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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Arier in Asien.
winnung und Verarbeitung des Eisens in Indien schon allgemein be-
kannt. Stahl- und Eisenwaren gehörten zu den geschätztesten Aus-
fuhrartikeln Indiens. Wir haben bereits früher bemerkt, dass der
Stahl, der zu Ezechiels Zeit auf den Markt von Tyrus gebracht wurde,
wahrscheinlich aus Indien stammte. Wir haben der eisernen Waffen
Erwähnung gethan, die bereits im Rigveda erwähnt werden. Ktesias,
der erste, der über Indien schreibt (um 400 v. Chr.), erzählt uns als ein
besonderes bemerkenswertes Faktum, dass König Artaxerxes Memnon
ihm zwei indische Schwerter als besonders wertvolle Gaben geschenkt
habe. Wenn wir nicht wüssten, welchen Wert die Indier auf guten
Stahl von jeher gelegt haben, würde es uns ganz unbegreiflich erscheinen,
dass König Porus nach dem Berichte von Quintus Curtius dem gewal-
tigen Sieger Alexander dem Grossen als Hauptgeschenk einen Stahl-
kuchen von 30 Pfund Gewicht dargebracht habe (solon autokhoon).

Arrian erwähnt des Hafens von Adula (Aden) an der arabischen
Küste als eines wichtigen Eisenmarktes, wo besonders die von Indien
importierten Beile, Äxte, Säbel u. s. w., daneben auch indischer Roh-
stahl (stomoma) verkauft wurde.

Welche wichtige Rolle das Eisen und der Stahl im indischen Handel
spielten, geht aus vielen sporadischen Mitteilungen hervor. So stammt
das aus "Tausend und eine Nacht" so bekannte Mährchen von dem
Magnetberg, der Schiffe und Menschen anzieht, aus Indien. Plinius 1)
schreibt darüber: "Neben dem Indusfluss giebt es zwei Berge, wovon
der eine alles Eisen anzieht, während der andere es abstösst, hat man
eiserne Nägel an den Schuhen, so kann man von dem einen Berge den
Fuss nicht mehr losreissen, auf dem anderen nicht feststehen." Dies
beweist zum mindesten eine genaue Kenntnis des Magnetismus. Auch
dass das Eisen den Blitz anzieht, war den Indiern schon frühe bekannt.
Ktesias erzählt, dass die indischen Schwerter in die Erde gepflanzt die
Kraft hätten Hagel und Blitzstrahl abzuwenden, er habe selbst den
König dies verrichten sehen. Nicht nur in der Bereitung des Stahls,
sondern auch in der Verarbeitung des Eisens leisteten die Indier ganz
Ausserordentliches.

Bei Dehli steht eine massive Säule von Eisen, die schon seit uralter
Zeit als ein Heiligtum verehrt wird. Es ist der Laht von Dehli (der Pfeiler
von Dehli). Wunderbare Sagen knüpfen sich an dieses alte Denkmal. Dar-
unter ist auch diejenige zu rechnen, die berichtet, die Säule bestehe aus
einem Gemisch von sieben Metallen. In Wahrheit besteht sie nur aus einem,
nämlich einem stahlartigen Eisen. Die Zahl sieben nach den sieben

1) Hist. nat. II, 98.

Die Arier in Asien.
winnung und Verarbeitung des Eisens in Indien schon allgemein be-
kannt. Stahl- und Eisenwaren gehörten zu den geschätztesten Aus-
fuhrartikeln Indiens. Wir haben bereits früher bemerkt, daſs der
Stahl, der zu Ezechiels Zeit auf den Markt von Tyrus gebracht wurde,
wahrscheinlich aus Indien stammte. Wir haben der eisernen Waffen
Erwähnung gethan, die bereits im Rigveda erwähnt werden. Ktesias,
der erste, der über Indien schreibt (um 400 v. Chr.), erzählt uns als ein
besonderes bemerkenswertes Faktum, daſs König Artaxerxes Memnon
ihm zwei indische Schwerter als besonders wertvolle Gaben geschenkt
habe. Wenn wir nicht wüſsten, welchen Wert die Indier auf guten
Stahl von jeher gelegt haben, würde es uns ganz unbegreiflich erscheinen,
daſs König Porus nach dem Berichte von Quintus Curtius dem gewal-
tigen Sieger Alexander dem Groſsen als Hauptgeschenk einen Stahl-
kuchen von 30 Pfund Gewicht dargebracht habe (σόλον αυτοχόων).

Arrian erwähnt des Hafens von Adula (Aden) an der arabischen
Küste als eines wichtigen Eisenmarktes, wo besonders die von Indien
importierten Beile, Äxte, Säbel u. s. w., daneben auch indischer Roh-
stahl (στόμωμα) verkauft wurde.

Welche wichtige Rolle das Eisen und der Stahl im indischen Handel
spielten, geht aus vielen sporadischen Mitteilungen hervor. So stammt
das aus „Tausend und eine Nacht“ so bekannte Mährchen von dem
Magnetberg, der Schiffe und Menschen anzieht, aus Indien. Plinius 1)
schreibt darüber: „Neben dem Indusfluſs giebt es zwei Berge, wovon
der eine alles Eisen anzieht, während der andere es abstöſst, hat man
eiserne Nägel an den Schuhen, so kann man von dem einen Berge den
Fuſs nicht mehr losreiſsen, auf dem anderen nicht feststehen.“ Dies
beweist zum mindesten eine genaue Kenntnis des Magnetismus. Auch
daſs das Eisen den Blitz anzieht, war den Indiern schon frühe bekannt.
Ktesias erzählt, daſs die indischen Schwerter in die Erde gepflanzt die
Kraft hätten Hagel und Blitzstrahl abzuwenden, er habe selbst den
König dies verrichten sehen. Nicht nur in der Bereitung des Stahls,
sondern auch in der Verarbeitung des Eisens leisteten die Indier ganz
Auſserordentliches.

Bei Dehli steht eine massive Säule von Eisen, die schon seit uralter
Zeit als ein Heiligtum verehrt wird. Es ist der Lâht von Dehli (der Pfeiler
von Dehli). Wunderbare Sagen knüpfen sich an dieses alte Denkmal. Dar-
unter ist auch diejenige zu rechnen, die berichtet, die Säule bestehe aus
einem Gemisch von sieben Metallen. In Wahrheit besteht sie nur aus einem,
nämlich einem stahlartigen Eisen. Die Zahl sieben nach den sieben

1) Hist. nat. II, 98.
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[217/0239] Die Arier in Asien. winnung und Verarbeitung des Eisens in Indien schon allgemein be- kannt. Stahl- und Eisenwaren gehörten zu den geschätztesten Aus- fuhrartikeln Indiens. Wir haben bereits früher bemerkt, daſs der Stahl, der zu Ezechiels Zeit auf den Markt von Tyrus gebracht wurde, wahrscheinlich aus Indien stammte. Wir haben der eisernen Waffen Erwähnung gethan, die bereits im Rigveda erwähnt werden. Ktesias, der erste, der über Indien schreibt (um 400 v. Chr.), erzählt uns als ein besonderes bemerkenswertes Faktum, daſs König Artaxerxes Memnon ihm zwei indische Schwerter als besonders wertvolle Gaben geschenkt habe. Wenn wir nicht wüſsten, welchen Wert die Indier auf guten Stahl von jeher gelegt haben, würde es uns ganz unbegreiflich erscheinen, daſs König Porus nach dem Berichte von Quintus Curtius dem gewal- tigen Sieger Alexander dem Groſsen als Hauptgeschenk einen Stahl- kuchen von 30 Pfund Gewicht dargebracht habe (σόλον αυτοχόων). Arrian erwähnt des Hafens von Adula (Aden) an der arabischen Küste als eines wichtigen Eisenmarktes, wo besonders die von Indien importierten Beile, Äxte, Säbel u. s. w., daneben auch indischer Roh- stahl (στόμωμα) verkauft wurde. Welche wichtige Rolle das Eisen und der Stahl im indischen Handel spielten, geht aus vielen sporadischen Mitteilungen hervor. So stammt das aus „Tausend und eine Nacht“ so bekannte Mährchen von dem Magnetberg, der Schiffe und Menschen anzieht, aus Indien. Plinius 1) schreibt darüber: „Neben dem Indusfluſs giebt es zwei Berge, wovon der eine alles Eisen anzieht, während der andere es abstöſst, hat man eiserne Nägel an den Schuhen, so kann man von dem einen Berge den Fuſs nicht mehr losreiſsen, auf dem anderen nicht feststehen.“ Dies beweist zum mindesten eine genaue Kenntnis des Magnetismus. Auch daſs das Eisen den Blitz anzieht, war den Indiern schon frühe bekannt. Ktesias erzählt, daſs die indischen Schwerter in die Erde gepflanzt die Kraft hätten Hagel und Blitzstrahl abzuwenden, er habe selbst den König dies verrichten sehen. Nicht nur in der Bereitung des Stahls, sondern auch in der Verarbeitung des Eisens leisteten die Indier ganz Auſserordentliches. Bei Dehli steht eine massive Säule von Eisen, die schon seit uralter Zeit als ein Heiligtum verehrt wird. Es ist der Lâht von Dehli (der Pfeiler von Dehli). Wunderbare Sagen knüpfen sich an dieses alte Denkmal. Dar- unter ist auch diejenige zu rechnen, die berichtet, die Säule bestehe aus einem Gemisch von sieben Metallen. In Wahrheit besteht sie nur aus einem, nämlich einem stahlartigen Eisen. Die Zahl sieben nach den sieben 1) Hist. nat. II, 98.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/239>, abgerufen am 27.11.2024.