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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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Syrien.

Wie uns aus der Geschichte der assyrischen Könige bekannt ist,
waren in den Schatzkammern der Tempel und Paläste der semitischen
Städte Metallvorräte angehäuft und zwar nicht nur von Gold und Silber,
sondern auch von Kupfer und Eisen. So sagt schon Josua 1): "Ihr kommt
herein mit grossem Gut zu euren Hütten, mit sehr viel Vieh, Silber,
Gold, Erz, Eisen und Kleidern, so teilt nun den Raub der Feinde."
Bei der Belagerung von Jericho fiel den Juden der Schatz, bestehend
aus Gold, Silber, ehernen und eisernen Gefässen in die Hände und sie
weihten ihn dem Tempel 2). David rühmt sich 3): "Siehe ich habe in
meiner Armut verschafft zum Hause des Herrn 100000 Zentner Gold,
und tausend mal tausend Zentner Silber, dazu Erz und Eisen ohne Zahl,
denn es ist sein zu viel."

Zu welchem Zwecke das Eisen dienen sollte, geht aus einer anderen
Stelle hervor 4): "David bereitete viel Eisen zu Nägeln für die Thüren
und Thore."

Der Ausdruck, David bereitete viel Eisen, ist bemerkenswert und
lässt uns annehmen, dass zu Davids Zeit Eisen in Palästina dargestellt
wurde. Indessen kam dieses Metall und namentlich die besseren Qua-
litäten desselben auch durch den Handel nach Israel. Tyrus war zur
Zeit der Propheten der berühmteste Markt für Eisen und Eisenwaren.
In den Klagen Hesekiels über den Fall von Tyrus heisst es: "Du hast
deinen Handel 5) auf dem Meere gehabt und allerlei Ware, Silber, Eisen,
Zinn und Blei auf den Markt gebracht (13)... Javan, Thubal und Mesech
haben mit dir gehandelt und haben dir leibeigene Leute und Erz auf
deinen Markt gebracht (19). Dan und Javan und Mehusal haben auch
auf deinen Markt gebracht Eisenwerk, Kasia und Kalmus." Vom
Norden kam das beste Eisen, unter dem wir jedenfalls Stahl verstehen
müssen, es war das Eisen des Nordens immer durch seine Härte und
Festigkeit berühmt. Der Prophet sagt 6): "Meinst du nicht, dass etwa
ein Eisen sei, welches könnte das Erz und Eisen von Mitternacht (das
Eisen des Nordens) zerschlagen?" Dass die Hebräer den Stahl bereits
gekannt haben, geht auch aus dem Sprüchwort hervor: "Man schärft
das Eisen mit dem Eisen 7)." Indessen bedarf hier ein Irrtum der
Berichtigung, der von Gesenius herrührt und sich, wie es mit gewagten
Hypothesen oder Irrtümern berühmter Männer oft geht, immer fort-
erhalten hat und häufig nachgedruckt wird. Es ist die Erklärung der
Stelle Nahums Kap. 2, 4, in welcher der Ausdruck p'al@dah paldah, nach

1) Josua 22, 8.
2) Josua 6, 19 und 6, 24.
3) 1. Chronik 23, 14.
4) 1. Chronik 22, 3.
5) 1. Chronik 27, 12.
6) Jeremias 15, 12.
7) Sprüche
Salomonis 27, 17.
Syrien.

Wie uns aus der Geschichte der assyrischen Könige bekannt ist,
waren in den Schatzkammern der Tempel und Paläste der semitischen
Städte Metallvorräte angehäuft und zwar nicht nur von Gold und Silber,
sondern auch von Kupfer und Eisen. So sagt schon Josua 1): „Ihr kommt
herein mit groſsem Gut zu euren Hütten, mit sehr viel Vieh, Silber,
Gold, Erz, Eisen und Kleidern, so teilt nun den Raub der Feinde.“
Bei der Belagerung von Jericho fiel den Juden der Schatz, bestehend
aus Gold, Silber, ehernen und eisernen Gefäſsen in die Hände und sie
weihten ihn dem Tempel 2). David rühmt sich 3): „Siehe ich habe in
meiner Armut verschafft zum Hause des Herrn 100000 Zentner Gold,
und tausend mal tausend Zentner Silber, dazu Erz und Eisen ohne Zahl,
denn es ist sein zu viel.“

Zu welchem Zwecke das Eisen dienen sollte, geht aus einer anderen
Stelle hervor 4): „David bereitete viel Eisen zu Nägeln für die Thüren
und Thore.“

Der Ausdruck, David bereitete viel Eisen, ist bemerkenswert und
läſst uns annehmen, daſs zu Davids Zeit Eisen in Palästina dargestellt
wurde. Indessen kam dieses Metall und namentlich die besseren Qua-
litäten desſelben auch durch den Handel nach Israel. Tyrus war zur
Zeit der Propheten der berühmteste Markt für Eisen und Eisenwaren.
In den Klagen Hesekiels über den Fall von Tyrus heiſst es: „Du hast
deinen Handel 5) auf dem Meere gehabt und allerlei Ware, Silber, Eisen,
Zinn und Blei auf den Markt gebracht (13)… Javan, Thubal und Mesech
haben mit dir gehandelt und haben dir leibeigene Leute und Erz auf
deinen Markt gebracht (19). Dan und Javan und Mehusal haben auch
auf deinen Markt gebracht Eisenwerk, Kasia und Kalmus.“ Vom
Norden kam das beste Eisen, unter dem wir jedenfalls Stahl verstehen
müssen, es war das Eisen des Nordens immer durch seine Härte und
Festigkeit berühmt. Der Prophet sagt 6): „Meinst du nicht, daſs etwa
ein Eisen sei, welches könnte das Erz und Eisen von Mitternacht (das
Eisen des Nordens) zerschlagen?“ Daſs die Hebräer den Stahl bereits
gekannt haben, geht auch aus dem Sprüchwort hervor: „Man schärft
das Eisen mit dem Eisen 7).“ Indessen bedarf hier ein Irrtum der
Berichtigung, der von Gesenius herrührt und sich, wie es mit gewagten
Hypothesen oder Irrtümern berühmter Männer oft geht, immer fort-
erhalten hat und häufig nachgedruckt wird. Es ist die Erklärung der
Stelle Nahums Kap. 2, 4, in welcher der Ausdruck פַּלְדָה paldah, nach

1) Josua 22, 8.
2) Josua 6, 19 und 6, 24.
3) 1. Chronik 23, 14.
4) 1. Chronik 22, 3.
5) 1. Chronik 27, 12.
6) Jeremias 15, 12.
7) Sprüche
Salomonis 27, 17.
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[169/0191] Syrien. Wie uns aus der Geschichte der assyrischen Könige bekannt ist, waren in den Schatzkammern der Tempel und Paläste der semitischen Städte Metallvorräte angehäuft und zwar nicht nur von Gold und Silber, sondern auch von Kupfer und Eisen. So sagt schon Josua 1): „Ihr kommt herein mit groſsem Gut zu euren Hütten, mit sehr viel Vieh, Silber, Gold, Erz, Eisen und Kleidern, so teilt nun den Raub der Feinde.“ Bei der Belagerung von Jericho fiel den Juden der Schatz, bestehend aus Gold, Silber, ehernen und eisernen Gefäſsen in die Hände und sie weihten ihn dem Tempel 2). David rühmt sich 3): „Siehe ich habe in meiner Armut verschafft zum Hause des Herrn 100000 Zentner Gold, und tausend mal tausend Zentner Silber, dazu Erz und Eisen ohne Zahl, denn es ist sein zu viel.“ Zu welchem Zwecke das Eisen dienen sollte, geht aus einer anderen Stelle hervor 4): „David bereitete viel Eisen zu Nägeln für die Thüren und Thore.“ Der Ausdruck, David bereitete viel Eisen, ist bemerkenswert und läſst uns annehmen, daſs zu Davids Zeit Eisen in Palästina dargestellt wurde. Indessen kam dieses Metall und namentlich die besseren Qua- litäten desſelben auch durch den Handel nach Israel. Tyrus war zur Zeit der Propheten der berühmteste Markt für Eisen und Eisenwaren. In den Klagen Hesekiels über den Fall von Tyrus heiſst es: „Du hast deinen Handel 5) auf dem Meere gehabt und allerlei Ware, Silber, Eisen, Zinn und Blei auf den Markt gebracht (13)… Javan, Thubal und Mesech haben mit dir gehandelt und haben dir leibeigene Leute und Erz auf deinen Markt gebracht (19). Dan und Javan und Mehusal haben auch auf deinen Markt gebracht Eisenwerk, Kasia und Kalmus.“ Vom Norden kam das beste Eisen, unter dem wir jedenfalls Stahl verstehen müssen, es war das Eisen des Nordens immer durch seine Härte und Festigkeit berühmt. Der Prophet sagt 6): „Meinst du nicht, daſs etwa ein Eisen sei, welches könnte das Erz und Eisen von Mitternacht (das Eisen des Nordens) zerschlagen?“ Daſs die Hebräer den Stahl bereits gekannt haben, geht auch aus dem Sprüchwort hervor: „Man schärft das Eisen mit dem Eisen 7).“ Indessen bedarf hier ein Irrtum der Berichtigung, der von Gesenius herrührt und sich, wie es mit gewagten Hypothesen oder Irrtümern berühmter Männer oft geht, immer fort- erhalten hat und häufig nachgedruckt wird. Es ist die Erklärung der Stelle Nahums Kap. 2, 4, in welcher der Ausdruck פַּלְדָה paldah, nach 1) Josua 22, 8. 2) Josua 6, 19 und 6, 24. 3) 1. Chronik 23, 14. 4) 1. Chronik 22, 3. 5) 1. Chronik 27, 12. 6) Jeremias 15, 12. 7) Sprüche Salomonis 27, 17.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/191>, abgerufen am 28.11.2024.