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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
des Achill bildete den Vorwurf für die Künstler, ebenso die bekannte
Stelle aus der Aeneis des Virgil 1):

"Neben Sikanias Bord und von Äolus' Lipare seitwärts,
Hebet ein Eiland sich aufragend mit rauchenden Klippen:
Über ihm donnert die Höhl' und ätnäische Kluft der Cyklopen,
Ganz durchbrannt von den Essen, und kräftige Schläg' auf den Amboss
Führen dem Ohr das Getös zurück im Gewinde der Gänge,
Zischen die Massen des Stahls, wild atmet die Glut in den Öfen:
Dort nun stieg vom Himmel herab der Gebieter des Feuers.
Allda schmiedeten Eisen in räumiger Kluft die Cyklopen,
Brontes, Steropes auch und mit nackenden Gliedern Pyrakmon."

Die Arbeit eines Grobschmiedes ist lebendig dargestellt auf dem
Flachrelief eines Sarkophags zu Rom (Fig. 114). Der Meister, der
typisch als bärtig dargestellt ist, während die Gesellen glatte Gesichter

[Abbildung] Fig. 114.
[Abbildung] Fig. 115.
haben, hält das Eisen in der Zange und schwingt den Handhammer,
während die zwei starken Gesellen zu wuchtigen Streichen mit den
Zuschlaghämmern ausfahren. Im Hintergrunde zieht der Lehrbub den
Balg mit einem Handhebel und facht die Glut des Schmiedefeuers an.
Auch dieses Bild ist in seiner Behandlung unverkennbar griechisch.

Eine einfachere Schmiede stellt ein Grabstein im Museum des
Lateran dar (Fig. 115). Liger 2) will hier ein transportables Schmiedefeuer,
eine Feldschmiede erkennen, doch scheint mir auch hier der Hebel,
den der Geselle hinter dem Feuer in der Hand hält, nach Analogie
anderer Darstellungen den Hebel des Balges und nicht eine Tragstange
vorzustellen.

Eine andere Darstellung, die sich öfter wiederholt, ist, wie Vulkan
dem Zeus den Blitz schmiedet.

Fig. 116 (a. f. S.) stellt dies in den Abbildungen zu Virgil im
Vatikan dar und zwar in dem Moment, wie der Gott sich ruht und
den Zuschlaghammer (marcus) zur Seite gesetzt hat.


1) Aeneis VIII, 416 etc.
2) Liger a. a. O. II, 148.

Italien und die Römer.
des Achill bildete den Vorwurf für die Künstler, ebenso die bekannte
Stelle aus der Aeneis des Virgil 1):

„Neben Sikanias Bord und von Äolus’ Lipare seitwärts,
Hebet ein Eiland sich aufragend mit rauchenden Klippen:
Über ihm donnert die Höhl’ und ätnäische Kluft der Cyklopen,
Ganz durchbrannt von den Essen, und kräftige Schläg’ auf den Amboſs
Führen dem Ohr das Getös zurück im Gewinde der Gänge,
Zischen die Massen des Stahls, wild atmet die Glut in den Öfen:
Dort nun stieg vom Himmel herab der Gebieter des Feuers.
Allda schmiedeten Eisen in räumiger Kluft die Cyklopen,
Brontes, Steropes auch und mit nackenden Gliedern Pyrakmon.“

Die Arbeit eines Grobschmiedes ist lebendig dargestellt auf dem
Flachrelief eines Sarkophags zu Rom (Fig. 114). Der Meister, der
typisch als bärtig dargestellt ist, während die Gesellen glatte Gesichter

[Abbildung] Fig. 114.
[Abbildung] Fig. 115.
haben, hält das Eisen in der Zange und schwingt den Handhammer,
während die zwei starken Gesellen zu wuchtigen Streichen mit den
Zuschlaghämmern ausfahren. Im Hintergrunde zieht der Lehrbub den
Balg mit einem Handhebel und facht die Glut des Schmiedefeuers an.
Auch dieses Bild ist in seiner Behandlung unverkennbar griechisch.

Eine einfachere Schmiede stellt ein Grabstein im Museum des
Lateran dar (Fig. 115). Liger 2) will hier ein transportables Schmiedefeuer,
eine Feldschmiede erkennen, doch scheint mir auch hier der Hebel,
den der Geselle hinter dem Feuer in der Hand hält, nach Analogie
anderer Darstellungen den Hebel des Balges und nicht eine Tragstange
vorzustellen.

Eine andere Darstellung, die sich öfter wiederholt, ist, wie Vulkan
dem Zeus den Blitz schmiedet.

Fig. 116 (a. f. S.) stellt dies in den Abbildungen zu Virgil im
Vatikan dar und zwar in dem Moment, wie der Gott sich ruht und
den Zuschlaghammer (marcus) zur Seite gesetzt hat.


1) Aeneis VIII, 416 etc.
2) Liger a. a. O. II, 148.
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[537/0559] Italien und die Römer. des Achill bildete den Vorwurf für die Künstler, ebenso die bekannte Stelle aus der Aeneis des Virgil 1): „Neben Sikanias Bord und von Äolus’ Lipare seitwärts, Hebet ein Eiland sich aufragend mit rauchenden Klippen: Über ihm donnert die Höhl’ und ätnäische Kluft der Cyklopen, Ganz durchbrannt von den Essen, und kräftige Schläg’ auf den Amboſs Führen dem Ohr das Getös zurück im Gewinde der Gänge, Zischen die Massen des Stahls, wild atmet die Glut in den Öfen: Dort nun stieg vom Himmel herab der Gebieter des Feuers. Allda schmiedeten Eisen in räumiger Kluft die Cyklopen, Brontes, Steropes auch und mit nackenden Gliedern Pyrakmon.“ Die Arbeit eines Grobschmiedes ist lebendig dargestellt auf dem Flachrelief eines Sarkophags zu Rom (Fig. 114). Der Meister, der typisch als bärtig dargestellt ist, während die Gesellen glatte Gesichter [Abbildung Fig. 114.] [Abbildung Fig. 115.] haben, hält das Eisen in der Zange und schwingt den Handhammer, während die zwei starken Gesellen zu wuchtigen Streichen mit den Zuschlaghämmern ausfahren. Im Hintergrunde zieht der Lehrbub den Balg mit einem Handhebel und facht die Glut des Schmiedefeuers an. Auch dieses Bild ist in seiner Behandlung unverkennbar griechisch. Eine einfachere Schmiede stellt ein Grabstein im Museum des Lateran dar (Fig. 115). Liger 2) will hier ein transportables Schmiedefeuer, eine Feldschmiede erkennen, doch scheint mir auch hier der Hebel, den der Geselle hinter dem Feuer in der Hand hält, nach Analogie anderer Darstellungen den Hebel des Balges und nicht eine Tragstange vorzustellen. Eine andere Darstellung, die sich öfter wiederholt, ist, wie Vulkan dem Zeus den Blitz schmiedet. Fig. 116 (a. f. S.) stellt dies in den Abbildungen zu Virgil im Vatikan dar und zwar in dem Moment, wie der Gott sich ruht und den Zuschlaghammer (marcus) zur Seite gesetzt hat. 1) Aeneis VIII, 416 etc. 2) Liger a. a. O. II, 148.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 537. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/559>, abgerufen am 22.11.2024.