flacher Kuchen von Bronze von 21/2 Zoll Durchmesser, 5 Lot Gewicht, sowie eine ringförmige Komposition von Kupfer und Wismut, beigelegt. Fernere Beigaben sind blasige Schlacken, die dem Kupferhüttenprozess entstammen. Dies war also das Grab eines Kupferschmelzers.
In dem zweiten Grabe lag auf den verbrannten Überresten ein Stück Roteisenstein, stark abfärbend, eine beim Eisenschmelzprozess gewonnene Schlacke und eine aufgeblähte, blasige Schlackenmasse, ebenfalls das Resultat eines hüttenmännischen Prozesses, dabei eine Nadel mit kugeligem Kopf von Bronze. Diese beiden Gräber sind von der grössten Bedeutung für die Entscheidung der Provenienz der Hallstädter Altertümer 1). Eisenschlacken finden sich nicht selten als Totenbeigaben, zu oft, um als zufällig zu erscheinen. Vielmehr ver- dienen gerade diese Beigaben die allerhöchste Beachtung. Sie gehören zu den Gaben, die die Beschäftigung der Abgeschiedenen bezeichnen sollen. Dass diese scheinbar so wertlose Gabe den Toten mitgegeben wurde, beweist das Alter und das hohe Ansehen des Gewerbes der Eisenschmelzer und der Eisenschmiede. Wir werden noch öfter auf ähnliche Totenbeigaben zurückkommen.
Nach der Übersicht der gesamten Fundergebnisse waren in 538 Gräbern mit beerdigten Leichen an Waffen und Geräten nur 91 von Bronze, dagegen 207 von Eisen; in den 455 Brandgräbern 146 Waffen und Geräte von Bronze, dagegen 291 von Eisen. Die Schmucksachen in beiden Arten von Gräbern waren dagegen vor- wiegend aus Bronze.
Wirft man einen Blick auf Material und Technik der Funde zu Hallstadt, so fällt zunächst auch der oft sehr bedeutende Nickelgehalt bei der Komposition der Bronzen auf. Nickel scheint manchmal das Zinn in der Mischung vertreten zu sollen. Im allgemeinen nähert sich die Mischung des gebräuchlichen von 1:10.
Die Kunst der Behandlung der Bronze durch Hämmern und Treiben erscheint auch bei den Hallstädter Fundstücken als eine ganz hervorragende. Über das Eisen äussert sich der Verfasser folgender- massen 2):
"Das Eisen treffen wir in sehr ausgedehnter Verwendung; fast alle Klingen der Schwerter, Dolche und Messer, deren Griffe gewöhnlich von Bronze sind, eine Anzahl von Beilen oder Äxten, sowie weitaus die meisten Spiesse bestehen aus diesem Metall; auch zu Nägeln nahm man es gerne, als Schmuck erscheint es dagegen seltener in einem
1) v. Sacken a. a. O. 112.
2) A. a. O. 118.
Einleitung zum Mittelalter.
flacher Kuchen von Bronze von 2½ Zoll Durchmesser, 5 Lot Gewicht, sowie eine ringförmige Komposition von Kupfer und Wismut, beigelegt. Fernere Beigaben sind blasige Schlacken, die dem Kupferhüttenprozeſs entstammen. Dies war also das Grab eines Kupferschmelzers.
In dem zweiten Grabe lag auf den verbrannten Überresten ein Stück Roteisenstein, stark abfärbend, eine beim Eisenschmelzprozeſs gewonnene Schlacke und eine aufgeblähte, blasige Schlackenmasse, ebenfalls das Resultat eines hüttenmännischen Prozesses, dabei eine Nadel mit kugeligem Kopf von Bronze. Diese beiden Gräber sind von der gröſsten Bedeutung für die Entscheidung der Provenienz der Hallstädter Altertümer 1). Eisenschlacken finden sich nicht selten als Totenbeigaben, zu oft, um als zufällig zu erscheinen. Vielmehr ver- dienen gerade diese Beigaben die allerhöchste Beachtung. Sie gehören zu den Gaben, die die Beschäftigung der Abgeschiedenen bezeichnen sollen. Daſs diese scheinbar so wertlose Gabe den Toten mitgegeben wurde, beweist das Alter und das hohe Ansehen des Gewerbes der Eisenschmelzer und der Eisenschmiede. Wir werden noch öfter auf ähnliche Totenbeigaben zurückkommen.
Nach der Übersicht der gesamten Fundergebnisse waren in 538 Gräbern mit beerdigten Leichen an Waffen und Geräten nur 91 von Bronze, dagegen 207 von Eisen; in den 455 Brandgräbern 146 Waffen und Geräte von Bronze, dagegen 291 von Eisen. Die Schmucksachen in beiden Arten von Gräbern waren dagegen vor- wiegend aus Bronze.
Wirft man einen Blick auf Material und Technik der Funde zu Hallstadt, so fällt zunächst auch der oft sehr bedeutende Nickelgehalt bei der Komposition der Bronzen auf. Nickel scheint manchmal das Zinn in der Mischung vertreten zu sollen. Im allgemeinen nähert sich die Mischung des gebräuchlichen von 1:10.
Die Kunst der Behandlung der Bronze durch Hämmern und Treiben erscheint auch bei den Hallstädter Fundstücken als eine ganz hervorragende. Über das Eisen äuſsert sich der Verfasser folgender- maſsen 2):
„Das Eisen treffen wir in sehr ausgedehnter Verwendung; fast alle Klingen der Schwerter, Dolche und Messer, deren Griffe gewöhnlich von Bronze sind, eine Anzahl von Beilen oder Äxten, sowie weitaus die meisten Spieſse bestehen aus diesem Metall; auch zu Nägeln nahm man es gerne, als Schmuck erscheint es dagegen seltener in einem
1) v. Sacken a. a. O. 112.
2) A. a. O. 118.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0648"n="626"/><fwplace="top"type="header">Einleitung zum Mittelalter.</fw><lb/>
flacher Kuchen von Bronze von 2½ Zoll Durchmesser, 5 Lot Gewicht,<lb/>
sowie eine ringförmige Komposition von Kupfer und Wismut, beigelegt.<lb/>
Fernere Beigaben sind blasige Schlacken, die dem Kupferhüttenprozeſs<lb/>
entstammen. Dies war also das Grab eines Kupferschmelzers.</p><lb/><p>In dem zweiten Grabe lag auf den verbrannten Überresten ein<lb/>
Stück Roteisenstein, stark abfärbend, eine beim Eisenschmelzprozeſs<lb/>
gewonnene Schlacke und eine aufgeblähte, blasige Schlackenmasse,<lb/>
ebenfalls das Resultat eines hüttenmännischen Prozesses, dabei eine<lb/>
Nadel mit kugeligem Kopf von Bronze. Diese beiden Gräber sind von<lb/>
der gröſsten Bedeutung für die Entscheidung der Provenienz der<lb/>
Hallstädter Altertümer <noteplace="foot"n="1)">v. Sacken a. a. O. 112.</note>. Eisenschlacken finden sich nicht selten als<lb/>
Totenbeigaben, zu oft, um als zufällig zu erscheinen. Vielmehr ver-<lb/>
dienen gerade diese Beigaben die allerhöchste Beachtung. Sie gehören<lb/>
zu den Gaben, die die Beschäftigung der Abgeschiedenen bezeichnen<lb/>
sollen. Daſs diese scheinbar so wertlose Gabe den Toten mitgegeben<lb/>
wurde, beweist das Alter und das hohe Ansehen des Gewerbes der<lb/>
Eisenschmelzer und der Eisenschmiede. Wir werden noch öfter auf<lb/>
ähnliche Totenbeigaben zurückkommen.</p><lb/><p>Nach der Übersicht der gesamten Fundergebnisse waren in<lb/>
538 Gräbern mit beerdigten Leichen an Waffen und Geräten nur<lb/>
91 von Bronze, dagegen 207 von Eisen; in den 455 Brandgräbern<lb/>
146 Waffen und Geräte von Bronze, dagegen 291 von Eisen. Die<lb/>
Schmucksachen in beiden Arten von Gräbern waren dagegen vor-<lb/>
wiegend aus Bronze.</p><lb/><p>Wirft man einen Blick auf Material und Technik der Funde zu<lb/>
Hallstadt, so fällt zunächst auch der oft sehr bedeutende Nickelgehalt<lb/>
bei der Komposition der Bronzen auf. Nickel scheint manchmal das<lb/>
Zinn in der Mischung vertreten zu sollen. Im allgemeinen nähert<lb/>
sich die Mischung des gebräuchlichen von 1:10.</p><lb/><p>Die Kunst der Behandlung der Bronze durch Hämmern und<lb/>
Treiben erscheint auch bei den Hallstädter Fundstücken als eine ganz<lb/>
hervorragende. Über das Eisen äuſsert sich der Verfasser folgender-<lb/>
maſsen <noteplace="foot"n="2)">A. a. O. 118.</note>:</p><lb/><p>„Das Eisen treffen wir in sehr ausgedehnter Verwendung; fast alle<lb/>
Klingen der Schwerter, Dolche und Messer, deren Griffe gewöhnlich<lb/>
von Bronze sind, eine Anzahl von Beilen oder Äxten, sowie weitaus<lb/>
die meisten Spieſse bestehen aus diesem Metall; auch zu Nägeln nahm<lb/>
man es gerne, als Schmuck erscheint es dagegen seltener in einem<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[626/0648]
Einleitung zum Mittelalter.
flacher Kuchen von Bronze von 2½ Zoll Durchmesser, 5 Lot Gewicht,
sowie eine ringförmige Komposition von Kupfer und Wismut, beigelegt.
Fernere Beigaben sind blasige Schlacken, die dem Kupferhüttenprozeſs
entstammen. Dies war also das Grab eines Kupferschmelzers.
In dem zweiten Grabe lag auf den verbrannten Überresten ein
Stück Roteisenstein, stark abfärbend, eine beim Eisenschmelzprozeſs
gewonnene Schlacke und eine aufgeblähte, blasige Schlackenmasse,
ebenfalls das Resultat eines hüttenmännischen Prozesses, dabei eine
Nadel mit kugeligem Kopf von Bronze. Diese beiden Gräber sind von
der gröſsten Bedeutung für die Entscheidung der Provenienz der
Hallstädter Altertümer 1). Eisenschlacken finden sich nicht selten als
Totenbeigaben, zu oft, um als zufällig zu erscheinen. Vielmehr ver-
dienen gerade diese Beigaben die allerhöchste Beachtung. Sie gehören
zu den Gaben, die die Beschäftigung der Abgeschiedenen bezeichnen
sollen. Daſs diese scheinbar so wertlose Gabe den Toten mitgegeben
wurde, beweist das Alter und das hohe Ansehen des Gewerbes der
Eisenschmelzer und der Eisenschmiede. Wir werden noch öfter auf
ähnliche Totenbeigaben zurückkommen.
Nach der Übersicht der gesamten Fundergebnisse waren in
538 Gräbern mit beerdigten Leichen an Waffen und Geräten nur
91 von Bronze, dagegen 207 von Eisen; in den 455 Brandgräbern
146 Waffen und Geräte von Bronze, dagegen 291 von Eisen. Die
Schmucksachen in beiden Arten von Gräbern waren dagegen vor-
wiegend aus Bronze.
Wirft man einen Blick auf Material und Technik der Funde zu
Hallstadt, so fällt zunächst auch der oft sehr bedeutende Nickelgehalt
bei der Komposition der Bronzen auf. Nickel scheint manchmal das
Zinn in der Mischung vertreten zu sollen. Im allgemeinen nähert
sich die Mischung des gebräuchlichen von 1:10.
Die Kunst der Behandlung der Bronze durch Hämmern und
Treiben erscheint auch bei den Hallstädter Fundstücken als eine ganz
hervorragende. Über das Eisen äuſsert sich der Verfasser folgender-
maſsen 2):
„Das Eisen treffen wir in sehr ausgedehnter Verwendung; fast alle
Klingen der Schwerter, Dolche und Messer, deren Griffe gewöhnlich
von Bronze sind, eine Anzahl von Beilen oder Äxten, sowie weitaus
die meisten Spieſse bestehen aus diesem Metall; auch zu Nägeln nahm
man es gerne, als Schmuck erscheint es dagegen seltener in einem
1) v. Sacken a. a. O. 112.
2) A. a. O. 118.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 626. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/648>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.