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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung.
Metall, die Bronze, die zum Bedürfnis geworden war, anzuliefern. So
entstand das sogenannte Bronzezeitalter und soweit hat diese Theorie
für Europa ihre Berechtigung. Ganz unannehmbar dagegen erscheint
die Lehre, wenn sie so gedeutet wird, als ob Völker, wie z. B. die alten
Bewohner Dänemarks, die in ihrem Lande weder Kupfer noch Zinn
finden konnten, oder Binnenvölker, wie die Pfahlbaubewohner der
Schweiz, die von der Zinnküste Englands weitab wohnten, selbständig
die schwierige Darstellung der Bronze entdeckt und sofort Waffen und
Werkzeuge von grosser Vollendung und geschmackvoller Form ge-
gossen hätten. Auch die Ähnlichkeit dieser Formen in weit auseinander
liegenden Gebieten widerspricht dem. Die Übereinstimmung der Mo-
delle der Waffen, wenigstens deren Grundformen, z. B. die der soge-
nannten "Kelten", bei den verschiedensten Völkern Europas, die unter
sich keine Verbindung hatten, beweist die Zuführung dieser Gegen-
stände von aussen aus demselben Ursprungsgebiete auf dem Wege des
Handels. Allerdings mag sich in der Folge in einzelnen Gegenden eine
gewisse Kunstfertigkeit, die Bronzegeräte nachzuahmen und selbständig
aus ungeschmolzenem, altem Metall herzustellen, ja auch selbst neue
Formen zu erfinden, entwickelt haben. In diesem Sinne kann man von
einer selbständigen Kunst der Bronzebearbeitung in einzelnen Ländern
Europas sprechen, doch wohl auch nur in diesem, und nicht in dem,
als ob die durch ganz Europa verbreiteten Formen in verschiedenen
Gegenden selbständig nebeneinander erfunden worden wären. Es bleibt
immer noch auffallend genug, dass die Verwendung der Bronze in
Europa so allgemeine Verbreitung erlangte und so lange herrschend
blieb, und lässt sich dies nur aus der grossen Überlegenheit der Phö-
nizier erklären, die durch ihre jedem Bedürfnis angepassten Waren
von gefälligen Formen und durch ihre grosse Gewandtheit im Handel
die Völker zu gewinnen und dauernd an sich zu fesseln wussten. Auch
soll durchaus nicht behauptet werden, dass das kleine Volk der Phö-
nizier aus dem Stammlande am Mittelmeere diesen Handel allein
betrieben und ausgebreitet hätte, ihre berühmten Kolonien Karthago,
Gades, Massilia, die Städte an den Pomündungen, sowie das industrielle
Volk der Etrusker waren Mitarbeiter und Teilhaber an diesem Ge-
schäfte, welches später teilweise von Griechen und Römern fortgesetzt
wurde. Alle Verführungskunst dieser gewandten Kaufleute würde in-
dessen die Verdrängung von Stahl und Eisen durch die Bronze
nicht ermöglicht haben, wenn das Eisen in der Vollkommenheit und
in den mannigfaltigen Zuständen bereits bekannt gewesen wäre, wie
wir es heutzutage kennen. Dies war aber durchaus nicht der Fall. Das

Einleitung.
Metall, die Bronze, die zum Bedürfnis geworden war, anzuliefern. So
entstand das sogenannte Bronzezeitalter und soweit hat diese Theorie
für Europa ihre Berechtigung. Ganz unannehmbar dagegen erscheint
die Lehre, wenn sie so gedeutet wird, als ob Völker, wie z. B. die alten
Bewohner Dänemarks, die in ihrem Lande weder Kupfer noch Zinn
finden konnten, oder Binnenvölker, wie die Pfahlbaubewohner der
Schweiz, die von der Zinnküste Englands weitab wohnten, selbständig
die schwierige Darstellung der Bronze entdeckt und sofort Waffen und
Werkzeuge von groſser Vollendung und geschmackvoller Form ge-
gossen hätten. Auch die Ähnlichkeit dieser Formen in weit auseinander
liegenden Gebieten widerspricht dem. Die Übereinstimmung der Mo-
delle der Waffen, wenigstens deren Grundformen, z. B. die der soge-
nannten „Kelten“, bei den verschiedensten Völkern Europas, die unter
sich keine Verbindung hatten, beweist die Zuführung dieser Gegen-
stände von auſsen aus demselben Ursprungsgebiete auf dem Wege des
Handels. Allerdings mag sich in der Folge in einzelnen Gegenden eine
gewisse Kunstfertigkeit, die Bronzegeräte nachzuahmen und selbständig
aus ungeschmolzenem, altem Metall herzustellen, ja auch selbst neue
Formen zu erfinden, entwickelt haben. In diesem Sinne kann man von
einer selbständigen Kunst der Bronzebearbeitung in einzelnen Ländern
Europas sprechen, doch wohl auch nur in diesem, und nicht in dem,
als ob die durch ganz Europa verbreiteten Formen in verschiedenen
Gegenden selbständig nebeneinander erfunden worden wären. Es bleibt
immer noch auffallend genug, daſs die Verwendung der Bronze in
Europa so allgemeine Verbreitung erlangte und so lange herrschend
blieb, und läſst sich dies nur aus der groſsen Überlegenheit der Phö-
nizier erklären, die durch ihre jedem Bedürfnis angepaſsten Waren
von gefälligen Formen und durch ihre groſse Gewandtheit im Handel
die Völker zu gewinnen und dauernd an sich zu fesseln wuſsten. Auch
soll durchaus nicht behauptet werden, daſs das kleine Volk der Phö-
nizier aus dem Stammlande am Mittelmeere diesen Handel allein
betrieben und ausgebreitet hätte, ihre berühmten Kolonien Karthago,
Gades, Massilia, die Städte an den Pomündungen, sowie das industrielle
Volk der Etrusker waren Mitarbeiter und Teilhaber an diesem Ge-
schäfte, welches später teilweise von Griechen und Römern fortgesetzt
wurde. Alle Verführungskunst dieser gewandten Kaufleute würde in-
dessen die Verdrängung von Stahl und Eisen durch die Bronze
nicht ermöglicht haben, wenn das Eisen in der Vollkommenheit und
in den mannigfaltigen Zuständen bereits bekannt gewesen wäre, wie
wir es heutzutage kennen. Dies war aber durchaus nicht der Fall. Das

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[45/0067] Einleitung. Metall, die Bronze, die zum Bedürfnis geworden war, anzuliefern. So entstand das sogenannte Bronzezeitalter und soweit hat diese Theorie für Europa ihre Berechtigung. Ganz unannehmbar dagegen erscheint die Lehre, wenn sie so gedeutet wird, als ob Völker, wie z. B. die alten Bewohner Dänemarks, die in ihrem Lande weder Kupfer noch Zinn finden konnten, oder Binnenvölker, wie die Pfahlbaubewohner der Schweiz, die von der Zinnküste Englands weitab wohnten, selbständig die schwierige Darstellung der Bronze entdeckt und sofort Waffen und Werkzeuge von groſser Vollendung und geschmackvoller Form ge- gossen hätten. Auch die Ähnlichkeit dieser Formen in weit auseinander liegenden Gebieten widerspricht dem. Die Übereinstimmung der Mo- delle der Waffen, wenigstens deren Grundformen, z. B. die der soge- nannten „Kelten“, bei den verschiedensten Völkern Europas, die unter sich keine Verbindung hatten, beweist die Zuführung dieser Gegen- stände von auſsen aus demselben Ursprungsgebiete auf dem Wege des Handels. Allerdings mag sich in der Folge in einzelnen Gegenden eine gewisse Kunstfertigkeit, die Bronzegeräte nachzuahmen und selbständig aus ungeschmolzenem, altem Metall herzustellen, ja auch selbst neue Formen zu erfinden, entwickelt haben. In diesem Sinne kann man von einer selbständigen Kunst der Bronzebearbeitung in einzelnen Ländern Europas sprechen, doch wohl auch nur in diesem, und nicht in dem, als ob die durch ganz Europa verbreiteten Formen in verschiedenen Gegenden selbständig nebeneinander erfunden worden wären. Es bleibt immer noch auffallend genug, daſs die Verwendung der Bronze in Europa so allgemeine Verbreitung erlangte und so lange herrschend blieb, und läſst sich dies nur aus der groſsen Überlegenheit der Phö- nizier erklären, die durch ihre jedem Bedürfnis angepaſsten Waren von gefälligen Formen und durch ihre groſse Gewandtheit im Handel die Völker zu gewinnen und dauernd an sich zu fesseln wuſsten. Auch soll durchaus nicht behauptet werden, daſs das kleine Volk der Phö- nizier aus dem Stammlande am Mittelmeere diesen Handel allein betrieben und ausgebreitet hätte, ihre berühmten Kolonien Karthago, Gades, Massilia, die Städte an den Pomündungen, sowie das industrielle Volk der Etrusker waren Mitarbeiter und Teilhaber an diesem Ge- schäfte, welches später teilweise von Griechen und Römern fortgesetzt wurde. Alle Verführungskunst dieser gewandten Kaufleute würde in- dessen die Verdrängung von Stahl und Eisen durch die Bronze nicht ermöglicht haben, wenn das Eisen in der Vollkommenheit und in den mannigfaltigen Zuständen bereits bekannt gewesen wäre, wie wir es heutzutage kennen. Dies war aber durchaus nicht der Fall. Das

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/67>, abgerufen am 23.11.2024.