weich; kühlt man ihn dagegen rasch ab, so wird er hart und zwar so hart, dass man mit Leichtigkeit den langsam erkalteten, "ungelöschten" Stahl mit dem rasch erkalteten, "abgelöschten" Stahl feilen, bohren und schneiden kann. Das Material lässt sich also ohne Schwierigkeit mit sich selbst bearbeiten. Diese ausgezeichnete Eigenschaft hat der Stahl vor den anderen Eisensorten voraus und sie ist es haupt- sächlich, die den Stahl zu der geschätztesten Eisenkohlenstoffverbindung macht. Während der langsam erkaltete Stahl kaum dem Schmied- eisen an Weichheit nachsteht, besitzt der abgelöschte Stahl nahezu die Härte des Spiegeleisens. Es gehen diese Härteunterschiede nach der gewöhnlichen Skala von 4 bis 7.
Vergleicht man die Stahlsorten unter einander, so bleibt auch hier die Regel richtig, dass die Härte mit dem gebundenen Kohlenstoff- gehalt zunimmt, vorausgesetzt, dass die verglichenen Stahlsorten unter denselben Umständen erkaltet sind. -- Stahl von gleichem Kohlenstoff- gehalt wird durch das Ablöschen um so härter, je grösser die Tempe- raturdifferenz zwischen dem erhitzten Stahl und der Flüssigkeit, in der er abgelöscht wird, dem "Härtewasser", und je grösser die spezifische Wärme der Flüssigkeit, in welcher der Stahl gelöscht wird, ist. Mit der Härte nimmt auch die Sprödigkeit zu, so dass glasharter Stahl sich pulvern lässt. Solcher Stahl ist für Werkzeuge meist zu hart und spröde. Beides aber kann man ihm wieder benehmen durch Erhitzen bis zu einer gewissen Temperatur und darauf folgendes langsames Abkühlen. Bei diesem langsamen Erhitzen, dem "Anlassen", zeigt blanker, namentlich polierter Stahl eine Reihe auf einander folgender Farben, welche man die Anlauffarben nennt, nach denen man den Grad der Härte und Elastizität, welche man dem Stahl durch das An- lassen geben will, bestimmen kann. Die Anlauffarben folgen sich in nachfolgender Ordnung:
Bei 220° C. blassgelb,
" 230° C. strohgelb,
" 255° C. braun,
" 265° C. purpurtleckig
" 277° C. purpurfarbig
violett,
" 288° C. hellblau,
" 297° C. dunkelblau,
" 316° C. schwarzblau 1).
1) Dieselben Farben wiederholen sich wieder bei steigender Temperatur in rascherer Aufeinanderfolge.
Einleitung.
weich; kühlt man ihn dagegen rasch ab, so wird er hart und zwar so hart, daſs man mit Leichtigkeit den langsam erkalteten, „ungelöschten“ Stahl mit dem rasch erkalteten, „abgelöschten“ Stahl feilen, bohren und schneiden kann. Das Material läſst sich also ohne Schwierigkeit mit sich selbst bearbeiten. Diese ausgezeichnete Eigenschaft hat der Stahl vor den anderen Eisensorten voraus und sie ist es haupt- sächlich, die den Stahl zu der geschätztesten Eisenkohlenstoffverbindung macht. Während der langsam erkaltete Stahl kaum dem Schmied- eisen an Weichheit nachsteht, besitzt der abgelöschte Stahl nahezu die Härte des Spiegeleisens. Es gehen diese Härteunterschiede nach der gewöhnlichen Skala von 4 bis 7.
Vergleicht man die Stahlsorten unter einander, so bleibt auch hier die Regel richtig, daſs die Härte mit dem gebundenen Kohlenstoff- gehalt zunimmt, vorausgesetzt, daſs die verglichenen Stahlsorten unter denselben Umständen erkaltet sind. — Stahl von gleichem Kohlenstoff- gehalt wird durch das Ablöschen um so härter, je gröſser die Tempe- raturdifferenz zwischen dem erhitzten Stahl und der Flüssigkeit, in der er abgelöscht wird, dem „Härtewasser“, und je gröſser die spezifische Wärme der Flüssigkeit, in welcher der Stahl gelöscht wird, ist. Mit der Härte nimmt auch die Sprödigkeit zu, so daſs glasharter Stahl sich pulvern läſst. Solcher Stahl ist für Werkzeuge meist zu hart und spröde. Beides aber kann man ihm wieder benehmen durch Erhitzen bis zu einer gewissen Temperatur und darauf folgendes langsames Abkühlen. Bei diesem langsamen Erhitzen, dem „Anlassen“, zeigt blanker, namentlich polierter Stahl eine Reihe auf einander folgender Farben, welche man die Anlauffarben nennt, nach denen man den Grad der Härte und Elastizität, welche man dem Stahl durch das An- lassen geben will, bestimmen kann. Die Anlauffarben folgen sich in nachfolgender Ordnung:
Bei 220° C. blaſsgelb,
„ 230° C. strohgelb,
„ 255° C. braun,
„ 265° C. purpurtleckig
„ 277° C. purpurfarbig
violett,
„ 288° C. hellblau,
„ 297° C. dunkelblau,
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1) Dieselben Farben wiederholen sich wieder bei steigender Temperatur in rascherer Aufeinanderfolge.
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Einleitung.
weich; kühlt man ihn dagegen rasch ab, so wird er hart und zwar so
hart, daſs man mit Leichtigkeit den langsam erkalteten, „ungelöschten“
Stahl mit dem rasch erkalteten, „abgelöschten“ Stahl feilen, bohren
und schneiden kann. Das Material läſst sich also ohne Schwierigkeit
mit sich selbst bearbeiten. Diese ausgezeichnete Eigenschaft hat der
Stahl vor den anderen Eisensorten voraus und sie ist es haupt-
sächlich, die den Stahl zu der geschätztesten Eisenkohlenstoffverbindung
macht. Während der langsam erkaltete Stahl kaum dem Schmied-
eisen an Weichheit nachsteht, besitzt der abgelöschte Stahl nahezu die
Härte des Spiegeleisens. Es gehen diese Härteunterschiede nach der
gewöhnlichen Skala von 4 bis 7.
Vergleicht man die Stahlsorten unter einander, so bleibt auch hier
die Regel richtig, daſs die Härte mit dem gebundenen Kohlenstoff-
gehalt zunimmt, vorausgesetzt, daſs die verglichenen Stahlsorten unter
denselben Umständen erkaltet sind. — Stahl von gleichem Kohlenstoff-
gehalt wird durch das Ablöschen um so härter, je gröſser die Tempe-
raturdifferenz zwischen dem erhitzten Stahl und der Flüssigkeit, in der
er abgelöscht wird, dem „Härtewasser“, und je gröſser die spezifische
Wärme der Flüssigkeit, in welcher der Stahl gelöscht wird, ist. Mit
der Härte nimmt auch die Sprödigkeit zu, so daſs glasharter Stahl
sich pulvern läſst. Solcher Stahl ist für Werkzeuge meist zu hart und
spröde. Beides aber kann man ihm wieder benehmen durch Erhitzen
bis zu einer gewissen Temperatur und darauf folgendes langsames
Abkühlen. Bei diesem langsamen Erhitzen, dem „Anlassen“, zeigt
blanker, namentlich polierter Stahl eine Reihe auf einander folgender
Farben, welche man die Anlauffarben nennt, nach denen man den
Grad der Härte und Elastizität, welche man dem Stahl durch das An-
lassen geben will, bestimmen kann. Die Anlauffarben folgen sich in
nachfolgender Ordnung:
Bei 220° C. blaſsgelb,
„ 230° C. strohgelb,
„ 255° C. braun,
„ 265° C. purpurtleckig
„ 277° C. purpurfarbig
violett,
„ 288° C. hellblau,
„ 297° C. dunkelblau,
„ 316° C. schwarzblau 1).
1) Dieselben Farben wiederholen sich wieder bei steigender Temperatur in
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/35>, abgerufen am 23.11.2024.
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