der Eisenerze nicht fremd war. Über das höhere Alter der tauriski- schen Eisengewinnung werden wir später zu sprechen Gelegenheit haben. Die Annahme, dass die Römer die Kenntnis des Eisens und der Eisengewinnung erst nach Noricum verpflanzt hätten, entbehrt aller Begründung. Erst im Jahre 16 n. Chr. wurde Noricum von Drusus, dem Stiefsohn des Augustus, erobert und dem römischen Reiche einverleibt. Um diese Zeit war aber norischer Stahl schon hoch be- rühmt, wie die Stelle des Ovid 1) beweist: Durior et ferro, quod Noricus excoquit ignis: "Härter als Eisen, von norischem Feuer geschmolzen." Unmöglich könnte der norische Stahl in den paar Jahren, die zwischen die Eroberung des Landes der Taurisker und der Abfassung der Dich- tung des Ovid liegen, solchen Ruhm erlangt haben, dass es für ein allgemein verständliches Gleichnis verwendet wurde, wenn die Römer erst die Kunst der Eisenbereitung nach jenen Gegenden gebracht hätten. Die norischen Schwerter waren schon vor der Annexion des eisenreichen Landes hochberühmt, wie unter andern aus verschiedenen Stellen des Horaz hervorgeht, z. B. quas neque Noricus deterret ensis, "welche selbst das norische Schwert nicht schreckt" und weiter: ense pectus Norico recludere "mit norischem Schwert die Brust öffnen" 2).
Wir haben aus dem Text des Plinius bereits ersehen, dass dieser die Vortrefflichkeit des norischen Eisens den Erzen zuschreibt: In nostro orbe aliuibi vena bonitatem hanc praestat ut in Noricis. Messer aus norischem Eisen rühmt der römische Konsul Petronius 3) (+ 66 v.Chr.) cultros ex ferro Norico. Nach Elba waren die norischen Berge die Hauptbezugsorte für das Eisen der Römer, dies bestätigt Rutilius von Numantia:
Occurit Chalibum memorabilis Ilva metallis Qua nihil uberius Norica gleba tulit 4).
"Stahl kommt vor auf dem metallberühmten Elba An dem es ausser dem norischen Boden keinen ergiebigeren giebt 5)."
Norisches Eisen und norischer Stahl wanderten auf den römischen Heerstrassen über Aquileja in die Werkstätten der Waffen- und Zeug- schmiede nach Verona, Mantua, Cremona, Concordia und Ticinum. An allen diesen Orten befanden sich Niederlagen von Eisen und Stahl,
1) Ovid, Metamorph. 64 fol. 17.
2) Horat. Od. LI; Od. XVI, Od. XVII; Horaz lebte von 65 v. Chr. bis 7 n. Chr.
3) Petronius fragmenta.
4) Rutilius Numant. Itin. L. I, V. 351, 352.
5) Strabo, der ein Jahrzehnt nach der Unterjochung von Noricum lebte, sagt darauf bezüglich: nunc omnia ista auri metalla Romani possident -- "jetzt gehört dieser ganze Metallreichtum den Römern".
Italien und die Römer.
der Eisenerze nicht fremd war. Über das höhere Alter der tauriski- schen Eisengewinnung werden wir später zu sprechen Gelegenheit haben. Die Annahme, daſs die Römer die Kenntnis des Eisens und der Eisengewinnung erst nach Noricum verpflanzt hätten, entbehrt aller Begründung. Erst im Jahre 16 n. Chr. wurde Noricum von Drusus, dem Stiefsohn des Augustus, erobert und dem römischen Reiche einverleibt. Um diese Zeit war aber norischer Stahl schon hoch be- rühmt, wie die Stelle des Ovid 1) beweist: Durior et ferro, quod Noricus excoquit ignis: „Härter als Eisen, von norischem Feuer geschmolzen.“ Unmöglich könnte der norische Stahl in den paar Jahren, die zwischen die Eroberung des Landes der Taurisker und der Abfassung der Dich- tung des Ovid liegen, solchen Ruhm erlangt haben, daſs es für ein allgemein verständliches Gleichnis verwendet wurde, wenn die Römer erst die Kunst der Eisenbereitung nach jenen Gegenden gebracht hätten. Die norischen Schwerter waren schon vor der Annexion des eisenreichen Landes hochberühmt, wie unter andern aus verschiedenen Stellen des Horaz hervorgeht, z. B. quas neque Noricus deterret ensis, „welche selbst das norische Schwert nicht schreckt“ und weiter: ense pectus Norico recludere „mit norischem Schwert die Brust öffnen“ 2).
Wir haben aus dem Text des Plinius bereits ersehen, daſs dieser die Vortrefflichkeit des norischen Eisens den Erzen zuschreibt: In nostro orbe aliuibi vena bonitatem hanc praestat ut in Noricis. Messer aus norischem Eisen rühmt der römische Konsul Petronius 3) († 66 v.Chr.) cultros ex ferro Norico. Nach Elba waren die norischen Berge die Hauptbezugsorte für das Eisen der Römer, dies bestätigt Rutilius von Numantia:
Occurit Chalibum memorabilis Ilva metallis Qua nihil uberius Norica gleba tulit 4).
„Stahl kommt vor auf dem metallberühmten Elba An dem es auſser dem norischen Boden keinen ergiebigeren giebt 5).“
Norisches Eisen und norischer Stahl wanderten auf den römischen Heerstraſsen über Aquileja in die Werkstätten der Waffen- und Zeug- schmiede nach Verona, Mantua, Cremona, Concordia und Ticinum. An allen diesen Orten befanden sich Niederlagen von Eisen und Stahl,
1) Ovid, Metamorph. 64 fol. 17.
2) Horat. Od. LI; Od. XVI, Od. XVII; Horaz lebte von 65 v. Chr. bis 7 n. Chr.
3) Petronius fragmenta.
4) Rutilius Numant. Itin. L. I, V. 351, 352.
5) Strabo, der ein Jahrzehnt nach der Unterjochung von Noricum lebte, sagt darauf bezüglich: nunc omnia ista auri metalla Romani possident — „jetzt gehört dieser ganze Metallreichtum den Römern“.
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Italien und die Römer.
der Eisenerze nicht fremd war. Über das höhere Alter der tauriski-
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haben. Die Annahme, daſs die Römer die Kenntnis des Eisens und
der Eisengewinnung erst nach Noricum verpflanzt hätten, entbehrt
aller Begründung. Erst im Jahre 16 n. Chr. wurde Noricum von
Drusus, dem Stiefsohn des Augustus, erobert und dem römischen Reiche
einverleibt. Um diese Zeit war aber norischer Stahl schon hoch be-
rühmt, wie die Stelle des Ovid 1) beweist: Durior et ferro, quod Noricus
excoquit ignis: „Härter als Eisen, von norischem Feuer geschmolzen.“
Unmöglich könnte der norische Stahl in den paar Jahren, die zwischen
die Eroberung des Landes der Taurisker und der Abfassung der Dich-
tung des Ovid liegen, solchen Ruhm erlangt haben, daſs es für ein
allgemein verständliches Gleichnis verwendet wurde, wenn die Römer
erst die Kunst der Eisenbereitung nach jenen Gegenden gebracht
hätten. Die norischen Schwerter waren schon vor der Annexion des
eisenreichen Landes hochberühmt, wie unter andern aus verschiedenen
Stellen des Horaz hervorgeht, z. B. quas neque Noricus deterret ensis,
„welche selbst das norische Schwert nicht schreckt“ und weiter: ense
pectus Norico recludere „mit norischem Schwert die Brust öffnen“ 2).
Wir haben aus dem Text des Plinius bereits ersehen, daſs dieser
die Vortrefflichkeit des norischen Eisens den Erzen zuschreibt: In
nostro orbe aliuibi vena bonitatem hanc praestat ut in Noricis. Messer
aus norischem Eisen rühmt der römische Konsul Petronius 3) († 66 v.Chr.)
cultros ex ferro Norico. Nach Elba waren die norischen Berge die
Hauptbezugsorte für das Eisen der Römer, dies bestätigt Rutilius von
Numantia:
Occurit Chalibum memorabilis Ilva metallis
Qua nihil uberius Norica gleba tulit 4).
„Stahl kommt vor auf dem metallberühmten Elba
An dem es auſser dem norischen Boden keinen ergiebigeren giebt 5).“
Norisches Eisen und norischer Stahl wanderten auf den römischen
Heerstraſsen über Aquileja in die Werkstätten der Waffen- und Zeug-
schmiede nach Verona, Mantua, Cremona, Concordia und Ticinum.
An allen diesen Orten befanden sich Niederlagen von Eisen und Stahl,
1) Ovid, Metamorph. 64 fol. 17.
2) Horat. Od. LI; Od. XVI, Od. XVII;
Horaz lebte von 65 v. Chr. bis 7 n. Chr.
3) Petronius fragmenta.
4) Rutilius
Numant. Itin. L. I, V. 351, 352.
5) Strabo, der ein Jahrzehnt nach der
Unterjochung von Noricum lebte, sagt darauf bezüglich: nunc omnia ista
auri metalla Romani possident — „jetzt gehört dieser ganze Metallreichtum den
Römern“.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/532>, abgerufen am 22.11.2024.
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