Herrschaft selten von langer Dauer war. Nur die der Türken, die auch von dort stammen, ist eine dauerndere geworden.
Der erste dieser grossen Eroberungszüge, von dem wir Kunde haben, fällt in das siebente Jahrhundert v. Chr. Die Skythen, angeblich von den Massageten vorwärts gedrängt, warfen sich auf die Kymerier, welche sie aus ihren Stammsitzen verjagten, schlugen hierauf die Meder und unterwarfen einen grossen Teil von Asien. Sie überzogen Syrien und Palästina mit ihren Horden, was durch die jüdischen Über- lieferungen bestätigt wird und drangen bis an die ägyptische Grenze, wo Psammetich ihre Umkehr durch Geschenke erkaufte. Doch dauerte ihre Herrschaft in Asien nur 28 Jahre, nach welcher Zeit sie von Kyaxares von Medien geschlagen und zurückgetrieben wurden.
Die skythischen Völkerstämme lebten als Nomaden und wechselten so oft ihre Wohnsitze, dass die Klarstellung ihrer Geschichte unmöglich scheint. Zu Herodots Zeit wohnten die Sarmaten in der astrachanischen Steppe, weiterhin die Budinen und Gelonen, etwa von Kasan bis zum Ural. Nördlich den Budinen sass das Jägervolk der Thysageten, gleichfalls noch diesseits des Urals. Die Argipäer, die mehr im Osten wohnten, waren der Schilderung nach Kalmücken. Bis zu diesen zogen zu Herodots Zeit die Karawanen der Griechen von den pontischen Handelsstädten aus. Sie brauchten bis dorthin zehn verschiedene Dol- metscher.
Nördlich den Argipäern wohnten nach Herodot Menschen mit Ziegenfüssen, dann kamen noch höher im Norden diejenigen, welche sechs Monate lang schlafen. Östlich von den Argipäern wohnten die Issedonen, vielleicht die östlichen Kirgisen, und nördlich von diesen sollen die einäugigen Arimaspen und die goldhütenden Greifen, wahr- scheinlich im Erzgebirge des kleinen Altai, ihre Wohnsitze gehabt haben.
Am unteren Jaxartes hausten fernerhin nach Herodots Beschrei- bung die Parycanier und Orthocerybanten. Erstere waren in Pelz ge- kleidet und mit Bogen bewehrt. Östlich von beiden, in der grossen Bucharei, sassen die Gandarier, die Dadiker und Sattagyden. Die Gandarier trugen in Xerxes' Heer "baktrische Rüstungen". Die Per- ser fassten alle diese Völkerschaften nördlich vom Jaxartes, ausserhalb der Grenzen des Reiches, unter dem Namen der Saker zusammen, eine ebenso unbestimmte Bezeichnung wie Skythen.
Nordöstlich vom Jaxartes sassen ausser diesen die Massageten, "den Issedonen gegenüber", ein kriegerisches Volk, ebenso gefürchtet als Reiter, wie als Fusssoldaten. Sie waren Bogenschützen und Lanzen-
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Turanier und Mongolen.
Herrschaft selten von langer Dauer war. Nur die der Türken, die auch von dort stammen, ist eine dauerndere geworden.
Der erste dieser groſsen Eroberungszüge, von dem wir Kunde haben, fällt in das siebente Jahrhundert v. Chr. Die Skythen, angeblich von den Massageten vorwärts gedrängt, warfen sich auf die Kymerier, welche sie aus ihren Stammsitzen verjagten, schlugen hierauf die Meder und unterwarfen einen groſsen Teil von Asien. Sie überzogen Syrien und Palästina mit ihren Horden, was durch die jüdischen Über- lieferungen bestätigt wird und drangen bis an die ägyptische Grenze, wo Psammetich ihre Umkehr durch Geschenke erkaufte. Doch dauerte ihre Herrschaft in Asien nur 28 Jahre, nach welcher Zeit sie von Kyaxares von Medien geschlagen und zurückgetrieben wurden.
Die skythischen Völkerstämme lebten als Nomaden und wechselten so oft ihre Wohnsitze, daſs die Klarstellung ihrer Geschichte unmöglich scheint. Zu Herodots Zeit wohnten die Sarmaten in der astrachanischen Steppe, weiterhin die Budinen und Gelonen, etwa von Kasan bis zum Ural. Nördlich den Budinen saſs das Jägervolk der Thysageten, gleichfalls noch diesseits des Urals. Die Argipäer, die mehr im Osten wohnten, waren der Schilderung nach Kalmücken. Bis zu diesen zogen zu Herodots Zeit die Karawanen der Griechen von den pontischen Handelsstädten aus. Sie brauchten bis dorthin zehn verschiedene Dol- metscher.
Nördlich den Argipäern wohnten nach Herodot Menschen mit Ziegenfüſsen, dann kamen noch höher im Norden diejenigen, welche sechs Monate lang schlafen. Östlich von den Argipäern wohnten die Issedonen, vielleicht die östlichen Kirgisen, und nördlich von diesen sollen die einäugigen Arimaspen und die goldhütenden Greifen, wahr- scheinlich im Erzgebirge des kleinen Altai, ihre Wohnsitze gehabt haben.
Am unteren Jaxartes hausten fernerhin nach Herodots Beschrei- bung die Parycanier und Orthocerybanten. Erstere waren in Pelz ge- kleidet und mit Bogen bewehrt. Östlich von beiden, in der groſsen Bucharei, saſsen die Gandarier, die Dadiker und Sattagyden. Die Gandarier trugen in Xerxes’ Heer „baktrische Rüstungen“. Die Per- ser faſsten alle diese Völkerschaften nördlich vom Jaxartes, auſserhalb der Grenzen des Reiches, unter dem Namen der Saker zusammen, eine ebenso unbestimmte Bezeichnung wie Skythen.
Nordöstlich vom Jaxartes saſsen auſser diesen die Massageten, „den Issedonen gegenüber“, ein kriegerisches Volk, ebenso gefürchtet als Reiter, wie als Fuſssoldaten. Sie waren Bogenschützen und Lanzen-
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Turanier und Mongolen.
Herrschaft selten von langer Dauer war. Nur die der Türken, die auch
von dort stammen, ist eine dauerndere geworden.
Der erste dieser groſsen Eroberungszüge, von dem wir Kunde
haben, fällt in das siebente Jahrhundert v. Chr. Die Skythen, angeblich
von den Massageten vorwärts gedrängt, warfen sich auf die Kymerier,
welche sie aus ihren Stammsitzen verjagten, schlugen hierauf die Meder
und unterwarfen einen groſsen Teil von Asien. Sie überzogen Syrien
und Palästina mit ihren Horden, was durch die jüdischen Über-
lieferungen bestätigt wird und drangen bis an die ägyptische Grenze,
wo Psammetich ihre Umkehr durch Geschenke erkaufte. Doch dauerte
ihre Herrschaft in Asien nur 28 Jahre, nach welcher Zeit sie von
Kyaxares von Medien geschlagen und zurückgetrieben wurden.
Die skythischen Völkerstämme lebten als Nomaden und wechselten
so oft ihre Wohnsitze, daſs die Klarstellung ihrer Geschichte unmöglich
scheint. Zu Herodots Zeit wohnten die Sarmaten in der astrachanischen
Steppe, weiterhin die Budinen und Gelonen, etwa von Kasan bis zum
Ural. Nördlich den Budinen saſs das Jägervolk der Thysageten,
gleichfalls noch diesseits des Urals. Die Argipäer, die mehr im Osten
wohnten, waren der Schilderung nach Kalmücken. Bis zu diesen
zogen zu Herodots Zeit die Karawanen der Griechen von den pontischen
Handelsstädten aus. Sie brauchten bis dorthin zehn verschiedene Dol-
metscher.
Nördlich den Argipäern wohnten nach Herodot Menschen mit
Ziegenfüſsen, dann kamen noch höher im Norden diejenigen, welche
sechs Monate lang schlafen. Östlich von den Argipäern wohnten die
Issedonen, vielleicht die östlichen Kirgisen, und nördlich von diesen
sollen die einäugigen Arimaspen und die goldhütenden Greifen, wahr-
scheinlich im Erzgebirge des kleinen Altai, ihre Wohnsitze gehabt
haben.
Am unteren Jaxartes hausten fernerhin nach Herodots Beschrei-
bung die Parycanier und Orthocerybanten. Erstere waren in Pelz ge-
kleidet und mit Bogen bewehrt. Östlich von beiden, in der groſsen
Bucharei, saſsen die Gandarier, die Dadiker und Sattagyden. Die
Gandarier trugen in Xerxes’ Heer „baktrische Rüstungen“. Die Per-
ser faſsten alle diese Völkerschaften nördlich vom Jaxartes, auſserhalb
der Grenzen des Reiches, unter dem Namen der Saker zusammen, eine
ebenso unbestimmte Bezeichnung wie Skythen.
Nordöstlich vom Jaxartes saſsen auſser diesen die Massageten,
„den Issedonen gegenüber“, ein kriegerisches Volk, ebenso gefürchtet
als Reiter, wie als Fuſssoldaten. Sie waren Bogenschützen und Lanzen-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/297>, abgerufen am 22.11.2024.
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