola und andern beweisen, dieselben wie heutzutage (Fig. 2). Es waren die sogenannten "hessischen" Tiegel oder Tuten von Grossalmerode, die am Boden rund, am
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Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
besonders Georg Agricola und Lazarus Erker. Was ersterer im siebenten Buche De re metallica darüber gesagt hat, haben wir oben (S. 45) bereits angeführt. Er röstet das Erz, zieht die eisenhaltigen Teilchen mit dem Magnet aus, sammelt diese, mischt sie mit einem Fluſs und schmelzt sie in einer Tute im Schmiedefeuer. Der Eisen- könig wird gewogen.
Auch Lazarus Erker bedient sich bei der Eisenprobe des Mag- netes und giebt in seinem Probierbuche (p. CXXXI) fast die gleiche Vorschrift, nur etwas weitläufiger, wie Agricola. Unter der Über- schrift „wie man probieren soll, ob ein Eysenstein reich an Eysen sei“ schreibt er: „Solche und dergleichen Eysensteine kann man durch kein andere weiſs leichtlicher und baſs probiren, dann durch den Magneten. Darumb so du denselben versuchen wilt, so röst ihn (wie- wohl ihn etliche ungeröst nehmen), reib ihn klein und nimb einen guten Magneten, welze oder zeuch den darinnen herumb, so hangt sich der gute Eisenstein alle an den Magneten, den streich mit einem Hasenfuſs herab und hebe wiederumb mit dem Magneten den Eysen- stein auff, so viel du aufheben kannst und so zuletzt was liegen bleibt, daſs sich nit aufheben will lassen, daſs ist taub und nicht guter Stein. Hiemit kannstu sehen, ob eine Bergkart Eysen hat, oder ob ein Eysenstein reich oder arm an Eysen sey, dann wie gemelt, so hebt der Magnet kein ander metal auff, dann allein Eysen und Stahel.
Der Stahelstein aber, der ist dem Eysenstein an seiner farb gar vngleich und sihet etlicher gleich wie ein gelblichter spart, den hebt der Magnet roh, wie auch etliche Eysenstein, gar nicht auff, so man aber den Stahelstein röstet, so ferbt er sich, daſs er dem reichen Eysenstein an der farb gleich ist, dann hebt der Magnet denselben gar gern und noch ehr und lieber als den Eysenstein . . . . .
So durch solche Prob durch den Magneten befunden wird, daſs der Eysenstein gut und reich ist, so können dann die Hammerschmid mit ihren zuschlegen denselben im groſsen fewer ferner probiren und versuchen . . . . .“
Charakteristisch für die alte Eisenprobe ist die Vorbereitung der Erze, besonders das Rösten oder Brennen derselben und das Aus- ziehen mit dem Magnet. Aber auch die Schmelzung wich in mancher Beziehung von der jetzt gebräuchlichen ab. Die Tiegel waren zwar, wie die Abbildungen bei Agricola und andern beweisen, dieselben wie heutzutage (Fig. 2). Es waren die sogenannten „hessischen“ Tiegel oder Tuten von Groſsalmerode, die am Boden rund, am
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Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
besonders Georg Agricola und Lazarus Erker. Was ersterer im
siebenten Buche De re metallica darüber gesagt hat, haben wir oben
(S. 45) bereits angeführt. Er röstet das Erz, zieht die eisenhaltigen
Teilchen mit dem Magnet aus, sammelt diese, mischt sie mit einem
Fluſs und schmelzt sie in einer Tute im Schmiedefeuer. Der Eisen-
könig wird gewogen.
Auch Lazarus Erker bedient sich bei der Eisenprobe des Mag-
netes und giebt in seinem Probierbuche (p. CXXXI) fast die gleiche
Vorschrift, nur etwas weitläufiger, wie Agricola. Unter der Über-
schrift „wie man probieren soll, ob ein Eysenstein reich an Eysen
sei“ schreibt er: „Solche und dergleichen Eysensteine kann man durch
kein andere weiſs leichtlicher und baſs probiren, dann durch den
Magneten. Darumb so du denselben versuchen wilt, so röst ihn (wie-
wohl ihn etliche ungeröst nehmen), reib ihn klein und nimb einen
guten Magneten, welze oder zeuch den darinnen herumb, so hangt
sich der gute Eisenstein alle an den Magneten, den streich mit einem
Hasenfuſs herab und hebe wiederumb mit dem Magneten den Eysen-
stein auff, so viel du aufheben kannst und so zuletzt was liegen
bleibt, daſs sich nit aufheben will lassen, daſs ist taub und nicht
guter Stein. Hiemit kannstu sehen, ob eine Bergkart Eysen hat, oder
ob ein Eysenstein reich oder arm an Eysen sey, dann wie gemelt,
so hebt der Magnet kein ander metal auff, dann allein Eysen und
Stahel.
Der Stahelstein aber, der ist dem Eysenstein an seiner farb gar
vngleich und sihet etlicher gleich wie ein gelblichter spart, den hebt
der Magnet roh, wie auch etliche Eysenstein, gar nicht auff, so man
aber den Stahelstein röstet, so ferbt er sich, daſs er dem reichen
Eysenstein an der farb gleich ist, dann hebt der Magnet denselben
gar gern und noch ehr und lieber als den Eysenstein . . . . .
So durch solche Prob durch den Magneten befunden wird, daſs
der Eysenstein gut und reich ist, so können dann die Hammerschmid
mit ihren zuschlegen denselben im groſsen fewer ferner probiren und
versuchen . . . . .“
Charakteristisch für die alte Eisenprobe ist die Vorbereitung
der Erze, besonders das Rösten oder Brennen derselben und das Aus-
ziehen mit dem Magnet. Aber auch die Schmelzung wich in mancher
Beziehung von der jetzt gebräuchlichen ab. Die Tiegel waren zwar,
wie die Abbildungen bei Agricola und andern beweisen, dieselben
wie heutzutage (Fig. 2). Es waren die sogenannten „hessischen“
Tiegel oder Tuten von Groſsalmerode, die am Boden rund, am
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/103>, abgerufen am 23.11.2024.
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