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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Italien und die Römer.
weichen, kaltbrüchigen Schmiedeeisen bestehen, so weich und brüchig
an den zulaufenden Enden, dass von einer Verwendung als Werkzeug
zur Steinbearbeitung oder zu irgend einem anderen Zwecke gar nicht
die Rede sein kann. Diese Blöcke sind vielmehr nichts anderes als
überschmiedete Rohluppen, wie sie von den Waldschmieden in alter
Zeit in den Handel gebracht wurden.

Die sonderbare Form erklärt sich leicht und ist durch verschiedene
Umstände bedingt. Zur Herstellung war die Form bequem, denn der
Schmied fasste die Luppe am einen Ende und schmiedete die eine
Hälfte aus, dann packte er das geschmiedete Teil und formte die
andere Hälfte. Dabei ergab sich diese Gestalt von selbst. Zum
Hausieren war die Form geeignet, indem der Schmied, ähnlich wie
heute die Bergleute noch oft ihre Bohrer tragen, die beiden Enden mit
Stricken umschlang, die über die beiden Schultern gingen, oder sie in
Lederriemen einsteckten, so dass sie horizontal schwebend auf Brust
und Rücken hingen, wobei ihm die Arme frei blieben und er im Gehen
nicht gehindert war. Er konnte leicht ein einzelnes Stück dem Schmied
zur Probe herausnehmen.

Für den Schmied war die Form bequem, da er die Ware vor dem
Kaufe prüfen wollte, was er leicht konnte, wenn er eines der zu-
gespitzten Enden in sein Feuer steckte, es heiss ausschmiedete, bog
und brach. Daraus erklärt es sich auch, warum bei einer Anzahl von
Stücken ein oder das andere Ende abgehauen erscheint, was gewiss
nicht durch Zufall geschah.

Die technische Untersuchung der Monzenheimer Blöcke hat diese
Annahme vollständig bestätigt. Es zeigte sich, dass dieselben in ihrer
ganzen Masse aus weichem, wenig verarbeitetem, kaltbrüchigem Eisen
bestehen von der Qualität einer überschmiedeten Luppe aus gutem
Schmiedeeisen. Ein Block wurde am dicksten Teile kalt mit dem
Schrotmeissel durchgesetzt. Dabei war der Kaltbruch deutlich bemerk-
bar, indem an den beiden zulaufenden Enden je zwei Stücke von selbst
abflogen und zwar durchaus nicht an durchgerosteten Stellen, sondern
mit reinen glänzenden Bruchflächen. Der Bruch an der dicksten Stelle
war glänzend und grossblätterig. Die ausgebildeten Blättchen hatten
etwa 2 mm im Durchmesser. Einzelne mattgraue Partieen deuteten
auf unvollständige Reduktion und Schweissung. Gegen die Enden zu
war der Bruch feinkörniger, entsprechend der stärkeren Kompression
beim Ausschmieden im Verhältnis zum Querschnitt. Der ganze Block
erwies sich als ein homogenes, weiches Eisen, welches weder in der
Mitte noch am Ende die geringste Spur von Stahlbeschaffenheit zeigte.

Italien und die Römer.
weichen, kaltbrüchigen Schmiedeeisen bestehen, so weich und brüchig
an den zulaufenden Enden, daſs von einer Verwendung als Werkzeug
zur Steinbearbeitung oder zu irgend einem anderen Zwecke gar nicht
die Rede sein kann. Diese Blöcke sind vielmehr nichts anderes als
überschmiedete Rohluppen, wie sie von den Waldschmieden in alter
Zeit in den Handel gebracht wurden.

Die sonderbare Form erklärt sich leicht und ist durch verschiedene
Umstände bedingt. Zur Herstellung war die Form bequem, denn der
Schmied faſste die Luppe am einen Ende und schmiedete die eine
Hälfte aus, dann packte er das geschmiedete Teil und formte die
andere Hälfte. Dabei ergab sich diese Gestalt von selbst. Zum
Hausieren war die Form geeignet, indem der Schmied, ähnlich wie
heute die Bergleute noch oft ihre Bohrer tragen, die beiden Enden mit
Stricken umschlang, die über die beiden Schultern gingen, oder sie in
Lederriemen einsteckten, so daſs sie horizontal schwebend auf Brust
und Rücken hingen, wobei ihm die Arme frei blieben und er im Gehen
nicht gehindert war. Er konnte leicht ein einzelnes Stück dem Schmied
zur Probe herausnehmen.

Für den Schmied war die Form bequem, da er die Ware vor dem
Kaufe prüfen wollte, was er leicht konnte, wenn er eines der zu-
gespitzten Enden in sein Feuer steckte, es heiſs ausschmiedete, bog
und brach. Daraus erklärt es sich auch, warum bei einer Anzahl von
Stücken ein oder das andere Ende abgehauen erscheint, was gewiſs
nicht durch Zufall geschah.

Die technische Untersuchung der Monzenheimer Blöcke hat diese
Annahme vollständig bestätigt. Es zeigte sich, daſs dieselben in ihrer
ganzen Masse aus weichem, wenig verarbeitetem, kaltbrüchigem Eisen
bestehen von der Qualität einer überschmiedeten Luppe aus gutem
Schmiedeeisen. Ein Block wurde am dicksten Teile kalt mit dem
Schrotmeiſsel durchgesetzt. Dabei war der Kaltbruch deutlich bemerk-
bar, indem an den beiden zulaufenden Enden je zwei Stücke von selbst
abflogen und zwar durchaus nicht an durchgerosteten Stellen, sondern
mit reinen glänzenden Bruchflächen. Der Bruch an der dicksten Stelle
war glänzend und groſsblätterig. Die ausgebildeten Blättchen hatten
etwa 2 mm im Durchmesser. Einzelne mattgraue Partieen deuteten
auf unvollständige Reduktion und Schweiſsung. Gegen die Enden zu
war der Bruch feinkörniger, entsprechend der stärkeren Kompression
beim Ausschmieden im Verhältnis zum Querschnitt. Der ganze Block
erwies sich als ein homogenes, weiches Eisen, welches weder in der
Mitte noch am Ende die geringste Spur von Stahlbeschaffenheit zeigte.

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[534/0556] Italien und die Römer. weichen, kaltbrüchigen Schmiedeeisen bestehen, so weich und brüchig an den zulaufenden Enden, daſs von einer Verwendung als Werkzeug zur Steinbearbeitung oder zu irgend einem anderen Zwecke gar nicht die Rede sein kann. Diese Blöcke sind vielmehr nichts anderes als überschmiedete Rohluppen, wie sie von den Waldschmieden in alter Zeit in den Handel gebracht wurden. Die sonderbare Form erklärt sich leicht und ist durch verschiedene Umstände bedingt. Zur Herstellung war die Form bequem, denn der Schmied faſste die Luppe am einen Ende und schmiedete die eine Hälfte aus, dann packte er das geschmiedete Teil und formte die andere Hälfte. Dabei ergab sich diese Gestalt von selbst. Zum Hausieren war die Form geeignet, indem der Schmied, ähnlich wie heute die Bergleute noch oft ihre Bohrer tragen, die beiden Enden mit Stricken umschlang, die über die beiden Schultern gingen, oder sie in Lederriemen einsteckten, so daſs sie horizontal schwebend auf Brust und Rücken hingen, wobei ihm die Arme frei blieben und er im Gehen nicht gehindert war. Er konnte leicht ein einzelnes Stück dem Schmied zur Probe herausnehmen. Für den Schmied war die Form bequem, da er die Ware vor dem Kaufe prüfen wollte, was er leicht konnte, wenn er eines der zu- gespitzten Enden in sein Feuer steckte, es heiſs ausschmiedete, bog und brach. Daraus erklärt es sich auch, warum bei einer Anzahl von Stücken ein oder das andere Ende abgehauen erscheint, was gewiſs nicht durch Zufall geschah. Die technische Untersuchung der Monzenheimer Blöcke hat diese Annahme vollständig bestätigt. Es zeigte sich, daſs dieselben in ihrer ganzen Masse aus weichem, wenig verarbeitetem, kaltbrüchigem Eisen bestehen von der Qualität einer überschmiedeten Luppe aus gutem Schmiedeeisen. Ein Block wurde am dicksten Teile kalt mit dem Schrotmeiſsel durchgesetzt. Dabei war der Kaltbruch deutlich bemerk- bar, indem an den beiden zulaufenden Enden je zwei Stücke von selbst abflogen und zwar durchaus nicht an durchgerosteten Stellen, sondern mit reinen glänzenden Bruchflächen. Der Bruch an der dicksten Stelle war glänzend und groſsblätterig. Die ausgebildeten Blättchen hatten etwa 2 mm im Durchmesser. Einzelne mattgraue Partieen deuteten auf unvollständige Reduktion und Schweiſsung. Gegen die Enden zu war der Bruch feinkörniger, entsprechend der stärkeren Kompression beim Ausschmieden im Verhältnis zum Querschnitt. Der ganze Block erwies sich als ein homogenes, weiches Eisen, welches weder in der Mitte noch am Ende die geringste Spur von Stahlbeschaffenheit zeigte.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/556>, abgerufen am 22.11.2024.