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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Artilleriechronik.

1379. Der Büchsenmeister Walther von Arle hat zu Passau drei
eiserne Büchsen mit gutem "Gewicht" verfertigt, daraus geschossen
und etliche Bürger "Stupp" (Pulver) bereiten und schiessen gelehrt.

Aus dem 14. Jahrhundert, wahrscheinlich um 1380, ist die merk-
würdige Handschrift "Anleitung Schiesspulver zu bereiten, Büchsen zu
laden und zu beschiessen" mit Abbildungen (22 Blätter 1). Die Bilder
sind koloriert und beweisen die Farben, dass alle Geschütze von Eisen
waren.

1380 belagert Herzog Albrecht III. das Raubnest Leonstein mit
Geschütz. Nürnberg übernimmt Lieferungen von gegossenen Bronze-
geschützen.

1380 führen die Venetianer zwei schwere Bombarden, die Trevisane
und La Victoire, die Kugeln von 160 bis 200 Pfund Steingewicht
warfen; jede konnte nur einmal am Tag losgeschossen werden.

1381 hatte die Stadt Augsburg 30 mit Feuerröhren bewaffnete
Männer.

1382 am 3. Mai besiegt Philipp von Artevelde mit 5000 Gentern
ein Heer von 40000 Milizen von Brügge und 800 Ritter unter Louis
de Maele durch die Anwendung zahlreicher Artillerie. In demselben
Jahre verwendeten die Genter bei der Belagerung von Audenarde eine
riesige Bombarde, die 53 Zoll in der Mündung hatte.

1382 hatten die Franzosen Bombardes des gros carreaux (quar-
reaux), sowie fleches ou javelotes de metal de fer au de la jusqu'a la ville.

1383. Anwendung von Artillerie seitens der Stadt Ypern bei der
Belagerung durch die Genter.

1385 bedienen sich die Venetianer einer Art von Mörser bei der
Belagerung von Chioggia.

1386 kosten nach den Stadtrechnungen von Nürnberg drei kupferne
Büchsen, die 21/2 Ztr. wiegen, 27 Gulden; 10 kleine eiserne, 30 Pfund
Heller. Der Karren, sie darauf zu schmieden, 10 Pfund 6 Schillinge.

1387 erbaut Skaliger drei grosse "Fahrzeuge", von denen ein
jedes 144 Kanonen in drei Reihen führte, von denen ein Mann je 12,
also 36 zu gleicher Zeit losschoss. Es war dies eine Art Mitrailleuse.

1388 sollen bereits Sprenggeschosse (Granaten) in Deutschland in
Anwendung gewesen sein (Moritz Meyer).

Nürnberg zieht (1388) aus mit viel Wagenbüchsen und Fussvolk.
Zwei grosse eiserne kosteten 208 Pfund Heller 6 Schillinge.


1) Hieraus die Zeichnungen in Essenwein, Beiträge zur Geschichte der Feuer-
waffen etc.
Artilleriechronik.

1379. Der Büchsenmeister Walther von Arle hat zu Passau drei
eiserne Büchsen mit gutem „Gewicht“ verfertigt, daraus geschossen
und etliche Bürger „Stupp“ (Pulver) bereiten und schieſsen gelehrt.

Aus dem 14. Jahrhundert, wahrscheinlich um 1380, ist die merk-
würdige Handschrift „Anleitung Schieſspulver zu bereiten, Büchsen zu
laden und zu beschieſsen“ mit Abbildungen (22 Blätter 1). Die Bilder
sind koloriert und beweisen die Farben, daſs alle Geschütze von Eisen
waren.

1380 belagert Herzog Albrecht III. das Raubnest Leonstein mit
Geschütz. Nürnberg übernimmt Lieferungen von gegossenen Bronze-
geschützen.

1380 führen die Venetianer zwei schwere Bombarden, die Trevisane
und La Victoire, die Kugeln von 160 bis 200 Pfund Steingewicht
warfen; jede konnte nur einmal am Tag losgeschossen werden.

1381 hatte die Stadt Augsburg 30 mit Feuerröhren bewaffnete
Männer.

1382 am 3. Mai besiegt Philipp von Artevelde mit 5000 Gentern
ein Heer von 40000 Milizen von Brügge und 800 Ritter unter Louis
de Maele durch die Anwendung zahlreicher Artillerie. In demselben
Jahre verwendeten die Genter bei der Belagerung von Audenarde eine
riesige Bombarde, die 53 Zoll in der Mündung hatte.

1382 hatten die Franzosen Bombardes des gros carreaux (quar-
reaux), sowie flèches ou javelotes de metal de fer au de là jusqu’à la ville.

1383. Anwendung von Artillerie seitens der Stadt Ypern bei der
Belagerung durch die Genter.

1385 bedienen sich die Venetianer einer Art von Mörser bei der
Belagerung von Chioggia.

1386 kosten nach den Stadtrechnungen von Nürnberg drei kupferne
Büchsen, die 2½ Ztr. wiegen, 27 Gulden; 10 kleine eiserne, 30 Pfund
Heller. Der Karren, sie darauf zu schmieden, 10 Pfund 6 Schillinge.

1387 erbaut Skaliger drei groſse „Fahrzeuge“, von denen ein
jedes 144 Kanonen in drei Reihen führte, von denen ein Mann je 12,
also 36 zu gleicher Zeit losschoſs. Es war dies eine Art Mitrailleuse.

1388 sollen bereits Sprenggeschosse (Granaten) in Deutschland in
Anwendung gewesen sein (Moritz Meyer).

Nürnberg zieht (1388) aus mit viel Wagenbüchsen und Fuſsvolk.
Zwei groſse eiserne kosteten 208 Pfund Heller 6 Schillinge.


1) Hieraus die Zeichnungen in Essenwein, Beiträge zur Geschichte der Feuer-
waffen etc.
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[923/0945] Artilleriechronik. 1379. Der Büchsenmeister Walther von Arle hat zu Passau drei eiserne Büchsen mit gutem „Gewicht“ verfertigt, daraus geschossen und etliche Bürger „Stupp“ (Pulver) bereiten und schieſsen gelehrt. Aus dem 14. Jahrhundert, wahrscheinlich um 1380, ist die merk- würdige Handschrift „Anleitung Schieſspulver zu bereiten, Büchsen zu laden und zu beschieſsen“ mit Abbildungen (22 Blätter 1). Die Bilder sind koloriert und beweisen die Farben, daſs alle Geschütze von Eisen waren. 1380 belagert Herzog Albrecht III. das Raubnest Leonstein mit Geschütz. Nürnberg übernimmt Lieferungen von gegossenen Bronze- geschützen. 1380 führen die Venetianer zwei schwere Bombarden, die Trevisane und La Victoire, die Kugeln von 160 bis 200 Pfund Steingewicht warfen; jede konnte nur einmal am Tag losgeschossen werden. 1381 hatte die Stadt Augsburg 30 mit Feuerröhren bewaffnete Männer. 1382 am 3. Mai besiegt Philipp von Artevelde mit 5000 Gentern ein Heer von 40000 Milizen von Brügge und 800 Ritter unter Louis de Maele durch die Anwendung zahlreicher Artillerie. In demselben Jahre verwendeten die Genter bei der Belagerung von Audenarde eine riesige Bombarde, die 53 Zoll in der Mündung hatte. 1382 hatten die Franzosen Bombardes des gros carreaux (quar- reaux), sowie flèches ou javelotes de metal de fer au de là jusqu’à la ville. 1383. Anwendung von Artillerie seitens der Stadt Ypern bei der Belagerung durch die Genter. 1385 bedienen sich die Venetianer einer Art von Mörser bei der Belagerung von Chioggia. 1386 kosten nach den Stadtrechnungen von Nürnberg drei kupferne Büchsen, die 2½ Ztr. wiegen, 27 Gulden; 10 kleine eiserne, 30 Pfund Heller. Der Karren, sie darauf zu schmieden, 10 Pfund 6 Schillinge. 1387 erbaut Skaliger drei groſse „Fahrzeuge“, von denen ein jedes 144 Kanonen in drei Reihen führte, von denen ein Mann je 12, also 36 zu gleicher Zeit losschoſs. Es war dies eine Art Mitrailleuse. 1388 sollen bereits Sprenggeschosse (Granaten) in Deutschland in Anwendung gewesen sein (Moritz Meyer). Nürnberg zieht (1388) aus mit viel Wagenbüchsen und Fuſsvolk. Zwei groſse eiserne kosteten 208 Pfund Heller 6 Schillinge. 1) Hieraus die Zeichnungen in Essenwein, Beiträge zur Geschichte der Feuer- waffen etc.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 923. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/945>, abgerufen am 23.11.2024.