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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Griechenland.
ja durchaus nicht auf Griechenland beschränkt. Bei den Semiten, wie
besonders bei den Ägyptern finden wir dasselbe. Keine Orakel haben
aber solches Ansehen, solche Bedeutung über die Grenze des eigenen
Landes und des eigenen Religionsgebietes hinaus gewonnen, als wie
die griechischen, insbesondere das Orakel zu Delphi. Zu Dodona
bestand ein älteres Heiligtum dieser Art. Dort wurde aus dem
Rauschen der alten Eichen, später aus dem Tone aus aufgehängten,
ehernen Becken geweissagt. Dieses Orakel, obgleich von den Griechen
stets mit Ehrfurcht erwähnt, vermochte lange nicht den Zauber auf
das Ausland zu üben, als die Spruchorakel der Pythia. So hat auch
Dodona kaum einen Einfluss auf die Kunst ausgeübt, denn die Weih-
geschenke, die in Dodona dargebracht wurden, bestanden aus Gaben,
die den Händen der Natur entnommen waren, aus Blumenspenden,
Kränzen, höchstens einem Haustiere. Der Ruhm Delphis dagegen ging
früh über die Grenzen Griechenlands hinaus und da es Sitte war, dass
die Priester von Delphi Geschenke nahmen, so strömten in Delphi die
reichsten Opfergaben zusammen. Das politische Ansehen des delphi-
schen Heiligtumes trug hierzu ebenfalls bei, denn Delphi war der
Ausgangs- und Vereinigungspunkt des Amphiktyonenbundes, aus dem
sich der griechische Staatenbund entwickelte.

Die Gaben, die in Delphi geopfert wurden, nahmen schon früh
eine künstlerische Form an. Waren es anfangs, ähnlich wie in den
wunderkräftigen katholischen Wallfahrtsstätten, vielleicht nur Glieder
des Körpers, die man erst in Wachs oder Thon, später in edlen
Metallen stiftete, so wurde es später Sitte, ganze Figuren, kunstvolle
Geräte u. s. w. zu weihen. Hierdurch wurde das Heiligtum in Delphi
nicht nur ein nationaler Schatz für Griechenland, sondern auch ein
Nationalmuseum, welches auf die Entwickelung der Kunst einen her-
vorragenden Einfluss ausübte. Der Umstand, dass vom Auslande reiche
Geschenke, herrliche Kunstwerke nach Delphi kamen, trug viel zur
Entwickelung und Erziehung des Kunstgeschmackes bei. Der Zu-
sammenhang der Entwickelung der griechischen Kunst mit den Weih-
geschenken in Delphi lässt sich vielfach nachweisen. Von ganz beson-
derer Wichtigkeit in dieser Beziehung waren die Geschenke der reichen
Fürsten von Lydien. Herodot berichtet, dass vor den goldenen Weih-
geschenken des Königs Gyges das delphische Heiligtum keine Weih-
geschenke aus Gold und Silber, sondern nur aus Erz und geringerem
Metalle besessen hätte.

Midas II. von Phrygien hatte bereits um 700 seinen kunstvoll
gearbeiteten Thronsessel dem delphischen Heiligtume als Weihgeschenk

Griechenland.
ja durchaus nicht auf Griechenland beschränkt. Bei den Semiten, wie
besonders bei den Ägyptern finden wir dasſelbe. Keine Orakel haben
aber solches Ansehen, solche Bedeutung über die Grenze des eigenen
Landes und des eigenen Religionsgebietes hinaus gewonnen, als wie
die griechischen, insbesondere das Orakel zu Delphi. Zu Dodona
bestand ein älteres Heiligtum dieser Art. Dort wurde aus dem
Rauschen der alten Eichen, später aus dem Tone aus aufgehängten,
ehernen Becken geweissagt. Dieses Orakel, obgleich von den Griechen
stets mit Ehrfurcht erwähnt, vermochte lange nicht den Zauber auf
das Ausland zu üben, als die Spruchorakel der Pythia. So hat auch
Dodona kaum einen Einfluſs auf die Kunst ausgeübt, denn die Weih-
geschenke, die in Dodona dargebracht wurden, bestanden aus Gaben,
die den Händen der Natur entnommen waren, aus Blumenspenden,
Kränzen, höchstens einem Haustiere. Der Ruhm Delphis dagegen ging
früh über die Grenzen Griechenlands hinaus und da es Sitte war, daſs
die Priester von Delphi Geschenke nahmen, so strömten in Delphi die
reichsten Opfergaben zusammen. Das politische Ansehen des delphi-
schen Heiligtumes trug hierzu ebenfalls bei, denn Delphi war der
Ausgangs- und Vereinigungspunkt des Amphiktyonenbundes, aus dem
sich der griechische Staatenbund entwickelte.

Die Gaben, die in Delphi geopfert wurden, nahmen schon früh
eine künstlerische Form an. Waren es anfangs, ähnlich wie in den
wunderkräftigen katholischen Wallfahrtsstätten, vielleicht nur Glieder
des Körpers, die man erst in Wachs oder Thon, später in edlen
Metallen stiftete, so wurde es später Sitte, ganze Figuren, kunstvolle
Geräte u. s. w. zu weihen. Hierdurch wurde das Heiligtum in Delphi
nicht nur ein nationaler Schatz für Griechenland, sondern auch ein
Nationalmuseum, welches auf die Entwickelung der Kunst einen her-
vorragenden Einfluſs ausübte. Der Umstand, daſs vom Auslande reiche
Geschenke, herrliche Kunstwerke nach Delphi kamen, trug viel zur
Entwickelung und Erziehung des Kunstgeschmackes bei. Der Zu-
sammenhang der Entwickelung der griechischen Kunst mit den Weih-
geschenken in Delphi läſst sich vielfach nachweisen. Von ganz beson-
derer Wichtigkeit in dieser Beziehung waren die Geschenke der reichen
Fürsten von Lydien. Herodot berichtet, daſs vor den goldenen Weih-
geschenken des Königs Gyges das delphische Heiligtum keine Weih-
geschenke aus Gold und Silber, sondern nur aus Erz und geringerem
Metalle besessen hätte.

Midas II. von Phrygien hatte bereits um 700 seinen kunstvoll
gearbeiteten Thronsessel dem delphischen Heiligtume als Weihgeschenk

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[430/0452] Griechenland. ja durchaus nicht auf Griechenland beschränkt. Bei den Semiten, wie besonders bei den Ägyptern finden wir dasſelbe. Keine Orakel haben aber solches Ansehen, solche Bedeutung über die Grenze des eigenen Landes und des eigenen Religionsgebietes hinaus gewonnen, als wie die griechischen, insbesondere das Orakel zu Delphi. Zu Dodona bestand ein älteres Heiligtum dieser Art. Dort wurde aus dem Rauschen der alten Eichen, später aus dem Tone aus aufgehängten, ehernen Becken geweissagt. Dieses Orakel, obgleich von den Griechen stets mit Ehrfurcht erwähnt, vermochte lange nicht den Zauber auf das Ausland zu üben, als die Spruchorakel der Pythia. So hat auch Dodona kaum einen Einfluſs auf die Kunst ausgeübt, denn die Weih- geschenke, die in Dodona dargebracht wurden, bestanden aus Gaben, die den Händen der Natur entnommen waren, aus Blumenspenden, Kränzen, höchstens einem Haustiere. Der Ruhm Delphis dagegen ging früh über die Grenzen Griechenlands hinaus und da es Sitte war, daſs die Priester von Delphi Geschenke nahmen, so strömten in Delphi die reichsten Opfergaben zusammen. Das politische Ansehen des delphi- schen Heiligtumes trug hierzu ebenfalls bei, denn Delphi war der Ausgangs- und Vereinigungspunkt des Amphiktyonenbundes, aus dem sich der griechische Staatenbund entwickelte. Die Gaben, die in Delphi geopfert wurden, nahmen schon früh eine künstlerische Form an. Waren es anfangs, ähnlich wie in den wunderkräftigen katholischen Wallfahrtsstätten, vielleicht nur Glieder des Körpers, die man erst in Wachs oder Thon, später in edlen Metallen stiftete, so wurde es später Sitte, ganze Figuren, kunstvolle Geräte u. s. w. zu weihen. Hierdurch wurde das Heiligtum in Delphi nicht nur ein nationaler Schatz für Griechenland, sondern auch ein Nationalmuseum, welches auf die Entwickelung der Kunst einen her- vorragenden Einfluſs ausübte. Der Umstand, daſs vom Auslande reiche Geschenke, herrliche Kunstwerke nach Delphi kamen, trug viel zur Entwickelung und Erziehung des Kunstgeschmackes bei. Der Zu- sammenhang der Entwickelung der griechischen Kunst mit den Weih- geschenken in Delphi läſst sich vielfach nachweisen. Von ganz beson- derer Wichtigkeit in dieser Beziehung waren die Geschenke der reichen Fürsten von Lydien. Herodot berichtet, daſs vor den goldenen Weih- geschenken des Königs Gyges das delphische Heiligtum keine Weih- geschenke aus Gold und Silber, sondern nur aus Erz und geringerem Metalle besessen hätte. Midas II. von Phrygien hatte bereits um 700 seinen kunstvoll gearbeiteten Thronsessel dem delphischen Heiligtume als Weihgeschenk

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 430. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/452>, abgerufen am 22.11.2024.