waren kaiserliche Krongüter und der Bergbau wesentlich fiskalisch. Der Erzberg bei Eisenerz wird oft Ausgangs des 12. Jahrhunderts urkundlich genannt. Es scheint, dass einzelne Familien dort den Bergbau betrieben und dass sich diese auch noch forterhielten, nachdem die Markgrafen und Herzöge das Regal für sich in Anspruch nahmen. Man gewann den "reifen" Eisenstein am Erzberge durch Tagebauten und Bergseifen und schmolz ihn in ausgehöhlten Gruben oder später in niedrigen, leicht versetzbaren Öfen mit einem Blasebalge, weshalb im Jahre 1205 ein solcher Ofen schlechthin follis heisst, zu mittel- mässigen Klumpen oder Brocken. Diese hiessen, wie aus einer Urkunde aus dem Jahre 1182 hervorgeht, "Mass" oder "Massel" ("massa ferri") und unterschied man grosse und kleine Masseln. Das Ausschmelzen des Eisenerzes geschah teils auf dem Erzberge selbst, teils auf dem Prähbüchel, dem Berge, über den der Pass von Eisenerz nach Leoben in das Murchthal führt. Also auf der Höhe und nicht wie später im Thale von Eisenerz und von Vordernberg. Diese Orte erhielten erst ihre Bedeutung, als man anfing, die Wasserkraft zur Eisen- bearbeitung zu verwenden. Daher kommt es, dass Trofajach, welches zwischen dem Prähbüchel und Leoben liegt, früher genannt wird, als Vordernberg. Schon im 12. Jahrhundert erscheint Trofajach als geschlossener Ort und der Erzberg und Eisenerz gehörten zum Pfarr- sprengel von Trofajach. Auf der Höhe des Prähbüchel sind noch viele Spuren alter Waldschmieden vorhanden, so z. B. am Steinhaus und Grabenbauer. Damals standen Häuser auf dem jetzt verlassenen Prähbüchel, deren Reste noch vorhanden sind und das Mauthaus auf der Höhe soll ursprünglich das alte Vordernberger Rathaus gewesen sein. In einem Diplom von Herzog Leopold dem Glorreichen aus dem Jahre 1205 geschieht des Erzberges Erwähnung unter der Bezeichnung "Eisengrube", "Eisenschacht".
Zu Ende des 13. Jahrhunderts war der Erzberg in Ungarn be- kannt unter der Bezeichnung "Eisenwurzel" und Admonter Urkunden aus derselben Zeit nennen ihn bereits "Erzberg". ("Aerzberich" = "mons cathmiae, minera ferri, cathmia ferri".)
Das Eisen wurde über Trofajach nach Leoben gefahren, dem Haupteisenmarkt in Steiermark, in dessen Nähe sich gleichfalls uralte Eisenwerke befanden. Nach einer Urkunde der Markgräfin Kunigunde aus der Zeit zwischen 1164 bis 1170 schenkte dieselbe dem Stifte zu Vorau (Forowe) "Mansum unum apud Leuben, ubi foditur ferrum".
Das Eisen des Erzberges wurde deshalb oft schlechthin Leobener oder Trofajacher Eisen genannt. So heisst es in einer Urkunde Ottokars VIII.
Eisengewinnung in Steiermark und Kärnten.
waren kaiserliche Krongüter und der Bergbau wesentlich fiskalisch. Der Erzberg bei Eisenerz wird oft Ausgangs des 12. Jahrhunderts urkundlich genannt. Es scheint, daſs einzelne Familien dort den Bergbau betrieben und daſs sich diese auch noch forterhielten, nachdem die Markgrafen und Herzöge das Regal für sich in Anspruch nahmen. Man gewann den „reifen“ Eisenstein am Erzberge durch Tagebauten und Bergseifen und schmolz ihn in ausgehöhlten Gruben oder später in niedrigen, leicht versetzbaren Öfen mit einem Blasebalge, weshalb im Jahre 1205 ein solcher Ofen schlechthin follis heiſst, zu mittel- mäſsigen Klumpen oder Brocken. Diese hieſsen, wie aus einer Urkunde aus dem Jahre 1182 hervorgeht, „Maſs“ oder „Massel“ („massa ferri“) und unterschied man groſse und kleine Masseln. Das Ausschmelzen des Eisenerzes geschah teils auf dem Erzberge selbst, teils auf dem Prähbüchel, dem Berge, über den der Paſs von Eisenerz nach Leoben in das Murchthal führt. Also auf der Höhe und nicht wie später im Thale von Eisenerz und von Vordernberg. Diese Orte erhielten erst ihre Bedeutung, als man anfing, die Wasserkraft zur Eisen- bearbeitung zu verwenden. Daher kommt es, daſs Trofajach, welches zwischen dem Prähbüchel und Leoben liegt, früher genannt wird, als Vordernberg. Schon im 12. Jahrhundert erscheint Trofajach als geschlossener Ort und der Erzberg und Eisenerz gehörten zum Pfarr- sprengel von Trofajach. Auf der Höhe des Prähbüchel sind noch viele Spuren alter Waldschmieden vorhanden, so z. B. am Steinhaus und Grabenbauer. Damals standen Häuser auf dem jetzt verlassenen Prähbüchel, deren Reste noch vorhanden sind und das Mauthaus auf der Höhe soll ursprünglich das alte Vordernberger Rathaus gewesen sein. In einem Diplom von Herzog Leopold dem Glorreichen aus dem Jahre 1205 geschieht des Erzberges Erwähnung unter der Bezeichnung „Eisengrube“, „Eisenschacht“.
Zu Ende des 13. Jahrhunderts war der Erzberg in Ungarn be- kannt unter der Bezeichnung „Eisenwurzel“ und Admonter Urkunden aus derselben Zeit nennen ihn bereits „Erzberg“. („Aerzberich“ = „mons cathmiae, minera ferri, cathmia ferri“.)
Das Eisen wurde über Trofajach nach Leoben gefahren, dem Haupteisenmarkt in Steiermark, in dessen Nähe sich gleichfalls uralte Eisenwerke befanden. Nach einer Urkunde der Markgräfin Kunigunde aus der Zeit zwischen 1164 bis 1170 schenkte dieselbe dem Stifte zu Vorau (Forowe) „Mansum unum apud Leuben, ubi foditur ferrum“.
Das Eisen des Erzberges wurde deshalb oft schlechthin Leobener oder Trofajacher Eisen genannt. So heiſst es in einer Urkunde Ottokars VIII.
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Eisengewinnung in Steiermark und Kärnten.
waren kaiserliche Krongüter und der Bergbau wesentlich fiskalisch.
Der Erzberg bei Eisenerz wird oft Ausgangs des 12. Jahrhunderts
urkundlich genannt. Es scheint, daſs einzelne Familien dort den
Bergbau betrieben und daſs sich diese auch noch forterhielten, nachdem
die Markgrafen und Herzöge das Regal für sich in Anspruch nahmen.
Man gewann den „reifen“ Eisenstein am Erzberge durch Tagebauten
und Bergseifen und schmolz ihn in ausgehöhlten Gruben oder später
in niedrigen, leicht versetzbaren Öfen mit einem Blasebalge, weshalb
im Jahre 1205 ein solcher Ofen schlechthin follis heiſst, zu mittel-
mäſsigen Klumpen oder Brocken. Diese hieſsen, wie aus einer Urkunde
aus dem Jahre 1182 hervorgeht, „Maſs“ oder „Massel“ („massa ferri“)
und unterschied man groſse und kleine Masseln. Das Ausschmelzen
des Eisenerzes geschah teils auf dem Erzberge selbst, teils auf dem
Prähbüchel, dem Berge, über den der Paſs von Eisenerz nach Leoben
in das Murchthal führt. Also auf der Höhe und nicht wie später im
Thale von Eisenerz und von Vordernberg. Diese Orte erhielten
erst ihre Bedeutung, als man anfing, die Wasserkraft zur Eisen-
bearbeitung zu verwenden. Daher kommt es, daſs Trofajach, welches
zwischen dem Prähbüchel und Leoben liegt, früher genannt wird, als
Vordernberg. Schon im 12. Jahrhundert erscheint Trofajach als
geschlossener Ort und der Erzberg und Eisenerz gehörten zum Pfarr-
sprengel von Trofajach. Auf der Höhe des Prähbüchel sind noch viele
Spuren alter Waldschmieden vorhanden, so z. B. am Steinhaus und
Grabenbauer. Damals standen Häuser auf dem jetzt verlassenen
Prähbüchel, deren Reste noch vorhanden sind und das Mauthaus auf
der Höhe soll ursprünglich das alte Vordernberger Rathaus gewesen
sein. In einem Diplom von Herzog Leopold dem Glorreichen aus dem
Jahre 1205 geschieht des Erzberges Erwähnung unter der Bezeichnung
„Eisengrube“, „Eisenschacht“.
Zu Ende des 13. Jahrhunderts war der Erzberg in Ungarn be-
kannt unter der Bezeichnung „Eisenwurzel“ und Admonter Urkunden
aus derselben Zeit nennen ihn bereits „Erzberg“. („Aerzberich“ =
„mons cathmiae, minera ferri, cathmia ferri“.)
Das Eisen wurde über Trofajach nach Leoben gefahren, dem
Haupteisenmarkt in Steiermark, in dessen Nähe sich gleichfalls uralte
Eisenwerke befanden. Nach einer Urkunde der Markgräfin Kunigunde
aus der Zeit zwischen 1164 bis 1170 schenkte dieselbe dem Stifte zu
Vorau (Forowe) „Mansum unum apud Leuben, ubi foditur ferrum“.
Das Eisen des Erzberges wurde deshalb oft schlechthin Leobener oder
Trofajacher Eisen genannt. So heiſst es in einer Urkunde Ottokars VIII.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 751. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/773>, abgerufen am 23.11.2024.
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