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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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zur Weissglut gesteigerten Hitze. Wird diese bei den Afrikanern durch
einen primitiven und höchst schwachen Blasebalg hervorgebracht, so
konnten statt dessen mit allem Fug die alten Amerikaner ihre kleinen
aus Kupfer oder Bambus bestehenden Blaserohre (cannutos) benutzen,
welche sie mit grosser Geschicklichkeit zu handhaben wussten 1). De
Gama's Bedenken, wenn wir seine geheimen Medicinkräuter bei Seite
lassen wollen, können demnach durchaus nicht stichhaltig erscheinen;
vielmehr waren, ohne Frage, alle technischen Requisite zur Darstellung
und Bearbeitung des Eisens mehr als ausreichend vorhanden. Und
wenn man nun bedenkt, dass das Eisen sich überhaupt weit leichter
als Kupfer und Silber aus seinen Erzen ausscheiden lässt, und dass bei
dem primitivsten Reduktionsverfahren, worauf ich schon in früheren
Schriften hingewiesen habe 2), die meisten Eisenerze nicht weiches

1) Garcilasso lib. II, c. XXVIII, p. 69: No alcanzaron a hacer Fuelles para
fundir. Fundian a poder de soplos con unos cannutos de cobre, largos de media
braza, mas o menos, como era la fundicion, grande o chica. Los cannutos cerravan
por el un cabo, dejavanle un agujero pequenno, por do el ayre saliese mas recogido,
y mas recio. Juntavanse ocho, diez, y doce, como eran menester para la fundi-
cion: andavan al derredor del fuego, soplando con los cannutos, y oy se estan en
lo mismo, que no han querido mudar costumbre; Cieza de Leon cap. CXIV: Con
unos cannutos soplan en lugar de fuelles; Hieron. Benzo, Histor. Indiae occid
(Vignon 1586), lib. III, c. XX, p. 399: Porro in hunc modum operantur aurifabri
Primum aurum vel argentum fusuri catino longo aut rotundo injiciunt: eum ex
panno terra incrustato, et carbone contuso factum, moxque exsiccatum igni impo-
nunt cum ea metalli copia quantam capere potest: mox quinque aut sex siphun-
culis arundineis tandiu circumstando incendunt, quoad liquefactum metallum omni
excocta scoria, nitescat; Oviedo, Hist. gen. y natur. lib. XXV, c. 2 erwähnt von
den Pacabuyes in Thamara: Los fuelles son unos cannutos tan gruessos como tres
dedos o mas, y tan luengos como dos palmos. Im Codex Mendoza bei Kings
borough Vol. I, Pl. 71, fig. 24 ist ein Goldschmied abgebildet, der beschäftigt ist
mit Hilfe des Blaserohres Gold einzuschmelzen; und in der mex. Sprache bedeutet
Tlapitzqui Metallschmelzer und Flötenspieler. -- Humboldt, Versuch über den polit.
Zustand Neuspaniens B. IV, Kap. XI, S. 9 bemerkt: "Nach den Traditionen, die
ich bei Riobamba unter den Indianern des Dorfs Lican gesammelt habe,
schmolzen die alten Bewohner von Quito das Silbererz, indem sie Lagen desselben
zwischen Kohlen legten, und mit langen Bambusrohren Wind machten. Eine
Menge Indianer stellten sich um das Loch herum, in welchem das Mineral war,
so dass aus verschiedenen Rohren zugleich Luft gemacht wurde." Unter den
heutigen Naturvölkern sind es, meines Wissens, allein die Aboriginerstämme der
Lepchas in British Sikkim, die sich des Blaserohres bedienen. Nach Herm.
Schlagintweit (Reise in Indien Bd. I, S. 199) besteht dasselbe aus einem Bambus-
rohre von 11/2 Fuss Länge und von 11/2 bis 2 Zoll Durchmesser; es wird nicht
unmittelbar an den Mund angesetzt, sondern man bläst aus 1/2 Fuss Entfernung
hinein. Die Wirkung ist in der That überraschend gross.
2) Vgl. meine Abhandlungen: Zur Gesch. und Kritik des Systems d. Kultur-
perioden, Arch f. Anthrop. Bd. VIII, S. 298; Eisen, Kupfer u. Bronze, ebendas.
Bd. IX, S. 197; die Metallarbeiten von Mykenä, ebendas. Bd. XII, S. 431.

Amerika.
zur Weiſsglut gesteigerten Hitze. Wird diese bei den Afrikanern durch
einen primitiven und höchst schwachen Blasebalg hervorgebracht, so
konnten statt dessen mit allem Fug die alten Amerikaner ihre kleinen
aus Kupfer oder Bambus bestehenden Blaserohre (cañutos) benutzen,
welche sie mit groſser Geschicklichkeit zu handhaben wuſsten 1). De
Gama’s Bedenken, wenn wir seine geheimen Medicinkräuter bei Seite
lassen wollen, können demnach durchaus nicht stichhaltig erscheinen;
vielmehr waren, ohne Frage, alle technischen Requisite zur Darstellung
und Bearbeitung des Eisens mehr als ausreichend vorhanden. Und
wenn man nun bedenkt, daſs das Eisen sich überhaupt weit leichter
als Kupfer und Silber aus seinen Erzen ausscheiden läſst, und daſs bei
dem primitivsten Reduktionsverfahren, worauf ich schon in früheren
Schriften hingewiesen habe 2), die meisten Eisenerze nicht weiches

1) Garcilasso lib. II, c. XXVIII, p. 69: No alcanzaron á hacer Fuelles para
fundir. Fundian á poder de soplos con unos cañutos de cobre, largos de media
braza, mas ó menos, como era la fundicion, grande ó chica. Los cañutos cerravan
por el un cabo, dejavanle un agujero pequeño, por do el ayre saliese mas recogido,
y mas recio. Juntavanse ocho, diez, y doce, como eran menester para la fundi-
cion: andavan al derredor del fuego, soplando con los cañutos, y oy se están en
lo mismo, que no han querido mudar costumbre; Cieza de Leon cap. CXIV: Con
unos cañutos soplan en lugar de fuelles; Hieron. Benzo, Histor. Indiae occid
(Vignon 1586), lib. III, c. XX, p. 399: Porro in hunc modum operantur aurifabri
Primum aurum vel argentum fusuri catino longo aut rotundo injiciunt: eum ex
panno terra incrustato, et carbone contuso factum, moxque exsiccatum igni impo-
nunt cum ea metalli copia quantam capere potest: mox quinque aut sex siphun-
culis arundineis tandiu circumstando incendunt, quoad liquefactum metallum omni
excocta scoria, nitescat; Oviedo, Hist. gen. y natur. lib. XXV, c. 2 erwähnt von
den Pacabuyes in Thamara: Los fuelles son unos cañutos tan gruessos como tres
dedos ó mas, y tan luengos como dos palmos. Im Codex Mendoza bei Kings
borough Vol. I, Pl. 71, fig. 24 ist ein Goldschmied abgebildet, der beschäftigt ist
mit Hilfe des Blaserohres Gold einzuschmelzen; und in der mex. Sprache bedeutet
Tlapitzqui Metallschmelzer und Flötenspieler. — Humboldt, Versuch über den polit.
Zustand Neuspaniens B. IV, Kap. XI, S. 9 bemerkt: „Nach den Traditionen, die
ich bei Riobamba unter den Indianern des Dorfs Lican gesammelt habe,
schmolzen die alten Bewohner von Quito das Silbererz, indem sie Lagen desſelben
zwischen Kohlen legten, und mit langen Bambusrohren Wind machten. Eine
Menge Indianer stellten sich um das Loch herum, in welchem das Mineral war,
so daſs aus verschiedenen Rohren zugleich Luft gemacht wurde.“ Unter den
heutigen Naturvölkern sind es, meines Wissens, allein die Aboriginerstämme der
Lépchas in British Sikkim, die sich des Blaserohres bedienen. Nach Herm.
Schlagintweit (Reise in Indien Bd. I, S. 199) besteht dasſelbe aus einem Bambus-
rohre von 1½ Fuſs Länge und von 1½ bis 2 Zoll Durchmesser; es wird nicht
unmittelbar an den Mund angesetzt, sondern man bläst aus ½ Fuſs Entfernung
hinein. Die Wirkung ist in der That überraschend groſs.
2) Vgl. meine Abhandlungen: Zur Gesch. und Kritik des Systems d. Kultur-
perioden, Arch f. Anthrop. Bd. VIII, S. 298; Eisen, Kupfer u. Bronze, ebendas.
Bd. IX, S. 197; die Metallarbeiten von Mykenä, ebendas. Bd. XII, S. 431.
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[350/0372] Amerika. zur Weiſsglut gesteigerten Hitze. Wird diese bei den Afrikanern durch einen primitiven und höchst schwachen Blasebalg hervorgebracht, so konnten statt dessen mit allem Fug die alten Amerikaner ihre kleinen aus Kupfer oder Bambus bestehenden Blaserohre (cañutos) benutzen, welche sie mit groſser Geschicklichkeit zu handhaben wuſsten 1). De Gama’s Bedenken, wenn wir seine geheimen Medicinkräuter bei Seite lassen wollen, können demnach durchaus nicht stichhaltig erscheinen; vielmehr waren, ohne Frage, alle technischen Requisite zur Darstellung und Bearbeitung des Eisens mehr als ausreichend vorhanden. Und wenn man nun bedenkt, daſs das Eisen sich überhaupt weit leichter als Kupfer und Silber aus seinen Erzen ausscheiden läſst, und daſs bei dem primitivsten Reduktionsverfahren, worauf ich schon in früheren Schriften hingewiesen habe 2), die meisten Eisenerze nicht weiches 1) Garcilasso lib. II, c. XXVIII, p. 69: No alcanzaron á hacer Fuelles para fundir. Fundian á poder de soplos con unos cañutos de cobre, largos de media braza, mas ó menos, como era la fundicion, grande ó chica. Los cañutos cerravan por el un cabo, dejavanle un agujero pequeño, por do el ayre saliese mas recogido, y mas recio. Juntavanse ocho, diez, y doce, como eran menester para la fundi- cion: andavan al derredor del fuego, soplando con los cañutos, y oy se están en lo mismo, que no han querido mudar costumbre; Cieza de Leon cap. CXIV: Con unos cañutos soplan en lugar de fuelles; Hieron. Benzo, Histor. Indiae occid (Vignon 1586), lib. III, c. XX, p. 399: Porro in hunc modum operantur aurifabri Primum aurum vel argentum fusuri catino longo aut rotundo injiciunt: eum ex panno terra incrustato, et carbone contuso factum, moxque exsiccatum igni impo- nunt cum ea metalli copia quantam capere potest: mox quinque aut sex siphun- culis arundineis tandiu circumstando incendunt, quoad liquefactum metallum omni excocta scoria, nitescat; Oviedo, Hist. gen. y natur. lib. XXV, c. 2 erwähnt von den Pacabuyes in Thamara: Los fuelles son unos cañutos tan gruessos como tres dedos ó mas, y tan luengos como dos palmos. Im Codex Mendoza bei Kings borough Vol. I, Pl. 71, fig. 24 ist ein Goldschmied abgebildet, der beschäftigt ist mit Hilfe des Blaserohres Gold einzuschmelzen; und in der mex. Sprache bedeutet Tlapitzqui Metallschmelzer und Flötenspieler. — Humboldt, Versuch über den polit. Zustand Neuspaniens B. IV, Kap. XI, S. 9 bemerkt: „Nach den Traditionen, die ich bei Riobamba unter den Indianern des Dorfs Lican gesammelt habe, schmolzen die alten Bewohner von Quito das Silbererz, indem sie Lagen desſelben zwischen Kohlen legten, und mit langen Bambusrohren Wind machten. Eine Menge Indianer stellten sich um das Loch herum, in welchem das Mineral war, so daſs aus verschiedenen Rohren zugleich Luft gemacht wurde.“ Unter den heutigen Naturvölkern sind es, meines Wissens, allein die Aboriginerstämme der Lépchas in British Sikkim, die sich des Blaserohres bedienen. Nach Herm. Schlagintweit (Reise in Indien Bd. I, S. 199) besteht dasſelbe aus einem Bambus- rohre von 1½ Fuſs Länge und von 1½ bis 2 Zoll Durchmesser; es wird nicht unmittelbar an den Mund angesetzt, sondern man bläst aus ½ Fuſs Entfernung hinein. Die Wirkung ist in der That überraschend groſs. 2) Vgl. meine Abhandlungen: Zur Gesch. und Kritik des Systems d. Kultur- perioden, Arch f. Anthrop. Bd. VIII, S. 298; Eisen, Kupfer u. Bronze, ebendas. Bd. IX, S. 197; die Metallarbeiten von Mykenä, ebendas. Bd. XII, S. 431.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/372>, abgerufen am 22.11.2024.