1. derjenige, der hergestellt wird durch Hinzusetzen von rohem Eisen zu weichem, während die Masse dem Feuer ausgesetzt ist;
2. erzeugt reines Eisen Stahl, wenn es sehr oft der Hitze ausgesetzt wird;
3. natürlicher Stahl, der im Südwesten bei Hai-schan erzeugt wird und der im Ansehen dem Steine gleicht, der Purpursteinblüte (Tsze- schi-ying) genannt wird.
Der Stahl wird benutzt zu Schwertern und Messern.
Der beste chinesische Stahl heutzutage kommt vom oberen Yangtse- kiang nach Tientsin und wird weit höher geschätzt, als der englische. Es existiert auch noch ein Bericht aus dem Beginn unserer Zeit- rechnung, wonach damals eine Staatsabgabe (ein Zoll) auf Eisen gelegt wurde 1).
Werfen wir einen Blick auf die wirtschaftlichen Verhältnisse im allgemeinen, so erfahren wir aus dem Schu-king, dass der Ackerbau schon in alter Zeit ähnlich betrieben wurde wie heute und dass man Gold, Silber, Eisen, Blei und Kupfer gewann und verarbeitete. Unter der Dynastie Han, etwa im zweiten Jahrhundert v. Chr., wurde der Guss der Glocken erfunden. Wuti untersagte 280 n. Chr. den Ge- brauch von Gold- und Silberschüsseln und liess die Kaiserin zum Vor- bilde der Unterthanen selbst mit der Nadel arbeiten. Er that viel zur Hebung des Ackerbaues; auch liess er die Strassen nach Indien genauer erforschen und traf mancherlei Massregeln zur Förderung des Handels.
Die Aufnahme des ältesten, regelmässigen Handelsverkehres mit angeblich acht barbarischen Völkerstämmen des Westens wird in das Jahr 1000 v. Chr. zurückverlegt. Der nächste dieser Stämme soll zehn Tagereisen, der entlegenste sechs Monatsreisen entfernt gewesen sein. Unter den entfernteren Völkern mögen die Bewohner von Thibet, Indien und Babylonien gemeint sein, mit welchen die Chinesen in sehr früher Zeit in Handelsbeziehung traten. Die Chinesen zogen nach Indien, nicht aber umgekehrt die Indier nach China. Wir wissen, dass die Phönizier schon zu Salomos Zeit Handel mit gefärbten Seidenstoffen trieben, wozu sie die Rohseide durch Zwischenhandel der Serer, d. h. der Seidenhändler, wahrscheinlich aus China über Babylon erhielten. Das Volk der Sin (Plural Sinin), unter denen man die Chinesen zu er- kennen glaubt, wird als ein östliches Handelsvolk, dessen Kaufleute Babylon besuchten, von Jesaias, also im achten Jahrhundert v. Chr.,
1) Day, a. a. O. 186.
Chinesen.
„Es giebt drei Arten von Stahl:
1. derjenige, der hergestellt wird durch Hinzusetzen von rohem Eisen zu weichem, während die Masse dem Feuer ausgesetzt ist;
2. erzeugt reines Eisen Stahl, wenn es sehr oft der Hitze ausgesetzt wird;
3. natürlicher Stahl, der im Südwesten bei Hai-schan erzeugt wird und der im Ansehen dem Steine gleicht, der Purpursteinblüte (Tsze- schi-ying) genannt wird.
Der Stahl wird benutzt zu Schwertern und Messern.
Der beste chinesische Stahl heutzutage kommt vom oberen Yangtse- kiang nach Tientsin und wird weit höher geschätzt, als der englische. Es existiert auch noch ein Bericht aus dem Beginn unserer Zeit- rechnung, wonach damals eine Staatsabgabe (ein Zoll) auf Eisen gelegt wurde 1).
Werfen wir einen Blick auf die wirtschaftlichen Verhältnisse im allgemeinen, so erfahren wir aus dem Schu-king, daſs der Ackerbau schon in alter Zeit ähnlich betrieben wurde wie heute und daſs man Gold, Silber, Eisen, Blei und Kupfer gewann und verarbeitete. Unter der Dynastie Han, etwa im zweiten Jahrhundert v. Chr., wurde der Guſs der Glocken erfunden. Wuti untersagte 280 n. Chr. den Ge- brauch von Gold- und Silberschüsseln und lieſs die Kaiserin zum Vor- bilde der Unterthanen selbst mit der Nadel arbeiten. Er that viel zur Hebung des Ackerbaues; auch lieſs er die Straſsen nach Indien genauer erforschen und traf mancherlei Maſsregeln zur Förderung des Handels.
Die Aufnahme des ältesten, regelmäſsigen Handelsverkehres mit angeblich acht barbarischen Völkerstämmen des Westens wird in das Jahr 1000 v. Chr. zurückverlegt. Der nächste dieser Stämme soll zehn Tagereisen, der entlegenste sechs Monatsreisen entfernt gewesen sein. Unter den entfernteren Völkern mögen die Bewohner von Thibet, Indien und Babylonien gemeint sein, mit welchen die Chinesen in sehr früher Zeit in Handelsbeziehung traten. Die Chinesen zogen nach Indien, nicht aber umgekehrt die Indier nach China. Wir wissen, daſs die Phönizier schon zu Salomos Zeit Handel mit gefärbten Seidenstoffen trieben, wozu sie die Rohseide durch Zwischenhandel der Serer, d. h. der Seidenhändler, wahrscheinlich aus China über Babylon erhielten. Das Volk der Sin (Plural Sinin), unter denen man die Chinesen zu er- kennen glaubt, wird als ein östliches Handelsvolk, dessen Kaufleute Babylon besuchten, von Jesaias, also im achten Jahrhundert v. Chr.,
1) Day, a. a. O. 186.
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Chinesen.
„Es giebt drei Arten von Stahl:
1. derjenige, der hergestellt wird durch Hinzusetzen von rohem
Eisen zu weichem, während die Masse dem Feuer ausgesetzt ist;
2. erzeugt reines Eisen Stahl, wenn es sehr oft der Hitze ausgesetzt
wird;
3. natürlicher Stahl, der im Südwesten bei Hai-schan erzeugt wird
und der im Ansehen dem Steine gleicht, der Purpursteinblüte (Tsze-
schi-ying) genannt wird.
Der Stahl wird benutzt zu Schwertern und Messern.
Der beste chinesische Stahl heutzutage kommt vom oberen Yangtse-
kiang nach Tientsin und wird weit höher geschätzt, als der englische.
Es existiert auch noch ein Bericht aus dem Beginn unserer Zeit-
rechnung, wonach damals eine Staatsabgabe (ein Zoll) auf Eisen gelegt
wurde 1).
Werfen wir einen Blick auf die wirtschaftlichen Verhältnisse im
allgemeinen, so erfahren wir aus dem Schu-king, daſs der Ackerbau
schon in alter Zeit ähnlich betrieben wurde wie heute und daſs man
Gold, Silber, Eisen, Blei und Kupfer gewann und verarbeitete. Unter
der Dynastie Han, etwa im zweiten Jahrhundert v. Chr., wurde der
Guſs der Glocken erfunden. Wuti untersagte 280 n. Chr. den Ge-
brauch von Gold- und Silberschüsseln und lieſs die Kaiserin zum Vor-
bilde der Unterthanen selbst mit der Nadel arbeiten. Er that viel zur
Hebung des Ackerbaues; auch lieſs er die Straſsen nach Indien genauer
erforschen und traf mancherlei Maſsregeln zur Förderung des Handels.
Die Aufnahme des ältesten, regelmäſsigen Handelsverkehres mit
angeblich acht barbarischen Völkerstämmen des Westens wird in das
Jahr 1000 v. Chr. zurückverlegt. Der nächste dieser Stämme soll
zehn Tagereisen, der entlegenste sechs Monatsreisen entfernt gewesen
sein. Unter den entfernteren Völkern mögen die Bewohner von Thibet,
Indien und Babylonien gemeint sein, mit welchen die Chinesen in sehr
früher Zeit in Handelsbeziehung traten. Die Chinesen zogen nach
Indien, nicht aber umgekehrt die Indier nach China. Wir wissen, daſs
die Phönizier schon zu Salomos Zeit Handel mit gefärbten Seidenstoffen
trieben, wozu sie die Rohseide durch Zwischenhandel der Serer, d. h.
der Seidenhändler, wahrscheinlich aus China über Babylon erhielten.
Das Volk der Sin (Plural Sinin), unter denen man die Chinesen zu er-
kennen glaubt, wird als ein östliches Handelsvolk, dessen Kaufleute
Babylon besuchten, von Jesaias, also im achten Jahrhundert v. Chr.,
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/318>, abgerufen am 22.11.2024.
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