Landsleute waren noch reicher mit Eisen geschmückt, sie hatten eiserne Kettchen um ihre Hüften. Das nahe gelegene Mora ist der Haupt- markt für derartige Gegenstände, welche ebensowohl als Proben des vortrefflichen Eisens, welches die Eingeborenen besitzen, als auch als Zeugnis ihrer Kunstfertigkeit dienen.
Von den Ländern Ostsudans am Tsadsee sagt derselbe Reisende, dass in Baghirmi zwar Bergbau auf Eisen nicht getrieben werde, dass aber namentlich aus Gurgura, einem 20 bis 25 Meilen vom Flusse ent- fernten Orte, wo der Sandstein beträchtlich viel Erz zu enthalten scheine, Eisen eingeführt werde, während in Wadai der Kunstfleiss nur die rohesten Erzeugnisse, wie Waffen und Ackergeräte, aus einheimischem Eisen liefern.
Die Negervölker im westlichen Mittelafrika sind zum Teil sehr geschickte Schmiede. Allerdings nicht alle; so kannten z. B. die Tim- manis weder die Weberei, noch die Verarbeitung des Eisens. Die Eisenbereitung der benachbarten Mandingos steht dagegen auf einer hohen Stufe. Sie bedienen sich aus Steinen aufgebauter Öfen, in denen die Verbrennung durch natürlichen Zug erfolgen soll. Mungo-Park giebt eine Beschreibung 1) ihres Eisenschmelzprozesses, wie er ihn in Kamalia beobachtete und wie er fast ebenso in Kuranko und Bambarra ausgeübt wird. Der Ofen war von turmähnlicher Gestalt, etwa 10 Fuss hoch und hatte 3 Fuss Durchmesser im unteren Teile; nach oben wurde er enger. Die Lehmmauer war verstärkt und durch eine Um- flechtung von Baumzweigen gehalten. In gleicher Höhe mit der Hütten- sohle, doch nicht im Niveau der vertieften Herdsohle, waren rings um den Ofen herum sieben Öffnungen angebracht, in deren jede drei Röhren eingesteckt wurden, während man den freibleibenden Zwischenraum mit Thon zuschmierte, so dass die Luft nur durch diese Röhren in den Ofen eintreten konnte. Durch Öffnen und Schliessen dieser Röhren lässt sich die Luftzufuhr leicht regulieren. Die Röhren selbst werden aus einem Gemenge von Thon und Gras über einem runden Holzstück geformt, welches, sobald der Thon anfängt zu erhärten, ausgezogen wird, worauf man die Röhren in der Sonne vollständig trocknet.
Das rote Eisenerz wurde in Stücke, so gross wie Hühnereier, zer- klopft. In den Ofen wurde dann über ein Bündel trockenes Holz eine abgemessene Menge frischer Holzkohlen gestürzt. Hierüber breitete man eine Lage Eisenerz aus, darauf wieder eine Lage Holzkohle und so fort bis der Ofen ganz gefüllt war. Das Feuer wurde nun durch
1) Mungo-Park, Travels in the interior districts of Africa, p. 283.
Afrika.
Landsleute waren noch reicher mit Eisen geschmückt, sie hatten eiserne Kettchen um ihre Hüften. Das nahe gelegene Mora ist der Haupt- markt für derartige Gegenstände, welche ebensowohl als Proben des vortrefflichen Eisens, welches die Eingeborenen besitzen, als auch als Zeugnis ihrer Kunstfertigkeit dienen.
Von den Ländern Ostsudans am Tsadsee sagt derselbe Reisende, daſs in Baghírmi zwar Bergbau auf Eisen nicht getrieben werde, daſs aber namentlich aus Gúrgura, einem 20 bis 25 Meilen vom Flusse ent- fernten Orte, wo der Sandstein beträchtlich viel Erz zu enthalten scheine, Eisen eingeführt werde, während in Wadai der Kunstfleiſs nur die rohesten Erzeugnisse, wie Waffen und Ackergeräte, aus einheimischem Eisen liefern.
Die Negervölker im westlichen Mittelafrika sind zum Teil sehr geschickte Schmiede. Allerdings nicht alle; so kannten z. B. die Tim- manis weder die Weberei, noch die Verarbeitung des Eisens. Die Eisenbereitung der benachbarten Mandingos steht dagegen auf einer hohen Stufe. Sie bedienen sich aus Steinen aufgebauter Öfen, in denen die Verbrennung durch natürlichen Zug erfolgen soll. Mungo-Park giebt eine Beschreibung 1) ihres Eisenschmelzprozesses, wie er ihn in Kamalia beobachtete und wie er fast ebenso in Kuranko und Bambarra ausgeübt wird. Der Ofen war von turmähnlicher Gestalt, etwa 10 Fuſs hoch und hatte 3 Fuſs Durchmesser im unteren Teile; nach oben wurde er enger. Die Lehmmauer war verstärkt und durch eine Um- flechtung von Baumzweigen gehalten. In gleicher Höhe mit der Hütten- sohle, doch nicht im Niveau der vertieften Herdsohle, waren rings um den Ofen herum sieben Öffnungen angebracht, in deren jede drei Röhren eingesteckt wurden, während man den freibleibenden Zwischenraum mit Thon zuschmierte, so daſs die Luft nur durch diese Röhren in den Ofen eintreten konnte. Durch Öffnen und Schlieſsen dieser Röhren läſst sich die Luftzufuhr leicht regulieren. Die Röhren selbst werden aus einem Gemenge von Thon und Gras über einem runden Holzstück geformt, welches, sobald der Thon anfängt zu erhärten, ausgezogen wird, worauf man die Röhren in der Sonne vollständig trocknet.
Das rote Eisenerz wurde in Stücke, so groſs wie Hühnereier, zer- klopft. In den Ofen wurde dann über ein Bündel trockenes Holz eine abgemessene Menge frischer Holzkohlen gestürzt. Hierüber breitete man eine Lage Eisenerz aus, darauf wieder eine Lage Holzkohle und so fort bis der Ofen ganz gefüllt war. Das Feuer wurde nun durch
1) Mungo-Park, Travels in the interior districts of Africa, p. 283.
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Afrika.
Landsleute waren noch reicher mit Eisen geschmückt, sie hatten eiserne
Kettchen um ihre Hüften. Das nahe gelegene Mora ist der Haupt-
markt für derartige Gegenstände, welche ebensowohl als Proben des
vortrefflichen Eisens, welches die Eingeborenen besitzen, als auch als
Zeugnis ihrer Kunstfertigkeit dienen.
Von den Ländern Ostsudans am Tsadsee sagt derselbe Reisende,
daſs in Baghírmi zwar Bergbau auf Eisen nicht getrieben werde, daſs
aber namentlich aus Gúrgura, einem 20 bis 25 Meilen vom Flusse ent-
fernten Orte, wo der Sandstein beträchtlich viel Erz zu enthalten
scheine, Eisen eingeführt werde, während in Wadai der Kunstfleiſs nur
die rohesten Erzeugnisse, wie Waffen und Ackergeräte, aus einheimischem
Eisen liefern.
Die Negervölker im westlichen Mittelafrika sind zum Teil sehr
geschickte Schmiede. Allerdings nicht alle; so kannten z. B. die Tim-
manis weder die Weberei, noch die Verarbeitung des Eisens. Die
Eisenbereitung der benachbarten Mandingos steht dagegen auf einer
hohen Stufe. Sie bedienen sich aus Steinen aufgebauter Öfen, in denen
die Verbrennung durch natürlichen Zug erfolgen soll. Mungo-Park
giebt eine Beschreibung 1) ihres Eisenschmelzprozesses, wie er ihn in
Kamalia beobachtete und wie er fast ebenso in Kuranko und Bambarra
ausgeübt wird. Der Ofen war von turmähnlicher Gestalt, etwa 10 Fuſs
hoch und hatte 3 Fuſs Durchmesser im unteren Teile; nach oben
wurde er enger. Die Lehmmauer war verstärkt und durch eine Um-
flechtung von Baumzweigen gehalten. In gleicher Höhe mit der Hütten-
sohle, doch nicht im Niveau der vertieften Herdsohle, waren rings um den
Ofen herum sieben Öffnungen angebracht, in deren jede drei Röhren
eingesteckt wurden, während man den freibleibenden Zwischenraum
mit Thon zuschmierte, so daſs die Luft nur durch diese Röhren in den
Ofen eintreten konnte. Durch Öffnen und Schlieſsen dieser Röhren
läſst sich die Luftzufuhr leicht regulieren. Die Röhren selbst werden
aus einem Gemenge von Thon und Gras über einem runden Holzstück
geformt, welches, sobald der Thon anfängt zu erhärten, ausgezogen
wird, worauf man die Röhren in der Sonne vollständig trocknet.
Das rote Eisenerz wurde in Stücke, so groſs wie Hühnereier, zer-
klopft. In den Ofen wurde dann über ein Bündel trockenes Holz eine
abgemessene Menge frischer Holzkohlen gestürzt. Hierüber breitete
man eine Lage Eisenerz aus, darauf wieder eine Lage Holzkohle und
so fort bis der Ofen ganz gefüllt war. Das Feuer wurde nun durch
1) Mungo-Park, Travels in the interior districts of Africa, p. 283.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/340>, abgerufen am 23.11.2024.
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