des hohen Alters der Eisengewinnung um die Hüttenberger Eisenwurze. Es stammen viele darin gefundene Antiken von römischem, wahr- scheinlich sogar von keltisch-norischem Betriebe her und geben auch einigen Aufschluss über Art, Grösse, Ausdehnung des einstigen Betriebes und des Kulturzustandes um die Eisenwurze. Während andere industrie- arme Gebirgsgegenden kulturlos mit unwirtlichen Wäldern getroffen werden, waren im Altertume die Abhänge um die Eisenwurze mit An- siedelungen und Gehöften besäet, deren Bewohner des Bergbaues Segen genossen, teils selbst, teils mit ihren unterstehenden Arbeitskräften die Ausbisse und Erzanbrüche der Eisenwurze zu Gute brachten, das Eisenschmelzen entweder als Nebenbeschäftigung bei Bewirtschaftung des Grundes und Bodens, sowie zur Holzverwertung, wahrscheinlich aber schon als Hauptbeschäftigung betrieben.
In der Nähe der Schlackenhalden waren die Schmelzstätten, zu denen man die Erze zusammentrug. Anfangs waren diese Schmelz- stätten an steilen Abhängen tief aufgeworfene Gruben, an der Sohle mit einem horizontalen, von Steinen ausgesetzten Windkanale für den natürlichen Luftstrom versehen (solche Gruben wurden viele z. B. am Praglriegl, Pfanegg angetroffen). Später baute man 3 bis 4 Fuss hohe und weite rechteckige und cylindrische Schächte, an der Sohle mit Kanälen für den Luftzutritt versehen, an hervorragenden dem Luftzuge stark ausgesetzten Stellen, wie es noch alte Überreste zeigen, und ver- sah diese sogenannten Windöfen zur Erzeugung des notwendigen Luft- stromes im Laufe der Zeit mit Hand- und Tretblasebälgen, deren spitzes Ende in die mit Thonformen versehenen Luftkanäle ragte. Solche Thonröhrchen (Formen) werden häufig in alten Schlackenhalden gefunden.
Bei Anlage des grossen Bremsberges zu Heft im Jahre 1860 fan- den wir unter einer durch einen überhängenden Urkalkfels vor Ab- rutschungen vollkommen geschützten 5 Fuss hohen Lehmschichte teils rohe, teils gebrannte Thonröhrchen. Heutigen Tages noch sind in dieser Tiefe alte Holzstücke, einer lignitartigen Braunkohle ähnlich, gut erhalten zu beobachten. Offenbar befand sich in der Nähe des Ortes eine Schmelzstätte. Im Jahre 1867 entdeckten wir bei Aus- gleichung eines Winkels in der schiefen Ebene dieses Bremsberges erneuert zwei solche Thonröhrchen. Herr Direktor Seeland zu Lölling hat in der Nähe der Ziegelei am Berge 6 Fuss tief unter der Lehm- schichte eine alte Schmelzstätte und Thonröhrchen entdeckt 1).
1) Carinthia 1868, 7. Heft, S. 278.
Beck, Geschichte des Eisens. 33
Italien und die Römer.
des hohen Alters der Eisengewinnung um die Hüttenberger Eisenwurze. Es stammen viele darin gefundene Antiken von römischem, wahr- scheinlich sogar von keltisch-norischem Betriebe her und geben auch einigen Aufschluſs über Art, Gröſse, Ausdehnung des einstigen Betriebes und des Kulturzustandes um die Eisenwurze. Während andere industrie- arme Gebirgsgegenden kulturlos mit unwirtlichen Wäldern getroffen werden, waren im Altertume die Abhänge um die Eisenwurze mit An- siedelungen und Gehöften besäet, deren Bewohner des Bergbaues Segen genossen, teils selbst, teils mit ihren unterstehenden Arbeitskräften die Ausbisse und Erzanbrüche der Eisenwurze zu Gute brachten, das Eisenschmelzen entweder als Nebenbeschäftigung bei Bewirtschaftung des Grundes und Bodens, sowie zur Holzverwertung, wahrscheinlich aber schon als Hauptbeschäftigung betrieben.
In der Nähe der Schlackenhalden waren die Schmelzstätten, zu denen man die Erze zusammentrug. Anfangs waren diese Schmelz- stätten an steilen Abhängen tief aufgeworfene Gruben, an der Sohle mit einem horizontalen, von Steinen ausgesetzten Windkanale für den natürlichen Luftstrom versehen (solche Gruben wurden viele z. B. am Praglriegl, Pfanegg angetroffen). Später baute man 3 bis 4 Fuſs hohe und weite rechteckige und cylindrische Schächte, an der Sohle mit Kanälen für den Luftzutritt versehen, an hervorragenden dem Luftzuge stark ausgesetzten Stellen, wie es noch alte Überreste zeigen, und ver- sah diese sogenannten Windöfen zur Erzeugung des notwendigen Luft- stromes im Laufe der Zeit mit Hand- und Tretblasebälgen, deren spitzes Ende in die mit Thonformen versehenen Luftkanäle ragte. Solche Thonröhrchen (Formen) werden häufig in alten Schlackenhalden gefunden.
Bei Anlage des groſsen Bremsberges zu Heft im Jahre 1860 fan- den wir unter einer durch einen überhängenden Urkalkfels vor Ab- rutschungen vollkommen geschützten 5 Fuſs hohen Lehmschichte teils rohe, teils gebrannte Thonröhrchen. Heutigen Tages noch sind in dieser Tiefe alte Holzstücke, einer lignitartigen Braunkohle ähnlich, gut erhalten zu beobachten. Offenbar befand sich in der Nähe des Ortes eine Schmelzstätte. Im Jahre 1867 entdeckten wir bei Aus- gleichung eines Winkels in der schiefen Ebene dieses Bremsberges erneuert zwei solche Thonröhrchen. Herr Direktor Seeland zu Lölling hat in der Nähe der Ziegelei am Berge 6 Fuſs tief unter der Lehm- schichte eine alte Schmelzstätte und Thonröhrchen entdeckt 1).
1) Carinthia 1868, 7. Heft, S. 278.
Beck, Geschichte des Eisens. 33
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Italien und die Römer.
des hohen Alters der Eisengewinnung um die Hüttenberger Eisenwurze.
Es stammen viele darin gefundene Antiken von römischem, wahr-
scheinlich sogar von keltisch-norischem Betriebe her und geben auch
einigen Aufschluſs über Art, Gröſse, Ausdehnung des einstigen Betriebes
und des Kulturzustandes um die Eisenwurze. Während andere industrie-
arme Gebirgsgegenden kulturlos mit unwirtlichen Wäldern getroffen
werden, waren im Altertume die Abhänge um die Eisenwurze mit An-
siedelungen und Gehöften besäet, deren Bewohner des Bergbaues Segen
genossen, teils selbst, teils mit ihren unterstehenden Arbeitskräften die
Ausbisse und Erzanbrüche der Eisenwurze zu Gute brachten, das
Eisenschmelzen entweder als Nebenbeschäftigung bei Bewirtschaftung
des Grundes und Bodens, sowie zur Holzverwertung, wahrscheinlich
aber schon als Hauptbeschäftigung betrieben.
In der Nähe der Schlackenhalden waren die Schmelzstätten, zu
denen man die Erze zusammentrug. Anfangs waren diese Schmelz-
stätten an steilen Abhängen tief aufgeworfene Gruben, an der Sohle
mit einem horizontalen, von Steinen ausgesetzten Windkanale für den
natürlichen Luftstrom versehen (solche Gruben wurden viele z. B. am
Praglriegl, Pfanegg angetroffen). Später baute man 3 bis 4 Fuſs hohe
und weite rechteckige und cylindrische Schächte, an der Sohle mit
Kanälen für den Luftzutritt versehen, an hervorragenden dem Luftzuge
stark ausgesetzten Stellen, wie es noch alte Überreste zeigen, und ver-
sah diese sogenannten Windöfen zur Erzeugung des notwendigen Luft-
stromes im Laufe der Zeit mit Hand- und Tretblasebälgen, deren
spitzes Ende in die mit Thonformen versehenen Luftkanäle ragte.
Solche Thonröhrchen (Formen) werden häufig in alten Schlackenhalden
gefunden.
Bei Anlage des groſsen Bremsberges zu Heft im Jahre 1860 fan-
den wir unter einer durch einen überhängenden Urkalkfels vor Ab-
rutschungen vollkommen geschützten 5 Fuſs hohen Lehmschichte teils
rohe, teils gebrannte Thonröhrchen. Heutigen Tages noch sind in
dieser Tiefe alte Holzstücke, einer lignitartigen Braunkohle ähnlich,
gut erhalten zu beobachten. Offenbar befand sich in der Nähe des
Ortes eine Schmelzstätte. Im Jahre 1867 entdeckten wir bei Aus-
gleichung eines Winkels in der schiefen Ebene dieses Bremsberges
erneuert zwei solche Thonröhrchen. Herr Direktor Seeland zu Lölling
hat in der Nähe der Ziegelei am Berge 6 Fuſs tief unter der Lehm-
schichte eine alte Schmelzstätte und Thonröhrchen entdeckt 1).
1) Carinthia 1868, 7. Heft, S. 278.
Beck, Geschichte des Eisens. 33
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/535>, abgerufen am 22.11.2024.
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