meter grossen Platz, der mit Gegenständen anderer Gattung bedeckt war. Unter grossen Mengen Asche und Kohle lagen solche Gegen- stände, die nur in dieser Menge in einer Werkstätte für Metallwaren angetroffen werden können. Hier lag aufeinandergehäuftes, vielfach zerschnittenes, zerknittertes und zerbrochenes Bronzeblech, zusammen- genietete grosse Bronzeplatten, bronzene Kesselhandhaben, Haufen von unförmigen Stücken halbgeschmiedeten Eisens, riesige Hämmer, Eisen- barren, Werkzeuge, schwere eiserne Stemmeisen und Keile, Feuerzange, Amboss, eiserne Sicheln, Schlüssel, Hacken, Nägel und Messer, ferner geschmiedete Bronzestäbe und Gussformen. Alles dieses war über- schüttet, wie der ganze Opferplatz, mit verkohltem Getreide, bestehend aus Weizen, Gerste, Korn und Hirse.
Aus dem Charakter dieser Fundobjekte, den Lagerungsverhält- nissen derselben und aus dem zur weiteren Bearbeitung angehäuften, vorrätigen Rohmateriale lässt sich mit Gewissheit auf eine Schmiede- stätte schliessen, wodurch längere Zeit nicht nur Eisen, sondern auch Bronze geschmiedet und verarbeitet wurde.
Die Schmiede mussten schon lange, bevor das Begräbnis in der Höhle stattfand, von ihr Besitz genommen haben, denn aus dem Um- stande, dass auch die Schmiedestätte wie der übrige Platz der Vorhalle mit einer zusammenhängenden Lage grosser Kalkblöcke bedeckt war, kann mit Sicherheit entnommen werden, dass sie schon vor dem Be- gräbnisse da war. Dass die Bedeckung des Opferplatzes und der Schmiedewerkstätte mit Blöcken gleichzeitig vor sich gegangen ist, erhellt aus der zusammenhängenden Lagerung der Blöcke; dass ferner diese Kalktrümmer gleich nach der Begräbnisfeierlichkeit, als noch die Glut des grossen Feuers nicht erloschen war, dorthin gebracht und niedergelegt wurden, ergiebt sich aus dem Umstande, dass dort, wo die Glut gewesen ist, die untere Lage der Kalkblöcke, welche unmittelbar auf der 2/3 m mächtigen zusammengepressten Kohle lagerten, zu Ätzkalk gebrannt war, der eine grosse Menge Bronze- gegenstände und Eisenbestandteile des Wagens in sich schloss.
Die Werkzeuge, insbesondere die 6 bis 7 kg schweren, wuchti- gen Eisenhämmer -- von den Bergleuten Schlägel, Fäustel, palice genannt -- von welchen ich 8 Stück gefunden, zeigen alle Spuren eines langen Gebrauches und mehr weniger starker Abnutzung. So ist ein Hammer infolge des Gebrauches mitten entzwei gebrochen; die kleinen Handhämmer haben breit geschlagene Enden mit eingebogenem, zackigem, ausgefranstem Rande und die Feuerzange einen durch Ge- brauch abgebrochenen Arm. Und nicht nur an den Spuren eines
Einleitung zum Mittelalter.
meter groſsen Platz, der mit Gegenständen anderer Gattung bedeckt war. Unter groſsen Mengen Asche und Kohle lagen solche Gegen- stände, die nur in dieser Menge in einer Werkstätte für Metallwaren angetroffen werden können. Hier lag aufeinandergehäuftes, vielfach zerschnittenes, zerknittertes und zerbrochenes Bronzeblech, zusammen- genietete groſse Bronzeplatten, bronzene Kesselhandhaben, Haufen von unförmigen Stücken halbgeschmiedeten Eisens, riesige Hämmer, Eisen- barren, Werkzeuge, schwere eiserne Stemmeisen und Keile, Feuerzange, Amboſs, eiserne Sicheln, Schlüssel, Hacken, Nägel und Messer, ferner geschmiedete Bronzestäbe und Guſsformen. Alles dieses war über- schüttet, wie der ganze Opferplatz, mit verkohltem Getreide, bestehend aus Weizen, Gerste, Korn und Hirse.
Aus dem Charakter dieser Fundobjekte, den Lagerungsverhält- nissen derselben und aus dem zur weiteren Bearbeitung angehäuften, vorrätigen Rohmateriale läſst sich mit Gewiſsheit auf eine Schmiede- stätte schlieſsen, wodurch längere Zeit nicht nur Eisen, sondern auch Bronze geschmiedet und verarbeitet wurde.
Die Schmiede muſsten schon lange, bevor das Begräbnis in der Höhle stattfand, von ihr Besitz genommen haben, denn aus dem Um- stande, daſs auch die Schmiedestätte wie der übrige Platz der Vorhalle mit einer zusammenhängenden Lage groſser Kalkblöcke bedeckt war, kann mit Sicherheit entnommen werden, daſs sie schon vor dem Be- gräbnisse da war. Daſs die Bedeckung des Opferplatzes und der Schmiedewerkstätte mit Blöcken gleichzeitig vor sich gegangen ist, erhellt aus der zusammenhängenden Lagerung der Blöcke; daſs ferner diese Kalktrümmer gleich nach der Begräbnisfeierlichkeit, als noch die Glut des groſsen Feuers nicht erloschen war, dorthin gebracht und niedergelegt wurden, ergiebt sich aus dem Umstande, daſs dort, wo die Glut gewesen ist, die untere Lage der Kalkblöcke, welche unmittelbar auf der ⅔ m mächtigen zusammengepreſsten Kohle lagerten, zu Ätzkalk gebrannt war, der eine groſse Menge Bronze- gegenstände und Eisenbestandteile des Wagens in sich schloſs.
Die Werkzeuge, insbesondere die 6 bis 7 kg schweren, wuchti- gen Eisenhämmer — von den Bergleuten Schlägel, Fäustel, palice genannt — von welchen ich 8 Stück gefunden, zeigen alle Spuren eines langen Gebrauches und mehr weniger starker Abnutzung. So ist ein Hammer infolge des Gebrauches mitten entzwei gebrochen; die kleinen Handhämmer haben breit geschlagene Enden mit eingebogenem, zackigem, ausgefranstem Rande und die Feuerzange einen durch Ge- brauch abgebrochenen Arm. Und nicht nur an den Spuren eines
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[633/0655]
Einleitung zum Mittelalter.
meter groſsen Platz, der mit Gegenständen anderer Gattung bedeckt
war. Unter groſsen Mengen Asche und Kohle lagen solche Gegen-
stände, die nur in dieser Menge in einer Werkstätte für Metallwaren
angetroffen werden können. Hier lag aufeinandergehäuftes, vielfach
zerschnittenes, zerknittertes und zerbrochenes Bronzeblech, zusammen-
genietete groſse Bronzeplatten, bronzene Kesselhandhaben, Haufen von
unförmigen Stücken halbgeschmiedeten Eisens, riesige Hämmer, Eisen-
barren, Werkzeuge, schwere eiserne Stemmeisen und Keile, Feuerzange,
Amboſs, eiserne Sicheln, Schlüssel, Hacken, Nägel und Messer, ferner
geschmiedete Bronzestäbe und Guſsformen. Alles dieses war über-
schüttet, wie der ganze Opferplatz, mit verkohltem Getreide, bestehend
aus Weizen, Gerste, Korn und Hirse.
Aus dem Charakter dieser Fundobjekte, den Lagerungsverhält-
nissen derselben und aus dem zur weiteren Bearbeitung angehäuften,
vorrätigen Rohmateriale läſst sich mit Gewiſsheit auf eine Schmiede-
stätte schlieſsen, wodurch längere Zeit nicht nur Eisen, sondern auch
Bronze geschmiedet und verarbeitet wurde.
Die Schmiede muſsten schon lange, bevor das Begräbnis in der
Höhle stattfand, von ihr Besitz genommen haben, denn aus dem Um-
stande, daſs auch die Schmiedestätte wie der übrige Platz der Vorhalle
mit einer zusammenhängenden Lage groſser Kalkblöcke bedeckt war,
kann mit Sicherheit entnommen werden, daſs sie schon vor dem Be-
gräbnisse da war. Daſs die Bedeckung des Opferplatzes und der
Schmiedewerkstätte mit Blöcken gleichzeitig vor sich gegangen ist,
erhellt aus der zusammenhängenden Lagerung der Blöcke; daſs
ferner diese Kalktrümmer gleich nach der Begräbnisfeierlichkeit, als
noch die Glut des groſsen Feuers nicht erloschen war, dorthin gebracht
und niedergelegt wurden, ergiebt sich aus dem Umstande, daſs dort,
wo die Glut gewesen ist, die untere Lage der Kalkblöcke, welche
unmittelbar auf der ⅔ m mächtigen zusammengepreſsten Kohle
lagerten, zu Ätzkalk gebrannt war, der eine groſse Menge Bronze-
gegenstände und Eisenbestandteile des Wagens in sich schloſs.
Die Werkzeuge, insbesondere die 6 bis 7 kg schweren, wuchti-
gen Eisenhämmer — von den Bergleuten Schlägel, Fäustel, palice
genannt — von welchen ich 8 Stück gefunden, zeigen alle Spuren
eines langen Gebrauches und mehr weniger starker Abnutzung. So
ist ein Hammer infolge des Gebrauches mitten entzwei gebrochen; die
kleinen Handhämmer haben breit geschlagene Enden mit eingebogenem,
zackigem, ausgefranstem Rande und die Feuerzange einen durch Ge-
brauch abgebrochenen Arm. Und nicht nur an den Spuren eines
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/655>, abgerufen am 22.11.2024.
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