die Abbildung der verschiedenen damals gebräuchlichen Ackergeräte, die wohl alle von Eisen waren; so beim Februar die Feldarbeit mit Spaten und Spitzhacke; beim April das Pflügen; der dargestellte Pflug mit umgebogenem Sech und Pflugmesser hat auch schon die eiserne Pflugschar; im Juni die Holzarbeit mit Äxten und Schnitzmesser, das ähnlich wie eine Gartenhippe geformt ist; im Juli die Kornernte mit der Sichel; beim Oktober endlich die Schmiedearbeit mit Zange und Hammer.
Das Schmieden blieb eine regelmässige Beschäftigung auf jedem Hofgute und in manchen Gegenden ist sie dies bis heute geblieben. Es haben sich in Distrikten, wo die alte Güterwirtschaft noch besteht, wie z. B. im Sauerland, auch die kleinen Eisenhämmer erhalten, die der Gutsherr selbst betreibt, wenn die Ernte gethan und das Korn gemalen ist. Viel mannigfaltiger als im 6. Jahrhundert waren auch die Acker- baugeräte zu Karls des Grossen Zeiten nicht. Der Kaiser kümmerte sich viel um die Hebung der Gewerbe, noch mehr aber um die der Landwirtschaft. Dafür zeugt auch sein Verfahren, dass er gewissen- hafte Vertrauenspersonen als Missi dominici auf die Kammergüter sendete, die überall Visitationen halten, das Inventar aufnehmen und Meliorationsvorschläge machen mussten. Vornehmlich war die Ein- führung des Weinbaues, der Obst- und Bienenzucht eine Lieblings- bestrebung des Kaisers. In dem Breviarium Caroli Magni ist ein solches Inventar mitgeteilt. Auf einem Gute, auf dem ein kleineres könig- liches Wohnhaus, drei andere Häuser, mit 11 Arbeitsstuben, 17 hölzerne Wohnhäuser, ein Backhaus, zwei Kornhäuser, drei Schuppen etc. sich befanden, auf dem ferner 51 Stuten, 3 Beschälhengste, 16 Zugochsen, 50 Kühe, 260 Schweine und 150 Schafe etc. gehalten wurden, befanden sich an Ackerwerkzeugen in allem nur 2 Äxte, 2 breite Hacken, 2 Boh- rer, 1 Beil, 1 Schnitzmesser, 1 Spindelhobel, 1 Ziehklinge, 2 grosse und 2 kleine Sicheln, 2 mit Eisen beschlagene Holzschaufeln 1). Weder ein Wagen noch ein Pflug befand sich auf dem Gute.
So gering war der Besitz an eisernen Werkzeugen selbst auf den grössten Fürstengütern. Auf Karls des Grossen Kammergut Stephans- wörth, das 740 Morgen Ackerland und einen enormen Viehstand hatte, fanden sich nur 27 grosse und kleine Sicheln und 7 breite Hacken als Werkzeuge zur Feldarbeit.
1) Bruns, Beiträge zum deutschen Recht, S. 69.
Friedliche Verwendung des Eisens.
die Abbildung der verschiedenen damals gebräuchlichen Ackergeräte, die wohl alle von Eisen waren; so beim Februar die Feldarbeit mit Spaten und Spitzhacke; beim April das Pflügen; der dargestellte Pflug mit umgebogenem Sech und Pflugmesser hat auch schon die eiserne Pflugschar; im Juni die Holzarbeit mit Äxten und Schnitzmesser, das ähnlich wie eine Gartenhippe geformt ist; im Juli die Kornernte mit der Sichel; beim Oktober endlich die Schmiedearbeit mit Zange und Hammer.
Das Schmieden blieb eine regelmäſsige Beschäftigung auf jedem Hofgute und in manchen Gegenden ist sie dies bis heute geblieben. Es haben sich in Distrikten, wo die alte Güterwirtschaft noch besteht, wie z. B. im Sauerland, auch die kleinen Eisenhämmer erhalten, die der Gutsherr selbst betreibt, wenn die Ernte gethan und das Korn gemalen ist. Viel mannigfaltiger als im 6. Jahrhundert waren auch die Acker- baugeräte zu Karls des Groſsen Zeiten nicht. Der Kaiser kümmerte sich viel um die Hebung der Gewerbe, noch mehr aber um die der Landwirtschaft. Dafür zeugt auch sein Verfahren, daſs er gewissen- hafte Vertrauenspersonen als Missi dominici auf die Kammergüter sendete, die überall Visitationen halten, das Inventar aufnehmen und Meliorationsvorschläge machen muſsten. Vornehmlich war die Ein- führung des Weinbaues, der Obst- und Bienenzucht eine Lieblings- bestrebung des Kaisers. In dem Breviarium Caroli Magni ist ein solches Inventar mitgeteilt. Auf einem Gute, auf dem ein kleineres könig- liches Wohnhaus, drei andere Häuser, mit 11 Arbeitsstuben, 17 hölzerne Wohnhäuser, ein Backhaus, zwei Kornhäuser, drei Schuppen etc. sich befanden, auf dem ferner 51 Stuten, 3 Beschälhengste, 16 Zugochsen, 50 Kühe, 260 Schweine und 150 Schafe etc. gehalten wurden, befanden sich an Ackerwerkzeugen in allem nur 2 Äxte, 2 breite Hacken, 2 Boh- rer, 1 Beil, 1 Schnitzmesser, 1 Spindelhobel, 1 Ziehklinge, 2 groſse und 2 kleine Sicheln, 2 mit Eisen beschlagene Holzschaufeln 1). Weder ein Wagen noch ein Pflug befand sich auf dem Gute.
So gering war der Besitz an eisernen Werkzeugen selbst auf den gröſsten Fürstengütern. Auf Karls des Groſsen Kammergut Stephans- wörth, das 740 Morgen Ackerland und einen enormen Viehstand hatte, fanden sich nur 27 groſse und kleine Sicheln und 7 breite Hacken als Werkzeuge zur Feldarbeit.
1) Bruns, Beiträge zum deutschen Recht, S. 69.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0751"n="729"/><fwplace="top"type="header">Friedliche Verwendung des Eisens.</fw><lb/>
die Abbildung der verschiedenen damals gebräuchlichen Ackergeräte,<lb/>
die wohl alle von Eisen waren; so beim Februar die Feldarbeit mit<lb/>
Spaten und Spitzhacke; beim April das Pflügen; der dargestellte Pflug<lb/>
mit umgebogenem Sech und Pflugmesser hat auch schon die eiserne<lb/>
Pflugschar; im Juni die Holzarbeit mit Äxten und Schnitzmesser, das<lb/>
ähnlich wie eine Gartenhippe geformt ist; im Juli die Kornernte mit<lb/>
der Sichel; beim Oktober endlich die Schmiedearbeit mit Zange und<lb/>
Hammer.</p><lb/><p>Das Schmieden blieb eine regelmäſsige Beschäftigung auf jedem<lb/>
Hofgute und in manchen Gegenden ist sie dies bis heute geblieben. Es<lb/>
haben sich in Distrikten, wo die alte Güterwirtschaft noch besteht, wie<lb/>
z. B. im Sauerland, auch die kleinen Eisenhämmer erhalten, die der<lb/>
Gutsherr selbst betreibt, wenn die Ernte gethan und das Korn gemalen<lb/>
ist. Viel mannigfaltiger als im 6. Jahrhundert waren auch die Acker-<lb/>
baugeräte zu Karls des Groſsen Zeiten nicht. Der Kaiser kümmerte<lb/>
sich viel um die Hebung der Gewerbe, noch mehr aber um die der<lb/>
Landwirtschaft. Dafür zeugt auch sein Verfahren, daſs er gewissen-<lb/>
hafte Vertrauenspersonen als Missi dominici auf die Kammergüter<lb/>
sendete, die überall Visitationen halten, das Inventar aufnehmen und<lb/>
Meliorationsvorschläge machen muſsten. Vornehmlich war die Ein-<lb/>
führung des Weinbaues, der Obst- und Bienenzucht eine Lieblings-<lb/>
bestrebung des Kaisers. In dem Breviarium Caroli Magni ist ein solches<lb/>
Inventar mitgeteilt. Auf einem Gute, auf dem ein kleineres könig-<lb/>
liches Wohnhaus, drei andere Häuser, mit 11 Arbeitsstuben, 17 hölzerne<lb/>
Wohnhäuser, ein Backhaus, zwei Kornhäuser, drei Schuppen etc. sich<lb/>
befanden, auf dem ferner 51 Stuten, 3 Beschälhengste, 16 Zugochsen,<lb/>
50 Kühe, 260 Schweine und 150 Schafe etc. gehalten wurden, befanden<lb/>
sich an Ackerwerkzeugen in allem nur 2 Äxte, 2 breite Hacken, 2 Boh-<lb/>
rer, 1 Beil, 1 Schnitzmesser, 1 Spindelhobel, 1 Ziehklinge, 2 groſse und<lb/>
2 kleine Sicheln, 2 mit Eisen beschlagene Holzschaufeln <noteplace="foot"n="1)">Bruns, Beiträge zum deutschen Recht, S. 69.</note>. Weder ein<lb/>
Wagen noch ein Pflug befand sich auf dem Gute.</p><lb/><p>So gering war der Besitz an eisernen Werkzeugen selbst auf den<lb/>
gröſsten Fürstengütern. Auf Karls des Groſsen Kammergut Stephans-<lb/>
wörth, das 740 Morgen Ackerland und einen enormen Viehstand hatte,<lb/>
fanden sich nur 27 groſse und kleine Sicheln und 7 breite Hacken als<lb/>
Werkzeuge zur Feldarbeit.</p></div><lb/></div></div></body></text></TEI>
[729/0751]
Friedliche Verwendung des Eisens.
die Abbildung der verschiedenen damals gebräuchlichen Ackergeräte,
die wohl alle von Eisen waren; so beim Februar die Feldarbeit mit
Spaten und Spitzhacke; beim April das Pflügen; der dargestellte Pflug
mit umgebogenem Sech und Pflugmesser hat auch schon die eiserne
Pflugschar; im Juni die Holzarbeit mit Äxten und Schnitzmesser, das
ähnlich wie eine Gartenhippe geformt ist; im Juli die Kornernte mit
der Sichel; beim Oktober endlich die Schmiedearbeit mit Zange und
Hammer.
Das Schmieden blieb eine regelmäſsige Beschäftigung auf jedem
Hofgute und in manchen Gegenden ist sie dies bis heute geblieben. Es
haben sich in Distrikten, wo die alte Güterwirtschaft noch besteht, wie
z. B. im Sauerland, auch die kleinen Eisenhämmer erhalten, die der
Gutsherr selbst betreibt, wenn die Ernte gethan und das Korn gemalen
ist. Viel mannigfaltiger als im 6. Jahrhundert waren auch die Acker-
baugeräte zu Karls des Groſsen Zeiten nicht. Der Kaiser kümmerte
sich viel um die Hebung der Gewerbe, noch mehr aber um die der
Landwirtschaft. Dafür zeugt auch sein Verfahren, daſs er gewissen-
hafte Vertrauenspersonen als Missi dominici auf die Kammergüter
sendete, die überall Visitationen halten, das Inventar aufnehmen und
Meliorationsvorschläge machen muſsten. Vornehmlich war die Ein-
führung des Weinbaues, der Obst- und Bienenzucht eine Lieblings-
bestrebung des Kaisers. In dem Breviarium Caroli Magni ist ein solches
Inventar mitgeteilt. Auf einem Gute, auf dem ein kleineres könig-
liches Wohnhaus, drei andere Häuser, mit 11 Arbeitsstuben, 17 hölzerne
Wohnhäuser, ein Backhaus, zwei Kornhäuser, drei Schuppen etc. sich
befanden, auf dem ferner 51 Stuten, 3 Beschälhengste, 16 Zugochsen,
50 Kühe, 260 Schweine und 150 Schafe etc. gehalten wurden, befanden
sich an Ackerwerkzeugen in allem nur 2 Äxte, 2 breite Hacken, 2 Boh-
rer, 1 Beil, 1 Schnitzmesser, 1 Spindelhobel, 1 Ziehklinge, 2 groſse und
2 kleine Sicheln, 2 mit Eisen beschlagene Holzschaufeln 1). Weder ein
Wagen noch ein Pflug befand sich auf dem Gute.
So gering war der Besitz an eisernen Werkzeugen selbst auf den
gröſsten Fürstengütern. Auf Karls des Groſsen Kammergut Stephans-
wörth, das 740 Morgen Ackerland und einen enormen Viehstand hatte,
fanden sich nur 27 groſse und kleine Sicheln und 7 breite Hacken als
Werkzeuge zur Feldarbeit.
1) Bruns, Beiträge zum deutschen Recht, S. 69.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/751>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.