man aus gewissen Erzen z. B. arsen- oder phosphorhaltiges Kupfer be- kam, das härter war und seiner Härte wegen geschätzt und verwendet wurde. Aber auch aus einem solchen härteren Kupfer waren keine Meissel herzustellen, die mit Stahlmeisseln verglichen werden können. In dieser Beziehung gebührte der Bronze jedenfalls der Vorzug. Die vorteilhafte Eigenschaft, dass sie sich leicht in Formen giessen liess, was den Alten weder mit dem Kupfer, noch dem Eisen möglich war, haben wir schon hervorgehoben. Durch die Menge des Zinnzusatzes hatte man es in der Hand, ein härteres oder weicheres Metallgemisch herzustellen. Der ursprüngliche Zweck des Zusatzes von Zinn zum Kupfer war jedenfalls ein härteres Kupfer zu erhalten. Zugleich macht der Zinnzusatz das Kupfer leichtflüssiger, klingender und zäher, während freilich andererseits mit der Zunahme der Härte die Dehnbarkeit ab- nimmt, die Legierung wird spröde und lässt sich schwer schmieden und polieren: sie ist nur zu Gusswaren zu verwenden. Die Härte wächst anfänglich mit dem Zinngehalt und wird bei einem Zusatz von etwa 30 Proz. Zinn so gross, dass sich das Metallgemisch nur schwierig mit der Feile verarbeiten lässt. Bei grösserem Zinngehalt nimmt die Härte wieder ab. Die erwähnte harte Legierung ist aber spröde wie Glas und zu Werkzeugen nicht verwendbar. Die Alten wählten für weichere Bronzen die Mischung von 5 Teilen Zinn mit 95 Teilen Kupfer, für die meisten Werkzeuge die Mischung von 10 Teilen Zinn mit 90 Teilen Kupfer, für leicht schmelzbare Gussstücke, die weniger auszuhalten hatten, setzte man bis 25 Proz. Zinn zu. Die Bron- zen von 5 Proz. Zinngehalt und darunter sind leicht in kaltem Zustande zu bearbeiten, sehr geschmeidig, wenn auch etwas kantenrissig und da- bei härter als Kupfer. Die Legierungen von 5 bis 15 Proz. Zinngehalt sind hart, fest, zähe und politurfähig, lassen sich aber in der Kälte nur schwierig schmieden, während sie in der Rotglut leicht streckbar sind. Die Legierungen über 15 Proz. Zinngehalt sind spröde und hart.
Diese Abstufung in den Eigenschaften der Bronze je nach dem Zinngehalt gestattete die Auswahl der Zusammensetzung je nach dem Zweck. Für gewöhnliche Gefässe, die nach dem Guss dünn ausgetrieben wurden, wurde nach Plinius die Ollaria, eine Mischung von 96,2 Proz. Kupfer und 3,8 Proz. Zinn gewählt. Ebenso hatten die Bronzenägel einen sehr geringen Zinngehalt, Klaproth fand solche, die im Rhein gefun- den waren, aus 97,7 Teilen Kupfer und 2,3 Teilen Zinn zusammengesetzt. Mischungen mit 5 bis 6 Proz. Zinn wurden angewendet für Werkzeuge, die nicht spröde sein durften und nicht besonders hart zu sein brauchten, wie für Messer, Äxte und Schwerter. Der bekannte ägyptische Meissel
Einleitung.
man aus gewissen Erzen z. B. arsen- oder phosphorhaltiges Kupfer be- kam, das härter war und seiner Härte wegen geschätzt und verwendet wurde. Aber auch aus einem solchen härteren Kupfer waren keine Meiſsel herzustellen, die mit Stahlmeiſseln verglichen werden können. In dieser Beziehung gebührte der Bronze jedenfalls der Vorzug. Die vorteilhafte Eigenschaft, daſs sie sich leicht in Formen gieſsen lieſs, was den Alten weder mit dem Kupfer, noch dem Eisen möglich war, haben wir schon hervorgehoben. Durch die Menge des Zinnzusatzes hatte man es in der Hand, ein härteres oder weicheres Metallgemisch herzustellen. Der ursprüngliche Zweck des Zusatzes von Zinn zum Kupfer war jedenfalls ein härteres Kupfer zu erhalten. Zugleich macht der Zinnzusatz das Kupfer leichtflüssiger, klingender und zäher, während freilich andererseits mit der Zunahme der Härte die Dehnbarkeit ab- nimmt, die Legierung wird spröde und läſst sich schwer schmieden und polieren: sie ist nur zu Guſswaren zu verwenden. Die Härte wächst anfänglich mit dem Zinngehalt und wird bei einem Zusatz von etwa 30 Proz. Zinn so groſs, daſs sich das Metallgemisch nur schwierig mit der Feile verarbeiten läſst. Bei gröſserem Zinngehalt nimmt die Härte wieder ab. Die erwähnte harte Legierung ist aber spröde wie Glas und zu Werkzeugen nicht verwendbar. Die Alten wählten für weichere Bronzen die Mischung von 5 Teilen Zinn mit 95 Teilen Kupfer, für die meisten Werkzeuge die Mischung von 10 Teilen Zinn mit 90 Teilen Kupfer, für leicht schmelzbare Guſsstücke, die weniger auszuhalten hatten, setzte man bis 25 Proz. Zinn zu. Die Bron- zen von 5 Proz. Zinngehalt und darunter sind leicht in kaltem Zustande zu bearbeiten, sehr geschmeidig, wenn auch etwas kantenrissig und da- bei härter als Kupfer. Die Legierungen von 5 bis 15 Proz. Zinngehalt sind hart, fest, zähe und politurfähig, lassen sich aber in der Kälte nur schwierig schmieden, während sie in der Rotglut leicht streckbar sind. Die Legierungen über 15 Proz. Zinngehalt sind spröde und hart.
Diese Abstufung in den Eigenschaften der Bronze je nach dem Zinngehalt gestattete die Auswahl der Zusammensetzung je nach dem Zweck. Für gewöhnliche Gefäſse, die nach dem Guſs dünn ausgetrieben wurden, wurde nach Plinius die Ollaria, eine Mischung von 96,2 Proz. Kupfer und 3,8 Proz. Zinn gewählt. Ebenso hatten die Bronzenägel einen sehr geringen Zinngehalt, Klaproth fand solche, die im Rhein gefun- den waren, aus 97,7 Teilen Kupfer und 2,3 Teilen Zinn zusammengesetzt. Mischungen mit 5 bis 6 Proz. Zinn wurden angewendet für Werkzeuge, die nicht spröde sein durften und nicht besonders hart zu sein brauchten, wie für Messer, Äxte und Schwerter. Der bekannte ägyptische Meiſsel
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[47/0069]
Einleitung.
man aus gewissen Erzen z. B. arsen- oder phosphorhaltiges Kupfer be-
kam, das härter war und seiner Härte wegen geschätzt und verwendet
wurde. Aber auch aus einem solchen härteren Kupfer waren keine
Meiſsel herzustellen, die mit Stahlmeiſseln verglichen werden können.
In dieser Beziehung gebührte der Bronze jedenfalls der Vorzug. Die
vorteilhafte Eigenschaft, daſs sie sich leicht in Formen gieſsen lieſs,
was den Alten weder mit dem Kupfer, noch dem Eisen möglich war,
haben wir schon hervorgehoben. Durch die Menge des Zinnzusatzes
hatte man es in der Hand, ein härteres oder weicheres Metallgemisch
herzustellen. Der ursprüngliche Zweck des Zusatzes von Zinn zum
Kupfer war jedenfalls ein härteres Kupfer zu erhalten. Zugleich macht
der Zinnzusatz das Kupfer leichtflüssiger, klingender und zäher, während
freilich andererseits mit der Zunahme der Härte die Dehnbarkeit ab-
nimmt, die Legierung wird spröde und läſst sich schwer schmieden
und polieren: sie ist nur zu Guſswaren zu verwenden. Die Härte
wächst anfänglich mit dem Zinngehalt und wird bei einem Zusatz
von etwa 30 Proz. Zinn so groſs, daſs sich das Metallgemisch nur
schwierig mit der Feile verarbeiten läſst. Bei gröſserem Zinngehalt
nimmt die Härte wieder ab. Die erwähnte harte Legierung ist aber
spröde wie Glas und zu Werkzeugen nicht verwendbar. Die Alten
wählten für weichere Bronzen die Mischung von 5 Teilen Zinn mit
95 Teilen Kupfer, für die meisten Werkzeuge die Mischung von 10 Teilen
Zinn mit 90 Teilen Kupfer, für leicht schmelzbare Guſsstücke, die
weniger auszuhalten hatten, setzte man bis 25 Proz. Zinn zu. Die Bron-
zen von 5 Proz. Zinngehalt und darunter sind leicht in kaltem Zustande
zu bearbeiten, sehr geschmeidig, wenn auch etwas kantenrissig und da-
bei härter als Kupfer. Die Legierungen von 5 bis 15 Proz. Zinngehalt
sind hart, fest, zähe und politurfähig, lassen sich aber in der Kälte nur
schwierig schmieden, während sie in der Rotglut leicht streckbar sind.
Die Legierungen über 15 Proz. Zinngehalt sind spröde und hart.
Diese Abstufung in den Eigenschaften der Bronze je nach dem
Zinngehalt gestattete die Auswahl der Zusammensetzung je nach dem
Zweck. Für gewöhnliche Gefäſse, die nach dem Guſs dünn ausgetrieben
wurden, wurde nach Plinius die Ollaria, eine Mischung von 96,2 Proz.
Kupfer und 3,8 Proz. Zinn gewählt. Ebenso hatten die Bronzenägel einen
sehr geringen Zinngehalt, Klaproth fand solche, die im Rhein gefun-
den waren, aus 97,7 Teilen Kupfer und 2,3 Teilen Zinn zusammengesetzt.
Mischungen mit 5 bis 6 Proz. Zinn wurden angewendet für Werkzeuge,
die nicht spröde sein durften und nicht besonders hart zu sein brauchten,
wie für Messer, Äxte und Schwerter. Der bekannte ägyptische Meiſsel
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/69>, abgerufen am 27.11.2024.
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