erz ist erst später eröffnet worden. Die Gruben zu Norberg sind wohl die ältesten dieser Bergwerksanlagen; doch scheinen sie nicht viel älter zu sein als das Kloster, welches 1288 vom König Magnus dort errichtet wurde. Jeder Bauer gewann ehedem ohne Einschränkung seinen Eisenstein, und da sich erst im Jahre 1282 die Krone allen Bergwerksbesitz anmasste, so wird auch die Eröffnung der ersten regel- mässigen Gruben nicht viel früher fallen.
In alten Urkunden heisst das schwedische Eisen Assmundz, eine schwedische Bezeichnung, die eine ähnliche Bedeutung wie Sumpfeisen (Myrjern) hat 1). Dies Wort bürgerte sich nachmals als Osmund oder Osemund auch in Deutschland, namentlich in der Mark ein.
Die alten Osmundluppen wurden in 24 bis 29 Stücke zerhauen, deren jedes ungefähr ein damaliges Pfund wog. Diese Streifen wurden roh ausgeschmiedet und in Fässern (Fat) verpackt, deren jedes später 20 schwedische Kubikpfund = 3,02 Ztr. wog. Die einzelnen Osmund- stücke, sowie das Fat galten als Geld sowohl in der Berechnung als auch in Zahlungen. Es kam dies anfänglich wohl daher, dass die Ab- gaben der Bauern aus den Eisenrevieren an die Krone, unter zu Grunde- legung einer Durchschnittsproduktion in Eisen ausgezahlt wurden (das sogenannte "Hunderteisen"). Später wurde das Eisengeld allgemein und waren
24 Stück Osmund = 1 Ör, 192 " " = 1 Mark,
so dass also ein Fat (circa 3 Ztr.) = 6 5/8 schwedische Thaler galt.
Noch im Jahre 1402 bezahlte die Königin Margaretha an das Domkapitel in Rothschield 2000 lötige Mark Silber mit 200 Lasten Osmund, jede Last zu 12 Fat.
Zu Anfang des 13. Jahrhunderts wird bereits das Osmundeisen als ein Handelsartikel genannt, der in das Ausland ging.
Unter den älteren Königen Schwedens that König Magnus am meisten zur Hebung des Bergbaues und der Eisenindustrie in Schweden. Es existieren noch verschiedene Verordnungen aus seiner Zeit, die auf den Bergbau Bezug haben. So wurden z. B. 1340 die Bergwerke den leichteren Verbrechern als eine Freistatt angewiesen und durften die- selben, wenn sie in den Gruben arbeiteten, auch Eigentum erwerben. Es war dies die liberale Auflösung der damnatio ad metalla. Aus- genommen von dieser Massregel waren Mörder, Diebe und Verräter.
Damals bestand schon die Sitte und Gewohnheit, dass die Be-
1) Phantasiereiche Philologen wollen die erste Sylbe Ass auch von den Asen ableiten.
Die Bauernöfen im Norden.
erz ist erst später eröffnet worden. Die Gruben zu Norberg sind wohl die ältesten dieser Bergwerksanlagen; doch scheinen sie nicht viel älter zu sein als das Kloster, welches 1288 vom König Magnus dort errichtet wurde. Jeder Bauer gewann ehedem ohne Einschränkung seinen Eisenstein, und da sich erst im Jahre 1282 die Krone allen Bergwerksbesitz anmaſste, so wird auch die Eröffnung der ersten regel- mäſsigen Gruben nicht viel früher fallen.
In alten Urkunden heiſst das schwedische Eisen Åſsmundz, eine schwedische Bezeichnung, die eine ähnliche Bedeutung wie Sumpfeisen (Myrjern) hat 1). Dies Wort bürgerte sich nachmals als Osmund oder Osemund auch in Deutschland, namentlich in der Mark ein.
Die alten Osmundluppen wurden in 24 bis 29 Stücke zerhauen, deren jedes ungefähr ein damaliges Pfund wog. Diese Streifen wurden roh ausgeschmiedet und in Fässern (Fat) verpackt, deren jedes später 20 schwedische Kubikpfund = 3,02 Ztr. wog. Die einzelnen Osmund- stücke, sowie das Fat galten als Geld sowohl in der Berechnung als auch in Zahlungen. Es kam dies anfänglich wohl daher, daſs die Ab- gaben der Bauern aus den Eisenrevieren an die Krone, unter zu Grunde- legung einer Durchschnittsproduktion in Eisen ausgezahlt wurden (das sogenannte „Hunderteisen“). Später wurde das Eisengeld allgemein und waren
24 Stück Osmund = 1 Ör, 192 „ „ = 1 Mark,
so daſs also ein Fat (circa 3 Ztr.) = 6⅝ schwedische Thaler galt.
Noch im Jahre 1402 bezahlte die Königin Margaretha an das Domkapitel in Rothschield 2000 lötige Mark Silber mit 200 Lasten Osmund, jede Last zu 12 Fat.
Zu Anfang des 13. Jahrhunderts wird bereits das Osmundeisen als ein Handelsartikel genannt, der in das Ausland ging.
Unter den älteren Königen Schwedens that König Magnus am meisten zur Hebung des Bergbaues und der Eisenindustrie in Schweden. Es existieren noch verschiedene Verordnungen aus seiner Zeit, die auf den Bergbau Bezug haben. So wurden z. B. 1340 die Bergwerke den leichteren Verbrechern als eine Freistatt angewiesen und durften die- selben, wenn sie in den Gruben arbeiteten, auch Eigentum erwerben. Es war dies die liberale Auflösung der damnatio ad metalla. Aus- genommen von dieser Maſsregel waren Mörder, Diebe und Verräter.
Damals bestand schon die Sitte und Gewohnheit, daſs die Be-
1) Phantasiereiche Philologen wollen die erste Sylbe Åſs auch von den Asen ableiten.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0827"n="805"/><fwplace="top"type="header">Die Bauernöfen im Norden.</fw><lb/>
erz ist erst später eröffnet worden. Die Gruben zu Norberg sind wohl<lb/>
die ältesten dieser Bergwerksanlagen; doch scheinen sie nicht viel<lb/>
älter zu sein als das Kloster, welches 1288 vom König Magnus dort<lb/>
errichtet wurde. Jeder Bauer gewann ehedem ohne Einschränkung<lb/>
seinen Eisenstein, und da sich erst im Jahre 1282 die Krone allen<lb/>
Bergwerksbesitz anmaſste, so wird auch die Eröffnung der ersten regel-<lb/>
mäſsigen Gruben nicht viel früher fallen.</p><lb/><p>In alten Urkunden heiſst das schwedische Eisen Åſsmundz, eine<lb/>
schwedische Bezeichnung, die eine ähnliche Bedeutung wie Sumpfeisen<lb/>
(Myrjern) hat <noteplace="foot"n="1)">Phantasiereiche Philologen wollen die erste Sylbe Åſs auch von den Asen<lb/>
ableiten.</note>. Dies Wort bürgerte sich nachmals als Osmund oder<lb/>
Osemund auch in Deutschland, namentlich in der Mark ein.</p><lb/><p>Die alten Osmundluppen wurden in 24 bis 29 Stücke zerhauen,<lb/>
deren jedes ungefähr ein damaliges Pfund wog. Diese Streifen wurden<lb/>
roh ausgeschmiedet und in Fässern (Fat) verpackt, deren jedes später<lb/>
20 schwedische Kubikpfund = 3,02 Ztr. wog. Die einzelnen Osmund-<lb/>
stücke, sowie das Fat galten als Geld sowohl in der Berechnung als<lb/>
auch in Zahlungen. Es kam dies anfänglich wohl daher, daſs die Ab-<lb/>
gaben der Bauern aus den Eisenrevieren an die Krone, unter zu Grunde-<lb/>
legung einer Durchschnittsproduktion in Eisen ausgezahlt wurden (das<lb/>
sogenannte „Hunderteisen“). Später wurde das Eisengeld allgemein<lb/>
und waren<lb/><list><item>24 Stück Osmund = 1 Ör,</item><lb/><item>192 „„ = 1 Mark,</item></list><lb/>
so daſs also ein Fat (circa 3 Ztr.) = 6⅝ schwedische Thaler galt.</p><lb/><p>Noch im Jahre 1402 bezahlte die Königin Margaretha an das<lb/>
Domkapitel in Rothschield 2000 lötige Mark Silber mit 200 Lasten<lb/>
Osmund, jede Last zu 12 Fat.</p><lb/><p>Zu Anfang des 13. Jahrhunderts wird bereits das Osmundeisen<lb/>
als ein Handelsartikel genannt, der in das Ausland ging.</p><lb/><p>Unter den älteren Königen Schwedens that König Magnus am<lb/>
meisten zur Hebung des Bergbaues und der Eisenindustrie in Schweden.<lb/>
Es existieren noch verschiedene Verordnungen aus seiner Zeit, die auf<lb/>
den Bergbau Bezug haben. So wurden z. B. 1340 die Bergwerke den<lb/>
leichteren Verbrechern als eine Freistatt angewiesen und durften die-<lb/>
selben, wenn sie in den Gruben arbeiteten, auch Eigentum erwerben.<lb/>
Es war dies die liberale Auflösung der damnatio ad metalla. Aus-<lb/>
genommen von dieser Maſsregel waren Mörder, Diebe und Verräter.</p><lb/><p>Damals bestand schon die Sitte und Gewohnheit, daſs die Be-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[805/0827]
Die Bauernöfen im Norden.
erz ist erst später eröffnet worden. Die Gruben zu Norberg sind wohl
die ältesten dieser Bergwerksanlagen; doch scheinen sie nicht viel
älter zu sein als das Kloster, welches 1288 vom König Magnus dort
errichtet wurde. Jeder Bauer gewann ehedem ohne Einschränkung
seinen Eisenstein, und da sich erst im Jahre 1282 die Krone allen
Bergwerksbesitz anmaſste, so wird auch die Eröffnung der ersten regel-
mäſsigen Gruben nicht viel früher fallen.
In alten Urkunden heiſst das schwedische Eisen Åſsmundz, eine
schwedische Bezeichnung, die eine ähnliche Bedeutung wie Sumpfeisen
(Myrjern) hat 1). Dies Wort bürgerte sich nachmals als Osmund oder
Osemund auch in Deutschland, namentlich in der Mark ein.
Die alten Osmundluppen wurden in 24 bis 29 Stücke zerhauen,
deren jedes ungefähr ein damaliges Pfund wog. Diese Streifen wurden
roh ausgeschmiedet und in Fässern (Fat) verpackt, deren jedes später
20 schwedische Kubikpfund = 3,02 Ztr. wog. Die einzelnen Osmund-
stücke, sowie das Fat galten als Geld sowohl in der Berechnung als
auch in Zahlungen. Es kam dies anfänglich wohl daher, daſs die Ab-
gaben der Bauern aus den Eisenrevieren an die Krone, unter zu Grunde-
legung einer Durchschnittsproduktion in Eisen ausgezahlt wurden (das
sogenannte „Hunderteisen“). Später wurde das Eisengeld allgemein
und waren
24 Stück Osmund = 1 Ör,
192 „ „ = 1 Mark,
so daſs also ein Fat (circa 3 Ztr.) = 6⅝ schwedische Thaler galt.
Noch im Jahre 1402 bezahlte die Königin Margaretha an das
Domkapitel in Rothschield 2000 lötige Mark Silber mit 200 Lasten
Osmund, jede Last zu 12 Fat.
Zu Anfang des 13. Jahrhunderts wird bereits das Osmundeisen
als ein Handelsartikel genannt, der in das Ausland ging.
Unter den älteren Königen Schwedens that König Magnus am
meisten zur Hebung des Bergbaues und der Eisenindustrie in Schweden.
Es existieren noch verschiedene Verordnungen aus seiner Zeit, die auf
den Bergbau Bezug haben. So wurden z. B. 1340 die Bergwerke den
leichteren Verbrechern als eine Freistatt angewiesen und durften die-
selben, wenn sie in den Gruben arbeiteten, auch Eigentum erwerben.
Es war dies die liberale Auflösung der damnatio ad metalla. Aus-
genommen von dieser Maſsregel waren Mörder, Diebe und Verräter.
Damals bestand schon die Sitte und Gewohnheit, daſs die Be-
1) Phantasiereiche Philologen wollen die erste Sylbe Åſs auch von den Asen
ableiten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 805. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/827>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.