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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Germanen.
Eisenschmelzen.

Ob die Eisenschmelzen am Dreibuchenborn bei der Salburg noch
nach der Vernichtung des Römerkastells fortbestanden haben, ist
ungewiss. Sicher aber ist, dass im achten Jahrhundert und wohl weit
früher Eisenschmelzen in dem benachbarten Weilthal, von wo ja
die Schmiede von Dreibuchenborn schon in römischer Zeit ihr Erz be-
zogen hatten, im Betriebe waren. Denn das berühmte Urkundenbuch
des Klosters Lorsch berichtet aus dem Jahre 780 1):

"In villa Wilene sunt hubae tres, quae solvunt ferri frusta XXXII
et unciam unam." Drei Hübner zu Weilmünster (oder Weilnau? 2) im
Amt Weilburg mussten damals eine jährliche Abgabe von 32 Schirbel
1 Pfund an das Kloster entrichten. Die zu den Höfen gehörigen Eisen-
schmelzen bestanden schon damals und wohl schon lange Zeit zuvor.
Ebenso wird frusta, Schirbel, Massel, das landesübliche Gewicht der
Luppen, wie sie in den Handel gebracht wurden, als etwas Bekanntes
angegeben. Auch dies deutet auf alte Übung. Ebenso blühte um
dieselbe Zeit bereits der Eisenbergbau in dem benachbarten Kreise
Wetzlar. Denn die Lorscher Chronik meldet, unter König Karl und
Abt Helmerich (regierte von 780 bis 785) schenkte ein gewisser Adelolt
dem Kloster Lorsch den dritten Teil seiner Eisensteingrube in der
Gemarkung Wannendorf: "Sub rege Carolo et abbate Helmerico dedit
in pago Longenehe in marca Wannendorf Adelolt tertiam partem de
sua mina ad faciendum ferrum." Der Ort Wannendorf lag zwischen
Wetzlar und Ober- und Niederwetz in dem vormaligen Solmsschen
Amte Braunfels, kam durch die Rheinbundakte 1806 an Nassau, wurde
aber 1815 an Preussen abgetreten.

Rinmann nimmt an, dass die erwähnte Grube im Grubenfelde Juno
bei Nauborn gelegen habe, in welchem Reste von altem Bergbau be-
kannt sind. Derselbe schreibt ferner 3): "Es liegen unzweifelhafte
Zeugnisse dafür, dass in jenen alten Zeiten in der Gegend von Wetzlar
die Rennarbeit schon in ausgedehntem Mass betrieben worden ist, in
den noch vorhandenen Resten der Schmelzhütten vor. Man kennt
nämlich im dortigen Revier bereits gegen 60 Lokalitäten, und manche

1) Traditiones Laureshamenses in Cod. Lauresham. abbat. diplom. Manhemii 1768
bis 1770 III, S. 226 und Dr. Becker, Geschichte des Bergbaues in Nassau in der
Zeitschrift für Bergrecht, Bd. XVIII, S. 417.
2) Nach Becker.
3) W. Rinmann,
Beschreibung des Bergreviers Wetzlar, Bonn 1878, S. 71.
Die Germanen.
Eisenschmelzen.

Ob die Eisenschmelzen am Dreibuchenborn bei der Salburg noch
nach der Vernichtung des Römerkastells fortbestanden haben, ist
ungewiſs. Sicher aber ist, daſs im achten Jahrhundert und wohl weit
früher Eisenschmelzen in dem benachbarten Weilthal, von wo ja
die Schmiede von Dreibuchenborn schon in römischer Zeit ihr Erz be-
zogen hatten, im Betriebe waren. Denn das berühmte Urkundenbuch
des Klosters Lorsch berichtet aus dem Jahre 780 1):

„In villa Wilene sunt hubae tres, quae solvunt ferri frusta XXXII
et unciam unam.“ Drei Hübner zu Weilmünster (oder Weilnau? 2) im
Amt Weilburg muſsten damals eine jährliche Abgabe von 32 Schirbel
1 Pfund an das Kloster entrichten. Die zu den Höfen gehörigen Eisen-
schmelzen bestanden schon damals und wohl schon lange Zeit zuvor.
Ebenso wird frusta, Schirbel, Massel, das landesübliche Gewicht der
Luppen, wie sie in den Handel gebracht wurden, als etwas Bekanntes
angegeben. Auch dies deutet auf alte Übung. Ebenso blühte um
dieselbe Zeit bereits der Eisenbergbau in dem benachbarten Kreise
Wetzlar. Denn die Lorscher Chronik meldet, unter König Karl und
Abt Helmerich (regierte von 780 bis 785) schenkte ein gewisser Adelolt
dem Kloster Lorsch den dritten Teil seiner Eisensteingrube in der
Gemarkung Wannendorf: „Sub rege Carolo et abbate Helmerico dedit
in pago Longenehe in marca Wannendorf Adelolt tertiam partem de
sua mina ad faciendum ferrum.“ Der Ort Wannendorf lag zwischen
Wetzlar und Ober- und Niederwetz in dem vormaligen Solmsschen
Amte Braunfels, kam durch die Rheinbundakte 1806 an Nassau, wurde
aber 1815 an Preuſsen abgetreten.

Rinmann nimmt an, daſs die erwähnte Grube im Grubenfelde Juno
bei Nauborn gelegen habe, in welchem Reste von altem Bergbau be-
kannt sind. Derselbe schreibt ferner 3): „Es liegen unzweifelhafte
Zeugnisse dafür, daſs in jenen alten Zeiten in der Gegend von Wetzlar
die Rennarbeit schon in ausgedehntem Maſs betrieben worden ist, in
den noch vorhandenen Resten der Schmelzhütten vor. Man kennt
nämlich im dortigen Revier bereits gegen 60 Lokalitäten, und manche

1) Traditiones Laureshamenses in Cod. Lauresham. abbat. diplom. Manhemii 1768
bis 1770 III, S. 226 und Dr. Becker, Geschichte des Bergbaues in Nassau in der
Zeitschrift für Bergrecht, Bd. XVIII, S. 417.
2) Nach Becker.
3) W. Rinmann,
Beschreibung des Bergreviers Wetzlar, Bonn 1878, S. 71.
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[734/0756] Die Germanen. Eisenschmelzen. Ob die Eisenschmelzen am Dreibuchenborn bei der Salburg noch nach der Vernichtung des Römerkastells fortbestanden haben, ist ungewiſs. Sicher aber ist, daſs im achten Jahrhundert und wohl weit früher Eisenschmelzen in dem benachbarten Weilthal, von wo ja die Schmiede von Dreibuchenborn schon in römischer Zeit ihr Erz be- zogen hatten, im Betriebe waren. Denn das berühmte Urkundenbuch des Klosters Lorsch berichtet aus dem Jahre 780 1): „In villa Wilene sunt hubae tres, quae solvunt ferri frusta XXXII et unciam unam.“ Drei Hübner zu Weilmünster (oder Weilnau? 2) im Amt Weilburg muſsten damals eine jährliche Abgabe von 32 Schirbel 1 Pfund an das Kloster entrichten. Die zu den Höfen gehörigen Eisen- schmelzen bestanden schon damals und wohl schon lange Zeit zuvor. Ebenso wird frusta, Schirbel, Massel, das landesübliche Gewicht der Luppen, wie sie in den Handel gebracht wurden, als etwas Bekanntes angegeben. Auch dies deutet auf alte Übung. Ebenso blühte um dieselbe Zeit bereits der Eisenbergbau in dem benachbarten Kreise Wetzlar. Denn die Lorscher Chronik meldet, unter König Karl und Abt Helmerich (regierte von 780 bis 785) schenkte ein gewisser Adelolt dem Kloster Lorsch den dritten Teil seiner Eisensteingrube in der Gemarkung Wannendorf: „Sub rege Carolo et abbate Helmerico dedit in pago Longenehe in marca Wannendorf Adelolt tertiam partem de sua mina ad faciendum ferrum.“ Der Ort Wannendorf lag zwischen Wetzlar und Ober- und Niederwetz in dem vormaligen Solmsschen Amte Braunfels, kam durch die Rheinbundakte 1806 an Nassau, wurde aber 1815 an Preuſsen abgetreten. Rinmann nimmt an, daſs die erwähnte Grube im Grubenfelde Juno bei Nauborn gelegen habe, in welchem Reste von altem Bergbau be- kannt sind. Derselbe schreibt ferner 3): „Es liegen unzweifelhafte Zeugnisse dafür, daſs in jenen alten Zeiten in der Gegend von Wetzlar die Rennarbeit schon in ausgedehntem Maſs betrieben worden ist, in den noch vorhandenen Resten der Schmelzhütten vor. Man kennt nämlich im dortigen Revier bereits gegen 60 Lokalitäten, und manche 1) Traditiones Laureshamenses in Cod. Lauresham. abbat. diplom. Manhemii 1768 bis 1770 III, S. 226 und Dr. Becker, Geschichte des Bergbaues in Nassau in der Zeitschrift für Bergrecht, Bd. XVIII, S. 417. 2) Nach Becker. 3) W. Rinmann, Beschreibung des Bergreviers Wetzlar, Bonn 1878, S. 71.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 734. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/756>, abgerufen am 22.11.2024.