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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Die Arier in Asien.
verlegt infolge der Auffindung des Seeweges nach Indien durch die
Portugiesen.

Dieser grossartige Handel war die Ursache des Goldreichtums
Indiens, nicht ihr Bergbau und die heimische Produktion. Waren
diese von keiner hervorragenden Bedeutung, so war die Blei- und
Silbergewinnung relativ noch viel unbedeutender, obgleich silberhaltige
Bleiglanze im Himalaya, in Nepal 1), zu Rohr Kamthie 2) im alten Mag-
hada wie im Nalla-Mallagebirge 3) und in Ajimir 4) im Mewargebirge 5)
vorkommen. An dem Silber machten die römischen Kaufleute ihren
grössten Geschäftsgewinn. Den Angaben der Geschichtsschreiber zu-
folge profitierten die Indienfahrer nach Deckung aller Auslagen noch
durchschnittlich 100 Prozent.

Kupfer ist verhältnismässig wenig in Indien verbreitet. Es
kommt vor in Kaschmir, Sirmor, Malajabhuni, Nepal 6), ferner in Ajimir 7)
und Mewar, auch im Nalla-Mallagebirge 8), aber diese Vorkommen
scheinen alle nicht bedeutend zu sein und es wurde in früherer Zeit
so wenig gewonnen, dass die Alten der Ansicht waren, in Indien gäbe
es kein Kupfer. Nur Ptolemäus erwähnt eines Stammes der Chalkites,
die so geheissen haben sollen, weil sie Kupferbergbau trieben. Erz und
Kupfer waren daher Haupteinfuhrartikel, die vornehmlich gegen Perlen
und Edelsteine umgesetzt wurden. In späterer Zeit verwendeten die
Indier Kupfer und Messing zu Münzen. Nach Buddhas Zeit wurden
die Idole aus Kupfer, teilweise auch aus Erz getrieben. Eine Art von
korinthischem Erz in Indien wird schon von Pseudo-Aristoteles erwähnt.
Auch das Zinn bezogen die Indier, wie oben erwähnt wurde, von den
arabisch-phönizischen Kaufleuten. Indisches Eisen und indischer
Stahl waren dagegen schon in hohem Altertume berühmt. Das Land
ist überall reich an Eisenerzen, besonders in dem Windhjagebirge, der
Halbinsel Guzerat, den westlichen Gahts, dem Insellande Kutsch, in
Salem auf der Coromandelküste, im Nalla-Mallagebirge, in Orissa in
Bengalen, ferner im Norden in dem westlichen Himalaya, in Kaschmir,
Nepal, in Assam und Godvana.

Die alte Eisenindustrie einerseits, die Armut an Kupfer andererseits
machen es schon an und für sich unwahrscheinlich, dass in Indien eine
Bronzeperiode der Eisenperiode vorausgegangen ist, umsoweniger, da
es kaum zweifelhaft ist, dass die Bronze erst durch den phönizischen
Handel in Indien bekannt geworden ist. Damals war aber die Ge-

1) Ritter IV, 53.
2) Ritter IV, 396.
3) Ritter VI, 342.
4) Ritter VI,
907.
5) Ritter VI, 882.
6) Ritter IV, 53, 64.
7) Ritter VI, 907.
8) Ritter
VI, 342.

Die Arier in Asien.
verlegt infolge der Auffindung des Seeweges nach Indien durch die
Portugiesen.

Dieser groſsartige Handel war die Ursache des Goldreichtums
Indiens, nicht ihr Bergbau und die heimische Produktion. Waren
diese von keiner hervorragenden Bedeutung, so war die Blei- und
Silbergewinnung relativ noch viel unbedeutender, obgleich silberhaltige
Bleiglanze im Himalaya, in Nepal 1), zu Rohr Kamthie 2) im alten Mag-
hada wie im Nalla-Mallagebirge 3) und in Ajimir 4) im Mewargebirge 5)
vorkommen. An dem Silber machten die römischen Kaufleute ihren
gröſsten Geschäftsgewinn. Den Angaben der Geschichtsschreiber zu-
folge profitierten die Indienfahrer nach Deckung aller Auslagen noch
durchschnittlich 100 Prozent.

Kupfer ist verhältnismäſsig wenig in Indien verbreitet. Es
kommt vor in Kaschmir, Sirmor, Malajabhuni, Nepal 6), ferner in Ajimir 7)
und Mewar, auch im Nalla-Mallagebirge 8), aber diese Vorkommen
scheinen alle nicht bedeutend zu sein und es wurde in früherer Zeit
so wenig gewonnen, daſs die Alten der Ansicht waren, in Indien gäbe
es kein Kupfer. Nur Ptolemäus erwähnt eines Stammes der Chalkites,
die so geheiſsen haben sollen, weil sie Kupferbergbau trieben. Erz und
Kupfer waren daher Haupteinfuhrartikel, die vornehmlich gegen Perlen
und Edelsteine umgesetzt wurden. In späterer Zeit verwendeten die
Indier Kupfer und Messing zu Münzen. Nach Buddhas Zeit wurden
die Idole aus Kupfer, teilweise auch aus Erz getrieben. Eine Art von
korinthischem Erz in Indien wird schon von Pseudo-Aristoteles erwähnt.
Auch das Zinn bezogen die Indier, wie oben erwähnt wurde, von den
arabisch-phönizischen Kaufleuten. Indisches Eisen und indischer
Stahl waren dagegen schon in hohem Altertume berühmt. Das Land
ist überall reich an Eisenerzen, besonders in dem Windhjagebirge, der
Halbinsel Guzerat, den westlichen Gâhts, dem Insellande Kutsch, in
Salem auf der Coromandelküste, im Nalla-Mallagebirge, in Orissa in
Bengalen, ferner im Norden in dem westlichen Himalaya, in Kaschmir,
Nepal, in Assam und Godvana.

Die alte Eisenindustrie einerseits, die Armut an Kupfer andererseits
machen es schon an und für sich unwahrscheinlich, daſs in Indien eine
Bronzeperiode der Eisenperiode vorausgegangen ist, umsoweniger, da
es kaum zweifelhaft ist, daſs die Bronze erst durch den phönizischen
Handel in Indien bekannt geworden ist. Damals war aber die Ge-

1) Ritter IV, 53.
2) Ritter IV, 396.
3) Ritter VI, 342.
4) Ritter VI,
907.
5) Ritter VI, 882.
6) Ritter IV, 53, 64.
7) Ritter VI, 907.
8) Ritter
VI, 342.
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[216/0238] Die Arier in Asien. verlegt infolge der Auffindung des Seeweges nach Indien durch die Portugiesen. Dieser groſsartige Handel war die Ursache des Goldreichtums Indiens, nicht ihr Bergbau und die heimische Produktion. Waren diese von keiner hervorragenden Bedeutung, so war die Blei- und Silbergewinnung relativ noch viel unbedeutender, obgleich silberhaltige Bleiglanze im Himalaya, in Nepal 1), zu Rohr Kamthie 2) im alten Mag- hada wie im Nalla-Mallagebirge 3) und in Ajimir 4) im Mewargebirge 5) vorkommen. An dem Silber machten die römischen Kaufleute ihren gröſsten Geschäftsgewinn. Den Angaben der Geschichtsschreiber zu- folge profitierten die Indienfahrer nach Deckung aller Auslagen noch durchschnittlich 100 Prozent. Kupfer ist verhältnismäſsig wenig in Indien verbreitet. Es kommt vor in Kaschmir, Sirmor, Malajabhuni, Nepal 6), ferner in Ajimir 7) und Mewar, auch im Nalla-Mallagebirge 8), aber diese Vorkommen scheinen alle nicht bedeutend zu sein und es wurde in früherer Zeit so wenig gewonnen, daſs die Alten der Ansicht waren, in Indien gäbe es kein Kupfer. Nur Ptolemäus erwähnt eines Stammes der Chalkites, die so geheiſsen haben sollen, weil sie Kupferbergbau trieben. Erz und Kupfer waren daher Haupteinfuhrartikel, die vornehmlich gegen Perlen und Edelsteine umgesetzt wurden. In späterer Zeit verwendeten die Indier Kupfer und Messing zu Münzen. Nach Buddhas Zeit wurden die Idole aus Kupfer, teilweise auch aus Erz getrieben. Eine Art von korinthischem Erz in Indien wird schon von Pseudo-Aristoteles erwähnt. Auch das Zinn bezogen die Indier, wie oben erwähnt wurde, von den arabisch-phönizischen Kaufleuten. Indisches Eisen und indischer Stahl waren dagegen schon in hohem Altertume berühmt. Das Land ist überall reich an Eisenerzen, besonders in dem Windhjagebirge, der Halbinsel Guzerat, den westlichen Gâhts, dem Insellande Kutsch, in Salem auf der Coromandelküste, im Nalla-Mallagebirge, in Orissa in Bengalen, ferner im Norden in dem westlichen Himalaya, in Kaschmir, Nepal, in Assam und Godvana. Die alte Eisenindustrie einerseits, die Armut an Kupfer andererseits machen es schon an und für sich unwahrscheinlich, daſs in Indien eine Bronzeperiode der Eisenperiode vorausgegangen ist, umsoweniger, da es kaum zweifelhaft ist, daſs die Bronze erst durch den phönizischen Handel in Indien bekannt geworden ist. Damals war aber die Ge- 1) Ritter IV, 53. 2) Ritter IV, 396. 3) Ritter VI, 342. 4) Ritter VI, 907. 5) Ritter VI, 882. 6) Ritter IV, 53, 64. 7) Ritter VI, 907. 8) Ritter VI, 342.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/238>, abgerufen am 24.11.2024.