liebe von den Einwohnern des zentralen Sudan, von Bongo, Wadai u. s. w. verwendet.
Die Dolche der Niam-Niam sind mit Blutrinnen versehen und oft auf dem Mittelrücken schlitzförmig durchbrochen. Die Klingen ihrer sichelartig gekrümmten Säbel zeigen eingemeisselte Wellenverzierung von grösster Schärfe und Regelmässigkeit.
Nächst ihrer sonderbaren spatel- und sichelförmigen Gestalt zeichnen sich die Hiebwaffen der Monbuttu vor den übrigen afrika- nischen Eisenarbeiten vorteilhaft aus durch grosse Homogenität der Stahlmasse. Auch die Waffen aus Sofala zeigen bei aller Vortrefflich- keit des Materiales und höchst exakter Arbeit klaffende Schweissnähte, ein Beweis, dass beim Ausschmieden nicht die gehörige Ausdauer an- gewendet wurde. Von Interesse ist übrigens noch die Bemerkung Schweinfurths, dass die Monbuttu für Prunkzwecke bei feierlichen Aufzügen sich kupferner Waffen bedienen, die sie den eisernen nach- gebildet haben.
Teils als Schmuck, im Nahekampfe aber als gefährliche Waffe, werden von vielen Negerstämmen federnde Armringe aus Eisen ge- tragen, die, mit mehr oder weniger langen Dornfortsätzen, mit Zacken und Schneiden versehen, zum Schlagen und Stossen gebraucht werden. Die Djur verfertigen auch Schmuckringe aus geschmiedetem Kupfer und verstehen es, solche auch in Messing zu giessen, das ihnen von Nor- den her durch die Baggara zugeführt wird. Gegenüber den vorzüglichen Leistungen der Eisenschmiedekunst und ihrer ganz allgemeinen Ver- breitung kommt die Kupferindustrie indessen kaum in Betracht und es verdient wohl Beachtung, dass kein einziges der afrikanischen Natur- völker in der Metallurgie weit genug vorgeschritten ist, um kiesiges Kupfererz verhütten zu können.
Zur Darstellung des Eisens wird meist Brauneisenstein verwendet, der überall in grossen Massen ansteht. Die Öfen selbst sind aus Thon fabriziert, bei den Djur nur 1,3 m hoch, der Schacht verjüngt sich nach oben und ist am Fusse mit vier sich diametral gegenüberliegen- den Ausschnitten versehen, um den Luftstrom durchstreichen zu lassen, den man noch durch vier eingelegte Thondüsen zu zentralisieren sucht (Fig. 53). Nachdem der Ofen bis zu reichlich zwei Drittel seiner Höhe mit Holzkohlen angefülllt und auf diese dann der zerkleinerte Eisenstein geschüttet ist, zündet man das Feuer von unten an."
Der Verwendung von Blasebälgen geschieht keine Erwähnung. Nach Verlauf von vierzig Stunden beginnt die Schmelzung. Schlacke und reduziertes unvollständig gekohltes und halbgeschmolzenes Eisen sinken
Afrika.
liebe von den Einwohnern des zentralen Sudan, von Bongo, Wadai u. s. w. verwendet.
Die Dolche der Niam-Niam sind mit Blutrinnen versehen und oft auf dem Mittelrücken schlitzförmig durchbrochen. Die Klingen ihrer sichelartig gekrümmten Säbel zeigen eingemeiſselte Wellenverzierung von gröſster Schärfe und Regelmäſsigkeit.
Nächst ihrer sonderbaren spatel- und sichelförmigen Gestalt zeichnen sich die Hiebwaffen der Monbuttu vor den übrigen afrika- nischen Eisenarbeiten vorteilhaft aus durch groſse Homogenität der Stahlmasse. Auch die Waffen aus Sofala zeigen bei aller Vortrefflich- keit des Materiales und höchst exakter Arbeit klaffende Schweiſsnähte, ein Beweis, daſs beim Ausschmieden nicht die gehörige Ausdauer an- gewendet wurde. Von Interesse ist übrigens noch die Bemerkung Schweinfurths, daſs die Monbuttu für Prunkzwecke bei feierlichen Aufzügen sich kupferner Waffen bedienen, die sie den eisernen nach- gebildet haben.
Teils als Schmuck, im Nahekampfe aber als gefährliche Waffe, werden von vielen Negerstämmen federnde Armringe aus Eisen ge- tragen, die, mit mehr oder weniger langen Dornfortsätzen, mit Zacken und Schneiden versehen, zum Schlagen und Stoſsen gebraucht werden. Die Djur verfertigen auch Schmuckringe aus geschmiedetem Kupfer und verstehen es, solche auch in Messing zu gieſsen, das ihnen von Nor- den her durch die Baggara zugeführt wird. Gegenüber den vorzüglichen Leistungen der Eisenschmiedekunst und ihrer ganz allgemeinen Ver- breitung kommt die Kupferindustrie indessen kaum in Betracht und es verdient wohl Beachtung, daſs kein einziges der afrikanischen Natur- völker in der Metallurgie weit genug vorgeschritten ist, um kiesiges Kupfererz verhütten zu können.
Zur Darstellung des Eisens wird meist Brauneisenstein verwendet, der überall in groſsen Massen ansteht. Die Öfen selbst sind aus Thon fabriziert, bei den Djur nur 1,3 m hoch, der Schacht verjüngt sich nach oben und ist am Fuſse mit vier sich diametral gegenüberliegen- den Ausschnitten versehen, um den Luftstrom durchstreichen zu lassen, den man noch durch vier eingelegte Thondüsen zu zentralisieren sucht (Fig. 53). Nachdem der Ofen bis zu reichlich zwei Drittel seiner Höhe mit Holzkohlen angefülllt und auf diese dann der zerkleinerte Eisenstein geschüttet ist, zündet man das Feuer von unten an.“
Der Verwendung von Blasebälgen geschieht keine Erwähnung. Nach Verlauf von vierzig Stunden beginnt die Schmelzung. Schlacke und reduziertes unvollständig gekohltes und halbgeschmolzenes Eisen sinken
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Afrika.
liebe von den Einwohnern des zentralen Sudan, von Bongo, Wadai u. s. w.
verwendet.
Die Dolche der Niam-Niam sind mit Blutrinnen versehen und oft
auf dem Mittelrücken schlitzförmig durchbrochen. Die Klingen ihrer
sichelartig gekrümmten Säbel zeigen eingemeiſselte Wellenverzierung
von gröſster Schärfe und Regelmäſsigkeit.
Nächst ihrer sonderbaren spatel- und sichelförmigen Gestalt
zeichnen sich die Hiebwaffen der Monbuttu vor den übrigen afrika-
nischen Eisenarbeiten vorteilhaft aus durch groſse Homogenität der
Stahlmasse. Auch die Waffen aus Sofala zeigen bei aller Vortrefflich-
keit des Materiales und höchst exakter Arbeit klaffende Schweiſsnähte,
ein Beweis, daſs beim Ausschmieden nicht die gehörige Ausdauer an-
gewendet wurde. Von Interesse ist übrigens noch die Bemerkung
Schweinfurths, daſs die Monbuttu für Prunkzwecke bei feierlichen
Aufzügen sich kupferner Waffen bedienen, die sie den eisernen nach-
gebildet haben.
Teils als Schmuck, im Nahekampfe aber als gefährliche Waffe,
werden von vielen Negerstämmen federnde Armringe aus Eisen ge-
tragen, die, mit mehr oder weniger langen Dornfortsätzen, mit Zacken
und Schneiden versehen, zum Schlagen und Stoſsen gebraucht werden.
Die Djur verfertigen auch Schmuckringe aus geschmiedetem Kupfer
und verstehen es, solche auch in Messing zu gieſsen, das ihnen von Nor-
den her durch die Baggara zugeführt wird. Gegenüber den vorzüglichen
Leistungen der Eisenschmiedekunst und ihrer ganz allgemeinen Ver-
breitung kommt die Kupferindustrie indessen kaum in Betracht und es
verdient wohl Beachtung, daſs kein einziges der afrikanischen Natur-
völker in der Metallurgie weit genug vorgeschritten ist, um kiesiges
Kupfererz verhütten zu können.
Zur Darstellung des Eisens wird meist Brauneisenstein verwendet,
der überall in groſsen Massen ansteht. Die Öfen selbst sind aus Thon
fabriziert, bei den Djur nur 1,3 m hoch, der Schacht verjüngt sich
nach oben und ist am Fuſse mit vier sich diametral gegenüberliegen-
den Ausschnitten versehen, um den Luftstrom durchstreichen zu lassen,
den man noch durch vier eingelegte Thondüsen zu zentralisieren
sucht (Fig. 53). Nachdem der Ofen bis zu reichlich zwei Drittel seiner
Höhe mit Holzkohlen angefülllt und auf diese dann der zerkleinerte
Eisenstein geschüttet ist, zündet man das Feuer von unten an.“
Der Verwendung von Blasebälgen geschieht keine Erwähnung. Nach
Verlauf von vierzig Stunden beginnt die Schmelzung. Schlacke und
reduziertes unvollständig gekohltes und halbgeschmolzenes Eisen sinken
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/336>, abgerufen am 22.11.2024.
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