werden wahrscheinlich noch aufgefunden werden, an welchen sich mit Dammerde, verwestem Laube und Graswuchs bedeckte Anhäufungen von scharfkantigen eigrossen Roteisensteinbrocken und von sehr eisen- reichen Schlacken dicht bei einander finden. Die Eisensteinbrocken tragen die Spuren einer sorgfältigen Scheidung und sind immer von vorzüglicher Qualität. Diese Anhäufungen befinden sich nicht selten in beträchtlicher Entfernung von den Roteisensteinlagerzügen, z. B. bei Dreisbach, bei Greifenstein, am Fürstkopf bei Oberwetz, bei Ebersgöns, bei Schwalbach am Dünstberge, bei Frankenbach, an dem Mittelhardt zwischen Biedenkopf und Breidenbach u. s. w. Am Rossberge bei Braunfels, im Grubenfelde Ottilie. befindet sich auf einer solchen An- häufung der fast verweste Stumpf einer kolossalen Eiche, deren Wurzeln dieselbe durchdringen. Es müssen also nicht wenige Jahrhunderte, vielleicht mehr als ein Jahrtausend vergangen sein, seitdem der Betrieb der hier vorhanden gewesenen Schmelzstätte eingestellt worden ist."
Weitere urkundliche Nachrichten aus dieser Gegend liegen vor über den Bergbau von Möttau im Amte Weilburg, das der Abtei Fulda zinspflichtig war. In einer Nachricht vom Jahre 912 wird aufgeführt, welchen Zins an Eisengerät Liti und Hüfner von Möttau entrichten müsssen: "Pagi Loganagewe, seu Loqanacinse mentio fit in vita Sturmi abbatis diciturque jacere probe Coenobium Fuldense: in eo praefec- turam gessit Otto comes anno DCCCCXII quo frater ejus Conradus I. Rex obtinuit, ut communi illorum genitrici Glismuodae, concederentur de rebus S. Bonifacii ibidem in usum fructum, loci sequentes Altin- chiricha (Altenkirchen), Mestineshusa (d. Magdalenenhäuser Hof), Liuna (Leun), Niunkiricha (Neunkirchen bei Bonbaden), Mittin (Möttau), de hoc postremo, sic habet vetus Polyptichon: In Mitti territoria II lidi XXIII singuli L frusta ferri debent et II gallinas cum X ovis. Hubae IV sin- gulae X frusta ferri, I galinam cum X ovis, insuper III hubae, quae XC frusta ferri debent etc."
Es mussten also 30 Liti und Hüfner 1310 Schirbel Eisen liefern, worauf man auf den bedeutenden Umfang des Möttauer Eisenbetriebs in jener frühen Zeit schliessen kann.
Auch im Odenwalde erwähnt das lorscher Urkundenbuch bereits im Jahre 773 einer "Arezgrefte", einer Erzgrube.
Die Fuldische Chronik berichtet fernerhin über uralte Eisen- gewinnung zu Kirchbracht (Amt Birstein 1).
1) Bricho trad. sto. Bon. bona sua in Brahtaha in loco ubi ferrum in terra in- venitur, 30 uirgas in longum et totidem et latitudine et in allit. quantum uis (Dronke, traditiones Fuldenses S. 113, 287). Ferner: Biricho de Brahtaha trad. sto.
Eisenschmelzen.
werden wahrscheinlich noch aufgefunden werden, an welchen sich mit Dammerde, verwestem Laube und Graswuchs bedeckte Anhäufungen von scharfkantigen eigroſsen Roteisensteinbrocken und von sehr eisen- reichen Schlacken dicht bei einander finden. Die Eisensteinbrocken tragen die Spuren einer sorgfältigen Scheidung und sind immer von vorzüglicher Qualität. Diese Anhäufungen befinden sich nicht selten in beträchtlicher Entfernung von den Roteisensteinlagerzügen, z. B. bei Dreisbach, bei Greifenstein, am Fürstkopf bei Oberwetz, bei Ebersgöns, bei Schwalbach am Dünstberge, bei Frankenbach, an dem Mittelhardt zwischen Biedenkopf und Breidenbach u. s. w. Am Roſsberge bei Braunfels, im Grubenfelde Ottilie. befindet sich auf einer solchen An- häufung der fast verweste Stumpf einer kolossalen Eiche, deren Wurzeln dieselbe durchdringen. Es müssen also nicht wenige Jahrhunderte, vielleicht mehr als ein Jahrtausend vergangen sein, seitdem der Betrieb der hier vorhanden gewesenen Schmelzstätte eingestellt worden ist.“
Weitere urkundliche Nachrichten aus dieser Gegend liegen vor über den Bergbau von Möttau im Amte Weilburg, das der Abtei Fulda zinspflichtig war. In einer Nachricht vom Jahre 912 wird aufgeführt, welchen Zins an Eisengerät Liti und Hüfner von Möttau entrichten müsssen: „Pagi Loganagewe, seu Loqanacinse mentio fit in vita Sturmi abbatis diciturque jacere probe Coenobium Fuldense: in eo praefec- turam gessit Otto comes anno DCCCCXII quo frater ejus Conradus I. Rex obtinuit, ut communi illorum genitrici Glismuodae, concederentur de rebus S. Bonifacii ibidem in usum fructum, loci sequentes Altin- chiricha (Altenkirchen), Mestineshusa (d. Magdalenenhäuser Hof), Liuna (Leun), Niunkiricha (Neunkirchen bei Bonbaden), Mittin (Möttau), de hoc postremo, sic habet vetus Polyptichon: In Mitti territoria II lidi XXIII singuli L frusta ferri debent et II gallinas cum X ovis. Hubae IV sin- gulae X frusta ferri, I galinam cum X ovis, insuper III hubae, quae XC frusta ferri debent etc.“
Es muſsten also 30 Liti und Hüfner 1310 Schirbel Eisen liefern, worauf man auf den bedeutenden Umfang des Möttauer Eisenbetriebs in jener frühen Zeit schlieſsen kann.
Auch im Odenwalde erwähnt das lorscher Urkundenbuch bereits im Jahre 773 einer „Arezgrefte“, einer Erzgrube.
Die Fuldische Chronik berichtet fernerhin über uralte Eisen- gewinnung zu Kirchbracht (Amt Birstein 1).
1) Bricho trad. sto. Bon. bona sua in Brahtaha in loco ubi ferrum in terra in- venitur, 30 uirgas in longum et totidem et latitudine et in allit. quantum uis (Dronke, traditiones Fuldenses S. 113, 287). Ferner: Biricho de Brahtaha trad. sto.
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werden wahrscheinlich noch aufgefunden werden, an welchen sich mit
Dammerde, verwestem Laube und Graswuchs bedeckte Anhäufungen
von scharfkantigen eigroſsen Roteisensteinbrocken und von sehr eisen-
reichen Schlacken dicht bei einander finden. Die Eisensteinbrocken
tragen die Spuren einer sorgfältigen Scheidung und sind immer von
vorzüglicher Qualität. Diese Anhäufungen befinden sich nicht selten in
beträchtlicher Entfernung von den Roteisensteinlagerzügen, z. B. bei
Dreisbach, bei Greifenstein, am Fürstkopf bei Oberwetz, bei Ebersgöns,
bei Schwalbach am Dünstberge, bei Frankenbach, an dem Mittelhardt
zwischen Biedenkopf und Breidenbach u. s. w. Am Roſsberge bei
Braunfels, im Grubenfelde Ottilie. befindet sich auf einer solchen An-
häufung der fast verweste Stumpf einer kolossalen Eiche, deren Wurzeln
dieselbe durchdringen. Es müssen also nicht wenige Jahrhunderte,
vielleicht mehr als ein Jahrtausend vergangen sein, seitdem der Betrieb
der hier vorhanden gewesenen Schmelzstätte eingestellt worden ist.“
Weitere urkundliche Nachrichten aus dieser Gegend liegen vor
über den Bergbau von Möttau im Amte Weilburg, das der Abtei Fulda
zinspflichtig war. In einer Nachricht vom Jahre 912 wird aufgeführt,
welchen Zins an Eisengerät Liti und Hüfner von Möttau entrichten
müsssen: „Pagi Loganagewe, seu Loqanacinse mentio fit in vita Sturmi
abbatis diciturque jacere probe Coenobium Fuldense: in eo praefec-
turam gessit Otto comes anno DCCCCXII quo frater ejus Conradus I.
Rex obtinuit, ut communi illorum genitrici Glismuodae, concederentur
de rebus S. Bonifacii ibidem in usum fructum, loci sequentes Altin-
chiricha (Altenkirchen), Mestineshusa (d. Magdalenenhäuser Hof), Liuna
(Leun), Niunkiricha (Neunkirchen bei Bonbaden), Mittin (Möttau), de hoc
postremo, sic habet vetus Polyptichon: In Mitti territoria II lidi XXIII
singuli L frusta ferri debent et II gallinas cum X ovis. Hubae IV sin-
gulae X frusta ferri, I galinam cum X ovis, insuper III hubae, quae XC
frusta ferri debent etc.“
Es muſsten also 30 Liti und Hüfner 1310 Schirbel Eisen liefern,
worauf man auf den bedeutenden Umfang des Möttauer Eisenbetriebs
in jener frühen Zeit schlieſsen kann.
Auch im Odenwalde erwähnt das lorscher Urkundenbuch bereits
im Jahre 773 einer „Arezgrefte“, einer Erzgrube.
Die Fuldische Chronik berichtet fernerhin über uralte Eisen-
gewinnung zu Kirchbracht (Amt Birstein 1).
1) Bricho trad. sto. Bon. bona sua in Brahtaha in loco ubi ferrum in terra in-
venitur, 30 uirgas in longum et totidem et latitudine et in allit. quantum uis
(Dronke, traditiones Fuldenses S. 113, 287). Ferner: Biricho de Brahtaha trad. sto.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 735. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/757>, abgerufen am 22.11.2024.
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