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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Roheisengewinnung.
zu Isernfelde (Eiserfeld) habe Schuderich aufgegeben, da habe solche der
gnädige Jonker (Junker) Johann dem Tillentey für das nämliche zum
Lehen gegeben; welches 3 Gulden das Jahr ausgemacht, das er dem
gnädigen Junker zu stellen versprochen habe.

So hatten mehrere eigene Hütten und Hämmer. Es wurden aber
auch sowohl Hütten wie Hammerteile verlehnt und verkauft.

Denn den 1. Januar 1447 verlehnte Peter von Heynbach ein Anteil
an der Hütte und dem Hammer über Weidenau an Peter von Mossen,
wahrscheinlich Müsen, für 7 Gulden jährlicher Zinse. Den 2. November
1489 kaufte einer das vierte Teil der Müsener Hütte für 9 Wagen
geschmiedetes Eisen.

Den 14. April 1503 kaufte Graf Johann zu Nassau eine halbe Hütte
und einen halben Hammer bei Siegen, mit Gezäh und aller Gerätschaft,
samt der dazu gehörigen Wohnung, nebst Scheuer, Schuppen, Garten,
Wiese, Feld und Hauberge von Agness Fryss Wittib für 280 Gulden
leichter Münze, und den 2. Februar desselben Jahres hatte er die Hälfte
der Hütte und des Hammers an der Hammerhütte für 40 Räder-Gulden
käuflich an sich gebracht. Der Hüttenbetrieb war damals noch in der
Kindheit einfach, kunstlos und grösstenteils dem Zufall überlassen.

Die Hüttenreisen dauerten 3 und 4 Wochen und der Verbrauch
des Eisensteins mit den Kohlen war gegen jetzige Zeit unverhältnis-
mässig gross gegen das Roheisen-Ausbringen.

So bestand der Betrieb bis um 1500, wo Hütten und Hammer, deren
mehrere auf einem Wasser lagen, ihren Betrieb ausdehnten, und sich
dadurch zu hindern anfingen. Diesem Missstande, sowie der Gefahr, die
der Forstwirtschaft durch den gesteigerten Bedarf an Holzkohlen er-
wuchs, wurde durch die "Kurbriefe" oder die Gesetze der Massenbläser
und Hammerschmiede im 16. Jahrhundert entgegengearbeitet. Der
Hauptgrundsatz derselben war, dass bestimmte Hütten- und Hammer-
zeiten festgesetzt wurden. Wir werden dies im 2. Band ausführlich dar-
stellen.

In dem ersten Kurbriefe des Grafen Johann aus dem Jahre 1516
werden die Schmelzer und Schmiede: die "uralte Massenbläser- und
Hammerschmiedezunft" benannt.

Eine Eisenschmelze bei Manderscheid, wahrscheinlich ein Hohofen
mit Giesserei, wird urkundlich zuerst 1465 erwähnt 1). Am 15. Dezem-
ber dieses Jahres verschreibt Kurfürst Johann II. von Trier dem Diethe-
rich von Lontzen, genannt Robin, welchem er das Schloss Manderscheid

1) Siehe Goertz, Regesten der Erzbischöfe von Trier (1456 bis 1503).

Roheisengewinnung.
zu Isernfelde (Eiserfeld) habe Schuderich aufgegeben, da habe solche der
gnädige Jonker (Junker) Johann dem Tillentey für das nämliche zum
Lehen gegeben; welches 3 Gulden das Jahr ausgemacht, das er dem
gnädigen Junker zu stellen versprochen habe.

So hatten mehrere eigene Hütten und Hämmer. Es wurden aber
auch sowohl Hütten wie Hammerteile verlehnt und verkauft.

Denn den 1. Januar 1447 verlehnte Peter von Heynbach ein Anteil
an der Hütte und dem Hammer über Weidenau an Peter von Mossen,
wahrscheinlich Müsen, für 7 Gulden jährlicher Zinse. Den 2. November
1489 kaufte einer das vierte Teil der Müsener Hütte für 9 Wagen
geschmiedetes Eisen.

Den 14. April 1503 kaufte Graf Johann zu Nassau eine halbe Hütte
und einen halben Hammer bei Siegen, mit Gezäh und aller Gerätschaft,
samt der dazu gehörigen Wohnung, nebst Scheuer, Schuppen, Garten,
Wiese, Feld und Hauberge von Agness Fryss Wittib für 280 Gulden
leichter Münze, und den 2. Februar desſelben Jahres hatte er die Hälfte
der Hütte und des Hammers an der Hammerhütte für 40 Räder-Gulden
käuflich an sich gebracht. Der Hüttenbetrieb war damals noch in der
Kindheit einfach, kunstlos und gröſstenteils dem Zufall überlassen.

Die Hüttenreisen dauerten 3 und 4 Wochen und der Verbrauch
des Eisensteins mit den Kohlen war gegen jetzige Zeit unverhältnis-
mäſsig groſs gegen das Roheisen-Ausbringen.

So bestand der Betrieb bis um 1500, wo Hütten und Hammer, deren
mehrere auf einem Wasser lagen, ihren Betrieb ausdehnten, und sich
dadurch zu hindern anfingen. Diesem Miſsstande, sowie der Gefahr, die
der Forstwirtschaft durch den gesteigerten Bedarf an Holzkohlen er-
wuchs, wurde durch die „Kurbriefe“ oder die Gesetze der Massenbläser
und Hammerschmiede im 16. Jahrhundert entgegengearbeitet. Der
Hauptgrundsatz derselben war, daſs bestimmte Hütten- und Hammer-
zeiten festgesetzt wurden. Wir werden dies im 2. Band ausführlich dar-
stellen.

In dem ersten Kurbriefe des Grafen Johann aus dem Jahre 1516
werden die Schmelzer und Schmiede: die „uralte Massenbläser- und
Hammerschmiedezunft“ benannt.

Eine Eisenschmelze bei Manderscheid, wahrscheinlich ein Hohofen
mit Gieſserei, wird urkundlich zuerst 1465 erwähnt 1). Am 15. Dezem-
ber dieses Jahres verschreibt Kurfürst Johann II. von Trier dem Diethe-
rich von Lontzen, genannt Robin, welchem er das Schloſs Manderscheid

1) Siehe Goertz, Regesten der Erzbischöfe von Trier (1456 bis 1503).
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[966/0988] Roheisengewinnung. zu Isernfelde (Eiserfeld) habe Schuderich aufgegeben, da habe solche der gnädige Jonker (Junker) Johann dem Tillentey für das nämliche zum Lehen gegeben; welches 3 Gulden das Jahr ausgemacht, das er dem gnädigen Junker zu stellen versprochen habe. So hatten mehrere eigene Hütten und Hämmer. Es wurden aber auch sowohl Hütten wie Hammerteile verlehnt und verkauft. Denn den 1. Januar 1447 verlehnte Peter von Heynbach ein Anteil an der Hütte und dem Hammer über Weidenau an Peter von Mossen, wahrscheinlich Müsen, für 7 Gulden jährlicher Zinse. Den 2. November 1489 kaufte einer das vierte Teil der Müsener Hütte für 9 Wagen geschmiedetes Eisen. Den 14. April 1503 kaufte Graf Johann zu Nassau eine halbe Hütte und einen halben Hammer bei Siegen, mit Gezäh und aller Gerätschaft, samt der dazu gehörigen Wohnung, nebst Scheuer, Schuppen, Garten, Wiese, Feld und Hauberge von Agness Fryss Wittib für 280 Gulden leichter Münze, und den 2. Februar desſelben Jahres hatte er die Hälfte der Hütte und des Hammers an der Hammerhütte für 40 Räder-Gulden käuflich an sich gebracht. Der Hüttenbetrieb war damals noch in der Kindheit einfach, kunstlos und gröſstenteils dem Zufall überlassen. Die Hüttenreisen dauerten 3 und 4 Wochen und der Verbrauch des Eisensteins mit den Kohlen war gegen jetzige Zeit unverhältnis- mäſsig groſs gegen das Roheisen-Ausbringen. So bestand der Betrieb bis um 1500, wo Hütten und Hammer, deren mehrere auf einem Wasser lagen, ihren Betrieb ausdehnten, und sich dadurch zu hindern anfingen. Diesem Miſsstande, sowie der Gefahr, die der Forstwirtschaft durch den gesteigerten Bedarf an Holzkohlen er- wuchs, wurde durch die „Kurbriefe“ oder die Gesetze der Massenbläser und Hammerschmiede im 16. Jahrhundert entgegengearbeitet. Der Hauptgrundsatz derselben war, daſs bestimmte Hütten- und Hammer- zeiten festgesetzt wurden. Wir werden dies im 2. Band ausführlich dar- stellen. In dem ersten Kurbriefe des Grafen Johann aus dem Jahre 1516 werden die Schmelzer und Schmiede: die „uralte Massenbläser- und Hammerschmiedezunft“ benannt. Eine Eisenschmelze bei Manderscheid, wahrscheinlich ein Hohofen mit Gieſserei, wird urkundlich zuerst 1465 erwähnt 1). Am 15. Dezem- ber dieses Jahres verschreibt Kurfürst Johann II. von Trier dem Diethe- rich von Lontzen, genannt Robin, welchem er das Schloſs Manderscheid 1) Siehe Goertz, Regesten der Erzbischöfe von Trier (1456 bis 1503).

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 966. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/988>, abgerufen am 25.11.2024.