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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.
für die Bewaffnung das wichtigste und gebräuchlichste Metall war,
bedarf kaum der Erwähnung. Die Schriftsteller der späteren Zeit
führen es nur als Ausnahme an, wenn die gebräuchlichsten Waffen
nicht von Eisen oder Stahl sind.

[Abbildung] Fig. 66.

Hoplit mit karischem Helm (a), Schuppen-
panzer (b khiton pholidotos), Schild (c aspis,
sakos), Schwert (d xiphos).

Auf die Bewaffnung der
Griechen scheinen unter den
fremden Völkern, die ihre
Lehrer waren, die Karier
am meisten Einfluss geübt zu
haben. Von diesen nahmen
die Griechen die Helmform und
den Helmschmuck an. Die
Karier sollen zuerst die Bein-
schienen erfunden haben, so-
wie auch die festen Hand-
haben der Schilde.

Die Schutzwaffen (opla)
der heroischen Zeit bestanden
aus dem grossen Erzschilde
von Rindshaut mit Metall-
blech überzogen, der sehr ver-
schieden war von dem vier-
eckigen Schilde der Römer.
Ferner hatten die Griechen
Ringel- und Schuppenpanzer 1) sowie auch feste Harnische, kunstvoll
geformte Helme (kunee) und Beinschienen, die aus Zinn geschlagen

[Abbildung] Fig. 67.

Panzer, gefunden bei Neapel.

waren und durch einen Knöchelring ge-
halten wurden 2). Der gewöhnliche Pan-
zer war ein Eisenkürass, der aus zwei
Schalen bestand, die durch Ketten und
Riemen zusammengehalten wurden (Fig.
67). Diese Schutzwaffe war den Griechen
eigentümlich. Auch in der Periode nach
dem trojanischen Kriege trugen die
Schwerbewaffneten den metallenen Panzer
(thorax) mit dem Gurt (zoster), die Beinschienen (knemides) und den
grossen Setzschild (oplon), daher der Name Hopliten, die schweren
Schildträger d. h. "Schwerbewaffnete". Der gewöhnliche Schild

1) Ilias XIII, 38.
2) Ilias XVIII, 613.

Griechenland.
für die Bewaffnung das wichtigste und gebräuchlichste Metall war,
bedarf kaum der Erwähnung. Die Schriftsteller der späteren Zeit
führen es nur als Ausnahme an, wenn die gebräuchlichsten Waffen
nicht von Eisen oder Stahl sind.

[Abbildung] Fig. 66.

Hoplit mit karischem Helm (a), Schuppen-
panzer (b χιτὼν φολιδωτός), Schild (c ἀσπίς,
σάκος), Schwert (d ξίφος).

Auf die Bewaffnung der
Griechen scheinen unter den
fremden Völkern, die ihre
Lehrer waren, die Karier
am meisten Einfluſs geübt zu
haben. Von diesen nahmen
die Griechen die Helmform und
den Helmschmuck an. Die
Karier sollen zuerst die Bein-
schienen erfunden haben, so-
wie auch die festen Hand-
haben der Schilde.

Die Schutzwaffen (ὅπλα)
der heroischen Zeit bestanden
aus dem groſsen Erzschilde
von Rindshaut mit Metall-
blech überzogen, der sehr ver-
schieden war von dem vier-
eckigen Schilde der Römer.
Ferner hatten die Griechen
Ringel- und Schuppenpanzer 1) sowie auch feste Harnische, kunstvoll
geformte Helme (κυνέη) und Beinschienen, die aus Zinn geschlagen

[Abbildung] Fig. 67.

Panzer, gefunden bei Neapel.

waren und durch einen Knöchelring ge-
halten wurden 2). Der gewöhnliche Pan-
zer war ein Eisenküraſs, der aus zwei
Schalen bestand, die durch Ketten und
Riemen zusammengehalten wurden (Fig.
67). Diese Schutzwaffe war den Griechen
eigentümlich. Auch in der Periode nach
dem trojanischen Kriege trugen die
Schwerbewaffneten den metallenen Panzer
(ϑῶραξ) mit dem Gurt (ζωστήρ), die Beinschienen (κνημῖδες) und den
groſsen Setzschild (ὅπλον), daher der Name Hopliten, die schweren
Schildträger d. h. „Schwerbewaffnete“. Der gewöhnliche Schild

1) Ilias XIII, 38.
2) Ilias XVIII, 613.
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[442/0464] Griechenland. für die Bewaffnung das wichtigste und gebräuchlichste Metall war, bedarf kaum der Erwähnung. Die Schriftsteller der späteren Zeit führen es nur als Ausnahme an, wenn die gebräuchlichsten Waffen nicht von Eisen oder Stahl sind. [Abbildung Fig. 66. Hoplit mit karischem Helm (a), Schuppen- panzer (b χιτὼν φολιδωτός), Schild (c ἀσπίς, σάκος), Schwert (d ξίφος).] Auf die Bewaffnung der Griechen scheinen unter den fremden Völkern, die ihre Lehrer waren, die Karier am meisten Einfluſs geübt zu haben. Von diesen nahmen die Griechen die Helmform und den Helmschmuck an. Die Karier sollen zuerst die Bein- schienen erfunden haben, so- wie auch die festen Hand- haben der Schilde. Die Schutzwaffen (ὅπλα) der heroischen Zeit bestanden aus dem groſsen Erzschilde von Rindshaut mit Metall- blech überzogen, der sehr ver- schieden war von dem vier- eckigen Schilde der Römer. Ferner hatten die Griechen Ringel- und Schuppenpanzer 1) sowie auch feste Harnische, kunstvoll geformte Helme (κυνέη) und Beinschienen, die aus Zinn geschlagen [Abbildung Fig. 67. Panzer, gefunden bei Neapel.] waren und durch einen Knöchelring ge- halten wurden 2). Der gewöhnliche Pan- zer war ein Eisenküraſs, der aus zwei Schalen bestand, die durch Ketten und Riemen zusammengehalten wurden (Fig. 67). Diese Schutzwaffe war den Griechen eigentümlich. Auch in der Periode nach dem trojanischen Kriege trugen die Schwerbewaffneten den metallenen Panzer (ϑῶραξ) mit dem Gurt (ζωστήρ), die Beinschienen (κνημῖδες) und den groſsen Setzschild (ὅπλον), daher der Name Hopliten, die schweren Schildträger d. h. „Schwerbewaffnete“. Der gewöhnliche Schild 1) Ilias XIII, 38. 2) Ilias XVIII, 613.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/464>, abgerufen am 22.11.2024.