Eisen bereits besassen und es sich selbst darstellten, andererseits, weil sie aus dem Handel mit Bronze und Bronzewaren einen grösseren Handels- gewinn zogen. Deshalb poussierten sie den Erzhandel auf jede Weise, so sehr, dass es ihnen gelang, bei manchen der barbarischen Völker der Bronze ein Übergewicht über das Eisen zu verschaffen, welches dieselbe in ihrer eigenen Heimat als Gebrauchsmetall für die gewöhn- lichen Werkzeuge des Ackerbaues und der Industrie niemals erlangt hatte.
Den Phöniziern gebührt der Ruhm, zur Entwickelung und Aus- breitung der metallurgischen Kenntnisse der Semiten am meisten beigetragen zu haben, insbesondere gilt dies in bezug auf die Her- stellung und Verarbeitung der Bronze. Indes haben auch die Nach- barvölker der Phönizier an diesem Ruhme Teil. Gaza und Asdod im Lande der Philister waren berühmte Industriestädte und reich durch ihren Handel. Damaskus haben wir gleichfalls schon erwähnt. Aber nicht nur die Kananiter, sondern auch die Araber im Süden, wie die stammverwandten Völker Kleinasiens nahmen Teil an diesem Berufe der Semiten. Unsere Kenntnisse von diesen Ländern sind freilich weit geringer als die von Chaldäa und Syrien.
Die Araber waren vordem wie heute vorwiegend ein Nomadenvolk. Arabien ist vielleicht die älteste Heimat aller Semiten, wenigstens ist die semitische Rasse in keinem Lande zu allen Zeiten so unvermischt geblieben wie in Arabien. Ihre einzigen Ansiedelungen an den Küsten, besonders die am Roten Meere sind uralt. Es waren Araber, gegen die König Snefru mehr als 3000 Jahre v. Chr. um den Besitz der Berg- werke am Sinai kämpfte. Es waren arabische Wanderhirten, die um das Jahr 1950 v. Chr. siegreich in Ägypten einbrachen und die wir als Hyksos kennen. Der Handel der arabischen Küstenländer reicht bis in die fernste Zeit hinauf. Ismaelitische Kaufleute sind es, die den Joseph als Sklaven von seinen Brüdern gegen 50 Mark erhandlen und nach Ägypten verkaufen. Die Zahl ihrer Kamele, die goldene Halb- monde und Goldringe trugen, rühmt das alte Testament. War aber ihr Landhandel schon bedeutend, so war es ihr Seehandel noch viel mehr.
Der Reichtum der Sabäer (Scheba) in Südarabien war im Altertume fast sprichwörtlich. Bekannt sind die reichen Geschenke, die ihre Königin an Salomo sandte. Der Grieche Agarthachides, der um 200 v. Chr. diese Gegenden bereiste, erklärt die Sabäer für das reichste Volk der Erde. Diese Reichtümer flossen ihnen zum Teil aus dem eigenen Lande, hauptsächlich aber durch ihren Seehandel mit Äthiopien und Indien zu. Die Araber waren es, die in sehr früher Zeit die
Syrien.
Eisen bereits besaſsen und es sich selbst darstellten, andererseits, weil sie aus dem Handel mit Bronze und Bronzewaren einen gröſseren Handels- gewinn zogen. Deshalb poussierten sie den Erzhandel auf jede Weise, so sehr, daſs es ihnen gelang, bei manchen der barbarischen Völker der Bronze ein Übergewicht über das Eisen zu verschaffen, welches dieselbe in ihrer eigenen Heimat als Gebrauchsmetall für die gewöhn- lichen Werkzeuge des Ackerbaues und der Industrie niemals erlangt hatte.
Den Phöniziern gebührt der Ruhm, zur Entwickelung und Aus- breitung der metallurgischen Kenntnisse der Semiten am meisten beigetragen zu haben, insbesondere gilt dies in bezug auf die Her- stellung und Verarbeitung der Bronze. Indes haben auch die Nach- barvölker der Phönizier an diesem Ruhme Teil. Gaza und Asdod im Lande der Philister waren berühmte Industriestädte und reich durch ihren Handel. Damaskus haben wir gleichfalls schon erwähnt. Aber nicht nur die Kananiter, sondern auch die Araber im Süden, wie die stammverwandten Völker Kleinasiens nahmen Teil an diesem Berufe der Semiten. Unsere Kenntnisse von diesen Ländern sind freilich weit geringer als die von Chaldäa und Syrien.
Die Araber waren vordem wie heute vorwiegend ein Nomadenvolk. Arabien ist vielleicht die älteste Heimat aller Semiten, wenigstens ist die semitische Rasse in keinem Lande zu allen Zeiten so unvermischt geblieben wie in Arabien. Ihre einzigen Ansiedelungen an den Küsten, besonders die am Roten Meere sind uralt. Es waren Araber, gegen die König Snefru mehr als 3000 Jahre v. Chr. um den Besitz der Berg- werke am Sinai kämpfte. Es waren arabische Wanderhirten, die um das Jahr 1950 v. Chr. siegreich in Ägypten einbrachen und die wir als Hyksos kennen. Der Handel der arabischen Küstenländer reicht bis in die fernste Zeit hinauf. Ismaelitische Kaufleute sind es, die den Joseph als Sklaven von seinen Brüdern gegen 50 Mark erhandlen und nach Ägypten verkaufen. Die Zahl ihrer Kamele, die goldene Halb- monde und Goldringe trugen, rühmt das alte Testament. War aber ihr Landhandel schon bedeutend, so war es ihr Seehandel noch viel mehr.
Der Reichtum der Sabäer (Scheba) in Südarabien war im Altertume fast sprichwörtlich. Bekannt sind die reichen Geschenke, die ihre Königin an Salomo sandte. Der Grieche Agarthachides, der um 200 v. Chr. diese Gegenden bereiste, erklärt die Sabäer für das reichste Volk der Erde. Diese Reichtümer flossen ihnen zum Teil aus dem eigenen Lande, hauptsächlich aber durch ihren Seehandel mit Äthiopien und Indien zu. Die Araber waren es, die in sehr früher Zeit die
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Eisen bereits besaſsen und es sich selbst darstellten, andererseits, weil sie
aus dem Handel mit Bronze und Bronzewaren einen gröſseren Handels-
gewinn zogen. Deshalb poussierten sie den Erzhandel auf jede Weise,
so sehr, daſs es ihnen gelang, bei manchen der barbarischen Völker
der Bronze ein Übergewicht über das Eisen zu verschaffen, welches
dieselbe in ihrer eigenen Heimat als Gebrauchsmetall für die gewöhn-
lichen Werkzeuge des Ackerbaues und der Industrie niemals erlangt
hatte.
Den Phöniziern gebührt der Ruhm, zur Entwickelung und Aus-
breitung der metallurgischen Kenntnisse der Semiten am meisten
beigetragen zu haben, insbesondere gilt dies in bezug auf die Her-
stellung und Verarbeitung der Bronze. Indes haben auch die Nach-
barvölker der Phönizier an diesem Ruhme Teil. Gaza und Asdod im
Lande der Philister waren berühmte Industriestädte und reich durch
ihren Handel. Damaskus haben wir gleichfalls schon erwähnt. Aber
nicht nur die Kananiter, sondern auch die Araber im Süden, wie die
stammverwandten Völker Kleinasiens nahmen Teil an diesem Berufe
der Semiten. Unsere Kenntnisse von diesen Ländern sind freilich weit
geringer als die von Chaldäa und Syrien.
Die Araber waren vordem wie heute vorwiegend ein Nomadenvolk.
Arabien ist vielleicht die älteste Heimat aller Semiten, wenigstens ist
die semitische Rasse in keinem Lande zu allen Zeiten so unvermischt
geblieben wie in Arabien. Ihre einzigen Ansiedelungen an den Küsten,
besonders die am Roten Meere sind uralt. Es waren Araber, gegen die
König Snefru mehr als 3000 Jahre v. Chr. um den Besitz der Berg-
werke am Sinai kämpfte. Es waren arabische Wanderhirten, die um
das Jahr 1950 v. Chr. siegreich in Ägypten einbrachen und die wir als
Hyksos kennen. Der Handel der arabischen Küstenländer reicht bis
in die fernste Zeit hinauf. Ismaelitische Kaufleute sind es, die den
Joseph als Sklaven von seinen Brüdern gegen 50 Mark erhandlen und
nach Ägypten verkaufen. Die Zahl ihrer Kamele, die goldene Halb-
monde und Goldringe trugen, rühmt das alte Testament. War aber ihr
Landhandel schon bedeutend, so war es ihr Seehandel noch viel mehr.
Der Reichtum der Sabäer (Scheba) in Südarabien war im Altertume
fast sprichwörtlich. Bekannt sind die reichen Geschenke, die ihre
Königin an Salomo sandte. Der Grieche Agarthachides, der um 200
v. Chr. diese Gegenden bereiste, erklärt die Sabäer für das reichste
Volk der Erde. Diese Reichtümer flossen ihnen zum Teil aus dem
eigenen Lande, hauptsächlich aber durch ihren Seehandel mit Äthiopien
und Indien zu. Die Araber waren es, die in sehr früher Zeit die
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/218>, abgerufen am 26.11.2024.
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