beziehen, resp. bezogen früher in ihrer Heimat ihr Eisen vielfach von den "Heiden", d. h. von den Zigeunern.
Nicht geringer als wie in Indien selbst scheint die Eisengewinnung in den nördlich von Indien gelegenen Bergländern gewesen zu sein. Der Stahl der Serer und der Parter war im klassischen Altertume hoch berühmt. Plinius rühmt den serischen Stahl als den besten, dem der partische am nächsten komme. Wo die Heimat des serischen Stahls zu suchen ist, bleibt noch eine ungelöste Frage. Möglicherweise kam er aus dem nördlichen Indien. China kann dagegen unter Serica hinsichtlich der Stahlbereitung nicht verstanden sein, da der chinesische Stahl weder früher noch heutzutage von besonderer Qualität war. Da- gegen dürfte unter den Serern eine Völkerschaft gemeint sein, die an der westlichen Grenze des heutigen Chinas zu suchen wäre. Identisch mit den Serern sind wahrscheinlich die Sarter, Sarty. Indessen sind namhafte Gelehrte der Ansicht, dass darunter kein Volksstamm zu verstehen sei, sondern dass dies die allgemeine Bezeichnung der Seiden- händler gewesen sei. Andere wollen die Serer mit dem Stamme der Usun der chinesischen Annalisten identifizieren, welche grosse Körper, blonde Haare und blaue Augen hatten und deren Sitten und Gebräuche namentlich bezüglich der Art, wie sie ihren Handel betrieben, den Schilderungen von den Serern durch abendländische Schriftsteller ent- sprechen.
Wahrscheinlich kam aber der serische Stahl aus dem Berglande Ferghana (Khokand), wo eine sehr alte Eisenindustrie einheimisch ge- wesen zu sein scheint. Nearchos giebt uns Nachricht von den Handels- waren, die zur Zeit Alexanders des Grossen aus den Ländern nördlich von Indien, aus Ferghana, Khotan und Westchina kamen, darunter werden besonders Eisenwaren, lange und scharfe Schwerter, Speere und verschiedene Arten von Beilen erwähnt 1). Die alten arabischen Geographen berichten viel von Ferghanas Eisenreichtum. Edrisi er- wähnt, dass ganz Korassan mit dem Eisen von Ferghana versehen werde und dass es bis Tasu-Irak verführt würde. Von Khotan berichten uns chinesische Annalisten, dass die Bewohner geschickte Eisenarbeiter ge- wesen seien, dass sie den Guss des Eisens gekannt hätten und dass einem Könige Chinas von einem Fürsten von Khotan ein schönes Schreibzeug aus "blauem Eisen", -- jedenfalls aus poliertem Stahl -- als Geschenk hingesandt worden sei.
Etwas genauere Mitteilungen als über diese Völker Mittelasiens haben
1)Ritter, Erdkunde V, S. 648, 743.
Die Arier in Asien.
beziehen, resp. bezogen früher in ihrer Heimat ihr Eisen vielfach von den „Heiden“, d. h. von den Zigeunern.
Nicht geringer als wie in Indien selbst scheint die Eisengewinnung in den nördlich von Indien gelegenen Bergländern gewesen zu sein. Der Stahl der Serer und der Parter war im klassischen Altertume hoch berühmt. Plinius rühmt den serischen Stahl als den besten, dem der partische am nächsten komme. Wo die Heimat des serischen Stahls zu suchen ist, bleibt noch eine ungelöste Frage. Möglicherweise kam er aus dem nördlichen Indien. China kann dagegen unter Serica hinsichtlich der Stahlbereitung nicht verstanden sein, da der chinesische Stahl weder früher noch heutzutage von besonderer Qualität war. Da- gegen dürfte unter den Serern eine Völkerschaft gemeint sein, die an der westlichen Grenze des heutigen Chinas zu suchen wäre. Identisch mit den Serern sind wahrscheinlich die Sarter, Sarty. Indessen sind namhafte Gelehrte der Ansicht, daſs darunter kein Volksstamm zu verstehen sei, sondern daſs dies die allgemeine Bezeichnung der Seiden- händler gewesen sei. Andere wollen die Serer mit dem Stamme der Usun der chinesischen Annalisten identifizieren, welche groſse Körper, blonde Haare und blaue Augen hatten und deren Sitten und Gebräuche namentlich bezüglich der Art, wie sie ihren Handel betrieben, den Schilderungen von den Serern durch abendländische Schriftsteller ent- sprechen.
Wahrscheinlich kam aber der serische Stahl aus dem Berglande Ferghana (Khokand), wo eine sehr alte Eisenindustrie einheimisch ge- wesen zu sein scheint. Nearchos giebt uns Nachricht von den Handels- waren, die zur Zeit Alexanders des Groſsen aus den Ländern nördlich von Indien, aus Ferghana, Khotan und Westchina kamen, darunter werden besonders Eisenwaren, lange und scharfe Schwerter, Speere und verschiedene Arten von Beilen erwähnt 1). Die alten arabischen Geographen berichten viel von Ferghanas Eisenreichtum. Edrisi er- wähnt, daſs ganz Korassan mit dem Eisen von Ferghana versehen werde und daſs es bis Tasu-Irak verführt würde. Von Khotan berichten uns chinesische Annalisten, daſs die Bewohner geschickte Eisenarbeiter ge- wesen seien, daſs sie den Guſs des Eisens gekannt hätten und daſs einem Könige Chinas von einem Fürsten von Khotan ein schönes Schreibzeug aus „blauem Eisen“, — jedenfalls aus poliertem Stahl — als Geschenk hingesandt worden sei.
Etwas genauere Mitteilungen als über diese Völker Mittelasiens haben
1)Ritter, Erdkunde V, S. 648, 743.
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Die Arier in Asien.
beziehen, resp. bezogen früher in ihrer Heimat ihr Eisen vielfach von
den „Heiden“, d. h. von den Zigeunern.
Nicht geringer als wie in Indien selbst scheint die Eisengewinnung
in den nördlich von Indien gelegenen Bergländern gewesen zu sein.
Der Stahl der Serer und der Parter war im klassischen Altertume
hoch berühmt. Plinius rühmt den serischen Stahl als den besten, dem
der partische am nächsten komme. Wo die Heimat des serischen
Stahls zu suchen ist, bleibt noch eine ungelöste Frage. Möglicherweise
kam er aus dem nördlichen Indien. China kann dagegen unter Serica
hinsichtlich der Stahlbereitung nicht verstanden sein, da der chinesische
Stahl weder früher noch heutzutage von besonderer Qualität war. Da-
gegen dürfte unter den Serern eine Völkerschaft gemeint sein, die an
der westlichen Grenze des heutigen Chinas zu suchen wäre. Identisch
mit den Serern sind wahrscheinlich die Sarter, Sarty. Indessen sind
namhafte Gelehrte der Ansicht, daſs darunter kein Volksstamm zu
verstehen sei, sondern daſs dies die allgemeine Bezeichnung der Seiden-
händler gewesen sei. Andere wollen die Serer mit dem Stamme der
Usun der chinesischen Annalisten identifizieren, welche groſse Körper,
blonde Haare und blaue Augen hatten und deren Sitten und Gebräuche
namentlich bezüglich der Art, wie sie ihren Handel betrieben, den
Schilderungen von den Serern durch abendländische Schriftsteller ent-
sprechen.
Wahrscheinlich kam aber der serische Stahl aus dem Berglande
Ferghana (Khokand), wo eine sehr alte Eisenindustrie einheimisch ge-
wesen zu sein scheint. Nearchos giebt uns Nachricht von den Handels-
waren, die zur Zeit Alexanders des Groſsen aus den Ländern nördlich
von Indien, aus Ferghana, Khotan und Westchina kamen, darunter
werden besonders Eisenwaren, lange und scharfe Schwerter, Speere
und verschiedene Arten von Beilen erwähnt 1). Die alten arabischen
Geographen berichten viel von Ferghanas Eisenreichtum. Edrisi er-
wähnt, daſs ganz Korassan mit dem Eisen von Ferghana versehen werde
und daſs es bis Tasu-Irak verführt würde. Von Khotan berichten uns
chinesische Annalisten, daſs die Bewohner geschickte Eisenarbeiter ge-
wesen seien, daſs sie den Guſs des Eisens gekannt hätten und daſs
einem Könige Chinas von einem Fürsten von Khotan ein schönes
Schreibzeug aus „blauem Eisen“, — jedenfalls aus poliertem Stahl —
als Geschenk hingesandt worden sei.
Etwas genauere Mitteilungen als über diese Völker Mittelasiens haben
1) Ritter, Erdkunde V, S. 648, 743.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/277>, abgerufen am 23.11.2024.
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