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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Mythische Zeit.
lichen Lindwurmes, den Siegfried tötet (Thors Kampf gegen die Mid-
gardschlange).

Der Ton unserer Lieder ist aber nicht so hoch gehalten wie der
der Edda, vielmehr erklingt er in gemütlicher, epischer Breite. So
werden Eckart der Treue und Wieland beide Gesellen und Schwur-
brüder bei Mime, dem berühmten Schmied im Frankenland. Jung-
Siegfried, des Frankenkönigs Sohn, kommt oft in die Schmiede und
treibt allerlei Allotria. Wieland erzählt:

"Wir wurden Schwurbrüder, Eckart und ich,
Wie wir schon. Vettern waren, von meiner Seite wich
Der treue Knabe nimmer, er war mein fester Schild;
Viel musste meine Jugend von den Gesellen wild
Und Siegfrieden dulden. Denn oft zu Mimen kam
Der junge Frankenkönig, und Niemand war ihm gram,
Obwohl er alle neckte und die Gesellen schlug.
Mich liess er lang in Frieden, weil es Eckart nicht ertrug
Wenn seinem Notgestalten das kleinste Leid geschah:
Wie oft an den Gesellen er ihn das rächen sah!
Doch konnt er's einst nicht lassen in seinem Übermut
Mich Elfensohn zu schelten: da geriet Eckart in Wut
Und warf seine Zange Siegfrieden hinter's Ohr,
Dass der Knabe blutete und schier den Sinn verlor;
Doch kam er bald zu Kräften: mit seiner linken Hand
Griff er Eckarten in's Haar und warf ihn in den Sand.
Da lief ich ihm zu Hilfe und die Gesellen all;
Wir sparten nicht der Schläge: das war ihm eitel Schall
Er zog doch bei den Haaren Eckarten vor die Thür.
Da trat aus seinem Hause der alte Mime herfür.
Mit strafenden Worten sprach der zu Siegfried:
"Was schlägst du meine Burschen, unnützer Störenfried?
Wenn sie was Nützes schaffen, lässt du sie nie in Ruh;
Nichts schaffen kannst du selber, nur Unfug sinnst und schaffest du.
"Dein Sinn ist unbändig, hier kann sich Niemand mehr
Vor deiner Wildheit fristen. Was läufst du stets hierher?
Wir mögen wohl entraten so ungestümen Gast;
Fürwahr, du lägest besser den Hundingen zur Last,
"Die deinen Vater schlugen, und rächtest seinen Tod,
Als dass du meine Leute schindest ohne Not.
Er ist doch nun gewachsen über Manneslänge schier,
Zu Felde sollt er liegen, nicht in der Schmiede bei mir."
Da sprach mit lautem Lachen König Siegmunds Kind:
"Da seht ihr einmal wieder wie thöricht Greise sind;
Ich weiss es auswendig, das ewge, alte Lied,
So oft hab ichs vernommen von dem verloffnen Fahnenschmied:

Mythische Zeit.
lichen Lindwurmes, den Siegfried tötet (Thors Kampf gegen die Mid-
gardschlange).

Der Ton unserer Lieder ist aber nicht so hoch gehalten wie der
der Edda, vielmehr erklingt er in gemütlicher, epischer Breite. So
werden Eckart der Treue und Wieland beide Gesellen und Schwur-
brüder bei Mime, dem berühmten Schmied im Frankenland. Jung-
Siegfried, des Frankenkönigs Sohn, kommt oft in die Schmiede und
treibt allerlei Allotria. Wieland erzählt:

„Wir wurden Schwurbrüder, Eckart und ich,
Wie wir schon. Vettern waren, von meiner Seite wich
Der treue Knabe nimmer, er war mein fester Schild;
Viel muſste meine Jugend von den Gesellen wild
Und Siegfrieden dulden. Denn oft zu Mimen kam
Der junge Frankenkönig, und Niemand war ihm gram,
Obwohl er alle neckte und die Gesellen schlug.
Mich lieſs er lang in Frieden, weil es Eckart nicht ertrug
Wenn seinem Notgestalten das kleinste Leid geschah:
Wie oft an den Gesellen er ihn das rächen sah!
Doch konnt er’s einst nicht lassen in seinem Übermut
Mich Elfensohn zu schelten: da geriet Eckart in Wut
Und warf seine Zange Siegfrieden hinter’s Ohr,
Daſs der Knabe blutete und schier den Sinn verlor;
Doch kam er bald zu Kräften: mit seiner linken Hand
Griff er Eckarten in’s Haar und warf ihn in den Sand.
Da lief ich ihm zu Hilfe und die Gesellen all;
Wir sparten nicht der Schläge: das war ihm eitel Schall
Er zog doch bei den Haaren Eckarten vor die Thür.
Da trat aus seinem Hause der alte Mime herfür.
Mit strafenden Worten sprach der zu Siegfried:
„Was schlägst du meine Burschen, unnützer Störenfried?
Wenn sie was Nützes schaffen, läſst du sie nie in Ruh;
Nichts schaffen kannst du selber, nur Unfug sinnst und schaffest du.
„Dein Sinn ist unbändig, hier kann sich Niemand mehr
Vor deiner Wildheit fristen. Was läufst du stets hierher?
Wir mögen wohl entraten so ungestümen Gast;
Fürwahr, du lägest besser den Hundingen zur Last,
„Die deinen Vater schlugen, und rächtest seinen Tod,
Als daſs du meine Leute schindest ohne Not.
Er ist doch nun gewachsen über Manneslänge schier,
Zu Felde sollt er liegen, nicht in der Schmiede bei mir.“
Da sprach mit lautem Lachen König Siegmunds Kind:
„Da seht ihr einmal wieder wie thöricht Greise sind;
Ich weiſs es auswendig, das ewge, alte Lied,
So oft hab ichs vernommen von dem verloffnen Fahnenschmied:

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[687/0709] Mythische Zeit. lichen Lindwurmes, den Siegfried tötet (Thors Kampf gegen die Mid- gardschlange). Der Ton unserer Lieder ist aber nicht so hoch gehalten wie der der Edda, vielmehr erklingt er in gemütlicher, epischer Breite. So werden Eckart der Treue und Wieland beide Gesellen und Schwur- brüder bei Mime, dem berühmten Schmied im Frankenland. Jung- Siegfried, des Frankenkönigs Sohn, kommt oft in die Schmiede und treibt allerlei Allotria. Wieland erzählt: „Wir wurden Schwurbrüder, Eckart und ich, Wie wir schon. Vettern waren, von meiner Seite wich Der treue Knabe nimmer, er war mein fester Schild; Viel muſste meine Jugend von den Gesellen wild Und Siegfrieden dulden. Denn oft zu Mimen kam Der junge Frankenkönig, und Niemand war ihm gram, Obwohl er alle neckte und die Gesellen schlug. Mich lieſs er lang in Frieden, weil es Eckart nicht ertrug Wenn seinem Notgestalten das kleinste Leid geschah: Wie oft an den Gesellen er ihn das rächen sah! Doch konnt er’s einst nicht lassen in seinem Übermut Mich Elfensohn zu schelten: da geriet Eckart in Wut Und warf seine Zange Siegfrieden hinter’s Ohr, Daſs der Knabe blutete und schier den Sinn verlor; Doch kam er bald zu Kräften: mit seiner linken Hand Griff er Eckarten in’s Haar und warf ihn in den Sand. Da lief ich ihm zu Hilfe und die Gesellen all; Wir sparten nicht der Schläge: das war ihm eitel Schall Er zog doch bei den Haaren Eckarten vor die Thür. Da trat aus seinem Hause der alte Mime herfür. Mit strafenden Worten sprach der zu Siegfried: „Was schlägst du meine Burschen, unnützer Störenfried? Wenn sie was Nützes schaffen, läſst du sie nie in Ruh; Nichts schaffen kannst du selber, nur Unfug sinnst und schaffest du. „Dein Sinn ist unbändig, hier kann sich Niemand mehr Vor deiner Wildheit fristen. Was läufst du stets hierher? Wir mögen wohl entraten so ungestümen Gast; Fürwahr, du lägest besser den Hundingen zur Last, „Die deinen Vater schlugen, und rächtest seinen Tod, Als daſs du meine Leute schindest ohne Not. Er ist doch nun gewachsen über Manneslänge schier, Zu Felde sollt er liegen, nicht in der Schmiede bei mir.“ Da sprach mit lautem Lachen König Siegmunds Kind: „Da seht ihr einmal wieder wie thöricht Greise sind; Ich weiſs es auswendig, das ewge, alte Lied, So oft hab ichs vernommen von dem verloffnen Fahnenschmied:

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/709>, abgerufen am 22.11.2024.