Die damaligen Eisen- und Stahlpreise waren folgende:
Ein Zentner steyrischen Stahl 13 fl. 30 Kreuzer
" Pfund Weissblech 6 " -- "
" Zentner Sturtzblech 81/2 " -- "
" Pfund Stabeisen 8 Heller
" " " 1621 zu Ettlingen -- fl. 3 Kreuzer.
Zimmeröfen im 17. Jahrhundert.
Bereits im 16. Jahrhundert hatte der hohe Preis des Brenn- materials Veranlassung gegeben, holzsparende Öfen und Koch- herde zu konstruieren. Cardanus beschrieb schon einen gemauerten Sparherd mit aufliegender Ofenplatte, wie er in Nord-Italien, nament- lich in Mailand zu seiner Zeit bereits in Gebrauch war. Die Koch- platte war aber nicht aus Eisen, sondern aus Kupfer. Eingehender beschäftigte sich Franz Kessler zu Frankfurt mit dieser Frage, der seine Ideeen und Erfahrungen 1618 in einem Buche "Holzsparkunst" zusammenfasste, in welchem verschiedene Ofenkonstruktionen be- schrieben und abgebildet sind 1). Der zuerst beschriebene Ofen ist ein Kachelofen mit verbesserter Konstruktion. Zunächst handelt er von "dem Ruster vnd Luftruhr" (Rost und Rohr). Der Rost besteht aus schmiedeisernen Stäben, welche kantig, und zwar von fünfeckigem Querschnitt geschmiedet sein und etwas weiter als eines Strohhalmes Dicke voneinander liegen sollen. Das "vierte Stockwerk" ist der eigentliche Feuerungsraum des Kunstofens, welcher als "das vor- nehmste" bezeichnet wird, der möchte wohl, wofern man es haben könnte, von "Sturzblech oder aber gegossenem Eysen aufgerichtet werden". Da dieses aber oft schwer zu beschaffen, auch für den ge- meinen Mann zu teuer sein würde, so liesse er sich auch aus Kacheln herstellen. An einer anderen Stelle (Kap. XV, S. 27) wird der "Ham- burger Ofen", der noch 1614 zu Hamburg in Gebrauch gewesen sei,
1)Holzsparkunst, Das ist ein solche new, zuvor niemahln gemein noch am Tag gewesene invention etlicher vnterschiedlicher Kunstöfen, vermittels deren Gebrauch jedes Jahrs insonderheit vber hundertmahl tausend Gulden, doch vor- abbrüchlicher Notturfft können erspart werden. -- Allen nachfolgenden Freyen Reichs: auch Chur vnd Fürstlichen Stätten, samt jhren Gemeindten zu sonderem Nutz vnd Gefallen, beschrieben vnd mit läuterlichen Figuren erkläret Durch Frantzen Kesslern, Conterfeytern vnd Einwohnern zu Frankfurt am Mayn. -- Gedruckt zu Frankfurt am Mayn, bey Anthoni Humma, -- in Verlegung Johann Theodori de Bry, Buchhändlern und Burgern in Oppenheim, Anno 1618. -- Dieses Buch fand grossen Beifall und wurde sogar in das Französische übersetzt.
Zimmeröfen im 17. Jahrhundert.
Die damaligen Eisen- und Stahlpreise waren folgende:
Ein Zentner steyrischen Stahl 13 fl. 30 Kreuzer
„ Pfund Weiſsblech 6 „ — „
„ Zentner Sturtzblech 8½ „ — „
„ Pfund Stabeisen 8 Heller
„ „ „ 1621 zu Ettlingen — fl. 3 Kreuzer.
Zimmeröfen im 17. Jahrhundert.
Bereits im 16. Jahrhundert hatte der hohe Preis des Brenn- materials Veranlassung gegeben, holzsparende Öfen und Koch- herde zu konstruieren. Cardanus beschrieb schon einen gemauerten Sparherd mit aufliegender Ofenplatte, wie er in Nord-Italien, nament- lich in Mailand zu seiner Zeit bereits in Gebrauch war. Die Koch- platte war aber nicht aus Eisen, sondern aus Kupfer. Eingehender beschäftigte sich Franz Keſsler zu Frankfurt mit dieser Frage, der seine Ideeen und Erfahrungen 1618 in einem Buche „Holzsparkunst“ zusammenfaſste, in welchem verschiedene Ofenkonstruktionen be- schrieben und abgebildet sind 1). Der zuerst beschriebene Ofen ist ein Kachelofen mit verbesserter Konstruktion. Zunächst handelt er von „dem Ruster vnd Luftruhr“ (Rost und Rohr). Der Rost besteht aus schmiedeisernen Stäben, welche kantig, und zwar von fünfeckigem Querschnitt geschmiedet sein und etwas weiter als eines Strohhalmes Dicke voneinander liegen sollen. Das „vierte Stockwerk“ ist der eigentliche Feuerungsraum des Kunstofens, welcher als „das vor- nehmste“ bezeichnet wird, der möchte wohl, wofern man es haben könnte, von „Sturzblech oder aber gegossenem Eysen aufgerichtet werden“. Da dieses aber oft schwer zu beschaffen, auch für den ge- meinen Mann zu teuer sein würde, so lieſse er sich auch aus Kacheln herstellen. An einer anderen Stelle (Kap. XV, S. 27) wird der „Ham- burger Ofen“, der noch 1614 zu Hamburg in Gebrauch gewesen sei,
1)Holzsparkunst, Das ist ein solche new, zuvor niemahln gemein noch am Tag gewesene invention etlicher vnterschiedlicher Kunstöfen, vermittels deren Gebrauch jedes Jahrs insonderheit vber hundertmahl tausend Gulden, doch vor- abbrüchlicher Notturfft können erspart werden. — Allen nachfolgenden Freyen Reichs: auch Chur vnd Fürstlichen Stätten, samt jhren Gemeindten zu sonderem Nutz vnd Gefallen, beschrieben vnd mit läuterlichen Figuren erkläret Durch Frantzen Keſslern, Conterfeytern vnd Einwohnern zu Frankfurt am Mayn. — Gedruckt zu Frankfurt am Mayn, bey Anthoni Humma, — in Verlegung Johann Theodori de Bry, Buchhändlern und Burgern in Oppenheim, Anno 1618. — Dieses Buch fand groſsen Beifall und wurde sogar in das Französische übersetzt.
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Zimmeröfen im 17. Jahrhundert.
Die damaligen Eisen- und Stahlpreise waren folgende:
Ein Zentner steyrischen Stahl 13 fl. 30 Kreuzer
„ Pfund Weiſsblech 6 „ — „
„ Zentner Sturtzblech 8½ „ — „
„ Pfund Stabeisen 8 Heller
„ „ „ 1621 zu Ettlingen — fl. 3 Kreuzer.
Zimmeröfen im 17. Jahrhundert.
Bereits im 16. Jahrhundert hatte der hohe Preis des Brenn-
materials Veranlassung gegeben, holzsparende Öfen und Koch-
herde zu konstruieren. Cardanus beschrieb schon einen gemauerten
Sparherd mit aufliegender Ofenplatte, wie er in Nord-Italien, nament-
lich in Mailand zu seiner Zeit bereits in Gebrauch war. Die Koch-
platte war aber nicht aus Eisen, sondern aus Kupfer. Eingehender
beschäftigte sich Franz Keſsler zu Frankfurt mit dieser Frage, der
seine Ideeen und Erfahrungen 1618 in einem Buche „Holzsparkunst“
zusammenfaſste, in welchem verschiedene Ofenkonstruktionen be-
schrieben und abgebildet sind 1). Der zuerst beschriebene Ofen ist
ein Kachelofen mit verbesserter Konstruktion. Zunächst handelt er
von „dem Ruster vnd Luftruhr“ (Rost und Rohr). Der Rost besteht
aus schmiedeisernen Stäben, welche kantig, und zwar von fünfeckigem
Querschnitt geschmiedet sein und etwas weiter als eines Strohhalmes
Dicke voneinander liegen sollen. Das „vierte Stockwerk“ ist der
eigentliche Feuerungsraum des Kunstofens, welcher als „das vor-
nehmste“ bezeichnet wird, der möchte wohl, wofern man es haben
könnte, von „Sturzblech oder aber gegossenem Eysen aufgerichtet
werden“. Da dieses aber oft schwer zu beschaffen, auch für den ge-
meinen Mann zu teuer sein würde, so lieſse er sich auch aus Kacheln
herstellen. An einer anderen Stelle (Kap. XV, S. 27) wird der „Ham-
burger Ofen“, der noch 1614 zu Hamburg in Gebrauch gewesen sei,
1) Holzsparkunst, Das ist ein solche new, zuvor niemahln gemein noch
am Tag gewesene invention etlicher vnterschiedlicher Kunstöfen, vermittels deren
Gebrauch jedes Jahrs insonderheit vber hundertmahl tausend Gulden, doch vor-
abbrüchlicher Notturfft können erspart werden. — Allen nachfolgenden Freyen
Reichs: auch Chur vnd Fürstlichen Stätten, samt jhren Gemeindten zu sonderem
Nutz vnd Gefallen, beschrieben vnd mit läuterlichen Figuren erkläret Durch
Frantzen Keſslern, Conterfeytern vnd Einwohnern zu Frankfurt am Mayn.
— Gedruckt zu Frankfurt am Mayn, bey Anthoni Humma, — in Verlegung Johann
Theodori de Bry, Buchhändlern und Burgern in Oppenheim, Anno 1618. — Dieses
Buch fand groſsen Beifall und wurde sogar in das Französische übersetzt.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1008. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1030>, abgerufen am 22.11.2024.
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