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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Ägypten.
richten, die uns erhalten ist und auf der geschrieben steht 1): "Es erhob
mich mein Herr zum Oberbaumeister. Ich verewigte den Namen des
Königs, indem ich ausführen liess zwei Ebenbilder (die Säulen des
Memnon) in diesem seinem grossen Gebäude aus edlem, hartem Gestein.
Ich liess diese Kunstwerke seiner Bilder -- vierzig Ellen betrug ihr
Mass -- in den Steinbergen brechen, ich liess bauen acht Schiffe; sie
wurden aufwärts gefahren und aufgerichtet an ihrer zukünftigen Stelle.
Dauern werden sie wie der Himmel." -- Unter Ramses II. wird Ame-
neman als Baumeister der grossen Thore am Tempel des Ptah in
Memphis genannt 2).

Waren die geistigen Leiter der Bauunternehmungen in solcher
Weise hervorragend, so standen auch die Baugewerbe hinter den ande-
ren Gewerben nicht zurück. Die Benutzung des mannigfaltigen Stein-
materials, welches aus allen Teilen Ägyptens herbeigeschafft wurde,
ist um so bemerkenswerter, wenn man die Schwierigkeit und Kost-
spieligkeit des Transportes erwägt.

Wir haben schon darauf hingewiesen, dass nie und nirgend die
Mannigfaltigkeit der natürlichen Farben der Gesteine, namentlich der
schwer zu bearbeitenden Porphyre, Basalte, Granite und Syenite in so
grossartiger und zweckmässiger Weise verwendet worden sind, als bei
den ägyptischen Bauwerken. Wir haben erwähnt, welche Riesen-
arbeiten die grossen Könige der vierten Dynastie ausführen liessen,
um den Transport des schönen, gelblichen Kalksteins von dem arabi-
schen Gebirge nach dem linken Nilufer zu ermöglichen. Aber dieses
vorzügliche Material, welches die älteren Pharaonen benutzten, genügte
den späteren nicht mehr, sie umkleideten die ganzen Pyramiden
mit riesigen Platten von geschliffenem Granit, wozu sie das Material
aus der oberen Nilgegend herbeischaffen mussten. Die Steinbrüche,
in denen dieses Material gewonnen und, wie kaum bezweifelt werden
kann, mit Stahlmeissel zugerichtet wurde, lagen im Süden des Reiches.
Wir wissen, dass König Pepi gewaltige Steinbrüche im Thale Hama-
mat, oberhalb Abydos, betreiben liess. Zur selben Zeit waren die
Steinbrüche von El-Kab oberhalb Theben und die bei Syene im Be-
trieb. Mit welchen Hilfsmitteln die gewaltigen Steinblöcke, wie z. B.
die Obelisken und Kolosse gebrochen wurden, ist uns nicht bekannt;
wir können nur staunen über die Leistungen. Dagegen sind über das
Zurichten der Quader, das Zuhauen, Glätten und Polieren der Kolosse

1) Dunker, Geschichte des Altertums. I, 133.
2) Brugsch, Geschichte Ägyptens, S. 541.

Ägypten.
richten, die uns erhalten ist und auf der geschrieben steht 1): „Es erhob
mich mein Herr zum Oberbaumeister. Ich verewigte den Namen des
Königs, indem ich ausführen lieſs zwei Ebenbilder (die Säulen des
Memnon) in diesem seinem groſsen Gebäude aus edlem, hartem Gestein.
Ich lieſs diese Kunstwerke seiner Bilder — vierzig Ellen betrug ihr
Maſs — in den Steinbergen brechen, ich lieſs bauen acht Schiffe; sie
wurden aufwärts gefahren und aufgerichtet an ihrer zukünftigen Stelle.
Dauern werden sie wie der Himmel.“ — Unter Ramses II. wird Ame-
neman als Baumeister der groſsen Thore am Tempel des Ptah in
Memphis genannt 2).

Waren die geistigen Leiter der Bauunternehmungen in solcher
Weise hervorragend, so standen auch die Baugewerbe hinter den ande-
ren Gewerben nicht zurück. Die Benutzung des mannigfaltigen Stein-
materials, welches aus allen Teilen Ägyptens herbeigeschafft wurde,
ist um so bemerkenswerter, wenn man die Schwierigkeit und Kost-
spieligkeit des Transportes erwägt.

Wir haben schon darauf hingewiesen, daſs nie und nirgend die
Mannigfaltigkeit der natürlichen Farben der Gesteine, namentlich der
schwer zu bearbeitenden Porphyre, Basalte, Granite und Syenite in so
groſsartiger und zweckmäſsiger Weise verwendet worden sind, als bei
den ägyptischen Bauwerken. Wir haben erwähnt, welche Riesen-
arbeiten die groſsen Könige der vierten Dynastie ausführen lieſsen,
um den Transport des schönen, gelblichen Kalksteins von dem arabi-
schen Gebirge nach dem linken Nilufer zu ermöglichen. Aber dieses
vorzügliche Material, welches die älteren Pharaonen benutzten, genügte
den späteren nicht mehr, sie umkleideten die ganzen Pyramiden
mit riesigen Platten von geschliffenem Granit, wozu sie das Material
aus der oberen Nilgegend herbeischaffen muſsten. Die Steinbrüche,
in denen dieses Material gewonnen und, wie kaum bezweifelt werden
kann, mit Stahlmeiſsel zugerichtet wurde, lagen im Süden des Reiches.
Wir wissen, daſs König Pepi gewaltige Steinbrüche im Thale Hama-
mat, oberhalb Abydos, betreiben lieſs. Zur selben Zeit waren die
Steinbrüche von El-Kab oberhalb Theben und die bei Syene im Be-
trieb. Mit welchen Hilfsmitteln die gewaltigen Steinblöcke, wie z. B.
die Obelisken und Kolosse gebrochen wurden, ist uns nicht bekannt;
wir können nur staunen über die Leistungen. Dagegen sind über das
Zurichten der Quader, das Zuhauen, Glätten und Polieren der Kolosse

1) Dunker, Geschichte des Altertums. I, 133.
2) Brugsch, Geschichte Ägyptens, S. 541.
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[66/0088] Ägypten. richten, die uns erhalten ist und auf der geschrieben steht 1): „Es erhob mich mein Herr zum Oberbaumeister. Ich verewigte den Namen des Königs, indem ich ausführen lieſs zwei Ebenbilder (die Säulen des Memnon) in diesem seinem groſsen Gebäude aus edlem, hartem Gestein. Ich lieſs diese Kunstwerke seiner Bilder — vierzig Ellen betrug ihr Maſs — in den Steinbergen brechen, ich lieſs bauen acht Schiffe; sie wurden aufwärts gefahren und aufgerichtet an ihrer zukünftigen Stelle. Dauern werden sie wie der Himmel.“ — Unter Ramses II. wird Ame- neman als Baumeister der groſsen Thore am Tempel des Ptah in Memphis genannt 2). Waren die geistigen Leiter der Bauunternehmungen in solcher Weise hervorragend, so standen auch die Baugewerbe hinter den ande- ren Gewerben nicht zurück. Die Benutzung des mannigfaltigen Stein- materials, welches aus allen Teilen Ägyptens herbeigeschafft wurde, ist um so bemerkenswerter, wenn man die Schwierigkeit und Kost- spieligkeit des Transportes erwägt. Wir haben schon darauf hingewiesen, daſs nie und nirgend die Mannigfaltigkeit der natürlichen Farben der Gesteine, namentlich der schwer zu bearbeitenden Porphyre, Basalte, Granite und Syenite in so groſsartiger und zweckmäſsiger Weise verwendet worden sind, als bei den ägyptischen Bauwerken. Wir haben erwähnt, welche Riesen- arbeiten die groſsen Könige der vierten Dynastie ausführen lieſsen, um den Transport des schönen, gelblichen Kalksteins von dem arabi- schen Gebirge nach dem linken Nilufer zu ermöglichen. Aber dieses vorzügliche Material, welches die älteren Pharaonen benutzten, genügte den späteren nicht mehr, sie umkleideten die ganzen Pyramiden mit riesigen Platten von geschliffenem Granit, wozu sie das Material aus der oberen Nilgegend herbeischaffen muſsten. Die Steinbrüche, in denen dieses Material gewonnen und, wie kaum bezweifelt werden kann, mit Stahlmeiſsel zugerichtet wurde, lagen im Süden des Reiches. Wir wissen, daſs König Pepi gewaltige Steinbrüche im Thale Hama- mat, oberhalb Abydos, betreiben lieſs. Zur selben Zeit waren die Steinbrüche von El-Kab oberhalb Theben und die bei Syene im Be- trieb. Mit welchen Hilfsmitteln die gewaltigen Steinblöcke, wie z. B. die Obelisken und Kolosse gebrochen wurden, ist uns nicht bekannt; wir können nur staunen über die Leistungen. Dagegen sind über das Zurichten der Quader, das Zuhauen, Glätten und Polieren der Kolosse 1) Dunker, Geschichte des Altertums. I, 133. 2) Brugsch, Geschichte Ägyptens, S. 541.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/88>, abgerufen am 23.11.2024.