Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

Bild:
<< vorherige Seite

Geschütze.
Hauptbüchsen hiessen: Garitte, Rosa, Seneca und Marge, ferner eine
grosse Schlange Montfort und ein Kupfergeschütz Arigne 1).

Wir lassen eine Zusammenstellung weiterer Namen folgen, indem
wir dieselbe mehr nach dem Charakter der Bezeichnung gruppieren und
Ort und Jahreszahl beifügen:

Die Kanonen der Hussiten hatten meist Namen, welche die Furcht-
barkeit der Kanonen ausdrücken sollten. Unter den 41 Kanonen vor
Karlstein (1422) finden sich: Chlemelik, der Furchenmacher, Trubacka,
die Schmetternde. Ähnlich sind die Namen der beiden grossen Mün-
chener Hauptbüchsen von 1421, die Stachlerin, der Böcker. Die Pawer-
pfeiff (grosse Steinbüchse aus der Zeit Sigismunds), Rifflard, der Zer-
reisser vor Orleans 1428. -- "Horrible suis" und "Suis furieux".

La victoire heisst eins der ältesten Geschütze in Venedig (von 1380).
Die Gewinnerin in Passau, eine Virtlbuchs auf 4 Rädern, gegossen
von Stephan Endl 1482. "Le doyen des pais" und "le chien d'Or-
leans" hiessen zwei der grossen Bronzekanonen, die Ludwig XI. 1478
giessen liess.

Bussona (die grosse Kanone von Rhodos im Nürnberger Museum).

Hieran schliessen sich Tiernamen, die namentlich später für Feld-
schlangen Mode werden:

Die Wulpin (Wölfin) und Wölfel und Voglerin 1480 in Passau.

Die Eule (1505) von Seb. Bahaim in Nürnberg gegossen.

Der Löwe, so hiess die Hauptbüchse von Kaiser Max. Eine andere
der Drache von Hall (1505). Die Lerche (mit der Inschrift "Lerich
heissen ich, meister Conrad von Lothring goss mich anno dom. XV c.
V. iar").

Der Distelfinke ("heiss ich, meister Conrad von Lothringen goss
mich, anno dom. XV c. VI").

Ferner der Falk, der Narr, das Elflein, die Kacz, Kateri, Greiff,
Venx (Phönix), Basilisk, Wurm, Schlange, Drache, Strauss, Kuckuck,
Nachtigall, der Helfant etc.

Sehr viele Geschütze wurden nach den Städte- und Ländernamen
benannt, wie z. B. die Trevisane (1380 in Venedig), die Burgun-
derin mit der Inschrift: Die Burgunderin heiss ich, Herzog Karl verlor
mich 1470.

Die Vungerin, die Hennebergerin. Die Quedlinburgerin, die 1477
in Dresden gegossen wurde.

Die Casslerin (z. Z. Sigismunds).

Die Landshueterin.


1) Von aranea, die Spinne.

Geschütze.
Hauptbüchsen hieſsen: Garitte, Rosa, Seneca und Marge, ferner eine
groſse Schlange Montfort und ein Kupfergeschütz Arigne 1).

Wir lassen eine Zusammenstellung weiterer Namen folgen, indem
wir dieselbe mehr nach dem Charakter der Bezeichnung gruppieren und
Ort und Jahreszahl beifügen:

Die Kanonen der Hussiten hatten meist Namen, welche die Furcht-
barkeit der Kanonen ausdrücken sollten. Unter den 41 Kanonen vor
Karlstein (1422) finden sich: Chlemelik, der Furchenmacher, Trubacka,
die Schmetternde. Ähnlich sind die Namen der beiden groſsen Mün-
chener Hauptbüchsen von 1421, die Stachlerin, der Böcker. Die Pawer-
pfeiff (groſse Steinbüchse aus der Zeit Sigismunds), Rifflard, der Zer-
reiſser vor Orleans 1428. — „Horrible suis“ und „Suis furieux“.

La victoire heiſst eins der ältesten Geschütze in Venedig (von 1380).
Die Gewinnerin in Passau, eine Virtlbuchs auf 4 Rädern, gegossen
von Stephan Endl 1482. „Le doyen des pais“ und „le chien d’Or-
leans“ hieſsen zwei der groſsen Bronzekanonen, die Ludwig XI. 1478
gieſsen lieſs.

Bussona (die groſse Kanone von Rhodos im Nürnberger Museum).

Hieran schliessen sich Tiernamen, die namentlich später für Feld-
schlangen Mode werden:

Die Wulpin (Wölfin) und Wölfel und Voglerin 1480 in Passau.

Die Eule (1505) von Seb. Bahaim in Nürnberg gegossen.

Der Löwe, so hieſs die Hauptbüchse von Kaiser Max. Eine andere
der Drache von Hall (1505). Die Lerche (mit der Inschrift „Lerich
heiſsen ich, meister Conrad von Lothring goſs mich anno dom. XV c.
V. iar“).

Der Distelfinke („heiſs ich, meister Conrad von Lothringen goſs
mich, anno dom. XV c. VI“).

Ferner der Falk, der Narr, das Elflein, die Kacz, Kateri, Greiff,
Venx (Phönix), Basilisk, Wurm, Schlange, Drache, Strauſs, Kuckuck,
Nachtigall, der Helfant etc.

Sehr viele Geschütze wurden nach den Städte- und Ländernamen
benannt, wie z. B. die Trevisane (1380 in Venedig), die Burgun-
derin mit der Inschrift: Die Burgunderin heiſs ich, Herzog Karl verlor
mich 1470.

Die Vungerin, die Hennebergerin. Die Quedlinburgerin, die 1477
in Dresden gegossen wurde.

Die Casslerin (z. Z. Sigismunds).

Die Landshueterin.


1) Von aranea, die Spinne.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0957" n="935"/><fw place="top" type="header">Geschütze.</fw><lb/>
Hauptbüchsen hie&#x017F;sen: Garitte, Rosa, Seneca und Marge, ferner eine<lb/>
gro&#x017F;se Schlange Montfort und ein Kupfergeschütz Arigne <note place="foot" n="1)">Von aranea, die Spinne.</note>.</p><lb/>
            <p>Wir lassen eine Zusammenstellung weiterer Namen folgen, indem<lb/>
wir dieselbe mehr nach dem Charakter der Bezeichnung gruppieren und<lb/>
Ort und Jahreszahl beifügen:</p><lb/>
            <p>Die Kanonen der Hussiten hatten meist Namen, welche die Furcht-<lb/>
barkeit der Kanonen ausdrücken sollten. Unter den 41 Kanonen vor<lb/>
Karlstein (1422) finden sich: Chlemelik, der Furchenmacher, Trubacka,<lb/>
die Schmetternde. Ähnlich sind die Namen der beiden gro&#x017F;sen Mün-<lb/>
chener Hauptbüchsen von 1421, die Stachlerin, der Böcker. Die Pawer-<lb/>
pfeiff (gro&#x017F;se Steinbüchse aus der Zeit Sigismunds), Rifflard, der Zer-<lb/>
rei&#x017F;ser vor Orleans 1428. &#x2014; &#x201E;Horrible suis&#x201C; und &#x201E;Suis furieux&#x201C;.</p><lb/>
            <p>La victoire hei&#x017F;st eins der ältesten Geschütze in Venedig (von 1380).<lb/>
Die Gewinnerin in Passau, eine Virtlbuchs auf 4 Rädern, gegossen<lb/>
von Stephan Endl 1482. &#x201E;Le doyen des pais&#x201C; und &#x201E;le chien d&#x2019;Or-<lb/>
leans&#x201C; hie&#x017F;sen zwei der gro&#x017F;sen Bronzekanonen, die Ludwig XI. 1478<lb/>
gie&#x017F;sen lie&#x017F;s.</p><lb/>
            <p>Bussona (die gro&#x017F;se Kanone von Rhodos im Nürnberger Museum).</p><lb/>
            <p>Hieran schliessen sich Tiernamen, die namentlich später für Feld-<lb/>
schlangen Mode werden:</p><lb/>
            <p>Die Wulpin (Wölfin) und Wölfel und Voglerin 1480 in Passau.</p><lb/>
            <p>Die Eule (1505) von Seb. Bahaim in Nürnberg gegossen.</p><lb/>
            <p>Der Löwe, so hie&#x017F;s die Hauptbüchse von Kaiser Max. Eine andere<lb/>
der Drache von Hall (1505). Die Lerche (mit der Inschrift &#x201E;Lerich<lb/>
hei&#x017F;sen ich, meister Conrad von Lothring go&#x017F;s mich anno dom. XV c.<lb/>
V. iar&#x201C;).</p><lb/>
            <p>Der Distelfinke (&#x201E;hei&#x017F;s ich, meister Conrad von Lothringen go&#x017F;s<lb/>
mich, anno dom. XV c. VI&#x201C;).</p><lb/>
            <p>Ferner der Falk, der Narr, das Elflein, die Kacz, Kateri, Greiff,<lb/>
Venx (Phönix), Basilisk, Wurm, Schlange, Drache, Strau&#x017F;s, Kuckuck,<lb/>
Nachtigall, der Helfant etc.</p><lb/>
            <p>Sehr viele Geschütze wurden nach den Städte- und Ländernamen<lb/>
benannt, wie z. B. die Trevisane (1380 in Venedig), die Burgun-<lb/>
derin mit der Inschrift: Die Burgunderin hei&#x017F;s ich, Herzog Karl verlor<lb/>
mich 1470.</p><lb/>
            <p>Die Vungerin, die Hennebergerin. Die Quedlinburgerin, die 1477<lb/>
in Dresden gegossen wurde.</p><lb/>
            <p>Die Casslerin (z. Z. Sigismunds).</p><lb/>
            <p>Die Landshueterin.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[935/0957] Geschütze. Hauptbüchsen hieſsen: Garitte, Rosa, Seneca und Marge, ferner eine groſse Schlange Montfort und ein Kupfergeschütz Arigne 1). Wir lassen eine Zusammenstellung weiterer Namen folgen, indem wir dieselbe mehr nach dem Charakter der Bezeichnung gruppieren und Ort und Jahreszahl beifügen: Die Kanonen der Hussiten hatten meist Namen, welche die Furcht- barkeit der Kanonen ausdrücken sollten. Unter den 41 Kanonen vor Karlstein (1422) finden sich: Chlemelik, der Furchenmacher, Trubacka, die Schmetternde. Ähnlich sind die Namen der beiden groſsen Mün- chener Hauptbüchsen von 1421, die Stachlerin, der Böcker. Die Pawer- pfeiff (groſse Steinbüchse aus der Zeit Sigismunds), Rifflard, der Zer- reiſser vor Orleans 1428. — „Horrible suis“ und „Suis furieux“. La victoire heiſst eins der ältesten Geschütze in Venedig (von 1380). Die Gewinnerin in Passau, eine Virtlbuchs auf 4 Rädern, gegossen von Stephan Endl 1482. „Le doyen des pais“ und „le chien d’Or- leans“ hieſsen zwei der groſsen Bronzekanonen, die Ludwig XI. 1478 gieſsen lieſs. Bussona (die groſse Kanone von Rhodos im Nürnberger Museum). Hieran schliessen sich Tiernamen, die namentlich später für Feld- schlangen Mode werden: Die Wulpin (Wölfin) und Wölfel und Voglerin 1480 in Passau. Die Eule (1505) von Seb. Bahaim in Nürnberg gegossen. Der Löwe, so hieſs die Hauptbüchse von Kaiser Max. Eine andere der Drache von Hall (1505). Die Lerche (mit der Inschrift „Lerich heiſsen ich, meister Conrad von Lothring goſs mich anno dom. XV c. V. iar“). Der Distelfinke („heiſs ich, meister Conrad von Lothringen goſs mich, anno dom. XV c. VI“). Ferner der Falk, der Narr, das Elflein, die Kacz, Kateri, Greiff, Venx (Phönix), Basilisk, Wurm, Schlange, Drache, Strauſs, Kuckuck, Nachtigall, der Helfant etc. Sehr viele Geschütze wurden nach den Städte- und Ländernamen benannt, wie z. B. die Trevisane (1380 in Venedig), die Burgun- derin mit der Inschrift: Die Burgunderin heiſs ich, Herzog Karl verlor mich 1470. Die Vungerin, die Hennebergerin. Die Quedlinburgerin, die 1477 in Dresden gegossen wurde. Die Casslerin (z. Z. Sigismunds). Die Landshueterin. 1) Von aranea, die Spinne.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/957
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 935. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/957>, abgerufen am 25.11.2024.