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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Arier in Asien.
mutari in eam formam, qua Graeci uterentur; protinusque Chaldaeos
interpretatos, imperium Persarum ad eos transiturum, quorum arma
esset imitatus.

Die persischen Waffen, teils aus indischem, teils aus einheimischem
Stahle gefertigt, sind noch heute hoch berühmt, und in der Waffen-
schmiedekunst nehmen die Perser in Asien die erste Stelle ein, welche
hohe Stufe der Technik zum Teil vielleicht noch von der gewaltsamen
Vereinigung aller geschickten Waffenschmiede der unterworfenen Län-
der durch die assyrischen und persischen Eroberer in ihren Haupt-
städten hergeleitet werden darf. Aber, wenn den Persern auch ein
höherer Ruhm wegen der Verarbeitung des Eisens, als wegen der Ge-
winnung desselben zusteht, so lässt sich doch nicht in Abrede stellen,
dass in dem ganzen östlichen Gebirgslande Persiens eine angesessene
Eisenindustrie von unbestimmbarem Alter einheimisch ist. In den
Gegenden, die sich vom oberen Indus über Kaschmir, Kabul und Kho-
rassan durch das persische Hochland bis nach Armenien und dem
Schwarzen Meere hinziehen, wird seit alter Zeit Eisen erzeugt.

Die alten Schriftsteller erwähnen das Eisen von Hyrkanien, vom
mitternächtlichen Medien, das Eisen der Parther und der Baktrier.
Von diesen Ländern aus hat sich Gebrauch und Gewinnung des Eisens
nach Westen ausgebreitet und ist deshalb die persische Eisenindustrie
von besonderem Interesse.

Wie die Arier von ihren Ursitzen vom Hindukusch aus südwärts
in das Indusgebiet hinabstiegen und von da ganz Indien eroberten, so
folgten sie westwärts dem Wasserlaufe des Oxus, der durch zahlreiche
Nebenflüsse, die am Nordabhange des Paropamisus entspringen, gespeist
wird. Dieser Wasserlauf endete, wie bereits erwähnt, in jener Zeit,
nicht in dem sumpfigen Boden des Aralsees, sondern er wendete sich
südlich von diesem und nördlich von Khiwa, nachdem er bis dahin in
nordwestlicher Richtung geflossen war, annähernd in einem rechten
Winkel nach Südwesten und ergoss sich, beinahe 5 Grad südlich seiner
jetzigen Mündung, in das Kaspische Meer. Der Völkerzug folgte dem
südlichen Rande dieses grossen Binnenmeeres und schob zwischen diesem
und den medischen Bergen dem Schwarzen Meere zu. Das Gebiet
zwischen dem hohen Taurus, der Bergwand des Kaukasus und dem
Pontus Euxinus wurde von ihnen besetzt. Diesen Weg entlang sassen
die Baktrier, Parther, Meder (Kurden) und Armenier. Ihre arische
Sprache, ihre Sitten und Künste brachten sie in diese Länder mit, vor
allem ihre Kunst der Eisenbereitung und Verarbeitung. Dass dieser
wichtigste Landhandelsweg von Indien nach Europa schon in frühester

Die Arier in Asien.
mutari in eam formam, qua Graeci uterentur; protinusque Chaldaeos
interpretatos, imperium Persarum ad eos transiturum, quorum arma
esset imitatus.

Die persischen Waffen, teils aus indischem, teils aus einheimischem
Stahle gefertigt, sind noch heute hoch berühmt, und in der Waffen-
schmiedekunst nehmen die Perser in Asien die erste Stelle ein, welche
hohe Stufe der Technik zum Teil vielleicht noch von der gewaltsamen
Vereinigung aller geschickten Waffenschmiede der unterworfenen Län-
der durch die assyrischen und persischen Eroberer in ihren Haupt-
städten hergeleitet werden darf. Aber, wenn den Persern auch ein
höherer Ruhm wegen der Verarbeitung des Eisens, als wegen der Ge-
winnung desſelben zusteht, so läſst sich doch nicht in Abrede stellen,
daſs in dem ganzen östlichen Gebirgslande Persiens eine angesessene
Eisenindustrie von unbestimmbarem Alter einheimisch ist. In den
Gegenden, die sich vom oberen Indus über Kaschmir, Kabul und Kho-
rassan durch das persische Hochland bis nach Armenien und dem
Schwarzen Meere hinziehen, wird seit alter Zeit Eisen erzeugt.

Die alten Schriftsteller erwähnen das Eisen von Hyrkanien, vom
mitternächtlichen Medien, das Eisen der Parther und der Baktrier.
Von diesen Ländern aus hat sich Gebrauch und Gewinnung des Eisens
nach Westen ausgebreitet und ist deshalb die persische Eisenindustrie
von besonderem Interesse.

Wie die Arier von ihren Ursitzen vom Hindukusch aus südwärts
in das Indusgebiet hinabstiegen und von da ganz Indien eroberten, so
folgten sie westwärts dem Wasserlaufe des Oxus, der durch zahlreiche
Nebenflüsse, die am Nordabhange des Paropamisus entspringen, gespeist
wird. Dieser Wasserlauf endete, wie bereits erwähnt, in jener Zeit,
nicht in dem sumpfigen Boden des Aralsees, sondern er wendete sich
südlich von diesem und nördlich von Khiwa, nachdem er bis dahin in
nordwestlicher Richtung geflossen war, annähernd in einem rechten
Winkel nach Südwesten und ergoſs sich, beinahe 5 Grad südlich seiner
jetzigen Mündung, in das Kaspische Meer. Der Völkerzug folgte dem
südlichen Rande dieses groſsen Binnenmeeres und schob zwischen diesem
und den medischen Bergen dem Schwarzen Meere zu. Das Gebiet
zwischen dem hohen Taurus, der Bergwand des Kaukasus und dem
Pontus Euxinus wurde von ihnen besetzt. Diesen Weg entlang saſsen
die Baktrier, Parther, Meder (Kurden) und Armenier. Ihre arische
Sprache, ihre Sitten und Künste brachten sie in diese Länder mit, vor
allem ihre Kunst der Eisenbereitung und Verarbeitung. Daſs dieser
wichtigste Landhandelsweg von Indien nach Europa schon in frühester

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[260/0282] Die Arier in Asien. mutari in eam formam, qua Graeci uterentur; protinusque Chaldaeos interpretatos, imperium Persarum ad eos transiturum, quorum arma esset imitatus. Die persischen Waffen, teils aus indischem, teils aus einheimischem Stahle gefertigt, sind noch heute hoch berühmt, und in der Waffen- schmiedekunst nehmen die Perser in Asien die erste Stelle ein, welche hohe Stufe der Technik zum Teil vielleicht noch von der gewaltsamen Vereinigung aller geschickten Waffenschmiede der unterworfenen Län- der durch die assyrischen und persischen Eroberer in ihren Haupt- städten hergeleitet werden darf. Aber, wenn den Persern auch ein höherer Ruhm wegen der Verarbeitung des Eisens, als wegen der Ge- winnung desſelben zusteht, so läſst sich doch nicht in Abrede stellen, daſs in dem ganzen östlichen Gebirgslande Persiens eine angesessene Eisenindustrie von unbestimmbarem Alter einheimisch ist. In den Gegenden, die sich vom oberen Indus über Kaschmir, Kabul und Kho- rassan durch das persische Hochland bis nach Armenien und dem Schwarzen Meere hinziehen, wird seit alter Zeit Eisen erzeugt. Die alten Schriftsteller erwähnen das Eisen von Hyrkanien, vom mitternächtlichen Medien, das Eisen der Parther und der Baktrier. Von diesen Ländern aus hat sich Gebrauch und Gewinnung des Eisens nach Westen ausgebreitet und ist deshalb die persische Eisenindustrie von besonderem Interesse. Wie die Arier von ihren Ursitzen vom Hindukusch aus südwärts in das Indusgebiet hinabstiegen und von da ganz Indien eroberten, so folgten sie westwärts dem Wasserlaufe des Oxus, der durch zahlreiche Nebenflüsse, die am Nordabhange des Paropamisus entspringen, gespeist wird. Dieser Wasserlauf endete, wie bereits erwähnt, in jener Zeit, nicht in dem sumpfigen Boden des Aralsees, sondern er wendete sich südlich von diesem und nördlich von Khiwa, nachdem er bis dahin in nordwestlicher Richtung geflossen war, annähernd in einem rechten Winkel nach Südwesten und ergoſs sich, beinahe 5 Grad südlich seiner jetzigen Mündung, in das Kaspische Meer. Der Völkerzug folgte dem südlichen Rande dieses groſsen Binnenmeeres und schob zwischen diesem und den medischen Bergen dem Schwarzen Meere zu. Das Gebiet zwischen dem hohen Taurus, der Bergwand des Kaukasus und dem Pontus Euxinus wurde von ihnen besetzt. Diesen Weg entlang saſsen die Baktrier, Parther, Meder (Kurden) und Armenier. Ihre arische Sprache, ihre Sitten und Künste brachten sie in diese Länder mit, vor allem ihre Kunst der Eisenbereitung und Verarbeitung. Daſs dieser wichtigste Landhandelsweg von Indien nach Europa schon in frühester

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/282>, abgerufen am 25.11.2024.