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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Geschütze.

Nach der Art des Geschosses unterschied man Steinbüchsen und
Klotzbüchsen, aus ersteren wurden Steine, aus letzteren Klötze geschos-
sen. Klötze waren ursprünglich zugehauene Metallstücke, oder mit
Metall umzogene oder ausgegossene Kugeln, wobei wohl hauptsächlich
die gebundenen Steinkugeln, geschmiedete Kugeln und Bleikugeln in
Betracht kamen. Das "Klotzloch" hiess die Mündung der Kanone, das
"Weidloch" die Zündöffnung. Der Ausdruck "begossene Klotzkugel"
kommt öfter vor. Die Klotzkugeln wurden verdrängt durch die runden
gusseisernen Kugeln.

Ferner unterschied man Schirmbussen, schwere Geschütze, hinter
denen eine Wand von Dielen, der Schirm, stand, um dem Büchsenmeister
vor dem, aus dem grossen Zündloche ausströmenden Feuer zu schützen.
Die Positionsgeschütze waren überdies oft mit einem vollständigen
Bretterhaus überbaut, in dessen Innerem die Artilleristen standen; beim
Abfeuern wurde eine Zugthür vor der Mündung der Kanone aufgezogen,
so dass das Geschütz und die Mannschaft nur kurze Zeit exponiert
waren.

Schlangenbüchsen nannte man die Feldgeschütze mit langem Lauf,
welche keine so riesigen Kugeln warfen, aber weiter trugen und weit
sicherer gerichtet werden konnten. Nachdem man gelernt hatte, Büchse
und Lauf in einem Stücke herzustellen, nachdem man die Kanonen in
einem goss, verschwindet der Name Büchse für die Feldgeschütze mehr
und tritt dafür der Name Schlange, wegen des langen, wurmähnlichen
Laufes auf. Neben den Schlangen bildeten sich kurze Geschütze zum
Bogenschuss aus, die Mörser (Mörslein) und Haufnitzen (unsere Hau-
bitzen), dazu kamen noch die Böller (Poller, Pumphart).

Die Tarrasbüchsen scheinen Schlangen gewesen zu sein. Man unter-
schied nach der Grösse Vest- und Notschlangen, Feldschlangen, Halb-
schlangen und Falkonet.

Zur Zeit Kaiser Maximilians war die Einteilung der Geschütze etwa
folgende: Die schweren Belagerungsgeschütze. Die früheren Büchsen
wurden eingeteilt nach der Grösse:

1. in Hauptbüchsen,
2. in Scharfmetzen, Nachtigallen 1) und Quartern. Von diesen
brauchen die Scharfmetzen 16 Pferde und ausserdem ihr Gefäss 6 Pferde
zur Bespannung. Die Quartern 12 und 6 Pferde.

Die Feldgeschütze wurden eingeteilt in Notschlangen 2), welche

1) Weitere Bezeichnungen waren lang korthonen, kurtz korthonen, Notpüchsen,
Viertelpüchsen.
2) Besonders grosse hiessen Basilisk und Wurm, später Drachen.
Geschütze.

Nach der Art des Geschosses unterschied man Steinbüchsen und
Klotzbüchsen, aus ersteren wurden Steine, aus letzteren Klötze geschos-
sen. Klötze waren ursprünglich zugehauene Metallstücke, oder mit
Metall umzogene oder ausgegossene Kugeln, wobei wohl hauptsächlich
die gebundenen Steinkugeln, geschmiedete Kugeln und Bleikugeln in
Betracht kamen. Das „Klotzloch“ hieſs die Mündung der Kanone, das
„Weidloch“ die Zündöffnung. Der Ausdruck „begossene Klotzkugel“
kommt öfter vor. Die Klotzkugeln wurden verdrängt durch die runden
guſseisernen Kugeln.

Ferner unterschied man Schirmbussen, schwere Geschütze, hinter
denen eine Wand von Dielen, der Schirm, stand, um dem Büchsenmeister
vor dem, aus dem groſsen Zündloche ausströmenden Feuer zu schützen.
Die Positionsgeschütze waren überdies oft mit einem vollständigen
Bretterhaus überbaut, in dessen Innerem die Artilleristen standen; beim
Abfeuern wurde eine Zugthür vor der Mündung der Kanone aufgezogen,
so daſs das Geschütz und die Mannschaft nur kurze Zeit exponiert
waren.

Schlangenbüchsen nannte man die Feldgeschütze mit langem Lauf,
welche keine so riesigen Kugeln warfen, aber weiter trugen und weit
sicherer gerichtet werden konnten. Nachdem man gelernt hatte, Büchse
und Lauf in einem Stücke herzustellen, nachdem man die Kanonen in
einem goſs, verschwindet der Name Büchse für die Feldgeschütze mehr
und tritt dafür der Name Schlange, wegen des langen, wurmähnlichen
Laufes auf. Neben den Schlangen bildeten sich kurze Geschütze zum
Bogenschuſs aus, die Mörser (Mörslein) und Haufnitzen (unsere Hau-
bitzen), dazu kamen noch die Böller (Poller, Pumphart).

Die Tarrasbüchsen scheinen Schlangen gewesen zu sein. Man unter-
schied nach der Gröſse Vest- und Notschlangen, Feldschlangen, Halb-
schlangen und Falkonet.

Zur Zeit Kaiser Maximilians war die Einteilung der Geschütze etwa
folgende: Die schweren Belagerungsgeschütze. Die früheren Büchsen
wurden eingeteilt nach der Gröſse:

1. in Hauptbüchsen,
2. in Scharfmetzen, Nachtigallen 1) und Quartern. Von diesen
brauchen die Scharfmetzen 16 Pferde und auſserdem ihr Gefäſs 6 Pferde
zur Bespannung. Die Quartern 12 und 6 Pferde.

Die Feldgeschütze wurden eingeteilt in Notschlangen 2), welche

1) Weitere Bezeichnungen waren lang korthonen, kurtz korthonen, Notpüchsen,
Viertelpüchsen.
2) Besonders groſse hieſsen Basilisk und Wurm, später Drachen.
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[937/0959] Geschütze. Nach der Art des Geschosses unterschied man Steinbüchsen und Klotzbüchsen, aus ersteren wurden Steine, aus letzteren Klötze geschos- sen. Klötze waren ursprünglich zugehauene Metallstücke, oder mit Metall umzogene oder ausgegossene Kugeln, wobei wohl hauptsächlich die gebundenen Steinkugeln, geschmiedete Kugeln und Bleikugeln in Betracht kamen. Das „Klotzloch“ hieſs die Mündung der Kanone, das „Weidloch“ die Zündöffnung. Der Ausdruck „begossene Klotzkugel“ kommt öfter vor. Die Klotzkugeln wurden verdrängt durch die runden guſseisernen Kugeln. Ferner unterschied man Schirmbussen, schwere Geschütze, hinter denen eine Wand von Dielen, der Schirm, stand, um dem Büchsenmeister vor dem, aus dem groſsen Zündloche ausströmenden Feuer zu schützen. Die Positionsgeschütze waren überdies oft mit einem vollständigen Bretterhaus überbaut, in dessen Innerem die Artilleristen standen; beim Abfeuern wurde eine Zugthür vor der Mündung der Kanone aufgezogen, so daſs das Geschütz und die Mannschaft nur kurze Zeit exponiert waren. Schlangenbüchsen nannte man die Feldgeschütze mit langem Lauf, welche keine so riesigen Kugeln warfen, aber weiter trugen und weit sicherer gerichtet werden konnten. Nachdem man gelernt hatte, Büchse und Lauf in einem Stücke herzustellen, nachdem man die Kanonen in einem goſs, verschwindet der Name Büchse für die Feldgeschütze mehr und tritt dafür der Name Schlange, wegen des langen, wurmähnlichen Laufes auf. Neben den Schlangen bildeten sich kurze Geschütze zum Bogenschuſs aus, die Mörser (Mörslein) und Haufnitzen (unsere Hau- bitzen), dazu kamen noch die Böller (Poller, Pumphart). Die Tarrasbüchsen scheinen Schlangen gewesen zu sein. Man unter- schied nach der Gröſse Vest- und Notschlangen, Feldschlangen, Halb- schlangen und Falkonet. Zur Zeit Kaiser Maximilians war die Einteilung der Geschütze etwa folgende: Die schweren Belagerungsgeschütze. Die früheren Büchsen wurden eingeteilt nach der Gröſse: 1. in Hauptbüchsen, 2. in Scharfmetzen, Nachtigallen 1) und Quartern. Von diesen brauchen die Scharfmetzen 16 Pferde und auſserdem ihr Gefäſs 6 Pferde zur Bespannung. Die Quartern 12 und 6 Pferde. Die Feldgeschütze wurden eingeteilt in Notschlangen 2), welche 1) Weitere Bezeichnungen waren lang korthonen, kurtz korthonen, Notpüchsen, Viertelpüchsen. 2) Besonders groſse hieſsen Basilisk und Wurm, später Drachen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 937. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/959>, abgerufen am 25.11.2024.