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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Einleitung.
russische Gelehrte davon Kenntnis, der sie 1772 aufsuchte und den
ganzen Block nach Petersburg verbringen liess.

Der Fundort war auf einem Gebirgsrücken zwischen den Neben-
flüssen Ubei und Siaim wenige Meilen zur Rechten des Jenisei. Die
Masse bestand nicht aus derbem Metall, sondern aus einem bienen-
wabenähnlichen Netzwerk von Eisen, dessen Zellen mit einem olivin-
ähnlichen Silikat angefüllt sind. Pallas beschreibt sie sehr gut
folgendermassen 1): "Die ganze Wacke scheint eine rote, eisenstein-
artige Schwarte gehabt zu haben. Das innere Wesen derselben ist
ein geschmeidiges, weissbrüchiges, wie ein grober Seeschwamm löcherig
ausgewebtes Eisen, dessen Zwischenräume mit runden und länglichen
Tropfen des schönsten Olivins erfüllt sind, den man kennt." -- Die
Tataren betrachteten es als ein vom Himmel gefallenes Heiligtum
und es hatte sich bei ihnen die Kunde erhalten, dass früher viele
solcher Massen vom Himmel gefallen seien. Pallas hielt diese Über-
lieferungen im Geist der damaligen Wissenschaft für Fabeln und sah
in der Masse nur ein äusserst merkwürdiges, unerklärliches Naturpro-
dukt. Der deutsche Privatgelehrte Chladni war der erste, der, nachdem
er sich lange mit dem Gegenstand beschäftigt hatte, im Jahre 1794 es
wagte, die Pallasmasse für meteorischen Ursprungs zu erklären. Er
erregte das Gelächter der Fachgelehrten und selbst klare Köpfe wie
Lichtenberg fielen mit Hohn und Spott über ihn her. Solcher
Verhöhnung war noch einige Zeitlang nachher ein jeder ausgesetzt,
der Miene machte, ernstlich an die Existenz von Meteoriten zu glauben,
infolgedessen sogar von den Vorstehern öffentlicher Sammlungen die
als Meteorsteine und Meteoreisen bezeichneten Exemplare heimlich
entfernt und fortgeworfen wurden; solches geschah in Dresden, Wien,
Kopenhagen, Bern und anderen Orten. Da ereignete sich am 16. Juni
1794 am Tage bei heiterem Himmel der Steinregen von Siena in Tos-
kana. Natürlich erregte er grosses Aufsehen, doch acceptierte man
gern die Hypothese Hamiltons, der die Steine für Auswürflinge des
50 Meilen entfernten Vesuvs, der allerdings 18 Stunden früher eine
Eruption gehabt hatte, erklärte. Diese Theorie hielt aber nicht Stich,
als schon im nächsten Jahre am 13. Dezember 1795 bei Woodcottage
in Yorkshire der Fall eines 56 Pfund schweren Steines beobachtet
wurde, indem hier weit und breit kein Vulkan nachzuweisen war, da
der nächste, der Hekla, 170 Meilen in der Luftlinie entfernt war. Durch
diesen Fall wurde Howard zu einer gründlicheren und unbefangenen

1) Pallas, Reisen etc. III, 411.

Einleitung.
russische Gelehrte davon Kenntnis, der sie 1772 aufsuchte und den
ganzen Block nach Petersburg verbringen lieſs.

Der Fundort war auf einem Gebirgsrücken zwischen den Neben-
flüssen Ubei und Siaim wenige Meilen zur Rechten des Jenisei. Die
Masse bestand nicht aus derbem Metall, sondern aus einem bienen-
wabenähnlichen Netzwerk von Eisen, dessen Zellen mit einem olivin-
ähnlichen Silikat angefüllt sind. Pallas beschreibt sie sehr gut
folgendermaſsen 1): „Die ganze Wacke scheint eine rote, eisenstein-
artige Schwarte gehabt zu haben. Das innere Wesen derselben ist
ein geschmeidiges, weiſsbrüchiges, wie ein grober Seeschwamm löcherig
ausgewebtes Eisen, dessen Zwischenräume mit runden und länglichen
Tropfen des schönsten Olivins erfüllt sind, den man kennt.“ — Die
Tataren betrachteten es als ein vom Himmel gefallenes Heiligtum
und es hatte sich bei ihnen die Kunde erhalten, daſs früher viele
solcher Massen vom Himmel gefallen seien. Pallas hielt diese Über-
lieferungen im Geist der damaligen Wissenschaft für Fabeln und sah
in der Masse nur ein äuſserst merkwürdiges, unerklärliches Naturpro-
dukt. Der deutsche Privatgelehrte Chladni war der erste, der, nachdem
er sich lange mit dem Gegenstand beschäftigt hatte, im Jahre 1794 es
wagte, die Pallasmasse für meteorischen Ursprungs zu erklären. Er
erregte das Gelächter der Fachgelehrten und selbst klare Köpfe wie
Lichtenberg fielen mit Hohn und Spott über ihn her. Solcher
Verhöhnung war noch einige Zeitlang nachher ein jeder ausgesetzt,
der Miene machte, ernstlich an die Existenz von Meteoriten zu glauben,
infolgedessen sogar von den Vorstehern öffentlicher Sammlungen die
als Meteorsteine und Meteoreisen bezeichneten Exemplare heimlich
entfernt und fortgeworfen wurden; solches geschah in Dresden, Wien,
Kopenhagen, Bern und anderen Orten. Da ereignete sich am 16. Juni
1794 am Tage bei heiterem Himmel der Steinregen von Siena in Tos-
kana. Natürlich erregte er groſses Aufsehen, doch acceptierte man
gern die Hypothese Hamiltons, der die Steine für Auswürflinge des
50 Meilen entfernten Vesuvs, der allerdings 18 Stunden früher eine
Eruption gehabt hatte, erklärte. Diese Theorie hielt aber nicht Stich,
als schon im nächsten Jahre am 13. Dezember 1795 bei Woodcottage
in Yorkshire der Fall eines 56 Pfund schweren Steines beobachtet
wurde, indem hier weit und breit kein Vulkan nachzuweisen war, da
der nächste, der Hekla, 170 Meilen in der Luftlinie entfernt war. Durch
diesen Fall wurde Howard zu einer gründlicheren und unbefangenen

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[20/0042] Einleitung. russische Gelehrte davon Kenntnis, der sie 1772 aufsuchte und den ganzen Block nach Petersburg verbringen lieſs. Der Fundort war auf einem Gebirgsrücken zwischen den Neben- flüssen Ubei und Siaim wenige Meilen zur Rechten des Jenisei. Die Masse bestand nicht aus derbem Metall, sondern aus einem bienen- wabenähnlichen Netzwerk von Eisen, dessen Zellen mit einem olivin- ähnlichen Silikat angefüllt sind. Pallas beschreibt sie sehr gut folgendermaſsen 1): „Die ganze Wacke scheint eine rote, eisenstein- artige Schwarte gehabt zu haben. Das innere Wesen derselben ist ein geschmeidiges, weiſsbrüchiges, wie ein grober Seeschwamm löcherig ausgewebtes Eisen, dessen Zwischenräume mit runden und länglichen Tropfen des schönsten Olivins erfüllt sind, den man kennt.“ — Die Tataren betrachteten es als ein vom Himmel gefallenes Heiligtum und es hatte sich bei ihnen die Kunde erhalten, daſs früher viele solcher Massen vom Himmel gefallen seien. Pallas hielt diese Über- lieferungen im Geist der damaligen Wissenschaft für Fabeln und sah in der Masse nur ein äuſserst merkwürdiges, unerklärliches Naturpro- dukt. Der deutsche Privatgelehrte Chladni war der erste, der, nachdem er sich lange mit dem Gegenstand beschäftigt hatte, im Jahre 1794 es wagte, die Pallasmasse für meteorischen Ursprungs zu erklären. Er erregte das Gelächter der Fachgelehrten und selbst klare Köpfe wie Lichtenberg fielen mit Hohn und Spott über ihn her. Solcher Verhöhnung war noch einige Zeitlang nachher ein jeder ausgesetzt, der Miene machte, ernstlich an die Existenz von Meteoriten zu glauben, infolgedessen sogar von den Vorstehern öffentlicher Sammlungen die als Meteorsteine und Meteoreisen bezeichneten Exemplare heimlich entfernt und fortgeworfen wurden; solches geschah in Dresden, Wien, Kopenhagen, Bern und anderen Orten. Da ereignete sich am 16. Juni 1794 am Tage bei heiterem Himmel der Steinregen von Siena in Tos- kana. Natürlich erregte er groſses Aufsehen, doch acceptierte man gern die Hypothese Hamiltons, der die Steine für Auswürflinge des 50 Meilen entfernten Vesuvs, der allerdings 18 Stunden früher eine Eruption gehabt hatte, erklärte. Diese Theorie hielt aber nicht Stich, als schon im nächsten Jahre am 13. Dezember 1795 bei Woodcottage in Yorkshire der Fall eines 56 Pfund schweren Steines beobachtet wurde, indem hier weit und breit kein Vulkan nachzuweisen war, da der nächste, der Hekla, 170 Meilen in der Luftlinie entfernt war. Durch diesen Fall wurde Howard zu einer gründlicheren und unbefangenen 1) Pallas, Reisen etc. III, 411.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/42>, abgerufen am 24.11.2024.