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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung zum Mittelalter.
direktes Einschmelzen von zinnhaltigen Kupfererzen. In Cornwall
kommen allerdings Zinnerze und Kupfererze in demselben Gebiete in
unmittelbarer Nachbarschaft vor, selten auf denselben Gängen oder
Lagerstätten. Niemals hat man aber in diesen Gegenden weder heut-
zutage noch in historischen Zeiten Bronze auf diese Art durch direktes
Ausschmelzen eines Gemenges beider Erze dargestellt oder darzustellen
vermocht. Wäre dies so leicht möglich, so wäre nicht einzusehen,
warum man diese bequeme Methode der Bronzebereitung nicht bei-
behalten und weiter entwickelt hätte. Eine solche Bronzegewinnung
direkt aus den Erzen ist aber überhaupt gar nicht möglich. Die
Schmelztemperaturen der Kupfer- und Zinnerze liegen viel zu weit aus-
einander. Wollte man versuchen Zinn- und Kupfererze gleichzeitig
auszuschmelzen, so würde das Zinn längst reduziert, ausgeschmolzen
und wieder verschlackt sein, ehe das Kupfer nur anfinge zu schmelzen.
Überdies ist das Kupfer in den Erzen von Cornwall in Form von Kupfer-
kies, also von geschwefeltem Kupfer enthalten und diese Erze bedürfen
vor dem Einschmelzen zum mindesten einer vorausgehenden Röstung.
Wenn sich Herr Wibel auf das "hardmetal" oder die "bottoms" bei dem
englischen Kupferhüttenprozess beruft, weil diese mehr oder weniger
zinnhaltig sind, so kann er dies nur thun, weil er von dem Kupfer-
hüttenprozess und von der Bronzebereitung praktisch keinerlei Kenntnis
hat. Diese Zwischenprodukte haben mit der zähen, schmiedbaren, in
Formen giessbaren Bronze, wie sie die Alten in so vorzüglicher Qua-
lität darzustellen verstanden, weniger Ähnlichkeit als eine Kupfer-
speise mit Garkupfer. Die "bottoms" sind ein Produkt, das nur bei
der Reinigung des Kupfers, bei der Herstellung der sogenannten "best
selected copper" fällt, es ist deshalb geradezu monströs für einen
Hüttenmann, wenn jemand zu sagen wagt, diese alten Britannier
hätten Bronze wie die bottoms im englischen Raffinierverfahren gemacht
und Kupfer wäre dabei höchstens als Nebenprodukt gefallen, wie es
nicht minder verkehrt ist, zu behaupten, diese Britannier hätten die
Bronze wohl gekannt und dargestellt, das Zinn aber, welches doch aus
dem Zinnstein so ohne alle Mühe bei ganz niedriger Temperatur aus-
schmilzt, nicht; dieses hätten sie erst später kennen und benutzen ge-
lernt. Von demselben Wert ist denn auch die weitere Beweisführung,
dass man aus den fremden Beimischungen mancher unreiner Bronzen,
welche die Ausnahme bilden, während die reinen und gleichmässig zu-
sammengesetzten bei weitem die Regel sind, ersehe, dass die Bronze
von den Britanniern auf direktem Wege aus Erzgemengen dargestellt
worden wäre. Welche Produkte würden bei einem solchen Verfahren

Einleitung zum Mittelalter.
direktes Einschmelzen von zinnhaltigen Kupfererzen. In Cornwall
kommen allerdings Zinnerze und Kupfererze in demselben Gebiete in
unmittelbarer Nachbarschaft vor, selten auf denselben Gängen oder
Lagerstätten. Niemals hat man aber in diesen Gegenden weder heut-
zutage noch in historischen Zeiten Bronze auf diese Art durch direktes
Ausschmelzen eines Gemenges beider Erze dargestellt oder darzustellen
vermocht. Wäre dies so leicht möglich, so wäre nicht einzusehen,
warum man diese bequeme Methode der Bronzebereitung nicht bei-
behalten und weiter entwickelt hätte. Eine solche Bronzegewinnung
direkt aus den Erzen ist aber überhaupt gar nicht möglich. Die
Schmelztemperaturen der Kupfer- und Zinnerze liegen viel zu weit aus-
einander. Wollte man versuchen Zinn- und Kupfererze gleichzeitig
auszuschmelzen, so würde das Zinn längst reduziert, ausgeschmolzen
und wieder verschlackt sein, ehe das Kupfer nur anfinge zu schmelzen.
Überdies ist das Kupfer in den Erzen von Cornwall in Form von Kupfer-
kies, also von geschwefeltem Kupfer enthalten und diese Erze bedürfen
vor dem Einschmelzen zum mindesten einer vorausgehenden Röstung.
Wenn sich Herr Wibel auf das „hardmetal“ oder die „bottoms“ bei dem
englischen Kupferhüttenprozeſs beruft, weil diese mehr oder weniger
zinnhaltig sind, so kann er dies nur thun, weil er von dem Kupfer-
hüttenprozeſs und von der Bronzebereitung praktisch keinerlei Kenntnis
hat. Diese Zwischenprodukte haben mit der zähen, schmiedbaren, in
Formen gieſsbaren Bronze, wie sie die Alten in so vorzüglicher Qua-
lität darzustellen verstanden, weniger Ähnlichkeit als eine Kupfer-
speise mit Garkupfer. Die „bottoms“ sind ein Produkt, das nur bei
der Reinigung des Kupfers, bei der Herstellung der sogenannten „best
selected copper“ fällt, es ist deshalb geradezu monströs für einen
Hüttenmann, wenn jemand zu sagen wagt, diese alten Britannier
hätten Bronze wie die bottoms im englischen Raffinierverfahren gemacht
und Kupfer wäre dabei höchstens als Nebenprodukt gefallen, wie es
nicht minder verkehrt ist, zu behaupten, diese Britannier hätten die
Bronze wohl gekannt und dargestellt, das Zinn aber, welches doch aus
dem Zinnstein so ohne alle Mühe bei ganz niedriger Temperatur aus-
schmilzt, nicht; dieses hätten sie erst später kennen und benutzen ge-
lernt. Von demselben Wert ist denn auch die weitere Beweisführung,
daſs man aus den fremden Beimischungen mancher unreiner Bronzen,
welche die Ausnahme bilden, während die reinen und gleichmäſsig zu-
sammengesetzten bei weitem die Regel sind, ersehe, daſs die Bronze
von den Britanniern auf direktem Wege aus Erzgemengen dargestellt
worden wäre. Welche Produkte würden bei einem solchen Verfahren

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[590/0612] Einleitung zum Mittelalter. direktes Einschmelzen von zinnhaltigen Kupfererzen. In Cornwall kommen allerdings Zinnerze und Kupfererze in demselben Gebiete in unmittelbarer Nachbarschaft vor, selten auf denselben Gängen oder Lagerstätten. Niemals hat man aber in diesen Gegenden weder heut- zutage noch in historischen Zeiten Bronze auf diese Art durch direktes Ausschmelzen eines Gemenges beider Erze dargestellt oder darzustellen vermocht. Wäre dies so leicht möglich, so wäre nicht einzusehen, warum man diese bequeme Methode der Bronzebereitung nicht bei- behalten und weiter entwickelt hätte. Eine solche Bronzegewinnung direkt aus den Erzen ist aber überhaupt gar nicht möglich. Die Schmelztemperaturen der Kupfer- und Zinnerze liegen viel zu weit aus- einander. Wollte man versuchen Zinn- und Kupfererze gleichzeitig auszuschmelzen, so würde das Zinn längst reduziert, ausgeschmolzen und wieder verschlackt sein, ehe das Kupfer nur anfinge zu schmelzen. Überdies ist das Kupfer in den Erzen von Cornwall in Form von Kupfer- kies, also von geschwefeltem Kupfer enthalten und diese Erze bedürfen vor dem Einschmelzen zum mindesten einer vorausgehenden Röstung. Wenn sich Herr Wibel auf das „hardmetal“ oder die „bottoms“ bei dem englischen Kupferhüttenprozeſs beruft, weil diese mehr oder weniger zinnhaltig sind, so kann er dies nur thun, weil er von dem Kupfer- hüttenprozeſs und von der Bronzebereitung praktisch keinerlei Kenntnis hat. Diese Zwischenprodukte haben mit der zähen, schmiedbaren, in Formen gieſsbaren Bronze, wie sie die Alten in so vorzüglicher Qua- lität darzustellen verstanden, weniger Ähnlichkeit als eine Kupfer- speise mit Garkupfer. Die „bottoms“ sind ein Produkt, das nur bei der Reinigung des Kupfers, bei der Herstellung der sogenannten „best selected copper“ fällt, es ist deshalb geradezu monströs für einen Hüttenmann, wenn jemand zu sagen wagt, diese alten Britannier hätten Bronze wie die bottoms im englischen Raffinierverfahren gemacht und Kupfer wäre dabei höchstens als Nebenprodukt gefallen, wie es nicht minder verkehrt ist, zu behaupten, diese Britannier hätten die Bronze wohl gekannt und dargestellt, das Zinn aber, welches doch aus dem Zinnstein so ohne alle Mühe bei ganz niedriger Temperatur aus- schmilzt, nicht; dieses hätten sie erst später kennen und benutzen ge- lernt. Von demselben Wert ist denn auch die weitere Beweisführung, daſs man aus den fremden Beimischungen mancher unreiner Bronzen, welche die Ausnahme bilden, während die reinen und gleichmäſsig zu- sammengesetzten bei weitem die Regel sind, ersehe, daſs die Bronze von den Britanniern auf direktem Wege aus Erzgemengen dargestellt worden wäre. Welche Produkte würden bei einem solchen Verfahren

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/612>, abgerufen am 22.11.2024.