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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.
(aspis, sakos) war ursprünglich rund, später oval. Er war stark ge-
wölbt, deckte den ganzen Mittelkörper und hatte in der Mitte einen
Schildbuckel (omphalos), mit dem der Handgriff verbunden war (Fig. 66).
Die Beinschienen, die von Erz oder Zinn waren, wurden nicht angezogen,
sondern aus zwei Hälften umgelegt. Die Haupttrutzwaffe (belos) war
das Schwert (xiphos) für Hieb und Stich, entweder schilfblattförmig
(Fig. 66) mit nur 15 Zoll langer und 2 bis 21/2 Zoll breiter, gerader,
zweischneidiger Klinge, später mit 6 bis 7 Zoll breitem Kreuzgriff
[Abbildung] Fig. 68.
(Fig. 68). Er wog etwa 1 kg. In der alten Zeit durfte
jeder freie Mann ein Schwert tragen, während dieses Recht
später beschränkt wurde. Es hing an einem Gurt über der
Schulter. An demselben Gurte hing oft noch ein Messer
(phasganon) und ein kurzer Streitkolben (korune, phalagx).
Die übrigen Waffen für den Nahkampf waren ein langer
Spiess (doru), bei Homer (egkhos), und die Axt 1), die Waffen
für den Fernkampf der Bogen, der Wurfspiess und die
Schleuder. Während die Angriffswaffen schon zu Hesiods
Zeit meist aus Eisen geschmiedet wurden, hielten sich der eherne
Panzer und der Erzhelm bis zu den Perserkriegen. Stahlhelme scheinen
sehr kostbar gewesen zu sein. Ein alter Schriftsteller rühmt den
[Abbildung] Fig. 69.

Helm nach einem Vasenbild
im Louvre.

[Abbildung] Fig. 70.

Visierhelm. Museum Carlsruhe.

Stahlhelm Alexanders des Grossen, der wie Silber strahlte. Die getrie-
benen Metallhelme (Fig. 69, 70) waren sehr kunstvoll gearbeitet, oft von
phantastischer Form. Sie bestanden aus Kappe, Stirnschiene, Nacken-

1) Die Doppelaxt war die Nationalwaffe der Karier.

Griechenland.
(ἀσπίς, σάκος) war ursprünglich rund, später oval. Er war stark ge-
wölbt, deckte den ganzen Mittelkörper und hatte in der Mitte einen
Schildbuckel (ὀμφαλός), mit dem der Handgriff verbunden war (Fig. 66).
Die Beinschienen, die von Erz oder Zinn waren, wurden nicht angezogen,
sondern aus zwei Hälften umgelegt. Die Haupttrutzwaffe (βέλος) war
das Schwert (ξίφος) für Hieb und Stich, entweder schilfblattförmig
(Fig. 66) mit nur 15 Zoll langer und 2 bis 2½ Zoll breiter, gerader,
zweischneidiger Klinge, später mit 6 bis 7 Zoll breitem Kreuzgriff
[Abbildung] Fig. 68.
(Fig. 68). Er wog etwa 1 kg. In der alten Zeit durfte
jeder freie Mann ein Schwert tragen, während dieses Recht
später beschränkt wurde. Es hing an einem Gurt über der
Schulter. An demselben Gurte hing oft noch ein Messer
(φάσγανον) und ein kurzer Streitkolben (κορύνη, φάλαγξ).
Die übrigen Waffen für den Nahkampf waren ein langer
Spieſs (δόρυ), bei Homer (ἔγχος), und die Axt 1), die Waffen
für den Fernkampf der Bogen, der Wurfspieſs und die
Schleuder. Während die Angriffswaffen schon zu Hesiods
Zeit meist aus Eisen geschmiedet wurden, hielten sich der eherne
Panzer und der Erzhelm bis zu den Perserkriegen. Stahlhelme scheinen
sehr kostbar gewesen zu sein. Ein alter Schriftsteller rühmt den
[Abbildung] Fig. 69.

Helm nach einem Vasenbild
im Louvre.

[Abbildung] Fig. 70.

Visierhelm. Museum Carlsruhe.

Stahlhelm Alexanders des Groſsen, der wie Silber strahlte. Die getrie-
benen Metallhelme (Fig. 69, 70) waren sehr kunstvoll gearbeitet, oft von
phantastischer Form. Sie bestanden aus Kappe, Stirnschiene, Nacken-

1) Die Doppelaxt war die Nationalwaffe der Karier.
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[443/0465] Griechenland. (ἀσπίς, σάκος) war ursprünglich rund, später oval. Er war stark ge- wölbt, deckte den ganzen Mittelkörper und hatte in der Mitte einen Schildbuckel (ὀμφαλός), mit dem der Handgriff verbunden war (Fig. 66). Die Beinschienen, die von Erz oder Zinn waren, wurden nicht angezogen, sondern aus zwei Hälften umgelegt. Die Haupttrutzwaffe (βέλος) war das Schwert (ξίφος) für Hieb und Stich, entweder schilfblattförmig (Fig. 66) mit nur 15 Zoll langer und 2 bis 2½ Zoll breiter, gerader, zweischneidiger Klinge, später mit 6 bis 7 Zoll breitem Kreuzgriff [Abbildung Fig. 68.] (Fig. 68). Er wog etwa 1 kg. In der alten Zeit durfte jeder freie Mann ein Schwert tragen, während dieses Recht später beschränkt wurde. Es hing an einem Gurt über der Schulter. An demselben Gurte hing oft noch ein Messer (φάσγανον) und ein kurzer Streitkolben (κορύνη, φάλαγξ). Die übrigen Waffen für den Nahkampf waren ein langer Spieſs (δόρυ), bei Homer (ἔγχος), und die Axt 1), die Waffen für den Fernkampf der Bogen, der Wurfspieſs und die Schleuder. Während die Angriffswaffen schon zu Hesiods Zeit meist aus Eisen geschmiedet wurden, hielten sich der eherne Panzer und der Erzhelm bis zu den Perserkriegen. Stahlhelme scheinen sehr kostbar gewesen zu sein. Ein alter Schriftsteller rühmt den [Abbildung Fig. 69. Helm nach einem Vasenbild im Louvre.] [Abbildung Fig. 70. Visierhelm. Museum Carlsruhe.] Stahlhelm Alexanders des Groſsen, der wie Silber strahlte. Die getrie- benen Metallhelme (Fig. 69, 70) waren sehr kunstvoll gearbeitet, oft von phantastischer Form. Sie bestanden aus Kappe, Stirnschiene, Nacken- 1) Die Doppelaxt war die Nationalwaffe der Karier.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/465>, abgerufen am 22.11.2024.