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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Afrika.
diese Schäfte schlangenartig hin- und hergewunden und die Monbuttu
pflegen breit dreieckige oder spatelförmig abgerundete Pfeilspitzen den
schlanken vorzuziehen, weil sie schlimmere Wunden verursachen sollen.
Dass die Modelle zu diesen gefährlichen Geschossen aus dem Pflanzen-
reiche, namentlich aus der Familie der Dorngesträuche genommen
wurden, erkennt man auf den ersten Blick.

Ganz wie diese zierlichen und feinen Pfeilspitzen sind auch die
Lanzen, selbstverständlich in grösserem Massstabe gearbeitet und an

[Abbildung] Fig. 52.
dem mit einer Tülle versehenen Schaft
entlang mit zackigen, geraden und ge-
schweiften Widerhaken besetzt, deren
Spitzen bald aufwärts, bald abwärts
geneigt sind. Der vierkantige Stiel der
Bongolanze (Makrigga) zeigt häufig in
seiner ganzen Länge eingemeisselte,
rautenförmige Zierlinien und kein an-
deres Erzeugnis zentralafrikanischer
Eisenarbeit, versichert Schweinfurth,
könne diesen "Meisterwerken" zur
Seite gestellt werden.

Das eiserne Wurfmesser (Pingah)
der Niam-Niam besteht bei mannig-
faltigster Form stets aus drei zwei-
schneidigen Schenkeln oder Klingen
von ungleicher Länge und seltsamer
Schweifung (Fig. 52). Die kürzeste
Klinge sitzt an dem kleinen, nur wenig
geschweiften Stiele unmittelbar über
dem Handgriffe, während die beiden
anderen Klingen das obere Ende der
Waffe bilden und die grösste von ihnen
unter einem rechten Winkel bis zur
Länge des Stieles vorspringt. Das
Ganze ist kunstreich aus einem Stücke
geschmiedet und erinnert durch seine
drehende Bewegung beim Fortschleudern an den Bumerang der
Australier. Die Wurfeisen der Fan im äquatorialen Westafrika zeigen
mit denen der Niam-Niam die grösste Übereinstimmung. Bei anderen
afrikanischen Völkern dagegen sind die Wurfeisen nur mit zwei Schen-
keln versehen (Schangermangor) und werden in dieser Form mit Vor-

Afrika.
diese Schäfte schlangenartig hin- und hergewunden und die Monbuttu
pflegen breit dreieckige oder spatelförmig abgerundete Pfeilspitzen den
schlanken vorzuziehen, weil sie schlimmere Wunden verursachen sollen.
Daſs die Modelle zu diesen gefährlichen Geschossen aus dem Pflanzen-
reiche, namentlich aus der Familie der Dorngesträuche genommen
wurden, erkennt man auf den ersten Blick.

Ganz wie diese zierlichen und feinen Pfeilspitzen sind auch die
Lanzen, selbstverständlich in gröſserem Maſsstabe gearbeitet und an

[Abbildung] Fig. 52.
dem mit einer Tülle versehenen Schaft
entlang mit zackigen, geraden und ge-
schweiften Widerhaken besetzt, deren
Spitzen bald aufwärts, bald abwärts
geneigt sind. Der vierkantige Stiel der
Bongolanze (Makrigga) zeigt häufig in
seiner ganzen Länge eingemeiſselte,
rautenförmige Zierlinien und kein an-
deres Erzeugnis zentralafrikanischer
Eisenarbeit, versichert Schweinfurth,
könne diesen „Meisterwerken“ zur
Seite gestellt werden.

Das eiserne Wurfmesser (Pingah)
der Niam-Niam besteht bei mannig-
faltigster Form stets aus drei zwei-
schneidigen Schenkeln oder Klingen
von ungleicher Länge und seltsamer
Schweifung (Fig. 52). Die kürzeste
Klinge sitzt an dem kleinen, nur wenig
geschweiften Stiele unmittelbar über
dem Handgriffe, während die beiden
anderen Klingen das obere Ende der
Waffe bilden und die gröſste von ihnen
unter einem rechten Winkel bis zur
Länge des Stieles vorspringt. Das
Ganze ist kunstreich aus einem Stücke
geschmiedet und erinnert durch seine
drehende Bewegung beim Fortschleudern an den Bumerang der
Australier. Die Wurfeisen der Fan im äquatorialen Westafrika zeigen
mit denen der Niam-Niam die gröſste Übereinstimmung. Bei anderen
afrikanischen Völkern dagegen sind die Wurfeisen nur mit zwei Schen-
keln versehen (Schangermangor) und werden in dieser Form mit Vor-

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[313/0335] Afrika. diese Schäfte schlangenartig hin- und hergewunden und die Monbuttu pflegen breit dreieckige oder spatelförmig abgerundete Pfeilspitzen den schlanken vorzuziehen, weil sie schlimmere Wunden verursachen sollen. Daſs die Modelle zu diesen gefährlichen Geschossen aus dem Pflanzen- reiche, namentlich aus der Familie der Dorngesträuche genommen wurden, erkennt man auf den ersten Blick. Ganz wie diese zierlichen und feinen Pfeilspitzen sind auch die Lanzen, selbstverständlich in gröſserem Maſsstabe gearbeitet und an [Abbildung Fig. 52.] dem mit einer Tülle versehenen Schaft entlang mit zackigen, geraden und ge- schweiften Widerhaken besetzt, deren Spitzen bald aufwärts, bald abwärts geneigt sind. Der vierkantige Stiel der Bongolanze (Makrigga) zeigt häufig in seiner ganzen Länge eingemeiſselte, rautenförmige Zierlinien und kein an- deres Erzeugnis zentralafrikanischer Eisenarbeit, versichert Schweinfurth, könne diesen „Meisterwerken“ zur Seite gestellt werden. Das eiserne Wurfmesser (Pingah) der Niam-Niam besteht bei mannig- faltigster Form stets aus drei zwei- schneidigen Schenkeln oder Klingen von ungleicher Länge und seltsamer Schweifung (Fig. 52). Die kürzeste Klinge sitzt an dem kleinen, nur wenig geschweiften Stiele unmittelbar über dem Handgriffe, während die beiden anderen Klingen das obere Ende der Waffe bilden und die gröſste von ihnen unter einem rechten Winkel bis zur Länge des Stieles vorspringt. Das Ganze ist kunstreich aus einem Stücke geschmiedet und erinnert durch seine drehende Bewegung beim Fortschleudern an den Bumerang der Australier. Die Wurfeisen der Fan im äquatorialen Westafrika zeigen mit denen der Niam-Niam die gröſste Übereinstimmung. Bei anderen afrikanischen Völkern dagegen sind die Wurfeisen nur mit zwei Schen- keln versehen (Schangermangor) und werden in dieser Form mit Vor-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/335>, abgerufen am 22.11.2024.