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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Steinkohlenbergbau.
Lüttich gestanden habe, weil ihm das Geld zur Anschaffung von Holz
fehlte. Da sei ein Engel zu ihm getreten, habe ihn zu einem Berg
geführt und ihm geheissen, dort schwarze Steine zu brechen und
damit zu feuern. So sei Hullos der Erfinder der Steinkohlen, welche
auch von ihm ihren Namen führen (houille).

Der älteste Steinkohlenbergbau im Deutschen Reiche dürfte um
Aachen und Zwickau bestanden haben. Die ältesten urkundlichen Nach-
richten über Steinkohlenbergbau in der Mark stammen aus dem Jahre
1302. Es heisst nämlich in einem zu Dortmund erhaltenen Kaufbrief
aus diesem Jahre: "Die Gebrüder Heinrich und Dietrich von Aplerbecke
haben verkauft ihr Huuss binnen Schüren gelegen, mit aller seiner umb-
liggenden Gerechtigkeit, Steinbrechen und Kohlenkrafften Boymundo
dem Priester St. Peters und Pauls Altar binnen St. Reinholdshirchen 1)."

Nach einer Mitteilung der Dortmunder Chronik zogen während
der Belagerung der Stadt im Jahre 1389 die Schmiede über die Em-
scher und holten "100 Malter Steinkohlen", jedenfalls, weil sie der-
selben für ihren Betrieb nicht entbehren konnten. Der Aachener
Steinkohlenbergbau ist von hohem Alter 2) und geht, wie aus den
Stadtrechnungen hervorgeht, bis in den Anfang des 14. Jahrhunderts
zurück. Die betreffenden Rechnungen beginnen mit dem Jahre 1333
und gehen bis 1394. Sie sind für die Bergwerksgeschichte der Stein-
kohlen von hohem Werte. Zunächst beweisen die Rechnungen, dass
schon in jener Zeit die Steinkohle das gewöhnlichste Brennmaterial für
den Hausbrand in dortiger Gegend war. Für die öffentlichen Gebäude,
wie das Rathaus (domus consilii), das Amtslokal des Bürgermeisters
(lobium magistrorum civium) und die "Saal" werden nach Ausweis der
Rechnungen Steinkohlen angeschafft. Die Stadt kaufte die Steinkohlen
von Privaten, welche auf ihrem Grund und Boden dieselben gruben.

Die Stadt selbst scheint wenigstens im 14. Jahrhundert keinen
eigenen Bergbau betrieben zu haben. Die Steinkohle ging accisfrei in
die Stadt ein, während alle sonstigen Erze, namentlich Eisen- und
Zinkerze, eine Abgabe entrichten mussten. Aus städtischen Rechnungen,
die der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts entstammen, geht indes hervor,
dass die Stadt in irgend einer Weise an dem Kohlenbergbau der
Nachbarschaft, "des Wurmreviers", beteiligt war. Im Jahre 1353/54
schickte die Stadt einen gewissen Feyler nach Lüttich, damit er kaufe
"unum panneil correctum ad lapideas carbonas", "ein geaichtes Normal-

1) Dr. N. Hocker, Die Grossindustrie Rheinlands und Westfalens.
2) Lörsch,
Recht des Aachener Kohlenbergbaues. Zeitschrift für Bergrecht 1872, S. 481 etc.

Steinkohlenbergbau.
Lüttich gestanden habe, weil ihm das Geld zur Anschaffung von Holz
fehlte. Da sei ein Engel zu ihm getreten, habe ihn zu einem Berg
geführt und ihm geheiſsen, dort schwarze Steine zu brechen und
damit zu feuern. So sei Hullos der Erfinder der Steinkohlen, welche
auch von ihm ihren Namen führen (houille).

Der älteste Steinkohlenbergbau im Deutschen Reiche dürfte um
Aachen und Zwickau bestanden haben. Die ältesten urkundlichen Nach-
richten über Steinkohlenbergbau in der Mark stammen aus dem Jahre
1302. Es heiſst nämlich in einem zu Dortmund erhaltenen Kaufbrief
aus diesem Jahre: „Die Gebrüder Heinrich und Dietrich von Aplerbecke
haben verkauft ihr Huuſs binnen Schüren gelegen, mit aller seiner umb-
liggenden Gerechtigkeit, Steinbrechen und Kohlenkrafften Boymundo
dem Priester St. Peters und Pauls Altar binnen St. Reinholdshirchen 1).“

Nach einer Mitteilung der Dortmunder Chronik zogen während
der Belagerung der Stadt im Jahre 1389 die Schmiede über die Em-
scher und holten „100 Malter Steinkohlen“, jedenfalls, weil sie der-
selben für ihren Betrieb nicht entbehren konnten. Der Aachener
Steinkohlenbergbau ist von hohem Alter 2) und geht, wie aus den
Stadtrechnungen hervorgeht, bis in den Anfang des 14. Jahrhunderts
zurück. Die betreffenden Rechnungen beginnen mit dem Jahre 1333
und gehen bis 1394. Sie sind für die Bergwerksgeschichte der Stein-
kohlen von hohem Werte. Zunächst beweisen die Rechnungen, daſs
schon in jener Zeit die Steinkohle das gewöhnlichste Brennmaterial für
den Hausbrand in dortiger Gegend war. Für die öffentlichen Gebäude,
wie das Rathaus (domus consilii), das Amtslokal des Bürgermeisters
(lobium magistrorum civium) und die „Saal“ werden nach Ausweis der
Rechnungen Steinkohlen angeschafft. Die Stadt kaufte die Steinkohlen
von Privaten, welche auf ihrem Grund und Boden dieselben gruben.

Die Stadt selbst scheint wenigstens im 14. Jahrhundert keinen
eigenen Bergbau betrieben zu haben. Die Steinkohle ging accisfrei in
die Stadt ein, während alle sonstigen Erze, namentlich Eisen- und
Zinkerze, eine Abgabe entrichten muſsten. Aus städtischen Rechnungen,
die der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts entstammen, geht indes hervor,
daſs die Stadt in irgend einer Weise an dem Kohlenbergbau der
Nachbarschaft, „des Wurmreviers“, beteiligt war. Im Jahre 1353/54
schickte die Stadt einen gewissen Feyler nach Lüttich, damit er kaufe
„unum panneil correctum ad lapideas carbonas“, „ein geaichtes Normal-

1) Dr. N. Hocker, Die Groſsindustrie Rheinlands und Westfalens.
2) Lörsch,
Recht des Aachener Kohlenbergbaues. Zeitschrift für Bergrecht 1872, S. 481 etc.
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[770/0792] Steinkohlenbergbau. Lüttich gestanden habe, weil ihm das Geld zur Anschaffung von Holz fehlte. Da sei ein Engel zu ihm getreten, habe ihn zu einem Berg geführt und ihm geheiſsen, dort schwarze Steine zu brechen und damit zu feuern. So sei Hullos der Erfinder der Steinkohlen, welche auch von ihm ihren Namen führen (houille). Der älteste Steinkohlenbergbau im Deutschen Reiche dürfte um Aachen und Zwickau bestanden haben. Die ältesten urkundlichen Nach- richten über Steinkohlenbergbau in der Mark stammen aus dem Jahre 1302. Es heiſst nämlich in einem zu Dortmund erhaltenen Kaufbrief aus diesem Jahre: „Die Gebrüder Heinrich und Dietrich von Aplerbecke haben verkauft ihr Huuſs binnen Schüren gelegen, mit aller seiner umb- liggenden Gerechtigkeit, Steinbrechen und Kohlenkrafften Boymundo dem Priester St. Peters und Pauls Altar binnen St. Reinholdshirchen 1).“ Nach einer Mitteilung der Dortmunder Chronik zogen während der Belagerung der Stadt im Jahre 1389 die Schmiede über die Em- scher und holten „100 Malter Steinkohlen“, jedenfalls, weil sie der- selben für ihren Betrieb nicht entbehren konnten. Der Aachener Steinkohlenbergbau ist von hohem Alter 2) und geht, wie aus den Stadtrechnungen hervorgeht, bis in den Anfang des 14. Jahrhunderts zurück. Die betreffenden Rechnungen beginnen mit dem Jahre 1333 und gehen bis 1394. Sie sind für die Bergwerksgeschichte der Stein- kohlen von hohem Werte. Zunächst beweisen die Rechnungen, daſs schon in jener Zeit die Steinkohle das gewöhnlichste Brennmaterial für den Hausbrand in dortiger Gegend war. Für die öffentlichen Gebäude, wie das Rathaus (domus consilii), das Amtslokal des Bürgermeisters (lobium magistrorum civium) und die „Saal“ werden nach Ausweis der Rechnungen Steinkohlen angeschafft. Die Stadt kaufte die Steinkohlen von Privaten, welche auf ihrem Grund und Boden dieselben gruben. Die Stadt selbst scheint wenigstens im 14. Jahrhundert keinen eigenen Bergbau betrieben zu haben. Die Steinkohle ging accisfrei in die Stadt ein, während alle sonstigen Erze, namentlich Eisen- und Zinkerze, eine Abgabe entrichten muſsten. Aus städtischen Rechnungen, die der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts entstammen, geht indes hervor, daſs die Stadt in irgend einer Weise an dem Kohlenbergbau der Nachbarschaft, „des Wurmreviers“, beteiligt war. Im Jahre 1353/54 schickte die Stadt einen gewissen Feyler nach Lüttich, damit er kaufe „unum panneil correctum ad lapideas carbonas“, „ein geaichtes Normal- 1) Dr. N. Hocker, Die Groſsindustrie Rheinlands und Westfalens. 2) Lörsch, Recht des Aachener Kohlenbergbaues. Zeitschrift für Bergrecht 1872, S. 481 etc.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/792>, abgerufen am 23.11.2024.