gleicht sehr dem der Neger von Kordofan 1). Er besteht aus einer Schüssel von Holz, über die eine Rindshaut gespannt ist, welche oben eine Öffnung hat. Durch diese Öffnung geht eine starke Schnur, an der unten ein Querholz befestigt ist, während das andere Ende an einem umgebogenen Bambusstabe, der in der Erde steckt, festgebunden ist. Der Bambusstab zieht den Balg von selbst auf, wenn der Arbeiter seinen Fuss hebt und den Stab freilässt. Zugedrückt wird der Balg
[Abbildung]
Fig. 44.
Durchschnitt eines aufgeblasenen Balges.
[Abbildung]
Fig. 45.
Durchschnitt eines ausgepressten Balges.
dagegen dadurch, dass der Arbeiter mit dem Ballen seines Fusses die Öffnung verschliesst und niedertritt, während er gleichzeitig den Bambus- stab nach sich hinzieht. Ein Arbeiter bedient zwei dieser Bälge und ist dabei in einer fortwährend hin- und herschwankenden Bewegung.
Sehr ähnlich wie in Orissa ist das Schmelzverfahren bei Magadi oder Magheri westlich von Bangalore in Mysore, die Buchanan be- schrieben hat. Dort wird das Eisen gereinigt, indem es in einer Schmiedeesse, die meist in einer besonderen Hütte steht, wiederholt ausgeheizt und geschmiedet wird. Auch diese kleinen Essen haben zwei Bälge, die in eine gemeinschaftliche Lehmform blasen. Der Feuerraum ist 12 Zoll lang, 10 Zoll breit und 10 Zoll hoch aus Thon ausgeführt und oben mit einer Thonplatte bedeckt, in welcher sich nur eine längliche Öffnung befindet, so gross, dass sie eins der beiden Luppenstücke aufnehmen kann. Der Feuerraum ist demnach ganz ge- schlossen mit Ausnahme dieser Öffnung und der Vorwand, welche eben- falls offen bleibt. Endlich befindet sich auch noch an der Hinterseite ein Loch, um Asche und Schlacke herauszukratzen.
Die Arbeit selbst wird folgendermassen geführt: Man legt das Luppenstück, das circa 12 Pfund wiegt, in die Mitte des Feuers, füllt den ganzen freien Raum mit Holzkohlen von Bambus und giebt eine starke Hitze. Sodann legt man das zweite Stück über die Öffnung in der Deckelplatte, um es vorzuwärmen. Hat das erste Stück seine ge- nügende Hitze, so wird es auf den Ambos gebracht und erhält von drei Arbeitern, die mit schweren Hämmern versehen sind, einige starke
1) Siehe Seite 100.
Die Arier in Asien.
gleicht sehr dem der Neger von Kordofan 1). Er besteht aus einer Schüssel von Holz, über die eine Rindshaut gespannt ist, welche oben eine Öffnung hat. Durch diese Öffnung geht eine starke Schnur, an der unten ein Querholz befestigt ist, während das andere Ende an einem umgebogenen Bambusstabe, der in der Erde steckt, festgebunden ist. Der Bambusstab zieht den Balg von selbst auf, wenn der Arbeiter seinen Fuſs hebt und den Stab freiläſst. Zugedrückt wird der Balg
[Abbildung]
Fig. 44.
Durchschnitt eines aufgeblasenen Balges.
[Abbildung]
Fig. 45.
Durchschnitt eines ausgepreſsten Balges.
dagegen dadurch, daſs der Arbeiter mit dem Ballen seines Fuſses die Öffnung verschlieſst und niedertritt, während er gleichzeitig den Bambus- stab nach sich hinzieht. Ein Arbeiter bedient zwei dieser Bälge und ist dabei in einer fortwährend hin- und herschwankenden Bewegung.
Sehr ähnlich wie in Orissa ist das Schmelzverfahren bei Magadi oder Magheri westlich von Bangalore in Mysore, die Buchanan be- schrieben hat. Dort wird das Eisen gereinigt, indem es in einer Schmiedeesse, die meist in einer besonderen Hütte steht, wiederholt ausgeheizt und geschmiedet wird. Auch diese kleinen Essen haben zwei Bälge, die in eine gemeinschaftliche Lehmform blasen. Der Feuerraum ist 12 Zoll lang, 10 Zoll breit und 10 Zoll hoch aus Thon ausgeführt und oben mit einer Thonplatte bedeckt, in welcher sich nur eine längliche Öffnung befindet, so groſs, daſs sie eins der beiden Luppenstücke aufnehmen kann. Der Feuerraum ist demnach ganz ge- schlossen mit Ausnahme dieser Öffnung und der Vorwand, welche eben- falls offen bleibt. Endlich befindet sich auch noch an der Hinterseite ein Loch, um Asche und Schlacke herauszukratzen.
Die Arbeit selbst wird folgendermaſsen geführt: Man legt das Luppenstück, das circa 12 Pfund wiegt, in die Mitte des Feuers, füllt den ganzen freien Raum mit Holzkohlen von Bambus und giebt eine starke Hitze. Sodann legt man das zweite Stück über die Öffnung in der Deckelplatte, um es vorzuwärmen. Hat das erste Stück seine ge- nügende Hitze, so wird es auf den Ambos gebracht und erhält von drei Arbeitern, die mit schweren Hämmern versehen sind, einige starke
1) Siehe Seite 100.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0260"n="238"/><fwplace="top"type="header">Die Arier in Asien.</fw><lb/>
gleicht sehr dem der Neger von Kordofan <noteplace="foot"n="1)">Siehe Seite 100.</note>. Er besteht aus einer<lb/>
Schüssel von Holz, über die eine Rindshaut gespannt ist, welche oben<lb/>
eine Öffnung hat. Durch diese Öffnung geht eine starke Schnur, an<lb/>
der unten ein Querholz befestigt ist, während das andere Ende an<lb/>
einem umgebogenen Bambusstabe, der in der Erde steckt, festgebunden<lb/>
ist. Der Bambusstab zieht den Balg von selbst auf, wenn der Arbeiter<lb/>
seinen Fuſs hebt und den Stab freiläſst. Zugedrückt wird der Balg<lb/><figure><head>Fig. 44.</head><lb/><p>Durchschnitt eines aufgeblasenen Balges.</p></figure><lb/><figure><head>Fig. 45.</head><lb/><p>Durchschnitt eines ausgepreſsten Balges.</p></figure><lb/>
dagegen dadurch, daſs der Arbeiter mit dem Ballen seines Fuſses die<lb/>
Öffnung verschlieſst und niedertritt, während er gleichzeitig den Bambus-<lb/>
stab nach sich hinzieht. Ein Arbeiter bedient zwei dieser Bälge und<lb/>
ist dabei in einer fortwährend hin- und herschwankenden Bewegung.</p><lb/><p>Sehr ähnlich wie in Orissa ist das Schmelzverfahren bei <hirendition="#g">Magadi</hi><lb/>
oder Magheri westlich von Bangalore in Mysore, die Buchanan be-<lb/>
schrieben hat. Dort wird das Eisen <hirendition="#g">gereinigt</hi>, indem es in einer<lb/>
Schmiedeesse, die meist in einer besonderen Hütte steht, wiederholt<lb/>
ausgeheizt und geschmiedet wird. Auch diese kleinen Essen haben<lb/>
zwei Bälge, die in eine gemeinschaftliche Lehmform blasen. Der<lb/>
Feuerraum ist 12 Zoll lang, 10 Zoll breit und 10 Zoll hoch aus Thon<lb/>
ausgeführt und oben mit einer Thonplatte bedeckt, in welcher sich nur<lb/>
eine längliche Öffnung befindet, so groſs, daſs sie eins der beiden<lb/>
Luppenstücke aufnehmen kann. Der Feuerraum ist demnach ganz ge-<lb/>
schlossen mit Ausnahme dieser Öffnung und der Vorwand, welche eben-<lb/>
falls offen bleibt. Endlich befindet sich auch noch an der Hinterseite<lb/>
ein Loch, um Asche und Schlacke herauszukratzen.</p><lb/><p>Die Arbeit selbst wird folgendermaſsen geführt: Man legt das<lb/>
Luppenstück, das circa 12 Pfund wiegt, in die Mitte des Feuers, füllt<lb/>
den ganzen freien Raum mit Holzkohlen von Bambus und giebt eine<lb/>
starke Hitze. Sodann legt man das zweite Stück über die Öffnung in<lb/>
der Deckelplatte, um es vorzuwärmen. Hat das erste Stück seine ge-<lb/>
nügende Hitze, so wird es auf den Ambos gebracht und erhält von drei<lb/>
Arbeitern, die mit schweren Hämmern versehen sind, einige starke<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[238/0260]
Die Arier in Asien.
gleicht sehr dem der Neger von Kordofan 1). Er besteht aus einer
Schüssel von Holz, über die eine Rindshaut gespannt ist, welche oben
eine Öffnung hat. Durch diese Öffnung geht eine starke Schnur, an
der unten ein Querholz befestigt ist, während das andere Ende an
einem umgebogenen Bambusstabe, der in der Erde steckt, festgebunden
ist. Der Bambusstab zieht den Balg von selbst auf, wenn der Arbeiter
seinen Fuſs hebt und den Stab freiläſst. Zugedrückt wird der Balg
[Abbildung Fig. 44.
Durchschnitt eines aufgeblasenen Balges.]
[Abbildung Fig. 45.
Durchschnitt eines ausgepreſsten Balges.]
dagegen dadurch, daſs der Arbeiter mit dem Ballen seines Fuſses die
Öffnung verschlieſst und niedertritt, während er gleichzeitig den Bambus-
stab nach sich hinzieht. Ein Arbeiter bedient zwei dieser Bälge und
ist dabei in einer fortwährend hin- und herschwankenden Bewegung.
Sehr ähnlich wie in Orissa ist das Schmelzverfahren bei Magadi
oder Magheri westlich von Bangalore in Mysore, die Buchanan be-
schrieben hat. Dort wird das Eisen gereinigt, indem es in einer
Schmiedeesse, die meist in einer besonderen Hütte steht, wiederholt
ausgeheizt und geschmiedet wird. Auch diese kleinen Essen haben
zwei Bälge, die in eine gemeinschaftliche Lehmform blasen. Der
Feuerraum ist 12 Zoll lang, 10 Zoll breit und 10 Zoll hoch aus Thon
ausgeführt und oben mit einer Thonplatte bedeckt, in welcher sich nur
eine längliche Öffnung befindet, so groſs, daſs sie eins der beiden
Luppenstücke aufnehmen kann. Der Feuerraum ist demnach ganz ge-
schlossen mit Ausnahme dieser Öffnung und der Vorwand, welche eben-
falls offen bleibt. Endlich befindet sich auch noch an der Hinterseite
ein Loch, um Asche und Schlacke herauszukratzen.
Die Arbeit selbst wird folgendermaſsen geführt: Man legt das
Luppenstück, das circa 12 Pfund wiegt, in die Mitte des Feuers, füllt
den ganzen freien Raum mit Holzkohlen von Bambus und giebt eine
starke Hitze. Sodann legt man das zweite Stück über die Öffnung in
der Deckelplatte, um es vorzuwärmen. Hat das erste Stück seine ge-
nügende Hitze, so wird es auf den Ambos gebracht und erhält von drei
Arbeitern, die mit schweren Hämmern versehen sind, einige starke
1) Siehe Seite 100.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/260>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.