möglichen Geräten und Werkzeugen bedient hätten. Eisenfunde neben Stein und Bronze sind verhältnismässig selten.
Werfen wir einen Blick auf die Bronzefunde aus den Pfahlbau- dörfern, so erstaunen wir zunächst über die Mannigfaltigkeit der Ver- wendung und die Kunst der Ausführung. Aus beiden ergiebt sich, dass die Herstellung der Bronzegegenstände keine Erfindung der barbarischen Bewohner war, sondern dass sie als fertige Produkte eines industriellen Volkes durch den Handel eingeführt wurden. Wo der Ausgangspunkt für diese Erzeugnisse zu suchen sein mag, ist hier noch viel weniger zweifelhaft als bei den entsprechenden Produkten des Nordens. Wir haben die uralten phönizischen Ansiedelungen am Po kennen gelernt, durch welche die dort ansässigen Etrusker zuerst mit der Metallverarbeitung bekannt wurden. Die Etrusker waren stamm- verwandt mit den Bewohnern des Alpengebietes, sie scheinen von Norden her in die Pogegenden eingewandert zu sein. Die Etrusker waren in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. immer noch das wichtigste Metall- volk, das mit seinen Erzeugnissen, wie Plinius sagt, die ganze Welt
[Abbildung]
Fig. 183.
überschwemmte. Mag schon zur Zeit der Phönizier ein Handels- verkehr von Italien durch die Westschweiz nach dem Rheinthal be- standen haben, sicher bestand eine solche Verbindung schon lange ehe die Römer die Helvetier unterjochten. Aus dieser Periode stammen die Metallgeräte der Pfahlbaudörfer, namentlich die Bronzefunde, die in Form und Charakter ihre vorwiegend etruskische Abstammung nicht verkennen lassen. Durch den regen Handelsverkehr muss sich in jener Zeit in der westlichen Schweiz grosser Wohlstand und eine dichte Bevölkerung entwickelt haben. Auch blieb den Eingeborenen die Verarbeitung der Metalle nicht fremd. Sie lernten von den Fremden die Kunst die Bronze in Formen zu giessen und stellten die gewöhn- lichen Gebrauchsgegenstände selbst dar. Besonders zu Morges am Neuenburgersee wie zu Möhringen am Bielersee hat man zahlreiche Gussformen gefunden. Die Gussformen waren zweiteilig aus Stein (Molasse) hergestellt, in der Weise, dass die Form des Gegenstandes
Einleitung zum Mittelalter.
möglichen Geräten und Werkzeugen bedient hätten. Eisenfunde neben Stein und Bronze sind verhältnismäſsig selten.
Werfen wir einen Blick auf die Bronzefunde aus den Pfahlbau- dörfern, so erstaunen wir zunächst über die Mannigfaltigkeit der Ver- wendung und die Kunst der Ausführung. Aus beiden ergiebt sich, daſs die Herstellung der Bronzegegenstände keine Erfindung der barbarischen Bewohner war, sondern daſs sie als fertige Produkte eines industriellen Volkes durch den Handel eingeführt wurden. Wo der Ausgangspunkt für diese Erzeugnisse zu suchen sein mag, ist hier noch viel weniger zweifelhaft als bei den entsprechenden Produkten des Nordens. Wir haben die uralten phönizischen Ansiedelungen am Po kennen gelernt, durch welche die dort ansässigen Etrusker zuerst mit der Metallverarbeitung bekannt wurden. Die Etrusker waren stamm- verwandt mit den Bewohnern des Alpengebietes, sie scheinen von Norden her in die Pogegenden eingewandert zu sein. Die Etrusker waren in der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. immer noch das wichtigste Metall- volk, das mit seinen Erzeugnissen, wie Plinius sagt, die ganze Welt
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Fig. 183.
überschwemmte. Mag schon zur Zeit der Phönizier ein Handels- verkehr von Italien durch die Westschweiz nach dem Rheinthal be- standen haben, sicher bestand eine solche Verbindung schon lange ehe die Römer die Helvetier unterjochten. Aus dieser Periode stammen die Metallgeräte der Pfahlbaudörfer, namentlich die Bronzefunde, die in Form und Charakter ihre vorwiegend etruskische Abstammung nicht verkennen lassen. Durch den regen Handelsverkehr muſs sich in jener Zeit in der westlichen Schweiz groſser Wohlstand und eine dichte Bevölkerung entwickelt haben. Auch blieb den Eingeborenen die Verarbeitung der Metalle nicht fremd. Sie lernten von den Fremden die Kunst die Bronze in Formen zu gieſsen und stellten die gewöhn- lichen Gebrauchsgegenstände selbst dar. Besonders zu Morges am Neuenburgersee wie zu Möhringen am Bielersee hat man zahlreiche Guſsformen gefunden. Die Guſsformen waren zweiteilig aus Stein (Molasse) hergestellt, in der Weise, daſs die Form des Gegenstandes
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Einleitung zum Mittelalter.
möglichen Geräten und Werkzeugen bedient hätten. Eisenfunde
neben Stein und Bronze sind verhältnismäſsig selten.
Werfen wir einen Blick auf die Bronzefunde aus den Pfahlbau-
dörfern, so erstaunen wir zunächst über die Mannigfaltigkeit der Ver-
wendung und die Kunst der Ausführung. Aus beiden ergiebt sich,
daſs die Herstellung der Bronzegegenstände keine Erfindung der
barbarischen Bewohner war, sondern daſs sie als fertige Produkte eines
industriellen Volkes durch den Handel eingeführt wurden. Wo der
Ausgangspunkt für diese Erzeugnisse zu suchen sein mag, ist hier noch
viel weniger zweifelhaft als bei den entsprechenden Produkten des
Nordens. Wir haben die uralten phönizischen Ansiedelungen am Po
kennen gelernt, durch welche die dort ansässigen Etrusker zuerst mit
der Metallverarbeitung bekannt wurden. Die Etrusker waren stamm-
verwandt mit den Bewohnern des Alpengebietes, sie scheinen von Norden
her in die Pogegenden eingewandert zu sein. Die Etrusker waren in
der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. immer noch das wichtigste Metall-
volk, das mit seinen Erzeugnissen, wie Plinius sagt, die ganze Welt
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überschwemmte. Mag schon zur Zeit der Phönizier ein Handels-
verkehr von Italien durch die Westschweiz nach dem Rheinthal be-
standen haben, sicher bestand eine solche Verbindung schon lange ehe
die Römer die Helvetier unterjochten. Aus dieser Periode stammen
die Metallgeräte der Pfahlbaudörfer, namentlich die Bronzefunde, die
in Form und Charakter ihre vorwiegend etruskische Abstammung
nicht verkennen lassen. Durch den regen Handelsverkehr muſs sich in
jener Zeit in der westlichen Schweiz groſser Wohlstand und eine dichte
Bevölkerung entwickelt haben. Auch blieb den Eingeborenen die
Verarbeitung der Metalle nicht fremd. Sie lernten von den Fremden
die Kunst die Bronze in Formen zu gieſsen und stellten die gewöhn-
lichen Gebrauchsgegenstände selbst dar. Besonders zu Morges am
Neuenburgersee wie zu Möhringen am Bielersee hat man zahlreiche
Guſsformen gefunden. Die Guſsformen waren zweiteilig aus Stein
(Molasse) hergestellt, in der Weise, daſs die Form des Gegenstandes
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 608. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/630>, abgerufen am 22.11.2024.
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