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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Arier in Asien.

Die asiatischen Schmiede scheinen besser als die europäischen zu
wissen, dass es der höchsten Aufmerksamkeit auf die richtige Tempe-
ratur bedarf, um sowohl den Bulat, als auch den gewöhnlichen, harten
Gussstahl vor dem Verderben beim Schmieden zu schützen. Die Bulat-
schmiede sind so sorgfältig, dass sie sogar oft Hervorragungen an dem
Stahlkuchen, grösser ausgebildete Krystalle, zu den Schneiden der
Waffen benutzen. Auch bezeichnet der Arbeiter beim Schmieden schon
die obere und untere Seite des Kuchens; letztere zeigt stets ein regel-
mässigeres Muster und man verwendet sie ebenfalls hauptsächlich für
die Schneiden.

Ebenso vorsichtig sind die asiatischen Schmiede im Härten und
Anlassen, welches sie ganz verschieden je nach dem Gegenstande aus-
führen. Sie achten sehr genau auf die Farben des Stahles und lassen
die härtesten Gegenstände strohgelb, die elastischen blau anlaufen. Bei
schlechtem Stahle aber lassen sie für harte Dinge nur bis violett, für
weiche nur bis grün (tombak) anlaufen. Die mässig harten Gegen-
stände werden in Talg oder in Wasser gelöscht, die härtesten stets in
Talg. Bei allen Arten von Waffen erhitzt man den Talg selbst erst
bis zum Kochen, löscht dann den rotglühenden Stahl, und schleift ihn
an, um die Anlauffarbe deutlicher zu erkennen. Er wird, um ihn an-
laufen zu lassen, über einem offenen Kohlenfeuer vorsichtig erhitzt.
Eine Säbelklinge sucht man am Gefässe grün, am Ende blau, in der
Mitte violett anlaufen zu lassen, während man darauf sieht, dass die
Schneide gelb bleibt. Die so angelassene Klinge wird gerichtet und in
Wasser getaucht. Will man sie weniger hart, aber elastischer machen,
so lässt man sie durchweg blau anlaufen. Um die Härte der Schneide
zu vermehren ist es vorteilhaft, dieselbe schon möglichst dünn zu
schmieden, weil ein dünnerer Gegenstand beim Ablöschen eine grössere
Härte annimmt. Die Sensen pflegt man bloss in der Luft abzulöschen.

Werden die Gegenstände trocken abgeschliffen, so erhitzen sie sich
dadurch leicht bis zur grünen Farbe, wodurch sie ihre Härte verlieren
und deshalb nochmals angelassen werden müssen. Gegenstände, die
bloss strohgelb anlaufen dürfen, erfordern deshalb fortwährend reich-
liches Bewässern der Schlifffläche, was namentlich für Rasiermesser zu
bemerken ist. Aus derselben Ursache muss man beim Polieren von
Stahlgegenständen mit der Scheibe fortwährend ihre Lage ändern,
damit kein Punkt sich zu stark erwärmt.

Die Asiaten halten durchweg den Damast für um so besser, je
grösser die schriftähnlichen Streifen auf dem dunkelen, matten Grunde
erscheinen. Die groben Zeichnungen sind so stark wie Notenstriche,

Die Arier in Asien.

Die asiatischen Schmiede scheinen besser als die europäischen zu
wissen, daſs es der höchsten Aufmerksamkeit auf die richtige Tempe-
ratur bedarf, um sowohl den Bulat, als auch den gewöhnlichen, harten
Guſsstahl vor dem Verderben beim Schmieden zu schützen. Die Bulat-
schmiede sind so sorgfältig, daſs sie sogar oft Hervorragungen an dem
Stahlkuchen, gröſser ausgebildete Krystalle, zu den Schneiden der
Waffen benutzen. Auch bezeichnet der Arbeiter beim Schmieden schon
die obere und untere Seite des Kuchens; letztere zeigt stets ein regel-
mäſsigeres Muster und man verwendet sie ebenfalls hauptsächlich für
die Schneiden.

Ebenso vorsichtig sind die asiatischen Schmiede im Härten und
Anlassen, welches sie ganz verschieden je nach dem Gegenstande aus-
führen. Sie achten sehr genau auf die Farben des Stahles und lassen
die härtesten Gegenstände strohgelb, die elastischen blau anlaufen. Bei
schlechtem Stahle aber lassen sie für harte Dinge nur bis violett, für
weiche nur bis grün (tombak) anlaufen. Die mäſsig harten Gegen-
stände werden in Talg oder in Wasser gelöscht, die härtesten stets in
Talg. Bei allen Arten von Waffen erhitzt man den Talg selbst erst
bis zum Kochen, löscht dann den rotglühenden Stahl, und schleift ihn
an, um die Anlauffarbe deutlicher zu erkennen. Er wird, um ihn an-
laufen zu lassen, über einem offenen Kohlenfeuer vorsichtig erhitzt.
Eine Säbelklinge sucht man am Gefäſse grün, am Ende blau, in der
Mitte violett anlaufen zu lassen, während man darauf sieht, daſs die
Schneide gelb bleibt. Die so angelassene Klinge wird gerichtet und in
Wasser getaucht. Will man sie weniger hart, aber elastischer machen,
so läſst man sie durchweg blau anlaufen. Um die Härte der Schneide
zu vermehren ist es vorteilhaft, dieselbe schon möglichst dünn zu
schmieden, weil ein dünnerer Gegenstand beim Ablöschen eine gröſsere
Härte annimmt. Die Sensen pflegt man bloſs in der Luft abzulöschen.

Werden die Gegenstände trocken abgeschliffen, so erhitzen sie sich
dadurch leicht bis zur grünen Farbe, wodurch sie ihre Härte verlieren
und deshalb nochmals angelassen werden müssen. Gegenstände, die
bloſs strohgelb anlaufen dürfen, erfordern deshalb fortwährend reich-
liches Bewässern der Schlifffläche, was namentlich für Rasiermesser zu
bemerken ist. Aus derselben Ursache muſs man beim Polieren von
Stahlgegenständen mit der Scheibe fortwährend ihre Lage ändern,
damit kein Punkt sich zu stark erwärmt.

Die Asiaten halten durchweg den Damast für um so besser, je
gröſser die schriftähnlichen Streifen auf dem dunkelen, matten Grunde
erscheinen. Die groben Zeichnungen sind so stark wie Notenstriche,

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[247/0269] Die Arier in Asien. Die asiatischen Schmiede scheinen besser als die europäischen zu wissen, daſs es der höchsten Aufmerksamkeit auf die richtige Tempe- ratur bedarf, um sowohl den Bulat, als auch den gewöhnlichen, harten Guſsstahl vor dem Verderben beim Schmieden zu schützen. Die Bulat- schmiede sind so sorgfältig, daſs sie sogar oft Hervorragungen an dem Stahlkuchen, gröſser ausgebildete Krystalle, zu den Schneiden der Waffen benutzen. Auch bezeichnet der Arbeiter beim Schmieden schon die obere und untere Seite des Kuchens; letztere zeigt stets ein regel- mäſsigeres Muster und man verwendet sie ebenfalls hauptsächlich für die Schneiden. Ebenso vorsichtig sind die asiatischen Schmiede im Härten und Anlassen, welches sie ganz verschieden je nach dem Gegenstande aus- führen. Sie achten sehr genau auf die Farben des Stahles und lassen die härtesten Gegenstände strohgelb, die elastischen blau anlaufen. Bei schlechtem Stahle aber lassen sie für harte Dinge nur bis violett, für weiche nur bis grün (tombak) anlaufen. Die mäſsig harten Gegen- stände werden in Talg oder in Wasser gelöscht, die härtesten stets in Talg. Bei allen Arten von Waffen erhitzt man den Talg selbst erst bis zum Kochen, löscht dann den rotglühenden Stahl, und schleift ihn an, um die Anlauffarbe deutlicher zu erkennen. Er wird, um ihn an- laufen zu lassen, über einem offenen Kohlenfeuer vorsichtig erhitzt. Eine Säbelklinge sucht man am Gefäſse grün, am Ende blau, in der Mitte violett anlaufen zu lassen, während man darauf sieht, daſs die Schneide gelb bleibt. Die so angelassene Klinge wird gerichtet und in Wasser getaucht. Will man sie weniger hart, aber elastischer machen, so läſst man sie durchweg blau anlaufen. Um die Härte der Schneide zu vermehren ist es vorteilhaft, dieselbe schon möglichst dünn zu schmieden, weil ein dünnerer Gegenstand beim Ablöschen eine gröſsere Härte annimmt. Die Sensen pflegt man bloſs in der Luft abzulöschen. Werden die Gegenstände trocken abgeschliffen, so erhitzen sie sich dadurch leicht bis zur grünen Farbe, wodurch sie ihre Härte verlieren und deshalb nochmals angelassen werden müssen. Gegenstände, die bloſs strohgelb anlaufen dürfen, erfordern deshalb fortwährend reich- liches Bewässern der Schlifffläche, was namentlich für Rasiermesser zu bemerken ist. Aus derselben Ursache muſs man beim Polieren von Stahlgegenständen mit der Scheibe fortwährend ihre Lage ändern, damit kein Punkt sich zu stark erwärmt. Die Asiaten halten durchweg den Damast für um so besser, je gröſser die schriftähnlichen Streifen auf dem dunkelen, matten Grunde erscheinen. Die groben Zeichnungen sind so stark wie Notenstriche,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/269>, abgerufen am 11.05.2024.