geschmolzen, sodann dem Schmelzgut ein Drittel Sammelerz (aes collectaneum, Brucherz) d. h. gebrauchtes, aufgekauftes Erz zugesetzt. Dies giebt dem Gemisch eine eigentümliche Würze, indem es durch den Gebrauch geschmeidigt und durch den gewöhnten Glanz gewisser- massen gezähmt ist. Dann mischt man in einen Zentner geschmolzenes Erz 121/2 Pfund Zinn (Silberblei). Auch wird noch das Formblei (aes formale) unterschieden, die weichste Mischung des Erzes, weil ihm ein Zehntel Werkblei und ein Zwanzigstel Zinn zugesetzt worden ist, wo- durch es am meisten die Farbe, welche die griechische genannt wird, annimmt (einsaugt, bibit). Die letzte Mischung ist das Topferz (ollaria), welches seinen Namen vom Geschirr hat und welchem drei bis vier Pfund Silberblei auf den Zentner zugesetzt werden. Wenn dem cypri- schen Erz Blei zugesetzt wird, so entsteht die Purpurfarbe für die verbrämten Gewänder an den Standbildern."
Die Römer hatten die Liebhaberei der Etrusker an Erzstandbildern geerbt, und der Bronzekunstguss stand während der ganzen Zeit ihrer Herrschaft in hoher Blüte, indessen waren die Künstler, deren Namen uns überliefert sind, fast ausschliesslich Griechen. Namen etruskischer Künstler sind uns nicht überliefert, obgleich dort der Bronzeguss fabrikmässig betrieben wurde.
Das Zink als selbständiges Metall kannten die Römer nicht, aber sie gewannen das Zinkoxyd (cadmia), indem sie die Flocken des ver- brannten Zinkes in einem Flechtwerk von Eisendraht auffingen.
Den Zinnober lernten die Römer erst durch Scipios Feldzug nach Spanien kennen und sie gewannen daraus das Quecksilber durch ein- fache Destillation in eisernen Schalen.
Eisen bezogen die Römer von überall her, zum Teil aus grosser Entfernung, wie z. B. den vorzüglichen Stahl Indiens. Unter den itali- schen Importartikeln, die Cäsar von neuem besteuerte, wird indischer Stahl ausdrücklich aufgeführt. Das meiste Eisen erhielten sie indessen aus den eigenen Provinzen; in älterer Zeit ausschliesslich von Elba, später auch aus Illyrien, Noricum, Pannonien, Mösien, Gallien und Spanien.
Dass die Römer in früherer Zeit ihr Eisen von Elba bekamen, dafür zeugt unter anderem eine Stelle des Livius. Als nämlich im afrikanischen Kriege die unterworfenen Städte aufgefordert wurden, zu der Bestreitung der Kriegskosten beizutragen, und je nach ihrem Vermögen solche Gegenstände zu liefern, die sie am leichtesten be- schaffen konnten, versprachen die Populonier, die den nächsten Fest- landshafen Elba gegenüber inne hatten, Eisen zu liefern. Nachdem
Italien und die Römer.
geschmolzen, sodann dem Schmelzgut ein Drittel Sammelerz (aes collectaneum, Brucherz) d. h. gebrauchtes, aufgekauftes Erz zugesetzt. Dies giebt dem Gemisch eine eigentümliche Würze, indem es durch den Gebrauch geschmeidigt und durch den gewöhnten Glanz gewisser- maſsen gezähmt ist. Dann mischt man in einen Zentner geschmolzenes Erz 12½ Pfund Zinn (Silberblei). Auch wird noch das Formblei (aes formale) unterschieden, die weichste Mischung des Erzes, weil ihm ein Zehntel Werkblei und ein Zwanzigstel Zinn zugesetzt worden ist, wo- durch es am meisten die Farbe, welche die griechische genannt wird, annimmt (einsaugt, bibit). Die letzte Mischung ist das Topferz (ollaria), welches seinen Namen vom Geschirr hat und welchem drei bis vier Pfund Silberblei auf den Zentner zugesetzt werden. Wenn dem cypri- schen Erz Blei zugesetzt wird, so entsteht die Purpurfarbe für die verbrämten Gewänder an den Standbildern.“
Die Römer hatten die Liebhaberei der Etrusker an Erzstandbildern geerbt, und der Bronzekunstguſs stand während der ganzen Zeit ihrer Herrschaft in hoher Blüte, indessen waren die Künstler, deren Namen uns überliefert sind, fast ausschlieſslich Griechen. Namen etruskischer Künstler sind uns nicht überliefert, obgleich dort der Bronzeguſs fabrikmäſsig betrieben wurde.
Das Zink als selbständiges Metall kannten die Römer nicht, aber sie gewannen das Zinkoxyd (cadmia), indem sie die Flocken des ver- brannten Zinkes in einem Flechtwerk von Eisendraht auffingen.
Den Zinnober lernten die Römer erst durch Scipios Feldzug nach Spanien kennen und sie gewannen daraus das Quecksilber durch ein- fache Destillation in eisernen Schalen.
Eisen bezogen die Römer von überall her, zum Teil aus groſser Entfernung, wie z. B. den vorzüglichen Stahl Indiens. Unter den itali- schen Importartikeln, die Cäsar von neuem besteuerte, wird indischer Stahl ausdrücklich aufgeführt. Das meiste Eisen erhielten sie indessen aus den eigenen Provinzen; in älterer Zeit ausschlieſslich von Elba, später auch aus Illyrien, Noricum, Pannonien, Mösien, Gallien und Spanien.
Daſs die Römer in früherer Zeit ihr Eisen von Elba bekamen, dafür zeugt unter anderem eine Stelle des Livius. Als nämlich im afrikanischen Kriege die unterworfenen Städte aufgefordert wurden, zu der Bestreitung der Kriegskosten beizutragen, und je nach ihrem Vermögen solche Gegenstände zu liefern, die sie am leichtesten be- schaffen konnten, versprachen die Populonier, die den nächsten Fest- landshafen Elba gegenüber inne hatten, Eisen zu liefern. Nachdem
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[500/0522]
Italien und die Römer.
geschmolzen, sodann dem Schmelzgut ein Drittel Sammelerz (aes
collectaneum, Brucherz) d. h. gebrauchtes, aufgekauftes Erz zugesetzt.
Dies giebt dem Gemisch eine eigentümliche Würze, indem es durch
den Gebrauch geschmeidigt und durch den gewöhnten Glanz gewisser-
maſsen gezähmt ist. Dann mischt man in einen Zentner geschmolzenes
Erz 12½ Pfund Zinn (Silberblei). Auch wird noch das Formblei (aes
formale) unterschieden, die weichste Mischung des Erzes, weil ihm ein
Zehntel Werkblei und ein Zwanzigstel Zinn zugesetzt worden ist, wo-
durch es am meisten die Farbe, welche die griechische genannt wird,
annimmt (einsaugt, bibit). Die letzte Mischung ist das Topferz (ollaria),
welches seinen Namen vom Geschirr hat und welchem drei bis vier
Pfund Silberblei auf den Zentner zugesetzt werden. Wenn dem cypri-
schen Erz Blei zugesetzt wird, so entsteht die Purpurfarbe für die
verbrämten Gewänder an den Standbildern.“
Die Römer hatten die Liebhaberei der Etrusker an Erzstandbildern
geerbt, und der Bronzekunstguſs stand während der ganzen Zeit ihrer
Herrschaft in hoher Blüte, indessen waren die Künstler, deren Namen
uns überliefert sind, fast ausschlieſslich Griechen. Namen etruskischer
Künstler sind uns nicht überliefert, obgleich dort der Bronzeguſs
fabrikmäſsig betrieben wurde.
Das Zink als selbständiges Metall kannten die Römer nicht, aber
sie gewannen das Zinkoxyd (cadmia), indem sie die Flocken des ver-
brannten Zinkes in einem Flechtwerk von Eisendraht auffingen.
Den Zinnober lernten die Römer erst durch Scipios Feldzug nach
Spanien kennen und sie gewannen daraus das Quecksilber durch ein-
fache Destillation in eisernen Schalen.
Eisen bezogen die Römer von überall her, zum Teil aus groſser
Entfernung, wie z. B. den vorzüglichen Stahl Indiens. Unter den itali-
schen Importartikeln, die Cäsar von neuem besteuerte, wird indischer
Stahl ausdrücklich aufgeführt. Das meiste Eisen erhielten sie indessen
aus den eigenen Provinzen; in älterer Zeit ausschlieſslich von Elba,
später auch aus Illyrien, Noricum, Pannonien, Mösien, Gallien und
Spanien.
Daſs die Römer in früherer Zeit ihr Eisen von Elba bekamen,
dafür zeugt unter anderem eine Stelle des Livius. Als nämlich im
afrikanischen Kriege die unterworfenen Städte aufgefordert wurden,
zu der Bestreitung der Kriegskosten beizutragen, und je nach ihrem
Vermögen solche Gegenstände zu liefern, die sie am leichtesten be-
schaffen konnten, versprachen die Populonier, die den nächsten Fest-
landshafen Elba gegenüber inne hatten, Eisen zu liefern. Nachdem
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/522>, abgerufen am 23.11.2024.
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