(Gott) bin es, der die Kleider webt, sowie ich der Erfinder des Web- stuhles bin, ich, der ich den Durchgang der Fäden erdacht"; -- und an einer anderen Stelle: "Höre mich mein Knecht! Webe Kleider, wirke Tuche, wirke Linnen, Gürtel, Armbänder für mich in Demut des Herzens, aus tiefster Ehrfurcht, für mich den Herrn aller Dinge."
An die Weberei, die nicht blos Leinen, Baumwolle und Wolle ver- arbeitete, sondern wenigstens zur Zeit der achtzehnten Dynastie auch Goldfäden kunstvoll mit einwob, schliesst sich die Färberei, die in Ägypten in hoher Blüte stand, besonders war die Indigofärberei hier zu Haus.
Uralt waren die Gewerbe der Lederarbeiter, der Gerber, Gürtler und Schuster. Darstellungen ihrer Hantierungen finden sich bereits in den Wandzeichnungen der Gräber aus der vierten Dynastie.
Ebenso ausgebildet wie die Bekleidungsgewerbe waren die Nah- rungsgewerbe, von denen wir die Schlachter und Fleischer er- wähnen wollen, erstere oft abgebildet, wie sie mit einem grossen Messer mit Metallklinge einen Ochsen zerlegen, letztere mit einem blanken Wetzstahl an der Seite, an dem sie das Messer wetzen, um den Kunden das Fleisch vorzuschneiden.
Alle die angeführten Gewerbe treten zurück an Interesse für unsere Untersuchung im Vergleich mit den Baugewerben. Wie Ausser- ordentliches die Ägypter in diesen geleistet haben, selbst im Hinblick auf unsere heutige vorgeschrittene Technik, geht schon aus dem früher angeführten hervor.
Die Baukunst wurde bei den Ägyptern als die hervorragendste Kunst geachtet und betrieben. Die Baumeister gingen aus der Priester- kaste hervor und waren vornehme und einflussreiche Beamte der Könige. Viele Namen grosser Meister dieser Kunst sind uns erhalten, während Bildhauer, Dichter oder Musiker sehr selten genannt werden. Die Bau- kunst war "die Kunst" bei den Ägyptern, die alle anderen Künste weit überragte. Die Namen der Baukünstler erscheinen neben den Namen der Könige, während andere Namen, etwa von Staatsmännern, Heerführern, Gelehrten kaum bekannt sind. So kennen wir Heka, den Baumeister des Königs Snephru, des letzten Königs der dritten Dyna- stie (3124 bis 3100 v. Chr.), ferner Hapu und Una, die Baumeister der Könige Teta (dem Othoes des Manetho) und Pepi (um 2700 v. Chr.). Zu den höchsten Ehren, ja zu fürstlicher Auszeichnung gelangte der Oberbaumeister des ruhmvollen Königs Amenophis III. (achtzehnte Dyna- stie) mit Namen Amenhotep. Ihm liess der König eine Bildsäule auf-
Beck, Geschichte des Eisens. 5
Ägypten.
(Gott) bin es, der die Kleider webt, sowie ich der Erfinder des Web- stuhles bin, ich, der ich den Durchgang der Fäden erdacht“; — und an einer anderen Stelle: „Höre mich mein Knecht! Webe Kleider, wirke Tuche, wirke Linnen, Gürtel, Armbänder für mich in Demut des Herzens, aus tiefster Ehrfurcht, für mich den Herrn aller Dinge.“
An die Weberei, die nicht blos Leinen, Baumwolle und Wolle ver- arbeitete, sondern wenigstens zur Zeit der achtzehnten Dynastie auch Goldfäden kunstvoll mit einwob, schlieſst sich die Färberei, die in Ägypten in hoher Blüte stand, besonders war die Indigofärberei hier zu Haus.
Uralt waren die Gewerbe der Lederarbeiter, der Gerber, Gürtler und Schuster. Darstellungen ihrer Hantierungen finden sich bereits in den Wandzeichnungen der Gräber aus der vierten Dynastie.
Ebenso ausgebildet wie die Bekleidungsgewerbe waren die Nah- rungsgewerbe, von denen wir die Schlachter und Fleischer er- wähnen wollen, erstere oft abgebildet, wie sie mit einem groſsen Messer mit Metallklinge einen Ochsen zerlegen, letztere mit einem blanken Wetzstahl an der Seite, an dem sie das Messer wetzen, um den Kunden das Fleisch vorzuschneiden.
Alle die angeführten Gewerbe treten zurück an Interesse für unsere Untersuchung im Vergleich mit den Baugewerben. Wie Auſser- ordentliches die Ägypter in diesen geleistet haben, selbst im Hinblick auf unsere heutige vorgeschrittene Technik, geht schon aus dem früher angeführten hervor.
Die Baukunst wurde bei den Ägyptern als die hervorragendste Kunst geachtet und betrieben. Die Baumeister gingen aus der Priester- kaste hervor und waren vornehme und einfluſsreiche Beamte der Könige. Viele Namen groſser Meister dieser Kunst sind uns erhalten, während Bildhauer, Dichter oder Musiker sehr selten genannt werden. Die Bau- kunst war „die Kunst“ bei den Ägyptern, die alle anderen Künste weit überragte. Die Namen der Baukünstler erscheinen neben den Namen der Könige, während andere Namen, etwa von Staatsmännern, Heerführern, Gelehrten kaum bekannt sind. So kennen wir Heka, den Baumeister des Königs Snephru, des letzten Königs der dritten Dyna- stie (3124 bis 3100 v. Chr.), ferner Hapu und Una, die Baumeister der Könige Teta (dem Othoes des Manetho) und Pepi (um 2700 v. Chr.). Zu den höchsten Ehren, ja zu fürstlicher Auszeichnung gelangte der Oberbaumeister des ruhmvollen Königs Amenophis III. (achtzehnte Dyna- stie) mit Namen Amenhotep. Ihm lieſs der König eine Bildsäule auf-
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Ägypten.
(Gott) bin es, der die Kleider webt, sowie ich der Erfinder des Web-
stuhles bin, ich, der ich den Durchgang der Fäden erdacht“; — und
an einer anderen Stelle: „Höre mich mein Knecht! Webe Kleider,
wirke Tuche, wirke Linnen, Gürtel, Armbänder für mich in Demut des
Herzens, aus tiefster Ehrfurcht, für mich den Herrn aller Dinge.“
An die Weberei, die nicht blos Leinen, Baumwolle und Wolle ver-
arbeitete, sondern wenigstens zur Zeit der achtzehnten Dynastie auch
Goldfäden kunstvoll mit einwob, schlieſst sich die Färberei, die in
Ägypten in hoher Blüte stand, besonders war die Indigofärberei hier
zu Haus.
Uralt waren die Gewerbe der Lederarbeiter, der Gerber,
Gürtler und Schuster. Darstellungen ihrer Hantierungen finden
sich bereits in den Wandzeichnungen der Gräber aus der vierten
Dynastie.
Ebenso ausgebildet wie die Bekleidungsgewerbe waren die Nah-
rungsgewerbe, von denen wir die Schlachter und Fleischer er-
wähnen wollen, erstere oft abgebildet, wie sie mit einem groſsen Messer
mit Metallklinge einen Ochsen zerlegen, letztere mit einem blanken
Wetzstahl an der Seite, an dem sie das Messer wetzen, um den Kunden
das Fleisch vorzuschneiden.
Alle die angeführten Gewerbe treten zurück an Interesse für unsere
Untersuchung im Vergleich mit den Baugewerben. Wie Auſser-
ordentliches die Ägypter in diesen geleistet haben, selbst im Hinblick
auf unsere heutige vorgeschrittene Technik, geht schon aus dem früher
angeführten hervor.
Die Baukunst wurde bei den Ägyptern als die hervorragendste
Kunst geachtet und betrieben. Die Baumeister gingen aus der Priester-
kaste hervor und waren vornehme und einfluſsreiche Beamte der Könige.
Viele Namen groſser Meister dieser Kunst sind uns erhalten, während
Bildhauer, Dichter oder Musiker sehr selten genannt werden. Die Bau-
kunst war „die Kunst“ bei den Ägyptern, die alle anderen Künste
weit überragte. Die Namen der Baukünstler erscheinen neben den
Namen der Könige, während andere Namen, etwa von Staatsmännern,
Heerführern, Gelehrten kaum bekannt sind. So kennen wir Heka, den
Baumeister des Königs Snephru, des letzten Königs der dritten Dyna-
stie (3124 bis 3100 v. Chr.), ferner Hapu und Una, die Baumeister der
Könige Teta (dem Othoes des Manetho) und Pepi (um 2700 v. Chr.).
Zu den höchsten Ehren, ja zu fürstlicher Auszeichnung gelangte der
Oberbaumeister des ruhmvollen Königs Amenophis III. (achtzehnte Dyna-
stie) mit Namen Amenhotep. Ihm lieſs der König eine Bildsäule auf-
Beck, Geschichte des Eisens. 5
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/87>, abgerufen am 23.11.2024.
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